Valinor

Köpft mich nicht, aber am Anfang erinnert es mich entfernt an L’Eau d`Issey. Ich weiß: die gemeinsamen Bestandteile( Gartennelke, Tuberose und Amber) sind nicht in der Kopfnote. Nebeneinander gerochen sind die beiden Parums sich auch nicht ähnlich. L`Eau d`issey ist seifiger. Trotzdem ist da dieser 90er Jahre kühle Blüten- Vibe. Wo ist das fluide, vielschichtige an diesem Duft? Das Weiß dieses Duftes fühlt sich erst einmal opak und eisern an. Dafür, dass Amouage natürliche Bestandteile benutzt, ist die Sillage und Haltbarkeit gut.
Auf die Süße musste ich etwas warten. Für mich hat Sie nichts federiges, sondern ist eher nektarhaft, feucht. Unter den kühlen weißen Blüten erst wartet die Puderigkeit. Geißblatt und Tuberose haben für mich eine Duftverwandschaft und hier rieche ich tatsächlich eher Geißblatt raus. Das macht den Duft auch zu der ernsteren großen Schwester von „Honeysuckle and Davana“ von Joe Malone.
Viele nennen den Duft damenhaft und elegant und das stimmt. Gleichzeitig ist diese Reinheit fast klinisch. Komplex ist er schon, aber jede neue Ebene bleibt Arztkittelweiß.
Am ehesten verblüfft mich noch die Herznote. Etwas an der Herznote ist „lecker“, obwohl sie nichts gourmandiges an sich hat. Will ich jetzt Blüten essen? Da ist so etwas leicht adstringierendes, ohne bitter zu sein. Das macht es interessant.
Inzwischen mag ich den Duft ohne ihn zu verstehen. Gleichzeitig war der Opener schon eine Berg –und- Tal fahrt. Wäre der Duft nicht so vielgepriesen und teuer hätte ich gar nicht so viele Versuche gemacht, sein Geheimnis zu finden. Vielleicht ist es ein Problem mit der Hautchemie. Am Streifen riecht er besser als an mir.
Ein einzigartiger und hübscher Duft, der mir zu stählern daherkommt.

"Silky Woods" was ein Traum von einem Namen. Vor dem inneren Auge kringeln sich Rauchfahnen um kostbare Hölzer. Dann der Flakon, so edel und schlicht.

Und dann... der Duft. Ich mag es eigentlich nicht, wenn Rezensionen weit ins negative Extrem gehen.
Gerade, weil so viele erfahrene Parfumas &Parfumos den Duft sehr mögen bin ich mir sicher, dass ich etwas übersehe. Ich muss ihm vielleicht in ein paar Jahren nochmals eine Chance geben.
Aber jetzt gerade kann ich mich nicht Mal dazu bringen, ihn wieder aufzusprühen. Dieser Duft ist ausgesprochen trocken. Zumindest darin kann ich den Vorrednern Recht geben. An meiner Haut stinkt er nach trockenem Muff. Da ist eine Pfeifenrauch- Komponente, eindimensional bis auf etwas saccarin- Spitzes was durchpiekst. Ich denke an Jahre alte Auslegeware in einem fensterlosen Raum. Die weiche, stoffliche Oberfläche, die der Name verspricht, entpuppt sich nicht als Seide, sondern als der Teppich von Kino- Vorräumen, in den sich Mief und Naschereien eingetreten haben. Selbst an der frischen Luft versetzt dieses pelzige Etwas mich noch in Klaustrophobie.

Bestimmt ist der Duft an anderer Haut ganz wunderbar. Etwas vintage- mäßiges und Geborgenes verspricht er bei genauen Hinhören schon. Aber für mich persönlich ist er ein verbrannter Flop.

Simone stellt verlegen fest, dass er den generisch- aquatischen Aftershave Duft nr 1000 kreiert hat und greift in den Karibik- Mix Knabberzeug Beutel, um es zu retten. Schnell ein paar Kokosraspeln und Ananas drüber, so, fertig.
Das dachte ich zuerst, als ich "Leisure in Paradise" trug. Die fruchtige Note ist zwar in sich nicht unangenehm, aber irgendwie jugendlich und grell. Darunter wartet dann ein diplomatischer businessman mit Aftershave.

Aber ich habe dem Duft unrecht getan!

In seiner Zurückhaltung finde ich ihn inzwischen stilvoll. Mit Sommerdüften kann man so viel falsch machen, von stärker Synthetik a la Zitrusklostein bis zum kurzlebigen Bachblütenduft.
Dieser hier ist nur am Anfang laut, danach kann man sich in der milchgetränkten Vanille und den Hölzern wohlfühlen. Alles ist schwebend, nichts aufdringlich.

In himmlische Sphären entführt dieser Duft vielleicht nicht. Aber meiner Meinung nach ist man in diesem Faulenzer- Paradies, dass der Titel beschwört, eh so wunschlos glücklich, dass der Duft nur noch ein kleines Bonus ist. Ein Schimmern in der Peripherie, das weder begeistert, noch etwas falsch macht. Loslassen und einfach da sein im Sommer.

Dieses Wässerchen macht keine halben Sachen. Einmal an den Hemdsärmel gelangt, beduftete Mon Guerlain 5 Tage lang den gesamten Wäschehaufen.
Aber ist dieser Guerlain einer, von dem man so lang umfangen sein will?
Für mich kann die Antwort nur Ja sein!
Die Lavendelwoge, mit der der Duftverlauf beginnt, ist zwar etwas altmodisch, aber für mich gerade deswegen charmant. Warum etwas reparieren, was nicht kaputt ist? Als retro- Zutat für diejenigen, die sich gerne in die Französischen Parfum- Zentren oder in frühere Jahrhunderte der Apothekerkunst hineinträumen, ist diese Kopfnote klasse. Ich persönlich empfinde den Lavendel hier als etwas zu stark und die Bergamotte zu flüchtig. Als ich mit frisch aufgetragenem Mon Guerlain mal eine Freundin umarmen wollte, floh sie vor mir. "Ich will dich umarmen können ohne gleich von dieser Synthetik umgehauen zu werden!" war der sehr unverblümte Kommentar....
Ich kann verstehen, was sie meint. Aber auch Düfte müssen, wenn sie schön sein wollen, vielleicht erstmal leiden? Denn nachdem Mon Guerlain so harsch zurückgewiesen wurde, verwandelte es sich...
Ich bin so in den Drydown dieses Parfums verliebt! Ohhh diese Vanille, an der der Lavendel nur noch als Nachgedanke haftet. Da verlangt auch niemand mehr einen Sicherheitsabstand :) Ich kann die Kommentierenden verstehen, die den Duft "everybodys Darling" nennen. Aber muss das etwas schlechtes sein? Ich kenne wirklich kaum Leute, die die Herznote und Basis dieses Dufts nicht mögen.
Die Vanille riecht für mich frischer, als andere, klassisch Guerlain aber auch im Frühling einsetzbar- vielleicht wegen des Jasmins in der Herznote. Ich mag auch die starke Sillage und freue mich, einen Winterduft gefunden zu haben, bei dem wenig schon ausreicht und den ich auch noch in den Frühling schmuggeln kann.

Der Duft wurde mir freundlicherweise von einer netten Parfuma geschickt! Danke dafür!

Ich kann die lobenden Stimmen auch verstehen- es riecht "edel" und ich habe Respekt davor, wie hier eine tröstende Vanille in einen Sommerduft integriert wurde.
Aber da ist etwas, was mich von dem Duft abschreickt.
Nicht nur ist die Vanille sehr süß und nach einer weile, nachdem der Ylang sehr schnell Fahnenflucht begeht, auch sehr flach... es riecht auch nach Leberwurst!
Das klingt verrückt, ja :)
Helft mir- lasse ich mich da von dem Mix aus Küchenkräutern in der Kopfnote hinters Licht führen?

Ich kann nur feststellen, dass aus all dem Puderigen und Vanilligen immer wieder so eine Fleischnote hervorduftet. NICHT die gute Art von salziger Note. Ich rieche, wenn auch nur verschwindend, herzhafte Bratensoße und das macht die Gesamtkomposition für mich schwer genießbar.