Tessence

Tessence

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1 - 5 von 8
Tessence vor 4 Monaten 5 1
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Pure Verführung
Sie sitzt an der Bar, ihr Haar fällt ihr in perfekten Wellen über die Schultern. Mit ihrem roten Lippenstift-Lächeln bedankt sie sich kokett beim Barkeeper, als sie ihren Martini entgegennimmt. Sie spürt die Blicke der Männer um sie herum, senkt den Blick und Lächelt in ihr Glas.
Ihr kleines schwarzes passt wie angegossen, überlässt aber genug der Fantasie - im Gegensatz zu dem Schlitz an ihrem einen Bein, der schon fast verboten hoch ist. Mit den überschlagenen Beinen sitzt sie wie perfekt drapiert auf dem Barhocker. Die roten Sohlen ihrer High-heels leuchten im dämmrigen Licht.

Als jemand neues die Bar betritt wendet sie sich mich fragendem Blick um. Ihr Lächeln wird breiter, sie stützt ihre weiche Wange auf ihrer Handfläche ab und hält den Blickkontakt. Sie weiß, heute wird sie nicht alleine nach Hause gehen.

**

Hollali, das ist wirklich ein Duft, der verboten gehört! Oder lieber nicht, denn er ist wirklich toll. Ich kann keine konkreten Duftnoten herausriechen und auch mit der Beschreibung tu ich mich schwer. Sirupartig ist er, aber nicht wegen der Süße, eher klebt er an einem und zieht ihn in seinen Bann.
Ich kann verstehen, dass er polarisiert und nicht jedem gefällt, aber ich finde er hat wirklich etwas pheromon-(un)artiges.
Auch wenn ich in nächster Zeit niemanden verführen muss und keine Ahnung habe, wann ich den tragen soll, konnte ich mich dennoch nicht von meiner Probe trennen.
Ein Meisterwerk!
1 Antwort
Tessence vor 6 Monaten 12 3
Schockverliebt und dann Blitzscheidung
Oder auch: Ein Hautchemie-Rant.

Aber vorher eine kurze Anekdote, wie der Duft mich fand:
Von einer lieben Parfuma bekam ich ein Pröbchen von NR Musc Noir und als ich den Brief öffnete, war ich hin und weg - allerdings nicht vom Musc Noir, wie ich schnell feststellen durfte (der enttäuschte mich tatsächlich), sondern von dem kleinen Liebesbrief. Den hatte die Parfuma nämlich beduftet, und zwar wirklich dufte. Ich konnte den Brief gar nicht lange beseitelegen, sondern schnüffelte immer wieder daran und fragte mich, was das denn sei. Der Brief hüllte mich in eine würzig-cremige, leicht florale Wolke - quasi meine Wolke 7 - und alles war schön rund. Alles passte und erinnerte mich ein wenig an meinen Lieblingsweichspüler von Lenor, der (mein Herz weint immer noch) eingestellt wurde. Der dunkelgrüne, Smaragd und Elfenbeinblüte.
Aber das ist Matrrial für einen anderen Rant.

Ich schlich mich also an besagte Parfuma an und fragte, heilige Heuschrecke, warum riecht die Duftpost so grandios?
Etwa einen Tag bangte ich dann, und schließlich die Nachricht:
Crystal Noir.

Ich kippte aus den Latschen, hätte nie gedacht, dass der das ist. Also los, Pröbchen besorgt und ab auf den Teststreifen. Oh wie schön. Da war er, mein Liebesbrief-Duft und ich schwebte wieder auf meinem Wölkchen.
Heute dann auf einem meiner Duftspaziergänge testgetragen.
Und…
Puh, der startet ja frischer als gedacht! Von wegen schwarzer Kristall.
Hm. Ingwer ist wohl nicht so meins als Parfum. Bleib lieber in der Teetasse, mein Freund!

Und dann kawusch - war er weg. Moment, Anosmie? Ah, nein, da ist er wieder. Der Ingwer sagte langsam adieu und die floralen Noten nahmen die Führung ein, allerdings mit einer piekselnd-störenden Dauerbegleitung. Ich kann nur vermuten, dass es sich dabei um den Pfeffer handelt.
Irgendwann kommt dann schließlich die Cremigkeit, aber auch die Piekselt mich.

Wieder zu Hause umhüllt mich dann die Sillage, die doch eindeutig mächtig ist. Allerdings habe ich auch ein sensibles Näschen. Ein solches hat auch mein kleiner Mini-Me, weshalb der dunkle Kristall wieder von meiner Haut weichen sollte. Aber huch. Der hat nicht nur Stacheln, das sind Widerhaken! Selbst nach vier Seifenbeseitigungsmaßnahmen war er noch da - nun allerdings ohne piekseln und mehr wie mein kleiner Liebesbrief.

Hmpf. Mit meiner Hautchemie rede ich erstmal die nächsten Tage nicht, bin eingeschnappt. Nicht das erste mal, dass sie komische Sachen macht.

Übrigens kann ich eine gewisse Parallele zur Basis von This is Her bzw. den Zadigs bestätigen - allerdings sind sie eher lose bekannt. Crystal Noir ist vielleicht mal dran vorbeigegangen.

Und danke an diejenigen, die bei den Statements geschrieben haben, dass sie nasse Badesachen riechen.
Die riech ich seitdem auch.
3 Antworten
Tessence vor 6 Monaten 48 7
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Panikattacken-Präventions-Begleiter
Es ist mal wieder total stressig. Der Mini-Me will nicht schlafen, die Arbeit läuft nicht richtig, oder ich komme schlicht mit dem Älltaglichen nicht hinterher.
Dann spüre ich es schon langsam kribbeln im Nacken. Ich stehe unter Strom, die Zeit rennt davon, tausend wichtige Dinge im Kopf.
Und dann kommt Herr Thera P. und legt mir sanft die Hand auf die Schulter. Er sagt leise aber deutlich „Alles wird gut. Ich bin da.“
Wie ein kleiner Schutzschild vor allem was da kommen mag begleitet mich nun Herr Thera P. und immer, wenn die Welt versucht über mir einzustürzen, höre ich wieder seine leise Stimme und ich atme tief durch.

Herr Thera P. ist kein lauter Begleiter, das muss er aber auch nicht. Wenn er spricht, dann bilateral. Außer jemand darf in meinen Wohlfühlbereich, dann wird dieser gerne in unser Zwiegespräch eingeladen.

Ich nenne ihn Herr Thera P., aber genauso gut könnte es seine Frau sein. Um ehrlich zu sein, glaube ich sie wechseln sich nach einer Weile ab. Das sei ihnen bei der schweren Arbeit aber auch vergönnt.

Herr Thera P. beginnt seinen Arbeitstag als mein erdender Anker frisch ausgeruht. Gerne hat er eine Mandarine dabei - Vitamine helfen dabei gesund zu bleiben, pflegt er mich zu erinnern. Mittags bringt seine Frau dann ein paar Blumen vorbei und verweilt. Aber genau wie die beiden, sind die Blumen nichts aufregendes, nichts schreiendes.
Wenn Herr Thera P.s Arbeitstag endet, dann bleibt er doch irgendwie weiter anwesend als hölzern-hautige Erinnerung.

Und stets ist seine Aura präsent. Als kuschelige Decke, als warmes erholsames Bad, als Umarmung, als alles Gute, was man benötigt, um diesen und jeden anderen Tag zu überstehen.
7 Antworten
Tessence vor 7 Monaten 6
3
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
5
Duft
Kühle, distanzierte, professionelle Synthetik
Vorhin kam mein Mann spielerisch mit seinen Händen wedelnd in das Wohnzimmer und wackelte verschwörerisch mit den Augenbrauen - er hatte somit wieder eine Parfum-Probe ergattert. Und war offenbar nicht abgeneigt.
Interessiert schnüffelte ich an dem Luftzug und dann nochmal an seinem Handgelenk.
Hmmmm.
„Welcher ist das?“, fragte ich, entschied mich aber direkt um: „Nein, halt. Ich möchte unvoreingenommen sein.“
Ich nahm mir also einige weitere Atemzüge Zeit und langsam formte sich ein Bild in meinem Kopf, welches ich für meine bessere Hälfte in Worte zu verpacken suchte.

„Also es ist für mich kein Kuschelduft. Der schmiegt sich nicht an, lädt mich nicht ein in deine Arme zu kommen.“
Es fehlte mir eine gewisse Weichheit, die ich an Männerdüften so mag. Invictus hält mich eher auf Distanz. Die maritimen Noten kann man wirklich gut Erkennen, sehr frisch und wie ich finde kühl.

„Ich seh dich den eher im schwarzen Anzug tragen.“, setzte ich dann nach. „Aber auch mehr, wenn wir uns gegenüber in einem schicken Restaurant sitzen als nebeneinander.“
(Da war mir schon klar, dass das kein Duft für meinen Mann war. Dieser trägt selten Anzug und ist stiltechnisch eher im Bereich Holzfäller-Chic/Hipstertum zu verbuchen.)
Und einige Minuten später:
„Ehrlichgesagt sehe ich mich jetzt mit meinem Chef beim Essen.“

Die Kühle der Kopfnote geht relativ schnell für mich in eine Synthetik über, die noch mehr Distanz erschafft. Deshalb das Bild mit dem Chef. Invictus ist nicht schlecht - ich finde ihn sparsam dosiert professionell, frisch, gepflegt, maskulin in jedem Fall. Klassisch vielleicht, wie man sich ein teures Duschgel oder Deo vorstellt.
Aber es ist kein Duft, den ich an meinem Mann haben möchte. Jedenfalls nicht zu Hause.

Ein weiterer Punkt ist die Sillage - diese ist für uns mächtig gewältig gewesen. In unserem ganzen Haus war Invictus anwesend, und das bei nur zwei sparsamen Testsprühern. Und nach einiger Zeit bekam mein Mann auch noch ziemliche Kopfschmerzen.
Also musste ich ihn zumindest nicht davon überzeugen, dass der Pokal nicht bei uns einziehen darf.
Ich kuschel weiterhin lieber mit Le Male.
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Tessence vor 7 Monaten 9
8
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
5
Duft
Die Beratung der Bibliothekarin
Ach Mensch. Ich wollte dieses Parfum so sehr lieben. Vermutlich bin ich influenced mit utopischen Erwartungen und (als ehemalige Mitarbeiterin einer Bibliothek) mit ebenso hohen Hoffnungen herangegangen. Und leider bekam ich so gar nicht das, was ich erhofft hatte.
Versteht mich nicht falsch - Whispers in the Library ist weiß Gott nicht schlecht.
Aber für mich eben kein Bibliotheksgeflüster.

Am Sprügkopf des Testers konnte ich eine vanillige Note erschnuppern, gleichzeitig etwas, das in Richtung Essig ging - aber nicht penetrant-schlecht. Und ja, das ist an sich der Geruch sich zersetzendes Papieres (oder eben der Bücher).
Kurz nach dem Sprühen kam mir eine puderige Cremigkeit (oder eine cremige Pudrigkeit?) entgegen, mit einem gewissen Muff, den man tatsächlich als Staubigkeit interpretieren könnte.
Dann aber tritt sehr präsent eine florale Note auf - und überrollt alles andere. Patchouli hilft da nicht. Mein Mann (der stets als Zweitnase herhalten muss, der arme) hätte an dem Punkt am liebsten die Flucht ergriffen. Ja gut, er mag kein Patchouli - keine guten Voraussetzungen also - aber er beanstandete eher die Sillage. Die war nämlich an mir zumindest überwältigend. Wir standen also in dem nicht so leisen Geflüster und er versuchte herauszufinden, was ihm da plötzlich in die Nase biss. Erst bekam er Kopfschmerzen, dann machte seine Nase dicht.
Zum Glück traf es mich nicht so heftig, obwohl ich doch sonst eher die Allergikerin von uns beiden bin.

Anyways, ich schnupperte immer mal wieder als nun Alleinlkämpferin an meinem Arm und nahm eine luxuriöse Gepflegtheit wahr. Der Drydown folgte dann sehr viel später angenehm holzig - mein Lieblingspart an dem Duft.

Ihr seht, ich bin zwiegespalten. Das Parfum ist gut, aber für mich eher ein durchschnittlich besonderer Damenduft über den ich nicht allzu viel zu sagen vermag. Ich weiß nicht, was genau ich erwartet habe. Mehr Bibliothek? Mehr Staub und Muff?
Aber dann wäre der Duft sicherlich nicht wirklich tragbar.

Vielleicht ist es ganz gut, dass mein bibliophiles Ich sich nicht mit der Frage auseinandersetzen muss, ob wir nun Freunde werden oder nicht - die Nase meiner besseren Hälfte hat mit diese Entscheidung abgenommen.
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