Susan

Mona di Orios VANILLE bringt mir unmittelbar den Gedanken an eine Chimäre in den Sinn……ein Mischwesen…..weder ganz das eine, noch ganz das andere…..aber in seiner Gesamtheit einzigartig und faszinierend……

Zunächst einmal muss man sich von allen herkömmlichen Vanilleduft-Vorstellungen verabschieden…..diese Vanille ist aus anderem Holz geschnitzt…..dunkler, rauher, kantiger und allgemein maskuliner…..

Dieser eher maskuline Duftcharakter zeigt sich für mich vor allem zu Beginn……

VANILLE eröffnet mit deutlich Nelke, aromatisch-bitterer Orangenschale und einer mehr als großzügigen Ladung Rum…….

Das entspricht auch vollkommen den Gedankenbildern der Parfumeurin, die diesem Parfum zugrunde liegen: Ein altes Schiff auf dem Weg von oder nach Madagaskar……beladen mit allerlei Spezereien wie Orangen, Vanilleschoten, Ylang Ylang Blüten, Nelken, edlen Hölzern und Rumfässern…… von letzteren offensichtlich reichlich ;-)……

Die wunderbar aromatischen Aromen dieser kostbaren Ladung vermischen sich mit Amber und Tonka zu einem warmen, rauchig-würzigen und semi-gourmandigen Dufterlebnis mit nur sanfter Süße und einem gerüttelt Maß an „Booze“…….wobei die dunkle Vanilleschote ab der Herznote das Leitmotiv bildet……

Nach einiger Zeit wandelt sich auch die zunächst eher maskuline Anmutung…….so dass ich ihn ab etwa einer Stunde Duftentwicklung als „unisex“ durchgehen lassen würde ;-)……..

So zärtlich, sanft und fluffig wie der allerweichste, cremeweiße Flaum, den man sich nur vorstellen kann…….

Dazwischen blitzen immer wieder kleine, zauberhafte Zitronen- und Verbenen-Sternchen auf …….wie funkelnde Sternschnuppen vor einem perlmuttfarben schimmernden Himmelsgewölbe…….

Gandix hat mit „Cremeperlenschimmern“ bereits den perfekten Ausdruck gefunden, um diesen engelsgleichen Duft in Worte zu fassen……

Die Rose erblüht hier lediglich in hauchzartem Pastellrosa und lässt der Iris durchweg den Vortritt……..

Zur Basis hin verflüchtigt sie sich sogar nahezu vollständig und hinterlässt eine cremige, butterweiche, moschusdurchwirkte Iris …..garniert mit ein paar köstlich vanilligen Heliotrop-Flöckchen ……

Hätte Turandot den Duft in ihrer Renzension nicht schon exakt so beschrieben, wie ich ihn auch wahrnehme, dann hätte ich selbst eine ausführlichere verfasst.

Der hat es nämlich allemal verdient, dass man sich ihm ausgiebig widmet….

Zweifelsfrei stimme ich einigen meiner Vorredner zu: Es duftet verblüffenderweise nach Tuberose. Allerdings nach einer „unschwülstigen“. Einer „grüneren“, wenn man so will.

Nun ist es aber so, dass gemäß Pyramide gar keine drin ist.

Ich kann es mir nur so erklären, dass die Gewürzmischung (zu der sicherlich auch Nelke zählt) in Kombination mit den grünen Noten, dem strahlenden Jasmin und dem buttrigen Ylang Ylang diesen überraschenden Dufteindruck entstehen lässt.

OIRO besticht durch eine opulente, fast ein wenig Retro anmutende, Blütenfülle……ist aber in keinem Fall das, was man sich gemeinhin unter einer „überladenen Weißblüher-Orgie“ vorstellt……mitnichten.

Weihrauch, Zeder und Vetiver schaffen hier ein perfektes Gegengewicht…..gemeinsam verleihen sie dem Duft eine elegante, ernsthafte Tiefe und sogar ein gewisses Maß an Frische…..

In diesem Duftstadium verweilt ORIO für sehr sehr lange Zeit……bis es letztendlich in einer üppigen, dunkel-ambrierten Basis ausklingt.

Hätte ich nicht eine Abneigung gegen Tuberose, hätte ich den Duft sicherlich noch besser bewertet. Da das aber nun mal so ist, setzt sich meine Bewertung folgendermaßen zusammen:

Allgemein: 9
Persönlich: 7
Gesamt: 8

…..ein Hauch nur……super sanft und weich……wie ein noch warmes, flauschiges und herrlich frisch duftendes Handtuch…..

CABRIOLE verströmt ein Fluidum kindlicher Unschuld……

Christine Nagel hat hier bewusst auf die bei Kinderparfums übliche Orangenblüte verzichtet und sich für die durchaus gelungene Verbindung von Osmanthus und Geißblatt entschieden…..

Die Süße des Duftes ist somit auch ausgesprochen moderat und entspringt einzig und allein der dem Geißblatt innewohnenden floralen Süße…..

In Verbindung mit Osmanthus und dessen zarter Teenote entsteht die Anmutung eines filigranen, hellgrünen Aquarells…….

Gestützt wird dieses delikate Duftgebilde von einer traumschönen, hellen und weichen Sandelholznote, die dem Duft auch einen Hauch Eleganz verleiht….

Konzipiert wurde CABRIOLE als Parfum für Kinder…….

Es sind Bilder ländlicher Harmonie und unbeschwerter Fröhlichkeit, die einem in den Sinn kommen ……….Bilder von nackten Patschefüßchen die an einem frühen Sommermorgen über taufeuchte Wiesen hüpfen…….

Und dennoch kann ich mir CABRIOLE durchaus auch an Erwachsenen vorstellen. …….weil er eben NICHT vordergründig süß und klischeehaft kindlich ist……

Und weil er trotz seiner unschuldig-zarten Anmutung die Hermès-typische Eleganz ganz unbestreitbar in sich trägt…….

Schon der erste Sprühstoß lässt mir alle Nackenhaare zu Berge stehen…!! Der Feind zögert nicht. Er geht schnurstracks auf Angriff..!!

Eine geballte Ladung Kunstholz fräst sich erbarmungslos in meine Nasenflügel, meine Haut und mein Gehirn.

Eigentlich bin ich jetzt schon erledigt.

Diesem geballten Ansturm von Cashmeran, Ambroxan, AmberXtreme, Sinfonide, Operanide und wie sie alle heißen mögen, habe ich nichts entgegen zu setzen. Da reicht nicht mal meine wirkliche aufrichtige Absicht, der Chemokeule einigermaßen offen gegenüberzutreten.

MUSC OLI ist für meine Nase der blanke Horror.

Doomsday.

Der „parfümistische“ Supergau.

Hier haben wir die Chemiekeule in Reinkultur. Sämtliche Duftnoten, die mir viele der Neuerscheinungen verderben, sind hier in einem einzigen, entsetzlichen Inferno vereint.

MUSC OLI bedient (für mein Empfinden) in vollkommen perfekter Weise den Zeitgeist der Parfümerie. Seelenlos, kalt, unfreundlich und chemisch stereotyp. Man möchte kaum glauben, dass diesem Haus einst ein Jahrhundert-Duft wie "Tabac Blond (Eau de Parfum) | Caron" entsprungen ist.

MUSC OLI entspricht exakt dem „Duftrail“ wie man ihn derzeit in jedem NEW YORKER, H&M, MÜLLER usw. wahrnimmt. Die ewig anhaltende, beißende Basis so vieler aktueller Düfte.

Und da dem so ist, bin ich mir sicher, dass auch MUSC OLI seine Liebhaber finden wird. Vermutlich sogar zahlreich.

PS: 0,5 Punkte gibt es nur deshalb, weil „0“ nicht geht.