19.06.2021 - 12:47 Uhr
Patpow
2 Rezensionen
Patpow
Sehr hilfreiche Rezension
17
Kardamom und Sandelholz von bdk
Nuit de Sable ist eine Kreation der Französin Marie Schnirer (9 Düfte auf Parfumo). Die von klassischer Musik, Tanz und Gesang begeisterte und vielgereiste junge Parfumeurin studierte Chemie an der L'Université 7 bis sie an die L’École Supérieure du Parfum (beides Paris) wechselte – ein (gemäß Selbstauskunft weltweit einzigartiges) Institut zum kreativen und kaufmännischen Studium der Parfumkunst- und -wirtschaft. 2017 gründete sie gemeinsam mit Yohan Cervi (Kreativdirektor) und dem Parfumeur Patrice Revillard (12 Düfte auf Parfumo) das unabhängige Entwicklungslabor Maelstrom (laboratoire de parfum indépendant) in Paris.
2019 kreierte Schnirer Nuit de Sable für bdk, benannt nach dem Gründer und CEO David Benedek. Obgleich – ähnlich wie Maelstrom – ein Newcomer im Parfumgeschäft, ist das erst 2016 gegründete Pariser Parfumhaus, das insbesondere durch Gris Charnel, Rouge Smoking und Crème de Cuir einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sein dürfte, aktuell der populärste Kunde der drei jungen Maelstrom-Kreativen. (Weitere Kunden sind u.a. Panogue Paris, Téo Cabanel und Visiteur.)
Nuit de Sable erschien bei bdk in La collection Parisienne. Diese Assoziation ist etwas mehr als eine Marketingstrategie: Während die Parisienne Schnirer sich für Nuit de Sable von einem sommerlichen Spaziergang in den Gärten des Pariser Palais Royal inspirieren ließ – die Vorgabe stammte wohl von David Benedek – , liegt die Zentrale von bdk selbst nur einen Steinwurf von dieser herrschaftlichen Oase im Herzen der französischen Hauptstadt entfernt und auch die Parfümerie von Benedeks Eltern befindet sich unweit dieser Gärten, die, wie er in einem Interview (1) verrät, bereits in der Kindheit des Parfumhausgründers eine große Rolle gespielt haben.
Nuit de Sable, die 'Nacht des Sandes', hat Schnirer dem Kardamom gewidmet. Die (heute häufig aus Guatemala importierten) Kapselfrüchte der ursprünglich aus Indien stammenden Pflanze beinhalten ein ätherisches Öl, das ein frisches, süß-scharfes Aroma verströmt. Darin ähnelt es der Charakteristik des ihm verwandten Ingwers. Kardamom, der auch ein wenig an Eukalyptus oder Pfefferminze erinnern kann, spielt in Schnirers Duftkomposition die Hauptrolle. In der Kopfnote wird er von einer feinen, frischen Muskatnuss begleitet, in der Herznote gesellen sich ihm Aspekte einer 'dekonstruierten' Rose hinzu – "ne gardant de la rose que certaines de ses facettes" (2): insbesondere die grüne Frische und die fruchtige Honigsüße. Blumig duftet Nuit de Sable durch den Einsatz dieser einzelnen, isolierten Facetten des Rosendufts aber nicht. Vielmehr möchte das Eau de Parfum die Gesamtheit der aromatischen Vielfalt, Dichte und Schwere einer heißen Sommernacht in besagten, durch das 1627 errichtete Palais Royal vollständig umschlossenen und daher windstillen, vom Lärm der Stadt abgeschirmten und (auch mit Rosen) üppig bepflanzten Stadtgärten repräsentieren.
Im Verlauf zur Basisnote dominiert das Wechselspiel des Kardamoms mit einer Kreation, die Marie Schnirer 'Akkord heißen Sandes' nennt und die sie einzig für Nuit de Sable komponiert hat. Der 'heiße Sand' setzt sich (unverkennbar) aus hellem Sandelholz und trocken-salzigen, mineralischen Noten zusammen. (Die Illusion scheint dabei durchaus sehr gut gelungen.) Mehr technisch als olfaktorisch verleiht das häufig zu Unrecht gescholtene (von Firmenich synthetisierte) Ambroxan (3) auch Schnirers Nuit de Sable Tiefe und eine gewisse, angenehme Wattigkeit. Nach einigen Stunden klingt das bdk-Parfum wie ein vanillig-süßer, leicht mineralischer Sandelholzduft aus.
Ein wenig bedauerlich erscheint, dass die Muskatnuss, die dem Duft in der Kopfnote eine sehr angenehme, trocken-frische Schärfe verleiht, im weiteren Verlauf keine Prägkraft mehr besitzt. Insgesamt erscheint es mir außerdem wünschenswert, Herz- und Basisnote würden nicht zu rasch vom Sandelholz dominiert werden.
Dennoch: Als Freund von Kardamom- und Sandelholzdüften freue ich mich sehr über Marie Schnirers junge und unabhängige Duftkreation. Sie hat ein exzellentes, warmes Kardamomparfum erschaffen. Wer Fords Oud Wood wegen dieser außergewöhnlichen Duftkomponente liebt und auch wer Sandelholzdüfte wie Essence No. 8 (Elie Saab), Indian Sandalwood (Dunhill), Monsieur Beauregard (Penhaligon's) u.a. schätzt, dem wird Nuit de Sable vermutlich auf Anhieb gut gefallen.
Zum Nachlesen:
[https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCner_Kardamom]
[https://maelstrom-paris.fr/notre-equipe/marie-schnirer/]
[https://ecole-parfum.com/]
[https://maelstrom-paris.fr/qui-sommes-nous-2/]
[https://bdkparfums.com/eu_en/#project]
[http://www.theworldc.com/interview-david-benedek-ceo-of-bdk-parfums/] (1)
[https://maelstrom-paris.fr/2020/02/25/nuit-de-sable-bdk-parfums-fr-en/] (2)
[https://www.firmenich.com/product/ambroxr-dl-pe-909120]/wiki/Ambrox]wikipedia.org/wiki/Ambrox] (3)
2019 kreierte Schnirer Nuit de Sable für bdk, benannt nach dem Gründer und CEO David Benedek. Obgleich – ähnlich wie Maelstrom – ein Newcomer im Parfumgeschäft, ist das erst 2016 gegründete Pariser Parfumhaus, das insbesondere durch Gris Charnel, Rouge Smoking und Crème de Cuir einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sein dürfte, aktuell der populärste Kunde der drei jungen Maelstrom-Kreativen. (Weitere Kunden sind u.a. Panogue Paris, Téo Cabanel und Visiteur.)
Nuit de Sable erschien bei bdk in La collection Parisienne. Diese Assoziation ist etwas mehr als eine Marketingstrategie: Während die Parisienne Schnirer sich für Nuit de Sable von einem sommerlichen Spaziergang in den Gärten des Pariser Palais Royal inspirieren ließ – die Vorgabe stammte wohl von David Benedek – , liegt die Zentrale von bdk selbst nur einen Steinwurf von dieser herrschaftlichen Oase im Herzen der französischen Hauptstadt entfernt und auch die Parfümerie von Benedeks Eltern befindet sich unweit dieser Gärten, die, wie er in einem Interview (1) verrät, bereits in der Kindheit des Parfumhausgründers eine große Rolle gespielt haben.
Nuit de Sable, die 'Nacht des Sandes', hat Schnirer dem Kardamom gewidmet. Die (heute häufig aus Guatemala importierten) Kapselfrüchte der ursprünglich aus Indien stammenden Pflanze beinhalten ein ätherisches Öl, das ein frisches, süß-scharfes Aroma verströmt. Darin ähnelt es der Charakteristik des ihm verwandten Ingwers. Kardamom, der auch ein wenig an Eukalyptus oder Pfefferminze erinnern kann, spielt in Schnirers Duftkomposition die Hauptrolle. In der Kopfnote wird er von einer feinen, frischen Muskatnuss begleitet, in der Herznote gesellen sich ihm Aspekte einer 'dekonstruierten' Rose hinzu – "ne gardant de la rose que certaines de ses facettes" (2): insbesondere die grüne Frische und die fruchtige Honigsüße. Blumig duftet Nuit de Sable durch den Einsatz dieser einzelnen, isolierten Facetten des Rosendufts aber nicht. Vielmehr möchte das Eau de Parfum die Gesamtheit der aromatischen Vielfalt, Dichte und Schwere einer heißen Sommernacht in besagten, durch das 1627 errichtete Palais Royal vollständig umschlossenen und daher windstillen, vom Lärm der Stadt abgeschirmten und (auch mit Rosen) üppig bepflanzten Stadtgärten repräsentieren.
Im Verlauf zur Basisnote dominiert das Wechselspiel des Kardamoms mit einer Kreation, die Marie Schnirer 'Akkord heißen Sandes' nennt und die sie einzig für Nuit de Sable komponiert hat. Der 'heiße Sand' setzt sich (unverkennbar) aus hellem Sandelholz und trocken-salzigen, mineralischen Noten zusammen. (Die Illusion scheint dabei durchaus sehr gut gelungen.) Mehr technisch als olfaktorisch verleiht das häufig zu Unrecht gescholtene (von Firmenich synthetisierte) Ambroxan (3) auch Schnirers Nuit de Sable Tiefe und eine gewisse, angenehme Wattigkeit. Nach einigen Stunden klingt das bdk-Parfum wie ein vanillig-süßer, leicht mineralischer Sandelholzduft aus.
Ein wenig bedauerlich erscheint, dass die Muskatnuss, die dem Duft in der Kopfnote eine sehr angenehme, trocken-frische Schärfe verleiht, im weiteren Verlauf keine Prägkraft mehr besitzt. Insgesamt erscheint es mir außerdem wünschenswert, Herz- und Basisnote würden nicht zu rasch vom Sandelholz dominiert werden.
Dennoch: Als Freund von Kardamom- und Sandelholzdüften freue ich mich sehr über Marie Schnirers junge und unabhängige Duftkreation. Sie hat ein exzellentes, warmes Kardamomparfum erschaffen. Wer Fords Oud Wood wegen dieser außergewöhnlichen Duftkomponente liebt und auch wer Sandelholzdüfte wie Essence No. 8 (Elie Saab), Indian Sandalwood (Dunhill), Monsieur Beauregard (Penhaligon's) u.a. schätzt, dem wird Nuit de Sable vermutlich auf Anhieb gut gefallen.
Zum Nachlesen:
[https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCner_Kardamom]
[https://maelstrom-paris.fr/notre-equipe/marie-schnirer/]
[https://ecole-parfum.com/]
[https://maelstrom-paris.fr/qui-sommes-nous-2/]
[https://bdkparfums.com/eu_en/#project]
[http://www.theworldc.com/interview-david-benedek-ceo-of-bdk-parfums/] (1)
[https://maelstrom-paris.fr/2020/02/25/nuit-de-sable-bdk-parfums-fr-en/] (2)
[https://www.firmenich.com/product/ambroxr-dl-pe-909120]/wiki/Ambrox]wikipedia.org/wiki/Ambrox] (3)
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