Tomek26

Wer hätte das gedacht? DER Aquat kann noch einmal frischer werden. Die Mandarine macht es möglich. Der Auftakt ist frisch-zitrisch, zwar leicht synthetisch, aber immer noch gut. Gleichzeitig schwingt Cool Water mit. Der Flanker ist kein eigenständiger Duft, er ist wirklich ein Flanker. Cool Water ist unverkennbar. Zum Schluss bleibt noch ein Hauch vom Guajakholz. Alles bleibt ca. 4 Std. auf der Haut mit einer angenehmen Sillage. Dieser Duft überzeugt durch seine Frische und dadurch, dass es ein echter Flanker mit einer gelungenen Nuancierung ist.

Ich mache es kurz: Es ist Versace Eros mit Zitrone statt Apfel/Minze und in Rot. Der Rest ist gleich.

Wer möchte kann weiter unten noch ein Paar Details erhaschen.



Kopf: Ganz klar Zitrone, die irgendwie immer mitschwirrt, aber nie dominant oder ekelig ist. Angehnem zu riechen.

Herz: Mischung aus Zitrone und synthetisch-süßem Vanille/Tonka Mix. Zweiteres genau wie beim blauen Eros.

Basis: Genau so wie Herz, nur mit noch weniger Zitrone.

Hält ziemlich lange auf Kleidung und Haut. Sillage ist recht starkt. Performance ist also TOP.

Ja: Ausgehen, Freizeit, Club.
Nein: Arbeit, gehobener Anlass, Date

Eher Jüngere, aber ganzjährig.

Gute Ergänzung zum bisherigen Eros, aber nichts weltbewegendes.

Die Molcule-Reihe ist ja schon genial. Ein synthetisches Molekül und das wars. Um auf die Idee zu kommen, muss man schon sehr minimalistisch denken oder einfach eine gute Idee haben und diese auch durchziehen. Nur Geza Schön weiß genau, was er sich dabei gedacht hat.
Ich denke, dass der Duft kein Parfüm ist. Dieser Duft ist eher ein Konzept; man könnte ihn fast mit einer Bachelorarbeit vergleichen. Alles naturwissenschaftlich gehalten. Schon Bei Molecule 01 dachte ich, dass sich die 01 auf den binären Code bezieht. Nach dem Motto; entweder ist das eine Molekül da oder nicht. Das Flaschendesign lässt auch darauf schließen, da es doch futuristisch anmutet. Etwas komplett neues in der Parfümwelt, aber auch irgendwie etwas komplett banales.
Jedenfalls ist der Duft interessant. Sprühe ich ihn auf die Haut, rieche ich zuerst eine stark alkoholische Note. Diese verfliegt aber recht schnell und übrig bleibt das Ambroxan. Tatsächlich riecht Ambroxan dem ISO-E-Super aus Molecule 01 sehr ähnlich. M01 riecht für mich nach leicht verkohltem Holz, ja fast nach einem Kaminfeuer in einer Holzhütte, während M02 eher nach Frische, Wind mit holzigem Einschlag riecht; aber beide synthetisch und beide holzig.
M01 rieche ich deutlich länger als M02. Zweitere rem geht nach ca. 10 Minuten die Puste aus oder ich rieche ihn einfach nicht mehr (so wie viele andere das auch berichten). Spaß habe ich daran nicht wirklich, aber das Interesse ist nach wie vor groß.

Was bleibt am Ende über?

Am Ende bleibt mir das Fachwissen über die Molecule-Reihe und ein Beispiel für den Duft eines einzigen Moleküls über. Ich habe mehr dazu gelernt als den Duft zu genießen... eine Bachelorarbeit aus der Flasche.

Dunhill Fresh,...

... das frische Nordlicht.
... der von dem gleichen Macher wie Nautica Voyage.
... der nach Nische riechen soll.
... Fahrenheit mit Minze.
... ohne Zitrone.
...

Viele Beschreibungen ehren den Nordmann. Doch ehrlich gesagt, möchte ich ihn relativieren.

Jetzt im Sommer konnte ich ihn ausgiebig testen. Sowohl der Nautica als auch der Fresh gelten als frisch. Dabei hat mich beim Nautica sowie beim Fresh immer eine Sache gestört und das ist die drückende Synthetik. Um die Haltbarkeit in die Länge zu ziehen, gibt der Parfumeur gefühlt seine Lieblingsduftlanganhaltendechemie dazu. Was dabei entsteht ist keine frische Leichtigkeit, sondern drückende Frische.

Hinzu kommt, dass der Fresh, auch wieder dem Nautica ähnlich, keinen Duftverlauf hat. Er bleibt starr so wie er eben ist, von Anfang bis zum Ende.

Der Duft selbst riecht, abgesehen von der Synthetik, ganz gut. Er hat etwas von Fahrenheit. Die Minze ist gut zu riechen, leicht süß ist er auch. Er erinnert mich tatsächlich an Mentholzigaretten. Und so ist auch irgendwie sein Image. Nur wenige mögen diese Relikte aus den 90ern.

Ich mag die 90er. Ich mag Dunhill Fresh. Ich mag aber keine Mentholzigaretten. Diese habe ich nie Verstanden sowie manche Meinung zum hier genannten Duft.

Der Duft ist einfach nur ein drückend frisch-synthetischer Knaller, ohne Verlauf, mit süßlicher Minze und mit Assoziationen an Mentholzigaretten.

Nicht mehr und nicht weniger.

"Ausgelutscht, an Glanz verloren, kastriert, reformuliert, alt, von Massen benutzt, verhökert, von vielen Missbraucht, hier Pantydropper, da Clubduft, zu süß, zu pink, zu billig, von allem zu viel, dennoch schwach bzw. schwächer als vorher, ..."
Der Kanon der Kritik singt lang und laut.

Aber tragbar?

Schwer zu beantworten.

Man muss viel wegstecken, wenn man ihn tragen möchte. Einen Auszug aus dem Kanon der Kritik habe ich bereits aufgeschrieben. Die Liste ließe sich noch weiter ergänzen. Man muss die laute Kritik in Kauf nehmen; die Kritiker schweigen nicht.

Lohnt sich das?

Auch schwer zu beantworten.

Für viele ist der Duft totreformuliert. Ich kenne den Duft nicht aus der Zeit vor der Reformulierung, deshalb finde ich, so wie er ist,hervorragend. Ich liebe diese Komposition. Auch die Sillage und Haltbarkeit sind für mich super. M.E. lohnt sich das Tragen dieses Duftes, allerdings tue ich das meist nur für mich, auch wenn das in einem großen Widerspruch zur Lautstärke des Duftes steht.

Was tun?

Ich denke, dass der Schlüssel zum Tragen des Duftes darin liegt, ihn neu zu denken. Alte Images beiseite schieben, Vorurteile abbauen, Floskeln relativieren, ihm Stil verleihen, den Namen, der dahinter steckt, kurz vergessen, aufsprühen, riechen, neu entdecken und neu denken.