Zionist

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11 - 15 von 24
Zionist vor 10 Jahren 29 14
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Portrait einer Inspiration
Das Parfum Dries Van Noten ist mit eigentlich als kleines Dankeschön und Mitgabe, in Form eine fast schon leeren Vorführflasche des dort angebotenen Malle Repertoirs als Anerkennung für meinen leicht ausufernden Einkauf vieler CdG Düfte von einer überaus freudlichen Verkäuferin des Departmentstores im Quartier 206 mitgegeben worden, und insofern erst vor Tagen in meinen Besitz gelangt.

Ohne viel Neugier oder Aufmerksamkeit zu investieren, verwendete ich dann diesen besagten Flakon Tags darauf nach der Morgendusche und ward plötzlich hellwach aufgrund der sich entwickelnden olfaktorischen Überraschung, die mich dann den ganzen weiteren Tag beschäftigen sollte.

Obwohl Frederic Malle, schon einen einflussreichen Großvater hatte, der der Gründer der Dior Parfums war und selbst ein wichtiger Stern des Parfumhimmels ist, war dieser bis dato an mir vorbeigegangen, und von meiner Seite bisher mit Desinteresse abgetan.

Beim ersten Aufsprühen von Dries Van Noten war es dann plötzlich wieder da , dieses mir so wohl vertraute körpernahe und körperbetonte LUMIERE BLANCHE Gefühl – am ehesten vergleichbar und entsprechend mit einem cremig warmen geborgenheitsvermittelnden Körper eines über alles geliebten Menschen, dessen Geruch ich ohne Einschränkung über alles schätze und liebe, welches ich durch Olfactive Studio so gut kennen gelernt habe und welches Gefühl mich seither nie wieder los gelassen hat.

Eben nur in einer anderern Variante in einem völlig andenen Auftritt und Erscheinungsbild , aber mit dem Charakteristikum der gleich starkten Vertrautheit und Geborgenheit, wie wenn man jemanden, den man unglaublich schätzt und emotional nahe steht endlich wieder bei sich hat und fühlt.

Ausgehend von diesem – meinen persönlichen Kontext mit diesen Duft - stellte sich mir natürlich die Frage was waren die Beweggründe des Hrn. Frederic Malle zu Dries van Noten?

Frederic Malle legt was seine Arbeit betrifft großen Wert darauf, dass alles dekorative und ablenkend überflüssige Beiwerk in seinen Duftkreationen beseitigt wird, und hat sich zum Ziel gesetzt, dass seine angestrebten Düfte, fast wie Kleidungsstücke in einer einzigartigen Weise den Körper umgeben sollen, wobei er besondere Obacht darauf legt, dass dieser Effekt, den er mit seinem Parfum erreichen will, nie zu einer Art Etikettierung eines lieblich hübschen Duftes verkommt.

Einzigartig in einigen der Frederic Malle Geschäfte sind auch die dort aufwendigen und höchst utopistisch dekorativ wirkenden betretbaren Duftröhren, die durch ein wohl ausgefeiltes Zuluft- und Absaugsystem, dem interessierten Kunden den gewählten Duft in einem vollen 3 D Spektakel erleben lassen.

Ideee, Hintergrund und Anlass für die Kollektion „ XXX PAR FREDERIC MALLE „ war, dass Hr. Malle sich zum Ziel setzte, Menschen die ihn interessieren und durch die er sich inspiriert fühlt, also Persönlichkeiten, die ihn beeindrucken, deren faszinierende Welt in Duftkreationen umsetzten zu wollen, und ihnen quasi so ein olfaktorisches Gemälde zu schaffen.

Der Erste, dem dies Ehre zu Teil wurde, war der belgische Modedesigner Dries Van Noten, der mit Frederik Mall schon über Jahre gut befreudet ist, und einer vom anderen seit Jahren bezüglich kreativer Potentiale gegenseitig profitiert und inspiriert wird.

Dries Van Noten, der als belgischer Modedesigner mit Arbeitsschwerpunkt in Antwerpen tätig ist, hat selbst in den letzten Jahren einen schwindelerregenden Aufstieg im Modefirmament hingelegt und hat den Status, zu Europas wichtigsten Mode Designern gezählt zu werden, obwohl er sich selbst als Person eigenlich genau als Gegenenentwurf dieser Glamourwelt präsentiert, in der er gerade so erfolgreich ist.

Gerade in einer Zeit in der Luxusmarken immer mehr und schneller durch Aufkauf zum Besitz riesiger Industireikonzerne werden, und eigenen beinharten Geschäftsmodellen unterliegen, versagt er sich diesbezüglich völlig , setzt weder auf eigene wohlplazierte Logos mit hohen Widererkennungswert, lehnt Prominente als Botschafter seiner Markenprodukte ab, noch aktiviert er die fast schon obligatorisch verpflichtenden Werbeeinschaltungen in Hochglanzmagazinen.

Dass er trotzdem weiterhin so erfolgreich ist ,wird dann wohl mit der Qualität seiner Arbeit zu tunhaben.

Fredric Malle und seine „Nase Bruno Jovanovic „ haben Dries Van Noten olfaktorisch gemalen- wobei der Grundstock , also die Kontur dieses Portraits mit Sandelholz und Vanille angegeben werden.

Nach vielmaligen Gebrauch in den letzten Tagen nehme ich vor allem in der Kopfnote diese spritzig intensiven aber flüchtig auftretenden kecken Bergamottauftritte wahr, die sich in Gefolgschaft frischer zitrischer Noten ein immer wieder kurzes, aber rezidivierendes Stell-Dich-Ein geben, und durch Nelke, Muskatnuss und viel Safran würzig harmonich unterbrochen werden, sodass da ein wirklich lebendiger und von Pep strotzender ganz eigener charakteristischer Auftrakt des Parfumverlaufs entsteht.

Nach dem Abebben der kalabrischen Zitronen macht sich eine nicht süsse Vannillenote breit, die im weiteren Verlauf eine breite Allianz mit der Weichheit des natürlichen Sandelholz eingeht, die durch die milche Eigenschaft des Sandal Mysore ergänzt wird. Abgerundet wird dieses Duftkonzept dann mit peruanischen Balsam und Moschusakkorden in einer anmutigen wohntuenden Wärme auf allerhöchsten Niveau, zu dem sich noch gut eingebettet leise warme Patchoulinoten in leicht vibrierender Präsenz hinzugesellen.

In einem fast 16 minütigen Interview zwischen Frederik Malle und Dries van Noten, welches im Internet abgerufen werden kann, werden die beiden Beteiligten dazu gefragt welche Emotion denn dieser Duft für sie selbst ausdrückt – wobei Begriffe wie Schutz, Trost, beziehungsweise Sineslust oder (abgeschächt) Sinnlichkeit benannt werden.

Für mich ist dieser Duft ein sehr schöner und sehr persönlicher Duft und durch seine Weichheit trotzalledem auch ein männlicher Duft, der Vertretern beiderlei Geschlechts viel Freude spenden kann, und an dem ich erst recht viel Wohlgefallen haben werde.

PS: kleine Seitennotiz: alle schwarzen Hartkartonverpakungen der Frederic Malle Parfums haben noch eine Schiebehülle aus harten roten Hochglanzpapier – die für den Dries Van Noten Duft ist aus roten Stoff gefertigt.
14 Antworten
Zionist vor 10 Jahren 31 12
7.5
Flakon
7.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
8
Duft
From Dusk till Dawn
Das Wort Alchemie leitet sich vermutlich aus zwei Wörtern ab, und dürfte einerseits vom griechischen Ausdruck - chymeia - beziehungsweise aus dem arabischen Wort -Al kimiya – hergeleitet sein, welche beide als deskriptive Bezeichnung für den Landesnamen des alten Ägyptens stehen, und als Synonym für „scharze Erde“ verwendet wurden - gleichbedeutend für den fruchtbaren und dunklen Boden im Flußbereich des Nils , der sich vom übrigen rötlichen Boden der Wüste bezüglich Lebensqualität und Möglichkeiten so signifikant unterschied und abhob.

Die Alchemie war immer dadurch charakterisiert, mittels menschlichen Strebens nach handwerklichen Fähigkeiten die verschiedenen Elemente der Natur begreifen und sie besser verstehen zu wollen, und kann somit nicht mit der Forschung wie sie heute im naturwissenschaftlichen Bereich angewendet wird, verglichen werden, da bei der Alchemie der Wunsch mit der Natur in Verbindung zu treten und mit ihr zu kommunizieren vorderrandig war.

Erst in weiterer Folge dieses Austauschs mit der Natur sah man den Erhalt von Erkenntnissen, chemische und physikalische Gesetzmässigkeiten zu erlernen, sie nachzuvollziehen und eventuell auch zu beherrschen.

Gleichsam haben die Alchemisten auch jeder Substanz in der Natur als wesentliches Charakteristikum eine eigene Wesenhaftigkeit – quasi einen geistigen Körper - zugeschrieben, mit dem im Rahmen alchemistischer Vorgänge eine Kommunikation angestrebt wurde, um mit den Geistern der Natur durch den implementierten tieferen Beziehungsaufbau mehr und mehr Zugang zum Mysterium bestehender Naturgesetze gewährt zu bekommen- welches die Alchemisten zu wissenden Menschen, und zum „engen Kreis von Eingeweihten“ im Prozeß der tieferen Erkenntis der stofflichen Welt machten.

Insofern ist es vom alchemistischen Laboratorium bei Alkemi zum Laboratorio olfattivo nur ein kleiner Schritt, denn Alkemi hat in seiner Komposition ordentliches Potential oben beschriebener Wesenhaftigkeit in sich und betritt als ein von der Natur reichlich bevorzugt ausgestatteter und unter Fortunas Füllhorn geborener Charmeur die Bühne, in dessen Gegenwart andere Korkurenten im Nu verblassen.

Bei Alkemi scheint von Anfang alles zu stimmen, auch wenn ich sonst nicht so schnell auf dieses süffig opulent wohlig warm gewebte Orientalenmuster anspringe.

Bezüglich den Duftkomponenten brauche ich aufgrund der vorangegangenen Duftbescheibungen, kaum noch etwas hinzuzufügen.
Ich liebe einen starkten Myrrheakkord seitdem Myrrhae Acua di Profumo von L`Erbolario bei mir einzog und schätze hier dieses Ping Pong zwischen starker Myrrhepräsenz mit dem Auftritt von Ambratönen, die wiederum wunderbar floral durch Ylang- Ylang, Vanille und hölzern-harzigen Tönen und einem ergänzend lauten Performance von Pachouli ergänzt werden, wunderbar als Gruppenbild gemeinsam auftreten oder sich gegenseitig in ihrer Präsenz ablösen.

Alkemi ist ein harmonisch komponiertes interessantes und für mich nie langweilig werdendes Meisterwerk von der Kopfnote bis zum warmen harmonischen Ausklang der viele Stunden später noch anhält und ein Gefühl der Wohligkeit und Geborgenheit erweckt, welches für mich, schon auch aufgrund seiner starken beruhigenden und entspannenden Wirkung zu einem gern gesehenen Begleiter from Dusk till Dawn avanciert.
12 Antworten
Zionist vor 10 Jahren 29 21
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Die Säkularisierung des Weihrauchs
Parfumo habe ich erst vor etwa 2 Jahren entdeckt, ich hatte damals von meiner Grundeinstellung im wesentlichen so an die 5 klassische Herrendüfte ( jeweils Mitbringsel von Harrods London und Galerie Lafayette Paris) im Badezimmer, von denen ich seit Jahrzehnten morgendlich sehr gerne und täglich Gebrauch machte.

Ich war damals stolz, im Alltag im sozialen Kontakt mit meinem Gegenüber diese Konsequenz und Tradition altbewährten Stilbewußtseins auf olfaktorischer Ebene zu signalisieren und transportieren, und wurde aufgrund der auch häufigen anerkennenden Rückmeldungen über meinen gehobenen Geschmack ausschließlich alte traditionelle Herrendüfte zu tragen bestätigt.

Insofern erkenne ich mich rückblickend als sehr subjektiv in meinem statisch rigiden Verhalten was das Interesse anderer Düfte betrifft, und war über Jahre quasi festzementiert in der eigenen starren Meinung, wo auch kein Millimeter an Veränderungsbereitschaft bestand.

Parfumerien und Drogeriemärkte vor allem in Einkaufsmalls strafte ich gerne mit Nichtachtung - in der Annahme für mich, was Düfte betrifft meine Pretiosen bis in alle Ewigkeit schon gefunden zu haben, und hatte aber so gar keine Ahnung, welche Erweiterung und Bereicherung und essentielles Umdenken meine Duftwahrnehmung durch Parfumo einmal eingeleiten wird.

Da meine aktuelle Begeisterung für Robert Piquet´s Nouvelle Collection Casbah gerade keine Grenzen kennt, will ich exemplarisch für diese meine eigene Metamorphose was Weihrauchdüfte betrifft,nmit meinem ersten Kennenlernen vor etwa 18 Monaten mit Exulatat von Maria Gentile beschreiben.

Weihrauch war für mich, schon aufgrund der frühen Erfahrungen in einigen Kindersommerlagern, die durch röm. kath. Organisationen veranstaltet wurden ein Graus, wobei mir besonders die verpflichtenden täglichen Morgengottesdienste um 6h Früh erinnerlich sich.
Schon aufgrund meines leeren und knurrenden Magens vor dem Frühstück an Kirchendiensten teilnehmen zu müssen, blieb in schlechter Erinnerung und blieb auch was den dazugehörigen Weihrauch betrifft dadurch negativ konnnotiert.

Dass ein Duft wie Exultat zwar weiterhin eine dem Kirchenklerus nahestehende Assoziation wiederbelebte, hat mich den Duft zunächst mit ambivalenten Interesse registrieren lassen.

Aufgrund des zitrischen Mitspiels und der wunderbaren Einbindung von Veilchen-/blatt und des zedrig vetiverigen Verlaufs konnte ich erstmals einen Weihrauchduft ohne Abscheu und inneren Widerstand genießen, obwohl er weiterhin wunderbar zu all den kirchlichen Hochämtern passt, war Exultat für meine Wahrnehmung plötzlich verdaulicher geworden, weckte liebliche Assoziationen und wanderte nach mehreren Versuchen aufgrund wachsender Begeisterung in meine Sammlung.

Als ich vor 1 Monat bei Different Scent war , wurde mit im Rahmen von Odins Roam auch Casbah vorgestellt.

Jedoch der erste Sprüher auf den Handrücken evozierte bei mir ein sofortiges Zurückzucken der Hand, da in meinem Kopf nur ein Gewirr von vatikanischer Abwehr und lautes „Habemus Papam“- Gefühl losgetreten wurde.

Letzte Woche war ich dann nochmal in der Krausnickstrasse und probierte Casbah neuerlich.
Im ersten Augenblick in der Kopfnote fühlte ich mich wiederum massiv von Weihrauch fast wie von dicken Nebelschwaden eingenebelt und leicht orientierungslos und fühlte mich durch diesen initialen vehementen Auftritt fast geplättet, jedoch dauert diese Wahrnehmung nur kurz.

– Hr. Piquet hat im weiteren Duftverlauf etwas geschaffen, was eben nur ein begnadeter Perfumer schafft.
Was diesen Duft so einzigartig macht, ist diese unglaublich harmonische Allianz mit Gewürzen, beginnend mit der leicht bitteren Arnikawurzel die durch schwarzen Pfeffer ergänzt wird und mit Muskat den Auftakt zu einer Duftentwicklung einleitet, der diesen Weihrauchduft - und hier zitiere ich gerne den hervorragenden Kommentar von PROFUMO „ weg aus der Sakristei und raus aus der Kirche und mitten hinein in einen orientalischen Gewürzbasar „führt.

In der Herznote verschmilzt dieses Weihrauchbouquet mit leicht süsslichen Tabaktönen, mitunter leicht süßlich, wobei auch die Mitwirkung von Iris angegeben ist, die ich so nicht für mich wahrnehmen kann.

Casbah erhält sich seinen eigenen klaren würzig orientalischen Charakter, da in weiterer Folge sich nur noch Zedernholz und Vetiver als weitere Ingredienzien in der langanhaltenden changierend wohltemperierten Basisnote dazugesellen, und einen spielerischen Abgang hinlegen, indem immer wieder einzelne Gewürze kurz akzentuiert die Führung übernehmen dürfen, und wohlig warm wahrgenommen werden können, was den Duft seine im übertragenen Sinn so einzigartig orientalisch Würzigkeit gibt, und gleichzeitig diesen Purismus an Konzeption ausmacht.

Casbah hebt sich wunderbar von vielen anderen ähnlich konzipierten Kreationen ab, da auf den sonst so typischen Ausbau des Duftes mit Ergänzungen durch Myrrhe, Zimt, Oud, Rose, Vanille oder Amber völlig verzichtet wird.
21 Antworten
Zionist vor 10 Jahren 22 6
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Semma - ein Synonym für winterliches Fernweh?
Da mir ROAM, die Nummer 10 von Odin mit seiner raffinierten Weihrauch – Kokos Komposition so gar nicht langweilig werden kann und sich inzwischen zu meinem favorisierten Winterparfum entwickelt hat, war es bei meinem gestrigen Streifzug durch Mitte Berlin nur eine logische Konsequenz, wieder mal bei Different Scent vorbeizuschauen.

SEMMA die Nummer 11 ist der neueste Vertreter der sehr gediegenen New Yorker Duftmanufaktur, die sich, was den Charakter ihrer Düfte, als auch dem Erscheinungsbild der Flakons und der aufwendigen Verpackungen betrifft, der reduzierten Elegance verschrieben haben – und auch
mit ihrem neuen Vertreter nicht enttäuschen und sich selbst treu geblieben sind.

Als Parfumeur firmiert wiederum Mr. Philippe Romano, der mit SEYLON - der achten Duftkreation bei Odin - bereits einen exotisch angehauchten dezent gewichtigen Gewürz- und Harzduft kreierte, der bei jedem Orientalenliebhaber herbstlich- winterliches Wohlbehagen und gleichzeitig Fernweh anfachte.

Bezüglich der Bedeutung der Namensgebung von Semma wurden von Odin keine Angaben gemacht und auch das Lesen von Sekundär- und Tertiärliteratur dazu im Internet, ließ mich auf keine schlüssigen Inhalte stoßen - insofern wird gemutmaßt, dass Semma als Akronym für etwas steht, oder seinen Ursprung in der Swahelischen Sprache habe, beziehungsweise wird dieses Wort auch im Tamilischen und in Hindi verwendet.

Schon beim ersten Aufsprühen wird einem bewußt, dass man es wieder mit einem hochwertigen Duft zu tun hat, der in seinem Auftritt von der ersten Sekunde an, mit einer angenehmen warmen Myrrhe Zimt- Komposition empfängt, die durch die zusätzliche pfeffrige Anwesentheit von Chili anregend peppt, und sich auf meiner Haut von Anfang an in einer ausgewogenen wohligen Würzigkeit breit macht und harmonisch durch die Herznote mit Zimtrinde und Gewürznelke erweitert wird.

Die Herz und Basisnote lösen bei mir das Gefühl einer unglaublichen Vertrautheit aus, die am ehesten mit einer sinnlich würzigen Wärme und einem Geborgenheitsgefühl zu beschreiben ist.

Im weiteren Verlauf rundet die Anwesenheit von Tonkabohnen, Tabakblätter und Sandelholz den Duft in seiner Kompositon klassisch ab und ist für mich auch nach 8 Stunden noch als Basis in diesem beschriebenen Charakter noch sanft ausklingend für mich wahrnehmbar.

Was Semma vom Charakter her so einzigartig macht, ist sein sicher dominierender Auftritt gerade mit dieser exotisch orientalischen Würzigkeit, die durchaus präsent ist, jedoch niemals den Charakter einer lauten Aufdringlichkeit beschreitet, und für meine Wahrnehmung an auch von der Sillage her eher körpernah bleibt.

Was mir hier besonders wichtig ist, ist die Tatsache, dasss die Basisnote ohne unliebsame Überraschungen durch unvorhersehbare Transformationen durch einzelne Duftbestandteile gegen Basisende verläuft.

Semma bleibt sich selbst bis zum Ende im Duftverlauf treu, und erspart mir unangenehme Überraschungen, wie ich sie schon bei einigen anderen kräftigen Düften dieser Kategorie erlebt habe.

Für mich ein weiterer idealer Begleiter durch die kalte Jahreszeit, der die Dringlichkeit der nächsten Fernreise schon impliziert.
6 Antworten
Zionist vor 10 Jahren 26 12
10
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Quality and Unterstatement
W. H. Penhaligon gründete sein Haus 1870. English Fern hat das Licht der Welt 1910 erblickt und steht seither als ruhiger dezenter Park and Countryduft der Gattung klassisches Fougére durchgehend in deren Angebotssegment.

Würde ich dieser Duftkreation bestimmende Charaktereigenschaften zuschreiben, die sie auszeichnet, dann ist das „ Ruhe, Gelassenheit und Verschwiegenheit“.

Über hundert Jahre später ist English Fern weiterhin in den Verkaufsregalen, obwohl sein Charakter nicht verändert wurde, sich aber die Zeit und die Menschen zwischenzeitlich enorm gewandelt haben, und andere Gesetzmässigkeiten den Alltag bestimmen.

Penhaligon´s English Fern gibt es somit schon eine halbe Ewigkeit, und trotzdem hat er seine Beliebtheit bis ins 21. Jahrtausend behalten und behaupten können.

Bezüglich seiner Marktpresenz wird er sicherlich immer wieder ins Abseits gedrängt werden, da finanzstarke profitorientierte neue Parfumunternehmen kundenstrategisch aggressiver agieren.

Auf in der Duftwelt werden neueste konsumpsychologisch hochdurchdachte Marktetingstrategien verfolgt, die mit ihren genau konzipierten neuen Produkten das Maximum an Käuferaufmerksamkeit erzielen soll, um so die durch Gefahrenminimierung getätigten Investitionen von den betriebswirtschaftlichen Experten avisierte Plansolle mit Sicherheit zu erreichen.

Penhaligon´s English Fern hat sich in den letzten 100 Jahren weder bezüglich der wunderschönen gestalteten Kartonagenverpackung, noch hinsichlich seines Flakons geändert.

Vom Inhalt und den Zutaten ganz zu schweigen.
Penhaligon als alt eingesessenes englisches Traditionshaus zeigt sich bezüglich seiner alt bewährten Rezepturen und Zutaten unflexibel und lässt eher das Gefühl einer klar definierten Rigität aufkommen, die mich an die unverrückbare Sturheit gemischt mit nationalistischen englischen Stolz Margret Thatchers in der damaligen Falklandfrage erinnert.

Das Haus Penhaligon setzt auf bewährte Tradiotion und signalisierte bisher was Trends zu Reformulierungen ihrer Düfte betrifft, selbstbewußt auf eigene Tradition und Kontinuität zu beharren - insofern wurde vermutlich in den letzten Jahren nur durch gesetzliche Auflagen der Eichennmossanteil bei English Fern modifiziert, ansonsten haben wir es meines Wissens nach, auch heute noch mit der Urform von English Fern seit 1910 zu tun.

Welch ein in feiner Ausbalancierung bestehender Fougére Duft, der mit seinem eleganten englischen Auftreten seit Generationen die Herzen von Damen und Herren höher schlagen lässt.

Anders als bei vielen anderen Parfums dieser Gattung kommt English Fern ganz ohne den Auftakt mit Zitronennoten oder Bergamotte aus.

Die Kopfnote ist von einem ganz typischen Duett aus Lavendel mit Geranium in frisch harmonischer Vollendung charakterisiert,
Der, der den Duft auch nur einmal erschnuppert hat ,behält diesen tief im Gedächnis einprägt, und der Wiedererkennungswert ist überproportional hoch.

Beide Komponenten Lavendel und Geranium können im Auftritt ihre Macken haben, hier hat es Penhaligon perfekt verstanden, eine jede dieser schwierigen Persönlichkeitsakzentuierungen im Duftauftritt durch Hervorhebung der jeweiligen Besonderheit, English Fern in wunderbarer neuer symbiotisch- sympathischer Gesamtheit erstrahlen zu lassen.

Im weiteren Verlauf entsteht der Eindruck, dass sich phasenweise noch ein zusätzlicher Frischecharakter in Form von Hinzutreten von Minze gesellt, deren Anwesenheit im weiterern Zusammenspiel für meine Wahrnehmung nie durch Dominanz sondern eher durch typisches englisches Unterstatement glänzt.

Die Herznote beginnt dezent mit zusätzlichen Gewürzeinfluss und Auftreten von Klee, bleibt aber von der bereits so harmonischen Lavendel- Geranium Kopfnote auch durch die wohldosierte Zugabe von Nelke weiterhin ausgewogen durchwebt und bildet ein wohldurchdachtes altbewährtes Kontinuum der eingeleiteten und laufenden Duftweiterentwicklung.

Eichenmoos , Sandelholz und Patchouli treten im weiteren Verlauf als weitere Akteure auf, die diesem charakteristischen Duft die entsprechend wohltemperierte Basis verleihen, den Duft in seiner Eigenart aber nur ergänzen und elegant angenehm zu seinem Epilog geleiten.


Für mich höchste englische Qualitätsarbeit, und das seit Jahrhunderten.
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