Tomina

Tomina

Rezensionen
Tomina vor 21 Tagen 9 6
10
Duft
2007 vs 2015 - eine Liebeserklärung an beide.
Was macht speziell die Version von 2007 aus? Wie unterscheidet sie sich im Duft von ihrer jüngeren Variante? Wie kann ich anhand vom Flakon beurteilen, welche es ist?

Nachdem ich mich gleich zu Beginn meiner Parfumo-Zeit in sowohl die Infusion d'Iris von 2015 als auch die von 2007 verliebt hatte (damals hat noch jemand Abfüllungen gemacht, danke nochmal!), war ich auf der Suche nach einem Restflakon der alten Variante. Es hat über ein Jahr gedauert. (Auch hier danke nochmal!) Dieses Parfum ist selten geworden. Trotzdem sehen wir es überall und ständig in Empfehlungen, in Rezensionen, in Verkäufen. In der Regel handelt es sich stattdessen um die 2015er Version, die einfach verwechselt wurde. Meistens steckt keine Böswilligkeit dahinter. Beim Markieren muss man mehr oder weniger den gesamten Parfumnamen ausschreiben, bis die 2015er überhaupt angezeigt wird, und auch dann steht die 2007er noch ganz oben. Wenn man es nicht weiß, könnte man denken, es gibt nur diese eine Version. Schwierig finde ich es dann, wenn es eben doch Absicht ist, und jemand die 2015er als 2007er verkauft - mit Preisaufschlag, weil eingestellt -, aber meistens ist es wirklich gar nicht böse gemeint, oft steht noch das Kaufdatum in den 2020ern dabei, dann ist es eigentlich klar.

Unterschiede am Flakon

Wenn ihr nur Frontfotos habt: die alte Plakette hat ein deutlich feineres Seil, das aussen herum läuft.

Am auffälligsten und eindeutigsten ist allerdings die Seitenbeschriftung des Flakons, die sich auch auf der Verpackung findet.

2007:
Infusion d'Iris
Mandarine d'Italie
Néroli de Tunisie
Bois de Cèdre
Benjoin du Laos
Encens de Somalie

2015:
Iris
Iris Pallida
Mandarine d'Italie
Néroli de Tunisie
Bois de Cèdre
Benjoin du Laos

Wenn man nicht die ganze Liste vergleichen mag, reicht eigentlich, sich zu merken, dass die Infusion d'Iris 2007 ganz unten den Weihrauch stehen hat. Die 2015er nicht.

Und das riecht man dann auch!
Ganz klar sind beides Varianten vom gleichen Parfum: der elegante Iris-Klassiker, No-Brainer, Office-Duft, Immergeher, usw., aber die Unterschiede sind dennoch deutlich. Nicht umsonst gibt es bei Parfumo zwei Einträge mit unterschiedlichen Duftnoten.
Ich betrachte es quasi als Sommer- und Wintervariante für mich.
Die 2015er beginnt mit mehr mandariniger Frische, insgesamt bleibt der Duft trotz der pudrigen Iris im Zentrum transparenter, leichter, durchaus sommertauglich eben.
Die 2007er hat um einiges mehr Dichte und Substanz, mehr von dem oft beschworenen "Staub", etwas mehr Grün, eine dezente Herbheit durch das Vetiver und wahrnehmbar weniger Süße, ein bisschen mehr Sillage.

Ich liebe beide. Punkt. Ich bin froh, dass ich beide kenne und haben darf. Der 2015er hat im Sommer klar die Nase vorn, auch vorm Schlafen mag ich die cleane Unaufdringlichkeit lieber, aber der 2007 hat eine Tiefe, die mich auch immer wieder kriegt. Feinem, goldenen Weihrauchfunkeln kann ich selten widerstehen. Ich benutze ihn trotzdem deutlich weniger, aber das liegt natürlich vor allem an der schweren Beschaffbarkeit.

Ich hoffe, ich konnte einigen von euch Lust darauf machen, die alte Version zu jagen, und selbst zu vergleichen (und dabei auch wirklich die alte Version zu erwischen), und wem das zu anstrengend ist: die 2015er ist auch mega schön!

(Und wenn ihr die richtig markieren wollt: die Abkürzung ist # iris 2015.)


6 Antworten
Tomina vor 6 Monaten 6
9
Duft
Sandelholz in der perfekten Balance
Wenn ich meinen Glauben an die Schönheit des Sandelholzes verloren habe, gibt dieser hier ihn mir wieder zurück.
Die Cremigkeit wird von der Trockenheit der Iris perfekt ausbalanciert.
Ein Hauch Muskat macht den Duft interessant, Vanille-Milch gleicht die Würzigkeit gut aus, ohne ins wirklich Süße abzugleiten.
Auch auf anderen Skalen sehe ich den Duft in der goldenen Mitte: für mich absolut unisex.
Der Duft ist wahrnehmbar, ohne aufdringlich zu sein. Hält gut, klebt aber nicht.
Ein dezenter, aber nicht langweiliger Duft! Für mich das schönste Sandelholz!
0 Antworten
Tomina vor 1 Jahr 3 3
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Feigenduft in geradeaus
Über Ostern waren wir in Porto Venere. Kleiner, mittelalterlicher Küstenort in Ligurien mit vielen Klippen, Höhlen, die vom Meer aus zugänglich sind, bunten Häuschen, engen Gassen. In einer dieser wirklich schmalen Gassen eine handtaschengroße Boutique von Gocce di Byron mit ein paar Testern vor dem Laden.

Schnell durchgeschnüffelt schienen mir alle Düfte tatsächlich recht gradlinig: Pfeffer, Vanille, und dann einer mit fruchtiger Süße: Guvano. (Das ist anscheinend ein FKK-Strand in der Nähe, aber mit dem Duft hat das nicht viel zu tun.)

Meine Schwelle für süß ist übrigens sehr gering. Wenn irgendwo in den Duftnoten süß auftaucht, übersetze ich mir das vorsichtshalber in "ZU süß". Von daher: die Kopfnote auf dem Papier war für mich recht süß, andere würden vermutlich fruchtig sagen.

Beim ausführlicheren Test daheim habe ich den Duft aus sehr grün und klar und weniger süß empfunden. Im Verlauf kommen auch Moschus und Sandelholz mit leichter, angenehmer Sauberkeit dazu, aber nicht so viel, dass es die Klarheit nehmen würde. Je weiter man mit der Nase drangeht, um so mehr riecht man Feigenblätter, mit mehr Abstand riecht es fruchtiger.

Mein Fazit lautet Feige grün-geradeaus, wird im wärmeren Frühjahr und Sommer sicher ab und zu von mir getragen.
3 Antworten
Tomina vor 1 Jahr 8 1
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Rosige Rache
Am Anfang rieche ich eine deutliche, kräftige Bergamotte. Minutenlang.
Lady Vengeance, bist du sauer? Gar etwas verbittert? Zum Glück nicht allzu sehr.

Rache ist rosig! Die Herznote schiebt sich in den Vordergrund, elegant, selbstbewusst, laut, aber nicht kreischend, gefällt mir gut.
Vor meinem inneren Auge erscheint eine rote Rose, so das typisch-kitschige 80er Wandbild einer dunkelroten Teerose, völlig überzogene Tautropfen glitzern ... als Duft ist das überraschend schön!

- Kurzer Einschub: Ich hab immer noch mehr Rosen im Garten als Parfüms in der Sammlung, ja, Abfüllungen eingerechnet, und ich weiß, dass es Quatsch ist, die Farbe mit dem Duft in Verbindung zu bringen, aber das hier ist nun mal eine rote Rose. Vielleicht ist es das Patchouli? -

Nach einer weiteren halben Stunde hat sich die Rose etwas abgeregt und die Basis mischt sich mit dazu. Viel holzig-pudrige Chemie, etwas Vanille, alles exzellent verblendet, nichts sticht, nichts beißt, nichts ermüdet. Die Rose wird getragen und besänftigt.
Im wahren Leben macht mich Rache ja eher traurig, ist vielleicht Charaktersache. Hier im Parfum lehnt sich Lady Vengeance gemütlich zurück und betrachtet lächelnd, was sie angerichtet hat.

Und das bleibt dann viele Stunden recht linear genau so. Nur das Iso E Super hängt sogar noch etwas länger rum, bis zur Dusche am nächsten Morgen. Das Zeug hat die Angewohnheit, bei Wasserkontakt zum Abschied noch mal kräftig zu winken. Aber ich mag das ja!
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