Versailles

Versailles

Rezensionen
16 - 20 von 21
Versailles vor 8 Jahren 11 5
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Der Raub der Persephone
In der griechischen Mythologie ist Persephone die Tochter von Demeter, Göttin der Fruchtbarkeit und Ernte. Jung, unbekümmert und strahlend ist sie als sich Hades, Gott der Unterwelt und Bruder von Zeus, unsterblich in die Schöne verliebt. Da Hades ahnt, dass sie ihm aus Furcht niemals freiwillig in das Reich der Toten folgen würde und er ihre Zurückweisung fürchtet, bat er seinen Bruder Zeus zuvor um ihre Hand und beschloss sie heimlich mit dessen stiller Billigung zu rauben. Eines Tages als Persephone nichts ahnend mit ihren Gefährtinnen Blume auf einer Wiese pflügte, tat sich plötzlich ein Spalt in der Erde auf. Hades erschien, griff die völlig überraschte Persephone und fuhr mit ihr auf seinem von vier Pferden gezogenen Streitwagen zurück in die Unterwelt...
Der Name "Baiser Volé" bedeutet der geraubte Kuss. Was zuerst bei Cartiers' Parfüm ins Auge fällt, ist das wunderschöne Design des Flakons. Er ist glamourös. Bei dem Öffnen des Flakons ist ein deutliches "Klicken" zu hören. Als Sammlerin von allerlei Vintagegegenständen - angefangen von Lippenstifthaltern bis hin zu Puderdosen - erinnern mich das Klicken und die Form des Flakons sehr an alte Zigarettenanzünder. Ich stelle mir Herren vor, die sich mit Trenchcoats und einer Fedora bekleidet, Zigaretten anstecken. Da ist das Geräusch ja schon wieder: klick..!
Nach seinen Bestandteilen zu urteilen, ist das Parfüm einfach aufgebaut, denn sein einziger Bestandteil sind Lilien: Lilienstempel, Lilien und Lilienblatt. Einfachheit, die bei diesem Parfüm perfekt funktioniert und seiner Schönheit keinen Abbruch tut. Die Lilie ist hier augenblicklich sehr präsent. Einmal Sprühen genügt und ihre Majestät die Lilie erscheint in voller Pracht. Am liebsten möchte sie ihrer Trägerin fröhlich entgegenrufen: "Hallo, hier bin ich!". Sie ist grün, taufrisch, cremig und ein kleines bisschen pfefferig. Anziehend. Es ist realistisches Parfüm, denn es kommt dem Duft einer echten Lilie sehr nahe. Fast möchte man meinen, in einem Garten oder einem Blumengeschäft voller Lilien zu stehen. Zeitweise erinnert mich der Duft auch an frisch geschnittene Blumen. Der Geruch der Lilien lässt nach einiger Zeit langsam nach. Im weiteren Verlauf geht der Duft in Richtung "clean". Er riecht nun sehr sauber und rein - jedoch ohne dabei jemals langweilig zu werden. Was zurückbleibt, ist ein eleganter und leicht lieblicher Geruch.
Das Parfüm hat eine gute Haltbarkeit (6 Stunden). Es ist für ein Tageszeitparfüm und jahreszeitlich betrachtet ein Frühlingsduft. Lilien haben kulturell bedingt eine doppeldeutige Geltung erhalten. Sie stehen einerseits für die Weiblichkeit, Reinheit, Fruchtbarkeit und gelten damit eng verknüpft auch als das Symbol für zwei Liebenden, weshalb sie gerne Hochzeiten schmücken. Lilien sind aber auch eng verbunden mit dem Tod und der Vergänglichkeit, weshalb sie ebenso bei Begräbnissen verwendet werden. Persönlich habe ich mit dem Parfüm keinerlei negative Assoziationen. Es ist eine 'glückliche' Lilie, die sich hier ihrer Trägerin zeigt. Bei diesem Parfüm muss ich unweigerlich an die schöne Persephone denken... Verbindet sie doch als Göttin des Frühlings und der Unterwelt beide Bedeutungen der Lilie gekonnt in einer. Welches Parfüm könnte wohl trefflicher zu ihr passen?
5 Antworten
Versailles vor 8 Jahren 9 6
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Heideröslein
"La fille de Berlin" ist eine Hommage an das alte Berlin der 20er und 30er Jahre. Ich muss gestehen, dass meine erste Assoziation mit der Tochter aus Berlin nicht im Entferntesten die deutsche Hauptstadt, sondern ein Gedicht von Goethe war: "Sah ein Knab' ein Röslein stehn, Röslein auf der Heiden, war so jung und morgenschön [...]". Im Grunde wenig verwunderlich, da "La fille de Berlin" hauptsächlich aus Rosen besteht. Die Rose ist hier das dominante Thema. Der Geruch der Rose ist reichhaltig und hat grüne Untertöne. Im ersten Eindruck riecht "La fille de Berlin" wie eine lebendige, echte Rose - mit der Ausnahme, dass ich in der Natur noch nie eine Rose gerochen habe, die so vollmundig duftet! Das klingt widersprüchlich, aber man kann es kaum anders beschreiben. Der hier von vielen beschriebene "metallische" Eindruck riecht meines Erachtens wie eine Verbindung zwischen Rosen und Zitronengras (Ich weiß, dass es nicht als Zutat gelistet ist). Eine kühle und unnahbare Frau! "Knabe sprach: ich breche dich, Röslein auf der Heiden! Röslein sprach: Ich steche dich, daß du ewig denkst an mich [...]". Die Rose gewinnt an Klarheit, ist taufrisch und grün. Zwar ist Pfeffer mit dabei, aber es ist kein Pfeffer wie man ihn aus der heimischen Küche oder vom Gewürzmarkt kennt, wo er in der Nase kitzelt. Der Pfeffer hier hat mehr eine chilli- oder zimtartige Qualität. Er erinnert mich in Verbindung mit der Rose an Brandykirschen oder an ein gutes Gläschen edlen Rotweins. Die Klarheit weicht im weiteren Verlauf einem amber- und moschusartigen Geruch. Zwar bleibt der grüne Rosenduft, aber gleichzeitig entwickelt sich der Duft weiter in Richtung warm, hölzern und pudrig. Es entbrennt fast ein Kampf zwischen den beiden Richtungen. Da sich die Zusammensetzung des Duftes einfach liest, wurde ich von der Duftentwicklung und Komplexität völlig überrascht. Das Parfüm hat eine ganz bezaubernde, anziehende Qualität. Es macht mich benommen und ich kann es mir dadurch sehr gut für Valentinstag bzw. ein romantisches Date am Abend vorstellen. Nicht nur für die Nacht, sondern auch für nasskaltes Wetter eignet sich "La fille de Berlin", denn die leichte Pudrigkeit in der Basis gibt mir Wohlbehagen und Komfort. Trotz der leichten Süße, ist es definitiv ein unisex Duft und kann ohne Bedenken auch von einem Mann getragen werden.
Fazit: "La fille de Berlin" ist einer der komplexesten und wandelbarsten Rosendüfte, ich je gerochen habe und damit kein Duft für jeden Tag, sondern definitiv etwas für besondere Anlässe. Diese Berliner Tochter trägt Dornen und fürchtet sich nicht, sie auch einzusetzen. Wie Goethes Gedicht ausgegangen ist, wissen wir: "[...] Und der wilde Knabe brach's Röslein auf der Heiden; Röslein wehrte sich und stach [...]".
6 Antworten
Versailles vor 8 Jahren 8 3
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Das Sternzeichen Jungfrau (23.08 - 22.09.)
Das Sternzeichen Jungfrau wird oft durch eine junge Frau dargestellt, welche in ihrer einen Hand eine Garbe zum Schneiden von Getreide hält. Ihre Zeit beginnt im Spätsommer und dem einsetzenden Herbst, wenn das Getreide auf den Feldern reif ist und mit einer solchen Garbe abgeerntet wird. Ordnungsliebe, Sauberkeit, Klarheit, Sorgfalt, Praktikabilität und Reinheit sind Eigenschaften, die man Menschen, welchen unter diesem Zeichen geboren wurden, gerne nachsagt. Inwiefern alle Menschen tatsächlich die aufgezählten Eigenschaften besitzen, mag hier zwar bezweifelt werden, aber es sind genau diejenigen Eigenschaften, die ich instinktiv mit Jil Sander's "Pure" verbinde. "Pure" ist ein weiblicher Duft. Bereits der Name und die Form des Flakons geben einen sehr genauen Ausblick auf das, was den Parfümtester erwartet. Hier gibt es keine bösen Überraschungen. Ein klarer, geradliniger Flakon - ein klarer, geradliniger Duft. Nach dem ersten Sprühen ist "Pure" frisch. Der Frischegeruch ist vergleichbar mit frisch bezogenen Laken oder dem Gefühl, das man hat, wenn man gerade geduscht ist. Aquatisch und sauber. Dieses Sauberkeitsgefühl wird schnell ergänzt durch florale Noten (Jasmin und Alpenveilchen). Nach einer kurzen Zeit entwickelt sich der Duft dann in eine hölzerne Richtung. Sandelholz und Amber machen "Pure" harmonisch, beruhigend, tröstend und lindernd. "Pure" hilft mir mich in Stresssituationen wieder zu beruhigen und zu konzentrieren, er wirkt klärend auf Geist und Seele und ist durch seine Geradlinigkeit ordnend und strukturiert. Ich habe dieses Parfüm meiner Mutter geschenkt. Es ist ihr Lieblingsduft und alltäglicher Begleiter im Job geworden. Dadurch, dass "Pure" leicht aquatisch riecht, macht er sich hervorragend im Hochsommer, wenn die Temperaturen sprichwörtlich durch die Decke gehen und man nicht verschwitzt, sondern sauber und rein riechen möchte. Der Duft besitzt eine gute Haltbarkeit. Er ist für alle Frauen geeignet, die sich einen alltäglichen Begleiter wünschen und dabei ein wohldosiertes Understatement einem aufdringlichen Overstatement bevorzugen.
3 Antworten
Versailles vor 8 Jahren 20 1
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Elizabeth Taylor’s Parfüm
„Bal a Versailles“ ist das Parfüm, das von einigen der berühmtesten Männern und Frauen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts getragen wurde. Jacqueline Kennedy gehörte ebenso zu seinen Anhängern wie Elizabeth Taylor und Michael Jackson. Liz Taylor und Michael Jackson, die eine Freundschaft miteinander verband, machten das Parfüm sogar zu ihrem Signaturduft. Und das will was heißen! Mit diesem Hintergrundwissen waren meine Erwartungen entsprechend hoch als ich mich diesem Duft widmete. Ursprünglich war ich eben wegen meiner Liebe zu alten Hollywoodstreifen und Michael Jackson darauf gestoßen. Erworben habe ich das Parfüm dann auf „Etsy“.

Zum Duft:
Beim Auftragen des Duftes passiert pure Magie auf meiner Haut. Einmal aufgesprüht und ein ganzes Sortiment an Blüten, Kräuter und Gewürze fliegt mir wild entgegen. Zunächst scharf und unbarmherzig: Orange, Zitrone, Mandarine, Rose und Kassie gemeinsam mit Neroli. Der Anfang ist erfrischend; so wie nach einer frischen Dusche mit Zitrusduschgel. Schnell weichen diese Kopfnoten den Herz- und Basisnote: grüner und weißer Jasmin mit Patchuli. Es riecht waldig für mich. Die Jasmin wird begleitet von Ylang-Ylang, Rosmarin und Iris. Ein pudriger Geruch setzt mehr und mehr ein. In seiner Pudrigkeit erinnert mich der Duft ein ganz kleines bisschen an „Classique“. Im Unterschied dazu fehlt allerdings die seifige Komponente gänzlich. Der Geruch von Leder und Zibet verleihen dem Parfüm eine animalisch-verführerische Note... Hmm, ein Vollblutweib, das sich ihrer erotischen Ausstrahlung voll bewusst ist und weiß sie einzusetzen. Das Zibet zeigt sich zum Schluss. Zibet mag eine große Überraschung für einige Tester sein, da dies eine Zutat ist, die in den heutigen Parfüms nicht länger verkommt. Die Zibetkatze ist ein Tier aus Asien von dem das duftende Sekret aus den Analdrüsen verwendet wurde. Dank PETA ist es heute zum Glück illegal Tiere für ihre körpereigenen Duftstoffe einzufangen und zu töten. Das macht die heutigen Düfte im Vergleich zu „Bal a Versailles“ allerdings auch künstlicher und synthetischer. „Bal a Versailles“ ist ein sehr natürlicher Duft. Er riecht grün, aromatisch und erinnert mich zeitlebens an den Geruch einer blühenden Wiese im Sommer. Das Parfüm ist langanhaltend und wenige Spritzer davon genügen.

Fazit:
Beim Auftragen des Duftes kann ich die oben genannten Menschen vor meinen Augen wieder lebendig werden sehen. Elizabeth hat dieses Parfüm vermutlich auch am Set von „Kleopatra“ getragen. Ich kann sie nun fast bildhaft gemeinsam mit Richard Burton sehen. Sie haben sich damals so lange leidenschaftlich geküsst, dass Regisseur Joseph Mankiewicz „Cut“ schreien musste. „Bal a Versailles“ ist für mich nicht altbacken, sondern einfach einer der schönsten Vintagedüfte, den ich je kennenlernen durfte. Es ist wahrlich ein Duft, der einer Diva wie Liz Taylor würdig ist. Für mich ist er ein kostbares Juwel: Gewiss nichts für jeden Tag, aber zum Ausgehen am Abend trage ich es sehr gerne.
1 Antwort
Versailles vor 8 Jahren 21 4
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Der ewig Unverstandene
Von dem italienischen Philosophen und Machttheoretiker Niccollo Machiavelli (1469 – 1527) wurde das wunderschöne Zitat "Jeder sieht, was du scheinst. Nur wenige fühlen, wie du bist" überliefert. „Black Orchid“ ist so wie dieses Zitat und sein Urheber: komplex, vielschichtig und kompromisslos: Er wird von einigen hochgepriesen und fast als eine Art Heiligtum in der Sammlung gehalten und von anderen gehasst und verteufelt. Vor allem haben Duft und Schriftsteller aber eines gemeinsam: Sie wurden nie vollständig verstanden. An Machiavelli’s politischen Schriften arbeiten sich bis zum heutigen Tag sämtliche Wissenschaftler und Autoren ab, die sich mit Politik auseinandersetzen und streiten intensiv über dessen Deutung. Jeder, der sich als echter Parfümliebhaber versteht, kommt auch an „Black Orchid“ nicht vorbei...Dieser Duft wird mit Sicherheit einer der herausragenden Düfte dieses Jahrhunderts werden. Da viele Parfümliebhaber bei dem Duft geteilter Meinung sind, versuche ich eine möglichst objektive Kritik, die persönliche Vorliebe oder Abneigungen in den Hintergrund stellt.

Duft:
Der Duft eröffnet mit einer wahren Explosion von Früchten, üppigen Ylang-Ylang und weißen Blumen (Gardenie und Jasmin), die jedoch sehr schnell von einer leicht tropischen, vanilligen Note begleitet werden. Ebenfalls bemerkbar in der Kopfnote sind leichte Nuancen von Gewürzen und Gourmand. Alles in allem ist er sehr warm und opulent, aber keinesfalls altbacken, sondern zeitlos und elegant im Start. Nach 1 Stunde wird „Black Orchid“ komplexer und weicher, dabei verliert er jedoch nichts von seiner Macht und Intensität… Vanille und patschuliartig riecht er jetzt und entwickelt sich deutlich in Richtung Lotus und Orchidee. Fruchtige Duftnoten beginnen sich nun ihren Weg zu bahnen. Erstaunlich ist, wie stark Weihrauch und Amber aus der Basis bereits zu diesem Zeitpunkt in die Herznote eingreifen! In der Basis wird der Duft gourmandartig und man riecht die Vanille. Von meinem Umfeld wurde einige Stunden nach dem Aufsprühen aufgrund der Weihrauchnote treffend als rauchig charakterisiert.
Einem Kritikpunkt möchte ich widersprechen: gerne werfen Kritikern diesem Duft vor, dass er nach Tod oder gar Verwesung riechen würde. Was das anbelangt, kann ich beruhigen. Bedingt durch mein Studium durfte ich in der Rechtsmedizin hospitieren. Der Tod selbst hat einen unvergleichlicher Geruch, der kein Equivalent kennt... „Black Ordchid“ riecht anders. Durch den starken Weihrauchgeruch in der Basis erinnert der Duft im positiven an eine Messe in der katholischen Kirche. Man bedenke nur die wunderschönen prunkvollen Zeremonielle, bei denen der Ministrant langsam voranschreitet, predigt und dabei Weihrauch in der Luft schwenkt. Im Negativen könnte man durchaus auf den Gedanken kommen, eine Beerdigung damit zu assoziieren (auch hier wird nämlich Weihrauch verwendet).

Haltbarkeit:
Die Haltbarkeit ist unvergleichlich: einmal auf die Kleidung aufgesprüht und man kann den Duft noch Tage danach deutlich wahrnehmen.

Fazit:
Obwohl „Black Orchid“ in jeder Parfümerie zu finden ist, ist es für mich kein Mainstream Duft. Es ist ein unisex Duft: sowohl von Männern als auch von Frauen wird er gerne getragen. Ich würde den Duft auf keinen Fall einem Parfüm-Neuling empfehlen, denn er überfordert nur allzu schnell. Auch für Blindkäufe eignet sich dieser Kandidat hier nicht, denn es ist ein gewagter Duft, der nach einer Trägerin oder einem Träger mit Selbstbewusstsein, Stolz, Glamour und einer Prise Mystery verlangt. Für solche Menschen ist er jedoch ein souveräner Begleiter, der gut in der Freizeit (vor allem in den Abendstunden oder zu festlichen Anlässen) getragen werden kann; für einen Bürojob aufgrund seiner Intensität nicht geeignet.
4 Antworten
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