04.01.2023 - 13:11 Uhr

Jubel
8 Rezensionen

Jubel
Sehr hilfreiche Rezension
35
Neo-Santalismus
Jeweils dominante Sandelholz- und Irisdüfte haben meines Erachtens eines gemeinsam: Sie sind sich untereinander in aller Regel sehr ähnlich! Im Grunde riechen alle Irisdüfte mehr oder weniger wie Iris Nazarena und alle Sandelholzdüfte wie "Santal Austral | Matière Première" (Vorsicht: Diese Darstellung ist sehr pointiert). Bei Iris gibt es die stärksten Unterschiede bezüglich der Trocken- und Karottenhaftigkeit und eine Gruppe, die mit starker Zitrik unterlegt ist (Panthea Iris, Infusion d'Iris (2007) Eau de Parfum) sowie eine sehr süßliche, zu der u.a. Liquid Illusion und She Was an Anomaly zählen. Sandel tendiert mit Veilchenblatt bei einer Gruppe von Düften etwas ins Gurkige und spielt ansonsten immer die gleiche (von mir ebenso wie die typische Irisnote geliebte) weiche, süßliche Samtigkeit aus. Im Grunde hat der/die Sammler/in dieser beiden Noten es daher allerdings schwer Abwechslung in die Duftwoche zu bringen: Ob man nun Iris Shot, III-I L'Attesa , Iris Fauve oder "Collection Extraordinaire - Bois d'Iris | Van Cleef & Arpels" trägt, oder ob man Le Vestiaire - Caban, Le Vestiaire - 24 Rue de L'Université, Essence N°8: Santal, Santal Kardamon oder Santal 33 Eau de Parfum, Iris N' Wood (tatsächlich ein Sandelholzduft) oder Beso Negro trägt, um nur je eine kleine Auswahl zu nennen, das kommt jeweils mehr oder minder auf das gleiche hinaus.
Einen Unterschied, und dafür nun die ganze Vorrede, macht Santal Calling. Nicht nur, indem Ex Nihilo diese beiden von mir ebenbürtig geschätzten Noten Sandelholz und Iris fein miteinander verwebt, das tat u.a. bereits Demachy für Dior im "Dior Homme Parfum | Dior" (wunderbar; und tatsächlich erkennt man diesen Akkord im neuen Ex Nihilo wieder, ohne dass sich die beiden Düfte im Geringsten ähnelten), sondern weil in Santal Calling dem dominierenden Sandelholz von Maisondieu eine für mich neue, überaus überzeugende Qualität verliehen wurde. Die neue Kreation ist für mich daher ein absolutes Meisterwerk. Ich will versuchen zu erklären, wieso.
Zunächst ist es gelungen, dem typischen, unverwechselbaren Sandelholz einige andere Nuancen abzugewinnen als das üblicherweise (z.B. in den oben genannten Beispielen) der Fall ist: Anstatt schwer, süffig und honigsüß, kommt das Sandelholz hier klar, frisch und mit betörender Leichtigkeit daher. Ich glaube, das ist zunächst dem Muskat zu verdanken, der mit seiner hellen, trocken-lieblichen und samtig-zarten Würze einen sehr passenden Kontrapunkt setzt und dem Sandelholz dabei eine Transparenz verleiht, die es von sich aus nicht zu vermitteln vermag (nicht unähnlich zu Nuit de Sable, wo allerdings bereits nach wenigen Minuten der Muskat verfliegt und das Sandelholz seine typische Form annimmt). Hinzu kommt in Santal Calling die Iris, die hier als solche allerdings schwer auszumachen ist (eher im Vergleich zum Iris-Sandel-Akkord im genannten DHP). In der Kombination mit Muskat und Sandelholz verleiht sie dem neuen Ex Nihilo eine zarte, fast kristallene Weißblütigkeit, die dem Sandelholz vieles seiner typischen Schwere und klebrigen Balsamigkeit nimmt. Heraus kommt ein schwebendes Sandelholz, das von der bleichen Schwertlilie getragen, in hell-weißes Licht getaucht und dem die zarte Würzigkeit des Muskats Flügel zu verleihen scheint. Auch der Moschus unterstützt diese edle Fluffigkeit (wie man es aktuell von der Initio-Hedonist-Reihe: Rehab, "Musk Therapy | Initio" kennt). Er verleiht dem Duft eine warm-weiche Hintergrundstrahlung. Abgerundet wird dieser Eindruck durch einen sehr zurückhaltenden Vanille-Milch-Akkord (der m.E. gar nichts mit Lumière Blanche zu tun hat, den ich auch sehr schätze). Von der Milchnote stammt die eigentliche Süße dieses Dufts her. Sie ist nicht schwer und honig-klebrig, wie das sonst häufig bei Sandeldüften der Fall ist, sondern laktonisch-süß mit einem zarten Hauch von Vanille.
Der Flakon ist schlicht, der Sprüher herausragend.
Einen Unterschied, und dafür nun die ganze Vorrede, macht Santal Calling. Nicht nur, indem Ex Nihilo diese beiden von mir ebenbürtig geschätzten Noten Sandelholz und Iris fein miteinander verwebt, das tat u.a. bereits Demachy für Dior im "Dior Homme Parfum | Dior" (wunderbar; und tatsächlich erkennt man diesen Akkord im neuen Ex Nihilo wieder, ohne dass sich die beiden Düfte im Geringsten ähnelten), sondern weil in Santal Calling dem dominierenden Sandelholz von Maisondieu eine für mich neue, überaus überzeugende Qualität verliehen wurde. Die neue Kreation ist für mich daher ein absolutes Meisterwerk. Ich will versuchen zu erklären, wieso.
Zunächst ist es gelungen, dem typischen, unverwechselbaren Sandelholz einige andere Nuancen abzugewinnen als das üblicherweise (z.B. in den oben genannten Beispielen) der Fall ist: Anstatt schwer, süffig und honigsüß, kommt das Sandelholz hier klar, frisch und mit betörender Leichtigkeit daher. Ich glaube, das ist zunächst dem Muskat zu verdanken, der mit seiner hellen, trocken-lieblichen und samtig-zarten Würze einen sehr passenden Kontrapunkt setzt und dem Sandelholz dabei eine Transparenz verleiht, die es von sich aus nicht zu vermitteln vermag (nicht unähnlich zu Nuit de Sable, wo allerdings bereits nach wenigen Minuten der Muskat verfliegt und das Sandelholz seine typische Form annimmt). Hinzu kommt in Santal Calling die Iris, die hier als solche allerdings schwer auszumachen ist (eher im Vergleich zum Iris-Sandel-Akkord im genannten DHP). In der Kombination mit Muskat und Sandelholz verleiht sie dem neuen Ex Nihilo eine zarte, fast kristallene Weißblütigkeit, die dem Sandelholz vieles seiner typischen Schwere und klebrigen Balsamigkeit nimmt. Heraus kommt ein schwebendes Sandelholz, das von der bleichen Schwertlilie getragen, in hell-weißes Licht getaucht und dem die zarte Würzigkeit des Muskats Flügel zu verleihen scheint. Auch der Moschus unterstützt diese edle Fluffigkeit (wie man es aktuell von der Initio-Hedonist-Reihe: Rehab, "Musk Therapy | Initio" kennt). Er verleiht dem Duft eine warm-weiche Hintergrundstrahlung. Abgerundet wird dieser Eindruck durch einen sehr zurückhaltenden Vanille-Milch-Akkord (der m.E. gar nichts mit Lumière Blanche zu tun hat, den ich auch sehr schätze). Von der Milchnote stammt die eigentliche Süße dieses Dufts her. Sie ist nicht schwer und honig-klebrig, wie das sonst häufig bei Sandeldüften der Fall ist, sondern laktonisch-süß mit einem zarten Hauch von Vanille.
Der Flakon ist schlicht, der Sprüher herausragend.
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