Shahar

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11 - 15 von 16
Shahar vor 9 Jahren 12 6
5
Duft
Der Charme von 50 Jahre altem 4711...
„Als ich die Werbung dafür gesehen habe, musste ich an Dich denken.“ Mit einem so wunderbaren Versprechen bekam ich Cloe's „Love Story“ geschenkt. Welche Frau würde sich bei diesem Vergleich und DEM Namen nicht geschmeichelt fühlen?
'Schatzi' und meine Kinder sind die einzigen Menschen auf der Welt, die mich gern anders sehen dürfen, als ich bin. Nett. Weich. Vielleicht bin ich das auch.......bei Ihnen.
Doch in der Eigenwahrnehmung und der aller Anderen beschreibt mich mein Traum-Berufswunsch vor dem Studium damals am besten: „Pressesprecher eines Atomkraftwerks“. Ich bin nicht nett. Schon gar nicht weich. Selbst die beste Version meiner Selbst ist vom Gut-Mensch-Sein-Wollen weit entfernt. Und darin gefalle ich mir sehr.
Darum hätte ich sofort wissen müssen, dass es mit „Love Story“ und mir kein gutes Ende nimmt.

Die Kopfnote ist ein Sekundenvorspiel ohne Gesicht, das heißt die Physalis sagt kurz 'Hallo', um dann im seifigen Neroli zu verschwinden. Neroli bleibt und bleibt und bleibt. Und 'seifig' ist noch geschmeichelt. So riecht der Wäschekorb meiner Oma, die sich seit Jahrzehnten reichlich mit verschiedenen Eau de Colognes beduftet und jedes Kleidungsstück nach einmaligem Tragen wochenlang in einem riesigen Wäschekorb lagert, ein Potpourri abgestandener, kernseifiger Düfte. Obwohl die Kernseife diesen Vergleich nicht wirklich verdient hat. Besser „50 Jahre altes 4711“?? Oder eine 30 Jahre alte Flasche Delial?
Das Orangenblüten-Absolue der Herznote mischt dazu etwas gewollt-künstlich blumiges, ohne den Duft (wie es das eigentlich sollte) weicher und süßer zu machen. Stephanotis rieche ich gar nicht. Selbige Oma zieht seit Jahren Kranzschlingen (=Stephanotis) am Spalier – die riechen eigentlich toll: süß, etwas hypnotisch – süß ist die Herznote schon, aber eher so Brechreiz-süß.
Das Petitgrain der Basisnote sollte wahrscheinlich den Bogen Neroli-Orangenblütenabsolue zu einem runden Ende schlagen, gibt dem Ganzen zusammen mit einem bitter angehauchten Zedernholz nur den Cologne-Todesstoß. Und ich denke Moschus zu riechen. Ist aber nicht gelistet. Vergessen?
Das Marketing mit der zarten Clémence Poésy, die verhaltene Andeutung von Erotik, das mädchenhafte Image, der edle Flakon – NICHTS davon findet sich in dieser Parfumkreation wieder.

Vielleicht riecht es auch nur an mir doof? Bin ich nicht.. "Love Story"-genug?

Die Sillage steckt kopfüber in Oma's Wäschekorb fest. Auf jedem anderen Untergrund, außer Haut, ist die Haltbarkeit beachtlich. Ich hoffe, Mademoiselle Poésy hat sich vom reichlichen Bestechungsgeld für diese Irreführung ein paar wirklich schöne Parfums zugelegt.

Leider ist der 75ml-Flakon nicht schwer genug, um Schatzi damit zu erschlagen. Zeit wäre es langsam, das war der zigste Versuch mir ein Parfum zu schenken, welches mir gefällt.
Nun gut, da ich ihm gegenüber aber nett bin, versuchte ich den Flakon aufzubrechen mit dem Ziel, heimlich das Ekelwässerchen wegzuschütten und durch ein schöneres zu ersetzen. Hat nicht geklappt. Das war meine einzige Idee, das auf „die nette“ Art und Weise zu erledigen. Und nun?
6 Antworten
Shahar vor 10 Jahren 16 7
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
„GRAND DAME“ auf Diät
Meine Vor-Kommentatoren hinterließen einen solchen Eindruck, dass ich Loukhoum einfach mal blind bestellt habe. Etwas, wo ganz groß draufgeschrieben: bombastisch, Weihnachtsmarkt, Mandeln, süüüüüüüüüüß und dann noch dieser ansprechende Flakon....die Duftbeschreibung....die Einordnung......da war die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, ins Schwarze zu treffen.
Zunächst einmal DANKE für diese....Erfahrung.....Offenbarung trifft es besser, ja, es hat ins Schwarze getroffen, auch wenn der Pfeil an ganz anderer Stelle einschlug und jetzt erklären sich mir auch die vereinzelt auftretenden Irritationen in einigen Kommentaren gegenüber diesem Parfum.
Denn es ist alles, was es zu sein scheint – nur die Wirkung ist völlig anders, als das, was man damit assoziiert. Der Auftakt mit Hagedorn ist ungewöhnlich ....gewöhnungsbedürftig? ....konzentriert ...... eine einzige (schöne) Duftnote, die jedoch zu spröde, STRENG! und sperrig ist um sofort nur zu gefallen. In ihr zeichnet sich ein Auftakt bis in die Herznote ab: dieser Duft ist TROCKEN! Und bei einem süßen Duft rechnet man mit allem – nur nicht mit dieser trockenen, dunklen, schweren Süße....jedes andere Parfum auf dem Markt mit Prädikat süß ist zugleich auch klebrig, schwül, feuchtwarm, anheimelnd.....trägt sozusagen schon den Schlüpper in der Kniekehle....... Loukhoum jedoch bleibt auf Distanz, arrogant, „angezogen“, unangepasst, erwachsen.....auch wenn der Duft nach 5 Minuten wärmer wird, facettenreicher, süßer. Was meine Vorredner hier an einzelnen Komponenten zu trennen vermochten (Mandeln, „angebrannt“, Rose, Hölzer), trifft alles zu und trotzdem bildet dieses Parfum in jeder Phase seines Duftverlaufs eine Einheit, wobei ich finde, dass es sich von Herz- zu Basisnote nicht mehr wesentlich verändert. Letzte Phase habe ich auch nach 18 Stunden noch nicht erreicht, die Haltbarkeit ist eine Wucht!
Die Sillage leider auch.....und ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage: „leider“. Wie schon erwähnt: Parfum verwende ich immer reichlich....was bei den von mir bevorzugten Duftrichtungen fast an Körperverletzung grenzt. Erst wenn die Umstehenden Tränen in den Augen haben, weiß ich, es ist genug. Dummerweise war im Falle von Loukhoum ICH der Gelackmeierte: es ist kein typischer Kopfschmerzduft, es ist ein Übelkeitsduft. Das scheint ein neuer Trend zu sein....geht mir bei Luna und Hayat von AlKimiya auch so. Dagegen hilft eine angepasste Dosierung, es bleibt aber ein flaues Gefühl in der Magengegend und das finde ich sehr irritierend, dass ein so süßer Duft so gar keinen Appetit auslöst. Fasziniert-verliebt bin ich trotzdem, Liebe muss nicht immer eitel Sonnenschein sein: die „Schattenseiten“ von Loukhoum versprechen eine lange, abwechslungsreiche Beziehung :)
7 Antworten
Shahar vor 10 Jahren 12 2
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
6
Duft
Männerfalle...oder auch der luxuriöseste Fliegenstreifen der Welt
Hypnotic Poison seit Markteröffnung eines der Lieblingsparfums. Hat mich gleich zu Beginn in einer bestimmten Duftnote an irgendwas aus meiner Kindheit erinnert, kann bis heute nicht sagen was. Passte zwischen 20-30 zu Frau Marke sehr attraktiv, selbstbestimmt, extrovertiert. War mutig genug, das tagsüber im Büro zu wagen – mir egal, dass der Duft bei 50% aller Menschen Kopfschmerzen auslöst. HP passt auch zu meinem Charakter, wir teilen die Rücksichtslosigkeit und die Selbstverliebtheit, wir sind theatralisch und temperamentvoll – wir sind kleine Egomanen!
HP riecht bei jedem gleich. Muss nicht passend zum obigen Charakter gewählt werden, macht aus jedem frigidem Provinzmauerblümchen attraktiv, selbstbestimmt, extrovertiert. Natürlich ist der Duft schwer, jede Klamotte bis auf die Socken muss für'n Parfumwechsel danach in die Wäsche. Bei mir sowieso. (Unter 'ner halben Flasche Parfum geh ich nicht aus dem Haus.) HP ist der Geheimtip für einen Affärenauftakt – die verlassenen Kissen lassen denjenigen noch tagelang schmachten....denn HP ist gelebte Sinnlichkeit, er ist süß-dunkel-schmutzig-anschmiegsam-verrucht-lecker-klebrig-rot.
HP ist auffällig! Wer Wert drauf legt nach einer 12-Stunden Session in einem verrauchten Club früh 10Uhr immer noch die umliegenden 50qm zu beduften, der sollte sich das unbedingt zulegen.
Hatte immer Bedenken, HP könnte älter sein als ich und ich müsste in die betörende Reife noch „hinein wachsen“. Nun bin ich 35 und trage das stikt außerhalb der Arbeit und sämtlicher Freizeitaktivitäten (nur noch bei stundenlangen Wanderungen, sogenannter Clubeffekt überstrahlt jede körperliche Anstrengung!!).
„Hinein gewachsen“ bin ich nicht in diesen Duft. Roch er für mich früher nach „erfahrener Dame“, macht er mich heute noch 10 Jahre älter, jedes Fältchen einen halben Zentimeter tiefer und haut gefühlt noch 5kg auf die Rippen. Also stellte ich mein Fläschchen ins Abseits und werde nun 10 Jahre warten, ob es dann wieder passt.
2 Antworten
Shahar vor 10 Jahren 28 4
10
Duft
Ein Duft, der MICH trägt....
Ghost deep night – das war Liebe auf den ersten Blick. Der wunderschöne Flakon gehört zu den wenigen, deren Inhalt vollkommen dem Äußeren entspricht und auch hält, WAS er verspricht.
Meine Schmetterlinge im Bauch sind auch nach den vielen Jahren so lebendig wie im ersten Moment und das hat noch kein anderes Parfum in meiner Sammlung geschafft.
Das größte Argument, welches für Ghost deep night spricht und MEIN Argument für oder gegen Parfums schlechthin: er ist unverwechselbar, ein absolut eigenständiges Parfum in einer absolut eigenen Duftklasse. Ganz sicher fällt Frau auf mit diesem Duft und läuft auch nicht in Gefahr, mit irgendeinem anderen Duft verwechselt zu werden.
Die Duftpyramide scheint Richtlinie zu sein, trennen kann man die verschiedenen Noten schlecht, alles bildet eine Einheit, auch der Duftverlauf ist eigentlich keiner, weil es von Anfang bis Ende gleich riecht. Der Duft lässt sich am Ehesten so beschreiben: es hat etwas sehr Helles (vielleicht der Kaktus Peniocereus ?), ist aber nicht strahlend oder frisch; er ist ein freundlicher Duft (die Rose?), jedoch auf keinen Fall nett oder harmlos. Er ist auffallend sinnlich und trotzdem sehr kühl (die weißen Hölzer?); er ist klar, trägt aber eine gewisse Düsternis in sich. In jedem Fall ist er schön und sehr, sehr, sehr angenehm......Eigenschaften, die bei der Herstellung von Düften immer weniger eine Rolle zu spielen scheinen.
Definitiv ist er für mich ein „Stimmungsduft“, ein Duft den man sich anzieht wie einen besonders ausgefallenen Mantel (kein Kleid, er ist nicht so hautnah; distanziert sich von seiner Trägerin).....unabhängig vom Anlass und der Tageszeit....er passt zu einer klaren Sommernacht genauso wie zu einem trüben Wintertag...man muss IHN nur wollen für genau diesen Moment.
Die Haltbarkeit ist für ein edt beachtlich, die Silage kräftiger als es den Bewertungen entspricht.
Empfehlen würde ich diesen Duft JEDEM: er hat kein Alter, keine charakterlichen Präferenzen......und ihn zu mögen, fällt ganz sicher auch nicht schwer ;)
4 Antworten
Shahar vor 10 Jahren 6 2
2.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
2
Duft
grausiger Verwandlungskünstler
Nach dem ersten Probeschnüffler war ich hin und her gerissen, ob ich gleich brechen gehen soll oder mir die Schläfen massierend noch 10 Minuten damit warte und noch einer Schniefer drauf setze. Soll ja jeder und jedes seine Chance haben. Beim ausgiebigen Nachschlag blieb nur eine leichte, stirnkonzetrierte Übelkeit und mein säuerlicher Gesichtsausdruck.
Ich bin jetzt sicher ungerecht, aber viele britische Damenparfums, gerade die mit weißen Blüten (da gibt’s auch so ein schlimmes von Penhaligon's), geraten in eine Form der Großartigkeit schlimmster Sorte. Pures Nasengift. An einer älteren, gepflegten, englischen Dame hätte „white gardenia petals“ durchaus seinen Reiz.....das Alter darf ja verschroben und unsexy sein....aber an jungen Frauen betont es das leicht zurückstehende Kinn, die zu ausgefallene Nase....das grobe Gebiss und eine schreckliche Art zu altern, indem Tränensäcke und Hängebäckchen um die Wette dem Boden zustreben. Da ich die zweite Probe todesmutig reichlich auf mir selbst verteilte, musste ich nach meiner Duftanalyse ausgiebig duschen UND baden (Haltbarkeit also okay).......ich hätte abends nicht mit der Sorge schlafen gehen können, mir würden bis zum Morgen Hängebäckchen wachsen.
„WGP“ ist so spröde wie die englische Küche und genauso bekömmlich. Der Duft hat durchaus etwas (lau)warmes, etwas weiches und sehr eingängiges.......aber ich hatte auch mal ein Praktikum in der forensischen Medizin und daran möchte ich nicht gern erinnert werden.
Was bei „wpg“ sehr schade ist: es handelt sich nicht um einen kompletten Schuss in den Ofen, es ist also kein hoffnungsloser Fall von Anfang bis Ende. Zwei Duftnoten in der Komposition...und da tippe ich auf Gardenie und Bergamotte....legen sich wie eine Schlinge um den Hals der restlichen Duftpyramide und machen ihr den Garaus. Man erahnt noch, dass etwas ganz tolles hätte daraus werden können....und ist auch ein bißchen traurig.
2 Antworten
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