TristanKalus

TristanKalus

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1 - 5 von 113
TristanKalus vor 6 Tagen 3 4
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Von Urlaubsträumen und Duschgelfantasien
Es spritzt der Saft von stechend spritzigen Zitronen.
Inne halte ich und frage: Wird dieser Test sich wirklich lohnen?

Zur sauren Frische rieselt Pfeffer, nicht wirklich wenig muss man sagen.
Gepaart mit Synthie-Hölzern wird’s belanglos - hier will man wohl nichts wagen?

Ob Kaschmir-, Guajak- oder Zedernholz, keine Unterschiede zu erkennen.
Nur immer noch vom rosa Pfeffer, in der Nase so ein Brennen.

Es driften die Gedanken zwischen weichgespült und Duschgelduft.
Doch liegt er langsam etwas schöner in der Luft.

Die Minuten die verstreichen und er wird immer runder, etwas weicher.
Träume von Urlaub und vom Meer, meine Stimmung die wird leichter.

Noch schöner wird’s mit Patchouli-Creme und Zistrose harzig-fein.
Im puderweichen Moschusfluff wird’s schnell leise, so soll es dann wohl sein.

Erst enttäuscht, dann überrascht, doch immer noch nicht überragend.
Kein absoluter Reinfall, denn er wandelt sich - das kann man wohl so sagen.

Fin.
4 Antworten
TristanKalus vor 10 Tagen 3 4
6
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Sonne hinter kristallinen Dünen
Die Sonne hoch und heiß am Himmel steht.
Kristalliner Zuckersand fein über güldene Dünen weht.

Gemächlich, ohne jede Hast die Karawane durch die sandigen Täler zieht.
Sättel samtig weich, aus ledernem Velours mit Ornamenten reich verziert.

Zu beiden Seiten Satteltaschen, prall und zum Bersten gut gefüllt.
Voller Kostbarkeiten, Trockenfrüchte und auch Zimt, dass es fast überquillt.

Geladen hat ein anderes, rote Äpfel und kandierte Kirschen in den Taschen.
Nach Karamell und dunklem Leder duftet es, ich wills mit jedem Atemzug erhaschen.

Am Horizont das Ziel in Sicht, die weißen Laken einer Stadt aus Zelten.
Ein weiterer Halt auf meiner Reise durch die abendländischen Welten.

Willkommen werden wir geheißen im größten Zelt in dieser Stadt.
Wir sitzen an einem Tisch aus Amyris der Tee mit Milch und Gebäck geladen hat.

Und so versinkt die Sonne hinter Dünen, warmer Sand zwischen meinen Zehen.
Wir wechseln unser Zelt gegen das des Himmels, ruhen aus, bevor wir auf die nächste Reise gehen.

Fin.

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Mit Sugar Leather aus der Kollektion Une Nuit À Oman begibt man sich wahrlich auf eine Reise mit einer Karawane durch die omanische Wüste. Es eröffnen sich einem feine Noten von Veloursleder benetzt mit zuckrigem Karamell. Die Ledernoten erscheinen zwar etwas dunkler, jedoch auch weich und sanft - keinesfalls duftet es hier nach scharfem Industrieleder. Hinzu gesellen sich süße Trockenfrüchten und staubiger Zimt, welche zwar noch weiter den süß-würzigen Grundton des Duftes unterstreichen, allerdings ihn nicht klebrig, pappig süß abdriften lassen. Im weiteren Verlauf sind immer mal wieder Nuancen von Labdanum und Amyris zu erkennen, welche sich harmonisch in das bestehende Duftgefüge einweben. Alles in allem macht Une Nuit Nomade mit Sugar Leather einiges richtig - ein gefälliges Duftprofil, mit der richtigen Menge an nischigen Einschlägen, einer guten, jedoch nicht penetranten Performance zu einem mehr als fairem Preis.
4 Antworten
TristanKalus vor 2 Monaten 8 6
9
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ein flüchtiger Tag im Spätsommer
Feines Knirschen kleiner Kiesel auf trockenem Boden bricht die Stille,
Ein Nachmittag im Spätsommer, monotones Zirpen einer Grille.

Samtbezogene Schuhe eines Sultans bahnen sich durch angelegte Gärten,
Eine Brise, warm und trocken, fährt in die feinen Kleider des Gelehrten.

Auch biegen sich Rosmarin und Davanadolden in dem warmen Wind,
Ein Hauch von Menthol und Ätherischem es ihm kurz den Atem nimmt.

Vorbei an grünen Ginsterhecken, die so schön duften in der Sonne,
Hin zu Orangenbäumen, praller Früchte, süßer Duft - was für eine Wonne!

Nicht weit von hier pflückt der Sultan dicke Brombeeren von der Hecke,
Johannisbeeren saftig, sauer, schmecken köstlich, dass er sich die Lippen lecke.

Seine Finger streifen zimtbestäubte Rosenblüten, zart und sehr fragil,
Auch duftet es nach Nelken und nach Sellerie, dezent und nicht sehr viel.

Büsche dicker Lorbeerblätter säumen sich am Rand des Hains,
Er lächelt selbstzufrieden, denn dieses Land ist alles seins.

Tiefer geht’s hinein ins Geflecht aus Harzen, Hölzern, Moosen.
Gelbes Gold von Wipfeln tropft auf zarte Blätter knochiger Zistrosen.

Aus längst vergangener Zeit steht eine Kapelle mittig auf der Lichtung,
Feine Schwaden Weihrauch und von Myrrhe wehen aus dieser Richtung.

Vor der Kapelle nimmt der Sultan Platz, Sonnenstrahlen kitzeln sein Gesicht,
Und so vergeht ein flüchtiger Spätsommertag, schwindet und Ende der Geschicht’.

Fin.

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Was für ein wunderschönes, fragiles und flüchtiges Elixir Amouage hier doch geschaffen hat! Die neueste Kreation aus der Reihe der Exceptional Extraits ist wahrlich ein Geschenk der oder für Könige. Perfekt ausbalanciert, komplex verwoben, sinnlich, kraftvoll und doch zugleich auch zart und so fragil und vergänglich wie das Leben selbst. Ein trocken, krautiger Auftakt verschwimmt langsam mit leichten, rauchigen Noten Labdanums, hellt sich dann wieder auf durch Spritzer süßer Orangen und dunkler Beeren, bevor es mit einem Sprung in die Ginsterhecke wieder etwas grüner wird. Zarte Rosenblätter und eine Messerspitze feiner Zimt blitzen durch das Gewirr der Ginsterhecke, bevor sich durch die Wohldosierung von Gewürznelken und Selleriesamen Wärme in der Nase breit macht. Nach und nach umspielen kühle Weihrauchschwaden die Sinne und bereiten alles für das Grand Finale vor. Ein Potpourri aus goldenen Harzen, subtilem Räucherwerk, feinsten Hölzern und zarten Moosen lässt einen in einen wunderschönen Hain ehrwürdiger, alter Bäume eintauchen. Und nach dem die letzte Fanfare des Finales ertönt, fällt der Vorhang, lässt den Beobachter mit den malerischen Eindrücken dieser Dufterfahrung zurück und verbleibt als schöne doch vergängliche Erinnerung.
6 Antworten
TristanKalus vor 3 Monaten 8 8
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Eine Zauberschale voll Gelee
Schlieren süßen Gelees ausgewählter dunkler Beeren,
Zimt- und Pfeffer-Wirbel trocken durch die Lüfte schweben.

Dicke Him- und Brombeeren durch den Sirup schimmern,
Ich löffle mit Vergnügen, um Kalorien werd´ ich mich nicht kümmern.

Doch was ist das für eine wundersame, süße Speise?
Sie neigt sich nicht dem Ende, egal wie schnell und viel ich speise.

Immer wieder tauchen neue Beeren auf, wie von Geisterhand,
Doch nicht zum meinem Unbehagen, mein beeriges Schlaraffenland.

Die Magie scheint auszugehen von der Schüssel voll Gelee,
aus trockener Zeder gefertigt und geräuchert von der Weihrauchfee.

Verziert ist diese mit den Lettern OUD, golden funkelt es im Licht,
doch man möge mir verzeihen, daraus besteht die Schale leider nicht.

Und weil ich es nicht lassen kann, nehm‘ ich sie mit in meine Wanne,
Und löffle immer weiter, während ich im sanften Seifenschaum entspanne.

Fin.

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Mit Infusion Velours widme ich mich nun meinem zweiten Kandidaten aus der Oud-Kollektion des Hauses Ojar. Wie schon zuvor bei "Stallion Soul (Eau de Parfum) | Ojar" kann ich gleich eines vorwegnehmen - leider wieder kein Oud. Aber fangen wir ganz vorne an. Das zentrale Thema des Duftes sind reife, dunkle und vor allem süße Beeren. Wobei sich genauer gesagt auf Him- und Brombeeren konzentriert wird. Dieses Thema zieht sich vom Opening bis zum Drydown durch. Zwar wirken die ausgewählten Beeren minimal synthetisch, punkten jedoch mit einer ausgewogenen Süße und einem angenehmen Säureprofil. Recht schnell umgarnen trockene Wirbel aus viel Pfeffer und Zimt das Potpourri an Beeren und verleihen diesem immer mehr den Charakter einer Süßspeise. Dies verstärkt sich auch in der minimalen Wandlung des Beeren-Akkords hin zu geleeartiger Textur und Geruch. Nach und nach vernebeln kühle Weihrauchschwaden den Gesamteindruck und aus dem Hintergrund blitzen immer mal wieder feine Holz-Akkorde hindurch. Diese weisen zwar dunkle Facetten auf, jedoch kann ich bei Weitem kein Oud identifizieren. Was mich allerdings bei allen Tests stutzig gemacht hat ist, dass nach geraumer Zeit eine feine Note von Badeschaum hindurchzuschimmern scheint. So ganz kann ich mir das nicht erklären, jedoch lies dies den Duft nun vollends an einen Werk aus dem Hause Montale erinnern - "Oud Dream | Montale" . Alles in allem handelt es sich bei Infusion Velours um einen gut gemachten, recht linearen, orientalischen Duft mit dem Fokus auf süßen Beeren, kühlem Weihrauch und ein paar wenigen Hölzern, welcher mit einer schönen Sillage und ausgeprägter Gefälligkeit zu punkten weiß.
8 Antworten
TristanKalus vor 3 Monaten 7 5
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Geborgenheit des Träumens
Es hebt sich erst ihr Bein bis, in Gänze elegant, ihr Fuß findet Halt am Wannenrand.
Von ihrem makellosen Körper rinnen feine Ströme Honig, von Rücken, Dekolleté und gar von beider Hand.

Warm und wohlig das kuschelweiche Handtuch über ihre zarten Schultern fällt.
Schatten huschen über Wände, während Vanillekerzen flackern, knistern unterm dunklen Himmelszelt.

Haar und Haut gehüllt in weiche Tücher, leichte Schritte über angewärmte Sandeldielen.
In weiße Laken versinkt sie förmlich, ein Griff zur Kiste mit Zigarren die ihrem Mann gefielen.

Nicht zu denken ist ans Rauchen, viel mehr daran zu schnuppern und ein wenig dann zu träumen.
Heller, trockener Tabak knistert zwischen zarten Fingern, Erinnerungen fangen an sich aufzubäumen.

Der Duft des Tabaks verweilt noch lange in der Luft, umhüllt sie schützend und lässt erinnern.
Von Reisen in den Orient, von Stil und Charme, von Küssen in den Nacken und Nächten in Hotelzimmern.

Sie lässt Gedanken jetzt Gedanken sein und greift zu Dessert und Buch, draußen es gewittert.
Weiße Seiten ziehen vorbei, während süße Kruste Blätterteig in ihrem Mund zersplittert.

Ihre Lippen benetzt von Honigschlieren, krosser Sesam und Krokant aus Tonka umspielen ihre Sinne.
Duft von warmem Teig mit Nelke und Anis erfüllt das Zimmer, sie rekelt sich und hält kurz inne.

Es blitzt und donnert vor den Fenstern, Regentropfen trommeln sanft in aller Ruh.
Weich und wohlig wärmt die Decke, ein Zittern ihrer Lieder und es fallen ihr die Augen zu.

Fin.

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Guerlain geht mit der Zeit - und auch nicht. Guerlains Tobacco Honey will sich aufgrund seiner Lautstärke nicht so recht in die Kreationen des Hauses einsortieren, obwohl wir es mit einem durchaus eleganten, vornehmen und zeitlosen Duft zu tun haben, welcher so warm und anschmiegsam ist, dass er ein wahnsinnig schönes Gefühl von Geborgenheit erzeugt. Den Auftakt dominiert knusprig, gerösteter Sesam in warmen Honigstrudeln und süßer Blätterteig samt Tonkakrokant. Hell, süß, natürlich und ein wenig klebrig kommt der Honig daher, welcher unumstrittenen der Protagonist dieses Werks ist. Nach und nach schimmert sehr heller, leichter Tabak versetzt mit einem Hauch Anis hindurch, während sich immer mal wieder Noten von Gewürznelken zu erkennen geben. Im weiteren Verlauf wird es durch Sandelholz und Vanille immer cremiger und weicher, bis er ganz anschmiegsam auf der Haut liegt und einen Hauch von Make-up und Puder verströmt.

Somit in vielerlei Augen vielleicht kein typischer Guerlain, in meinen jedoch eine wahnsinnig schöne Kreation, die mit ihrer Lautstärke den Zeitgeist bedient, ohne dabei gewollt zu wirken.
5 Antworten
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