Vincer

Da war der Tag nun gekommen, auf den viele so lange gewartet haben:Der Abiball!
Viel harte Arbeit lag hinter uns, gute sowie schlechte Zeiten,
viel Herzblut hat man investiert.
An so einem Abend muss natürlich alles perfekt sein.
Man möchte herausstechen, alles überragen und eine gute Figur machen.
Man gehört ja nun schließlich zum Kreise der "Gebildeten" ;)
Mal schauen:

• Die Kleidung - ja, die sieht gut aus. Grauer Anzug mit grünem Hemd fällt auf.
• Die Frisur - bloß gut, dass ich erst beim Frisör meines Vertrauens war.
• Die Planung - alle Choreos hab ich drauf, ich fühl mich gut.
• Das Parfum - uuuffff.. was nehm ich da bloß ?? Triviale oder banale Düfte
fallen da definitiv aus. Man will ja - dem Anlass angepasst -
etwas tragen, was kein anderer hat.

Ich bin ja einer von der Sorte, die Parfums gerne zum "Rumstehen" haben.
Nicht, damit es gut aussieht, nein. Eher deswegen, weil sie mir einfach viel
zu teuer sind. Mein Pröbchen "Reflection Man" harrt schon 2 ganze Monate bei mir und wartet nur darauf, mal aufgetragen zu werden.
Wie dem auch sei .. in der engeren Auswahl standen einerseits Amouage und Ambre Narguilé, auf der anderen einmal Ambre 114 und eben jener Montaleduft.
Amouage war mir dann doch zuu exklusiv und gewagt, wie ein Pflaumenkuchen wollte ich ebenso wenig riechen und zu sinnlich-warm
sollte es nun auch nicht unbedingt sein.

BLUE AMBER .. ohh ja.
Ein perfekter Name eines durchdachten Parfums.
Ich wusste, auf was ich mich einließ: er ist ein echter Mann!
Man riecht von vorne bis hinten fast ausschließlich den Amber. Der Auftakt ist extrem hart und kräuterlastig und teilweise hat man sogar das Gefühl, dass man da fast schon eine Parfumcreme aufträgt, so intensiv ist er.
Für mein projektionsaffines Gemüt ist der echt Bombe.

Das Ding bei Blue Amber ist, dass hier wirklich nur in zwei Phasen unterteilt werden kann: Phase I "WUMMS" und Phase II "zahmer Tiger".
Der Amber erstreckt sich von Geburt bis Tod und lässt nicht nach und die benannte Phase II ist echt ein Traum - immer noch Amber, jedoch mit einer dunkel-düsteren Vanille.
Immer präsent und anziehend, das konnte ich aus den Kommentaren meiner
Tanzpartnerin(nen) entnehmen:
"Du riechst aber gut. Du riechst immer gut, aber heute besonders" ..
YES :)

Insgesamt hat es mir der Duft sehr angetan und ist eine echte
Amberabwechslung zum warmen "Ambre 114".
Dieser Duft hat den 10. Kommentar und die 100. Bewertung redlich verdient und mal sehen, wie lang das kleine Pröbchen noch überlebt.
Also wenn ich nicht noch mindestens 20 Abschlussbälle irgendwo habe, kaufe ich mir am besten nie einen Clive Christian Duft - der würde
wohl bis ans Weltende bei mir unbenutzt überdauern.

„Ich brauche kein Duftwässerchen, denn ich bin selbst eine dufte Persönlichkeit.“
(©R. Sommer) - ein Zitat, welches ich bei Bossdüften gerne anbringe als Selbstschutz. Man weiß ja nie, was da so alles kommt, nech?!
Von den 'Bottled'-Ablegern über 'Orange' bis hin zur absoluten Nullnummer 'Just Different'..
Diesmal jedoch war dies gar nicht vonnöten!

Der Auftakt ist ein metallisches Wirrwarr, das pfeffrig-zitrische Seiten aufzeigt. Ich liebe metallische Düfte.. der rote Hugo suggeriert tatsächlich das Bild eines glühenden Metalls - in der einen Sekunde wirklich klasse und Lichtjahre entfernt von den Vorgängern, auf der anderen Seite doch etwas 'weird', etwas absonderlich.
Das ist keine frische metallische Note sondern driftet partiell in einen Blutgeruch ab. Naja, was solls, 'Sécrétions Magnifiques' hab ich ja auch überlebt! :)

Meinem Vorredner widerspreche ich partout.
'Hugo Red' blendet keineswegs nur mit Süße.. klar, im Herzen offenbart sich eine Ananas, jedoch umschmeichelt von den tonangebenden metallischen Noten. Eine metallische Ananas - eigen!
Darüber hinaus wirken das edle Zedernholz und ein vernichtend kleiner Rhabarbertouch wahre Wunder!
Auch hier kommt ein JoJo-Effekt vor, welcher den Duft wortwörtlich bluten lässt, jedoch verlagert es sich zunehmend zum Positiven.

Des Weiteren erfreut mich Folgendes:
>"Bei der Duftnote ,,Caranal", handelt es sich um einen von Givaudan entwickelten Duftstoff mit holzig, ambriertem Duft."<
Eine nette Idee, mal so eine Komponente einzubauen UND ich kann sie sogar erriechen - achtbar!

Die Kopfnote ist ein echtes Ausrufezeichen und Neuland im Parfumbusiness, indes aber auch absolutes Markenzeichen dieses Duftes.
En bloc muss ich, so seltsam es ist, diesen Bossduft loben.
Viel Wind um beachtlich viel ist hier das Motto.. testet selbst!
Hugo is back ;)

Gebt mir eine neue Nase! Gebt mir ein neues Hirn! Gebt mir eine neue Definition von Duft, damit ich dies hier wirklich begreife!
'Intense' bedeutet nicht gleich intensiver - mit dieser Erwartungshaltung ging ich auch an dieses Parfum heran.
In diesem Fall bedeutet es, dass gleiche Noten anders ausbalanciert worden sind.

WUMMS! Was für ein Auftakt!
Eine extrem präsente Blutmandarinennote küsst Kardamom, umhüllt von einem Schleier aus Zimt. Damit vereint es einerseits das rebellierende Original und andererseits das erwachsenene Absolute.
Die Blutmandarine ist in solchem Ausmaße greifbar, dass es in
der Kopfnote insgesamt sogar noch süßer wirkt als die ohnehin
zuckersüße Urfassung.
In kaum einem anderen Parfum wird die Zimtkomponente so zelebriert, wie es 1 Million Intense tut. Sie ist der pulsierende Dreh- und Angelpunkt mit vielen Abzweigungen zu den restlichen Bestandteilen.
Nun gleicht er fast 'Absolutely Gold', jedoch wird ein anderer Weg gegangen:
Die überladene Würze wird beiseite geschafft und eine Prise Pfeffer wird beigesteuert, konträr sogar noch Neroliöl, welches dann auch irreversibel dafür sorgt, dass Zimt im Vordergrund steht - doch nun viel subtiler und mit mehr Klasse.
Es ist reifer, wärmer, tiefer, männlicher.

Ferner setzt man nun deutlich auf das Niveau der Rose -
Jene erscheint bildhaft vor meinen Augen, berieselt mit Zimt.
Der weitere Verlauf ist ziemlich eintönig.. der Duft bleibt monoton auf allerhöchstem Niveau.
Er ist schon lange nicht mehr der Duft, der von Adoleszenten innerhalb weniger Tage aufgebraucht wird.
Der hier wird nichtmal ansatzweise von jenen beachtet, was äußerst erfreulich ist!
Der Drydown ist vortrefflich.
Einfach nur Leder mit der allgegenwärtigen Zimtkomponente.
Punkt.

Das Original zu süß, der Nachfolger zu würzig..
Der hier jedoch vereint das Beste beider zu einem mustergültigen Edelduft.
Wirklich - die Zielgruppe ist hier ganz anders definiert, macht euch selbst ein Bild davon.
Aber genug der Superlative: Kauft euch eine neue Nase, kauft euch ein neues Hirn, kauft diesen Duft, riecht, vielleicht begreift ihr dann, was ich meine.
(©G. Schmidt)

Gestatten: Erschütterlich.
Un-Erschütterlich.
Moment mal...
Wer ist hier eigentlich der wahre Protagonist ??
Das bin ja wohl ich - würde James himself den Duft auftragen, bevor
er in die Stadt ginge ?! Ich glaube eher weniger.
Aber zurück zum Thema..

Der Vorhang fällt.
Die Zuschauer sitzen gespannt im Kinosaal.
Skyyfaall.. *peng peng*.. ups, die Kopfnote in Gestalt des grünen Apfels wurde wohl schon nach 10 Sekunden abgefeuert.
Dabei waren die ersten 10 Sekunden so spannend.. erinnerten fast an den Blockbuster "Boss.".
Schade.. nunja geht es wenigstens mainstream-like weiter ?!

Gäähn.. sehr eintönig.
Zu viele Karda-Momente.
Das soll der neue James Bond sein ?
Einen La-Wende(l)punkt gibt es trotzdem:
Die Feinde sprengen sich selbst in die Luft.
Übrig bleibt ein lasches Windchen Erde und Gewürze.

Na aber überzeugt der neue Film denn wenigstens in der Länge ?
Hm.. nach 60 Minuten hat der gute Daniel auch seine letzte Gewürzkugel abgefeuert.. naja, waren eh nur Platzpatronen.
Warum nicht mal auf Apfelpfeile oder Blumenharpunen ausweichen ?!
Diesmal war er eher schwach auf der Brust.

Gerührt, nicht geschüttelt wär wohl nach meinem Geschmack.

Guter Witz, Zino.
Grandios, wie du mich hinter's Licht geführt hast.
Jetzt wird aber mal Tacheles geredet:
'Nun sag, wie hast du's mit der Einfältigkeit? Du bist ein herzlich guter Duft, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.'
Okay.. ruhig Blut, sachlich bleiben.
Fangen wir mal humorlos an:

Ich rieche einen Lavendelschnaps par excellence mit einer sowas von 'avantgardistischen' Rose, dass einem Hören und Sehen vergeht.
Besser gesagt, dass einem das Riechen vergeht.
Die Kopfnote hat etwas so eindringliches, so penetrant niveauvolles, wie ich es bisher nicht erlebt hab.
Ich glaub mein Geruchssinn ist kurz flöten gegangen..
Dieser 'Zino' ist so abgründig, so eine Ausgeburt, so ein Biest!

Zinos Herz schlägt in einem sehr ruhigen Takt.
Es strahlt Klasse aus.
Dominanz, ohne aufdringlich zu sein.
Geschmack, ohne zu übertreiben.
Ein männlich Röslein, das durchaus Stacheln hat.
Zino ist einfach eine Type!

Wer könnte so etwas tragen ?
'Zino im Kino' ist für mich kaum vorstellbar.
Ich empfehle ihm am besten den Mafiaboss meines Vertrauens:
"Antonio.." spricht eine raue, dominante Stimme.
"Antonio, ich habe ein Angebot, was du nicht ablehnen kannst!
la familia.. das ist Ruhm, das ist Ehre aber vor allem Vertrauen."
> Antonio erhebt sich von seinem dunkelbraunen Ledersessel, die Zigarre qualmt und 'Il Silenzio' tönt aus dem Grammophon.
"Willkommen in der Familie!"
Der Raum ist verqualmt.
Der Raum hat eine dunkle Atmosphäre.

Fühle ich mich bereit, ihn zu tragen ?