Valdar

Valdar

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6 - 10 von 16
Valdar vor 4 Jahren 20 5
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Reine, süße, frische Erde
Was man hier bekommt ist (dezent formuliert) gewagt und genial zugleich!

Musste den testen, da ich zum Einen mittlerweile ein großer Freund der Marke bin und zum Anderen häufig auf Vergleiche mit dem 2015er Bat von Zoologist stieß, den ich sehr interessant fand.

Gleich vorweg konnte ich kaum Parallelen zum Bat (2015) heraus-riechen. Während die Erdigkeit beim Bat tropisch, wärmend und bananen-fruchtig ist, mich eher an ein klimatisiertes Terrarium für Reptilien erinnert, so ist die Erdigkeit hier eine ganz Andere. Figment duftet nach reiner, klarer Blumenerde mit einer nicht näher definierten Süße.

Es riecht nicht nach Parfum. Überhaupt nicht! Und trotzdem ganz und gar nicht schlecht, sofern man den Geruch von Erde mag.
Spontan würde man beim Auftakt nie von selbst an Zitronen, Rosengeranie und Pfeffer denken. Wenn man es hingegen weiß, lässt sich durchaus herleiten, dass diese frische Erdigkeit durch einen Akkord aus jenen Komponenten erzeugt wird. Und das ist großartig…das ist aus künstlerischer Sicht einfach großartig!

Im Verlauf verliert das Ganze etwas die stechende Süße und Frische und gewinnt dabei unglaublichen Tiefgang. Sandelholz und Vetiver kann man erahnen, doch bleibt es schlicht bei Erdigkeit. Diese Erde scheint nur tausend Facetten zu haben, die sie innerhalb von zirka 10 Stunden offenbart, während mein persönlicher Lieblingsmoment in etwa mit der Halbzeit, nach 5 Stunden einsetzt.

Vermutlich ist der doch etwas beißende Auftakt für die Menschen von denen man umgeben ist etwas zu aggressiv und ungewohnt. Doch ich denke, dass Figment nach etwa einer Stunde schon einigermaßen gesellschaftstauglich wird. Man riecht nicht parfümiert, aber vielleicht so, als hätte man gerade ein paar Blumen umgetopft oder eine Kiste mit Gold, die sich einen Meter unter der Erde befand mit bloßen Händen ausgegraben. Das riecht definitiv nicht “normal“, aber absolut nicht schlecht.

Als wirklich animalisch empfand ich dieses Parfum nicht, obwohl ich zumindest am Anfang meinte, dass ein paar säuerliche Fäkalgerüche im Hintergrund mitschwingen, was aber den Gesamteindruck nur minimal zu prägen vermag.

Die Sillage ist gut, die Haltbarkeit großartig! Von der Jahreszeit würde ich “Figment Man“ bevorzugt im Frühling tragen. Das erscheint mir vom Feeling sehr passend. Frische Erdigkeit…das ist es, was in eine belebende, aufblühende Zeit passt und tot wirkende Jahreszeiten, wie Sommer und Winter oder sterbend wirkende Jahreszeiten, wie den Herbst vielleicht zu depressiv gestalten könnte.

Also der Duft aus künstlerischer Sicht: 10/10
Der Duft mit dem Aspekt der Tragbarkeit: 6/10

Für meine Bewertung habe ich dem entsprechend einen Mittelweg gewählt, um fair zu bleiben.

5 Antworten
Valdar vor 4 Jahren 6 2
9
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ein freundliches blaues Beast
Erwartet habe ich ein böses Rauch-Monster das den Fürsten der Finsternis beschwört. Doch nix da! Interlude hat für mich einen fröhlichen Charakter. So war nach dem ersten Aufsprühen sofort mein Gedanke: „Moment mal...das kenne ich doch…das ist doch ganz typisch, wie es auf einer Kirmes riecht“.
Warum es auf einer Kirmes riecht wie Interlude? Weiß ich auch nicht so genau. Dieser charakteristische Geruch von etwas angebranntem Karamell stammt auf Volksfesten womöglich von den gebrannten Mandeln, dem Steckerlfisch, der Zuckerwatte usw. während es in Interlude evtl. durch die Kombination von Oregano/Opoponax erzeugt wird.
Differenziert herausriechen kann ich aber sowohl diese als auch die anderen angegebenen Komponenten nicht, was natürlich für eine gute, runde Gesamtkomposition spricht. Im endlos langen Verlauf bleibt das Ganze linear und verliert (am nächsten Tag) nur etwas an der Karamell-Süße, zugunsten etwas holzigerer und rauchigerer Aspekte.
Welch große Philosophie dabei manche in diesen Duft interpretieren kann ich nicht nachvollziehen, da er zwar toll und angenehm duftet, aber für mich eher zu den belangloseren Amouages zählt. Allerdings kann ich den technischen Biest-Mode-Faktor unterschreiben. Das Ding hält ewig und strahlt heftig ab. Qualitativ ein super Parfum, der Duft ist schön, aber bei weitem nicht so provokant, wie ich erhofft hätte. Klar, kann seine Penetranz und Präsenz einem langfristig zu Kopf steigen, was es anstrengend macht ihn jeden Tag zu tragen und er wegen dieser Strahlkraft auch besser in den Winter passt.
All die Kommentare und Videos die ich vorher durchgeforstet habe, erzeugten in mir eine Erwartung, die am Ende zu beispielsweise Black Amber von Agonist gepasst hätte, welchen ich wirklich als rauchigen Fürsten der Finsternis empfand.
Interlude Man hingegen? Ein fröhliches Kirmes-Karamell-Bonbon mit guter Qualität und langer Haltbarkeit. Nicht mehr und nicht weniger…
2 Antworten
Valdar vor 4 Jahren 11 1
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Die Signatur von Fred Feuerstein
Bis auf die zwei Neuen, hab ich alles von Zoologist einen Tag getragen. Viele fand ich belanglos oder ekelhaft (z.B. Dodo), während mich ein paar wirklich fasziniert haben, darunter Camel, Bat (2015), Rhinoceros und Tyrannosaurus Rex, um das es nun gehen soll.

Wer wissen möchte, wie der Auftakt des T-Rex riecht, kann ein leeres Feuerzeug (eines mit Feuerstein und Metallrädchen) nehmen und durch das mehrmalige Drehen des Rädchens einen Funkenregen erzeugen, der eine Rauchschwade nach sich zieht. Das sollte dem Rauchgeruch dieses Parfums sehr nahe kommen. Kein etherischer, feierlicher oder balsamischer Rauch, sondern der brachiale Rauch von Feuersteinen, Silversterböllern oder jener, der bei der Arbeit eines Hufschmiedes entsteht.

Durch eine leicht schweflige Komponente lässt es mich auch an Vulkane denken. Später schleichen aus dem Untergrund dunkelgrüne, waldige Noten, die das ganze runder, natürlicher und atmosphärischer gesalten.
Der Duft ist definitiv einzigartig und erzeugt urzeitliche oder steinzeitliche Bilder in meinem Kopf. Die Assoziation mit einem Dinosaurer erschließt sich mir allerdings nicht, da das Parfum komplett auf animaische, ledrige oder generell organischere Noten verzichtet.
Das gibt der Geschichte eine gar nicht mal so schwierige Tragbarkeit und sofern man das Konzept akzeptiert, dass der Duft ausschließlich den Geruch des Lebensraums eines Tyrannosaurus Rex vermitteln soll, so ist das auch gelungen.

Genau...kommen wir zur Tragbarkeit: Der Duft ist besonders und enthält meiner Wahrnehmung nach trotzdem keine Note, die irgendjemand als unangenehm empfinden könnte, allerdings auch ebenso keine Note, die ein besonderer Nasenschmeichler wäre. So denke ich, dass man damit niemanden stört, aber auch keine Komplimente erntet. Zu welcher Gelegenheit der T-Rex vom Feeling her passt, ist schwer zu sagen. Für mich ist er wetterunabhängig, hat eine gute, aber nicht penetrante Sillage und eine ordentliche Haltbarkeit. Somit würde ich ihn wohl als seltsamen Alltagsduft zu allen möglichen Gelegenheiten tragen. Die Leute würden vielleicht denken "Dieser Typ riecht ziemlich komisch, aber nicht schlecht" und das ist okay.

Wenn Fred Feuerstein ein Parfum tragen würde, wäre es wohl das hier.
1 Antwort
Valdar vor 4 Jahren 8 1
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Rotkäppchen im sibirischen Wald und der fehlende Wolf
"Und die Moral von der Geschicht':
Mädchen, weich vom Wege nicht!
Bleib allein und halt nicht an;
Traue keinem fremden Mann!
Geh' nie bis zum bitt'ren Ende;
Gib Dich nicht in fremde Hände!

Deine Schönheit zieht sie an,
Und ein Wolf ist jeder Mann!
Merk Dir eines: In der Nacht
Ist schon mancher Wolf erwacht.
Weine um sie keine Träne!
Wölfe haben scharfe Zähne!"

Tja! Dieses Parfum habe ich blind gekauft, aufgrund der Beschreibungen und weil mir das Design des Flakons dermaßen gut gefiel, dass ich mir dachte, da MUSS mir der Duft einfach auch gefallen.
Nun, in gewisser Weise tut er das auch, allerdings warte ich während des Tragens immer auf die Attacke des auf dem Cover zu sehenden Wolfes, doch scheint er die ganze Zeit zu schlafen.

Um es weniger abstrakt zu formulieren: Der Duft startet leise, düster, grün und etwas ledrig. Der Duft hat keine Kopfnote, er startet mit seiner Herznote, die praktisch auch die Basisnote ist, mit dem kleinen Unterschied, dass nach zirka einer Stunde das Leder etwas dominanter wird, während die Fougère-Elemente in den Hintergrund wandern.
“Hintergrund“ ist generell ein Wort welches diesen Duft als Gesamtes sehr gut beschreibt. Es ist ein waldig/ledriges Hintergrundrauschen. Sehr linear, sehr leise und zurückhaltend und ohne irgendwas Außergewöhnlichem.

Der Duft ist vielseitig einsetzbar, ziemlich einfach zu tragen und das bei jeder Tages- und Nachtzeit, sowie zu jeder Jahreszeit.
Und ja, er ist düster und ja er ist waldig, aber irgendwie warte ich die ganze Zeit auf eine Note, die dem Ganzen etwas Spezielles verleihen mag, irgendeine herausstechend außergewöhnliche Komponente, die dem Duft Charakter verleiht. Die Attacke des Unerwarteten.
Eine spezielle Frucht, ein besonderes Gewürz oder eine außergewöhnliche Blume hätte meiner Ansicht nach diesem Parfum das gewisse Etwas verliehen…die Attacke des Wolfes.
So bleibt Russian Leather ein einfach zu tragendes, angenehmes, aber auch etwas langweiliges Parfum, das für mich wie eine edlere und filigranere Version von Drakkar Noir daherkommt.
1 Antwort
Valdar vor 4 Jahren 7 3
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Natürliche Erotik, geerdete Romantik!
Schwer zu sagen warum, aber für mich vermittelt Devil's Nightcap eine nicht greifbare Erotik. Keine Bordell-Erotik, keine Großstadt-Erotik. Nein! Eine natürlich, geerdete Erotik: Das Bild einer jungen, blassen Frau mit struppigen Haaren, die nackt durch ein düsteres Moor auf einer Ziege reitet und dabei nur schemenhaft im sanften Licht des Mondes zu erkennen ist.

Die angegebenen Noten kann ich nicht direkt riechen (den Geruch von Eichenmoos habe ich z.B. komplett anders in Erinnerung). Ehrlich gesagt, fällt es mir schwer zu sagen, nach was dieses Parfum eigentlich riecht, obgleich ein typischer Lush-Bauernhof Vibe von Selbstgemachtem mitschwingt.

Die nächste Frage ist: Kann ich das überhaupt tragen? Ich bin weder weiblich, meistens nicht nackt und reite nur selten auf einer Ziege durch ein vom Mond beschienenes Moor.
Tja, dennoch denke ich dass die Komponenten dieses Parfums sich keinem speziellen Geschlecht zuordnen lassen, dass es durchaus so unisex ist, um an einem Mann andere Assoziationen zu erzeugen, die aber in eine ähnlich naturverbundene und dennoch verführerische Richtung gehen.
So wäre der Duft sogar sehr alltagstauglich, da ich mir trotz des für Lush typischen Öko-Bauernhof-Vibes nicht vorstellen kann, dass den irgendjemand gar nicht mag. Für mich ist es allerdings viel zu besonders, um es beispielsweise beim Einkaufen zu tragen. Nicht weil der Duft der Situation nicht gewachsen wäre, aber die Situation wäre zu banal für diesen Duft, was ihn irgendwie beleidigen würde.

Perfekt vorstellen kann ich mir den Duft für romantische Abendspaziergänge in idyllischen Landschaften mit einer Person die man sehr gerne hat. Praktisch ein Date-Parfum für all jene, die lieber mit ihrer Liebsten oder ihrem Liebsten an einem See unterm Sternenhimmel liegen, anstatt in nem überteuerten Sushi-Restaurant zu sitzen.

Haltbarkeit ist an mir solide 8 Stunden, bei passend mittelmäßiger Sillage. Devil's Nightcap hat keinen sonderlich komplizierten Verlauf und bleibt eher linear. Sicher toll an beiden Geschlechtern, obwohl es mich an einer Frau wirklich in den Bann ziehen würde.

Also Mädels, falls irgendeine von euch gedenkt mich zu verführen: Schnappt euch eure Ziege, sprüht euch dieses Wässerchen auf und ab ins nächste Moorgebiet (mit etwas Glück bin ich grad an einem Tümpel beim Nachtangeln).
3 Antworten
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