Vinyldates

Vinyldates

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11 - 15 von 19
Vinyldates vor 2 Jahren 17 10
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Wolfsmädchen
Du bist in der Natur aufgewachsen. Am liebsten läufst du barfuß über Blumenwiesen. Deine Sommersprossen glitzern in der Sonne und deine Augen sind so dunkel und schokoladig, wie die eines liebvertrauten Tieres. Deine schlanken Arme sind mit Lederarmbändern geschmückt, rau und abgewetzt schmiegen diese sich an dich und begleiten dich auf deinen Wanderungen. Es ist warm, Schweißperlen bilden sich und verschmelzen mit den Blumen, die du sammelst, presst und mit dessen Ölen du dich einreibst. Deine Haare sind lang, ungezähmt, du flechtest kleine Zöpfe, die immer verfilzen, wenn du dich abends auf Moos bettest, um deine müden Knochen auszuruhen und deine Kleidung trägt den schweifenden Geruch des Lagerfeuers, welches dich nachts wärmen soll. Deine Freunde sind die Wölfe, die dich tragen, wenn deine Füße nachgeben und an dessen Fell du dein Gesicht vergräbst. Ihr Geruch: Zuhause für dich. Sie beschützen dich, als wärst du eine von Ihnen, denn dein Herz schlägt ebenso stark und unabhängig unter deiner verklebten Haut.
Du hast keinen Weg vor dir und selbst wenn, wäre es dir egal. Du tust was du willst. Du bist frei und wild und alles andere als anschmiegsam.


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Ein wundervoller Lederchypre getarnt von einem aldehyden Fliederbouquet.
Meine Vorgänger haben diesen Duft wunderbar olfaktorisch beschrieben, so dass ich nur mein Duftbild zu diesem grandios aneckenen Parfum teilen wollte.
10 Antworten
Vinyldates vor 2 Jahren 11 5
Safranrisotto
Risotto, ein Breigericht aus Reis, welches so gut die elementaren Klassenverhältnisse unserer Gesellschaft aufzeigt. Es geht ja schon los, wenn man beschämt vom Reisregal steht und sich entscheiden muss, ob es der von Mutter bevorzugte Risottoreis wird, der durch sein feines und zartes Aroma gepaart mit einem viel zu überhöhten Preis für Reis besticht, oder eben doch der günstige Milchreis, der oft absolut ausreichend ist. Hat man sich letztendlich doch für die günstigere Version entschieden, bereut man es doch gleich wieder. Wollte ich doch heute mal was außergewöhnliches kochen, nämlich Safranrisotto. Und für so ein Gericht, sind teurere Zutaten doch angebracht, auch wenn sie geschmacklich gar nicht so viel verändern und nur den Geldbeutel belasten. Nachdem ich mich nach langem hin und her, für einen überaus gelobten und teuren Reis entschieden hatte, Safran, Weißwein (natürlich den guten!), Zimt und etwas Vanille in den Einkaufskorb geschmissen hatte, konnte der eigentliche Spaß beginnen.
Eigentlich ist Risotto kochen ja auch nur eine Art Lifestyle- etwas was hip und cool ist, selbst wenn man nur in der viel zu kleinen Küche rumsteht und "Italien" spielt, dazu eine hippe Musikplaylist hört ( bei mir Italien Dinner, muss ja alles zusammenpassen) und gedankenverloren Zutaten in den Topf schmeißt und dabei liebevoll ab und zu rührt. Aber egal, es würde gut werden, ich hatte teuer eingekauft, erstklassige Zutaten und der Hype um dieses Gericht war groß- jedenfalls in diesen angesagten Kochmagazinen.
Der Reis blubberte, ich schwenkte fröhlich mit meinem Glas Wein hin und her und schnupperte immer wieder daran, mmmh, süßlich, das muss der Safran sein, oder die Vanille, hatte ich überhaupt Vanille reingemacht?, noch ein Schluck vom Wein, ziemlich würzige Note, bestimmt der Zimt, aber schmeckt, ich bin niemand, der sich über Wein beschwert, aber kommt da noch was? Egal, ich lösche den Reis einfach etwas damit ab, wird schon gut sein, jedenfalls besser, als das was ich sonst koche. Vor lauter Vorfreude drehte ich mir erstmal eine Zigarette, den Tabak hatte ich gefunden, ein Relikt einer vergangenen Hausparty, glaube ich, riecht zwar kaum noch, aber egal, wird gut sein. Vielleicht stecke ich die nach den Essen an- hat ja irgendwie Stil sowas, habe ich jedenfalls gehört.
Ich schaufelte eine große Kelle in mich hinein, ja ist interessant, ah okay das ist Safran, mh naja ist schon gut, aber muss jetzt nicht so oft sein, wofür also der Aufwand? Der Reis ist fad, jedenfalls nicht weniger fad als die cheapy Variante, ich denke es muss nur mehr Käse rein, Käse geht nämlich immer und eine coole Band hat mal darüber gesunden, dass er die Welt retten kann- oder war das ein Song über Pizza? Ist ja das gleiche. Bevor ich den 1,99€ Gouda greife, besinne ich mich, dass ich es hier mit einem Gourmetgericht zu tun habe und zücke den Parmesan, der zuvor liebevoll auf einer Sandelholzreibe gerieben wurde. Mama sagt immer, wenn keine Liebe im Essen ist, schmeckts nicht. Also liebevoll kochen, dann wird es was und so stecke ich mein gesamtes beschissenes Herz in diese Herstellung des verdammten Edelrisottos und eben auch mein Geld. Es wird sich lohnen, denke ich und wage einen weiteren Bissen...mh schmeckt halt wie Reisbrei, cool. Ich kann ja jetzt schlecht zugeben, dass mir die Billigversion mit Milchreis, Gemüsebrühe und Gouda besser schmeckt- keine Lust auf die gerunzelten Augenbrauen meiner Freunde, dennoch habe ich viel mehr erwartet. Auf die fahle Kippe habe ich jedenfalls auch keine Lust mehr, was für eine scheiße.
Enttäuscht und etwas fertig von der gemeinen Erkenntnis, das es anscheinend doch keinen großen Unterschied zwischen Milch-und Risottoreis gibt und das ganze wohl nur eine böse Verschwörung der Reisindustrie ist, um privilegierten Menschen mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, und vielleicht die zwei Klassengesellschaft so richtig zu fördern, wovon ich nun widerwillig ein Teil geworden war, ließ ich mich resigniert auf meinen Sessel plumpsen. Naja, dann bleibe ich eben bei der günstigen Variante.
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Und mal wieder bin ich auf einen sehr gehypten Duft hereingefallen. Initio- eine Marke die irgendwie zur Zeit richtig richtig cool ist, und dass natürlich mit Recht, denn über 500 Bewertungen können ja nicht lügen, ist dennoch so gar nicht mein Fall. Der Duft startet sehr süß zu Beginn- das liegt am Safran, ein edles Gewürz (ich find ja den Namen crocus sativus cooler), der natürlich nicht nur Speisen sondern auch in gefälligen Duftkompositionen zu finden ist. Ich koche selten damit- ist mir zu teuer und anscheinend finde ich ihn auch olfaktorisch nicht so dolle.
Nachdem der erste süßliche Schwall überstanden ist, driftet Side Effect in eine eher cleane alkoholische Richtung die später ins Würzige übergeht. Zimt ist schon in der Kopfnote präsent, wird aber zur Basis gerichtet intensiver, ebenso wie Sandelholz.
Gespannt warte ich auf den Geruch des lieblichen Rums gemischt mit starken Tabakrauch- ich muss irgendwie an Kuba denken- und schweife immer wieder mit der Nase an mein Handgelenk. Mhhh, ja das kommt bestimmt gleich, und mein Gehirn wünscht sich einer hoffnungslosen Illusion hingeben zu können, doch vergeblich, es bleibt für mich aus. Es riecht weiterhin nur nach Sandelholz, was an sich auch ganz nett ist, aber eben nicht das, was ich erwartet hatte- gerade bei so einen "guten" Duft.
Die Projektion ist ganz nett, kann man nicht viel meckern, riecht ne ganze Weile und wird später hautnah (Sandelholz regelt das), ich denke 8h riecht man Side Effect gut und gerne.
Mit einer Bewertung von 8.4 (holy), vermag ich es nicht, dem Duft eine schlechte Bewertung zu geben- denn an sich ist er auch kein schlechter Duft- nur unendlich langweilig und das Geld (meiner Meinung nach) nicht wert. Er riecht rund, wird seine Anhänger haben und hat bestimmt seine Daseinsberechtigung, so wie eben überteuerter Risottoreis. Dennoch denke ich, dass es ähnliche gute Sandelholzdüfte in einem niedrigeren Preissegment gibt, die eben doch etwas spannender und naja auch besser riechen.
5 Antworten
Vinyldates vor 2 Jahren 18 7
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Seidiges Leder- eine (un)erfüllte Liebe
Cuir Soyeux- warm, anschmiegsam, zart, fordernd, laut, leise, holzig, cremig.
Dieses Parfum ist so sehr ein typischer Bianchi und gleichzeitig auch gar nicht.
Viel zu hell, zu zart, zu tragbar und zu gut.
Das warme Puder, dass einem in der Nase kitzelt, gefolgt von einem prächtigen Blumenstrauß aus Narzissen, Magnolien und viel Iris. Es ist Frühling und die wärmenden Sonnenstrahlen verzaubern dich. Leder hält sich galant im Hintergrund, lässt aber dennoch seine Anwesenheit vernehmen und komponiert hier ein wunderbar wandelnden Duftverlauf. Später gesellt sich Vanille dazu und gibt den Duft so viel Zärtlichkeit, Cremigkeit, dass dieser sich wie eine zweite Haut um den Träger anschmiegt. Er ist zu keinem Zeitpunkt animalisch, immer tragbar und - wunderschön.
Dieser Duft giert nach Aufmerksamkeit seines Trägers. So oft wandert meine Nase wieder ans Handgelenk, ich nehme einen tiefen Atemzug und schließe dabei die Augen. Dieser Duft fasziniert mich, nimmt mich ein und entführt meine Gedanken. Zu einem Ort voller Seide, voll schwerem Puder, dass sich auf Blumen legt, voller Wärme und Anmut. Gleichzeitig erinnert er mich an die frischen Ledertaschen meiner Mutter, in denen immer etwas Rouge, Puder und Lippenstifte verstaut waren, eine kleine Kindheitserinnerung sozusagen.
Auch dieser Bianchi hat eine beträchtliche Haltbarkeit und ist noch am nächsten Tag auf meiner Haut wahrnehmbar. Aber er projiziert anders- er ist stiller. Natürlich wahrnehmbar aber nicht laut schreiend sondern spielerisch flüsternd und umnebelnd.
Francesca hat diesen Duft 2019 exklusiv zum 10 Jährigen Jubiläum von Parfum Lounge designt und soll mit den Hauptnoten von Iris und Leder das stilvolle kühle Empfinden von Seide auf nackter Haut nachempfunden haben. Der Duft wird selbst beschrieben als : " A decadant high dosage of iris. A dash of powdery sparkle created by heliotropin and musk, a voluptuous flirtiness by precious magnolia and narcissus rounded up by an overdose of labdanum, vanilla and sandalwood resulting in a creamy, warm, and slightly dirty base."
Ich liebe Francescas Kreationen, weil sie anecken, anders sind, weil so viele Leute nicht mit ihr können. Sie ist fernab vom Mainstream und ich gebe zu, dass ich das toll finde. Cuir Soyeux reiht sich definitiv in ihre Kompositionen ein, ist aber gleichzeitig so anschmiegsam, wie kein anderer ihrer Düfte.
Mein Herz schmerzt etwas, wenn ich daran denke, dass dieser Duft nie in meiner Sammlung sein wird und so hebe ich mir meine kleine Probe auf, die in meinen Augen, die wertvollste ist.
Ein Parfum was mich so sehr verzaubert hat, ein Duft in den ich aus unerfindlichen Gründen verliebt bin. Ob ich diesen Duft so verehre, da ich weiß, dass ich ihn nie haben werde? Ist es die Faszination des unerfüllten Wunsches?

Vielleicht wirst du irgendwann wieder auftauchen- auch wenn es unwahrscheinlich ist, solange aber klammere ich mich an diese Hoffnung und trage dich weiterhin dort wo du hingehörst- auf der Haut und in meinem Herzen.

Nachtrag: Mein wundervoller Verlobter hat nach langem Stöbern einen Flakon auf Ebay gefunden und gekauft, auch wenn durch die Limitierung der Preis ziemlich in die Höhe gegangen ist. Mein verfrühtes Weihnachtsgeschenk darf nun, nachdem noch ein paar kleine Tränchen geflossen sind, in mein Parfumregal einziehen. :)
7 Antworten
Vinyldates vor 3 Jahren 6 5
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Solo
Der weiße Tüll umschmeichelte sanft ihre Beine. Rouge lag auf ihrem Schminktisch verteilt und versuchte bis vor kurzem ihrem blassen Gesicht noch etwas Farbe zu verleihen. Ihre roten Lippen waren mittlerweile verschmiert und die Ränder ihres Mundes nicht mehr klar abgrenzbar. Sie blickte mit müden Augen in den Spiegel, ihr Kostüm schmiegte sich noch immer an ihren Körper so wie in den Jahren auch davor, Rosen verweilten, wie so oft auch, auf ihrem Tisch. Der üppige Duft dieser, hüllte sie ein und vermischte sich mit dem Schweiß der in der Maske lag. Ihr Tanz war vorbei, ihr Solo beendet. Ihr Seidenkleid schimmerte im dämmrigen Licht und sie wusste, dass trotz der Erschöpfung die in ihren Knochen lag, die Nacht erst begann. Sie träufelte ein paar wenige Tropfen des dunklen Elixiers auf ihren Hals, dass ihr neue Kraft verleihen sollte. Noch ein letzter Blick, bevor sie ins Dunkle verschwand.
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Pearl startet für mich überraschend frisch und krautig, die Rose wirkt ungezähmt und tritt prominent in den Vordergrund. Dabei nimmt sie mit der Zeit immer mehr Raum für sich ein, wird schwerer, samtiger und wirkt üppiger. Der Seidelbast trägt zu dieser wohlwollenden, fast narkotischen Schwere dazu und lässt den Duft raumgreifend werden. Der Moschus, der nach einiger Zeit hinzu tritt, gibt den ganzen eine gewisse Animalik, die dennoch keinesfalls aufdringlich wirkt. Mit der Zeit kommt spürbar Patchouli durch, der aber dennoch sich der Rose anschmiegt und nur im Hintergrund agiert und balsamisch süß diese Duftkomposition unterstreicht.
Trotz der wenigen Duftkomponenten oder gerade deshalb, wirkt dieser Duft wahnsinnig anschmiegsam und reichhaltig. Er umwebt die Sinne und lässt den Träger geheimnisvoll anziehend wirken und ruft in mir durchmischte Assoziationen von gepflegten Szeneclubs, friedlichen Gothic und alten Theater hervor.
Die Haltbarkeit kann sich sehen lassen und so halten Rose und Patch bei mir auf der Haut um die 6h durch.
Die Sillage ist wahrnehmbar und anfangs nimmt sich der Duft seinen Raum, wobei er mit der Zeit körpernaher wird und sich seinem Träger wie eine zweite Haut anschmiegt.
Ikiryo hat hier mit Pearl eine wunderbare Duftkomposition erschaffen, die sehr gut tragbar ist und gerade für Liebhaber eines Rosenduftes interessant sein könnte. Natürlich ist der Batch von Rose und Patchouli nichts neues, wird hier aber in Harmonie mit Moschus und Seidenbast sehr gut umgesetzt und erschafft somit einen üppigen Duft, der durchaus anecken kann aber nicht muss.
5 Antworten
Vinyldates vor 3 Jahren 11 4
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
6.5
Duft
Tot einer (Eis)rose
Als Rosenliebhaber mit einer weiteren Schwäche für Leder, war ich sehr gespannt, als ich mir eine kleine Abfüllung dieses Duftes bestellte. Da er ebenfalls hier sehr gelobt wurde, war ich zuversichtlich, eine schöne neue Komposition für meine Nase ergattert zu haben.
Und auch hier sei mal wieder erwähnt, dass das olfaktorische System bei Menschen nicht unterschiedlicher sein kann:
Ich sprühte also zaghaft etwas auf mein Handgelenk auf und der erste Gedanke der mir aufkam war der einer synthetischen kratzigen Rose, die nicht als solche erkannt werden wollte. Vielleicht bin ich auch einfach nicht der Typ für Geranien und kann diese moderne gewagte Kreation und deren eigentliche Raffinesse nicht nachempfinden. Aber ein typischen Rosenduft wird man nicht antreffen.
Nachdem der Schrei der entarteten Rose etwas leiser wird, kommen vermehrt holzige Nuancen hervor: Als ob die Rose ein Stück Holz umschlingen würde und über die Jahre dort ihren festen Wuchsplatz gefunden hätte.
Für mich leider kein schönes warmes Holz mit den man ein gemütliches Lagerfeuer assoziiert, sondern
vielmehr ein fast eingefrorenes Treibholz, erstarrt von der Kälte eines harten Winters. Auch nach mehreren Minuten sticht das Parfüm noch immer sehr in meinen Augen, vielleicht ist es auch einfach diese frisch grüne Duftnuance, die ich leider, an dieser Stelle, nicht wertschätzen kann.
Nach ca. einer halben Stunde wird der Duft sanfter, noch immer holzig und frisch, aber bei Weitem nicht mehr allzu aggressiv. Auf Leder warte ich vergebens.
Alles in Allem, wurde mit Rose & Cuir ein wirklich moderner Rosenduft erschaffen, der sehr herb daherkommt und eine gewisse Kälte und Distanz ausstrahlt. Typische Rose und klassisches Leder wird man nur hier nicht finden.
Schade, ich hatte mich darauf gefreut.
4 Antworten
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