38
Top Rezension
Ausgelaufene Sonnencreme
Eigentlich wollte ich am Samstag nur die Diptyque-Kerze „Maquis“ kaufen, als mir aus meiner Lieblingsparfümerie „Guide me oh thou great redeemer“ entgegendröhnte. Schlagartig wurde mir klar: ich war in die Hochzeit von Meghan und Harry hineingeraten. Die Parfümerie-Damen hatten die Arbeit eingestellt und klebten vor einem I-Pad, das zwischen Sisley-Lippenstiften festgesteckt worden war.
Lediglich eine ältere Dame, die ich kenne, wandte sich mir zu: „Ich bin in meinem Leben öfter Princesse Grace von Monaco begegnet“, sagte sie, „das war eine andere Liga“.
Da keiner auf uns achtete, stopfte sie mir zwei Handvoll Luxusproben zu meiner Kerze hinzu, „für den Sommer“, sagte sie verschwörerisch. Und da war gleich mehrfach Sunshine Women dabei.
Das wollte ich schon immer mal probieren. Würde es mehr zu Grace oder zu Meghan passen?
Und warum löst es so viele Emotionen aus?
Zunächst einmal ist Sunshine Woman eine handwerklich hervorragend zusammengestellte Komposition, die erst im Sekundentakt, dann in längeren, exakt kalkulierten Zeitabständen, eine immer neue Drehung aufs Parkett legt. Erst harmlos zitrisch-mandelig, dann Johannisbeerig-vanillig, dann kriecht der Tabak heraus, dann verbindet sich das Ganze mit Jasmin, Patchouli zu einem Gesamtbild.
Und was soll da nun dran sein?
Ich glaube, es hängt mit den Träumen von einem unbeschwerten Leben und von der jeweiligen Vorstellung vom Urlaubsparadies zusammen. Für den Cocktail am Karibikstrand-Wind im Haar auf dem Kreuzfahrtschiff-Frauentyp ist Sunshine Woman sicherlich eine Offenbarung. Und zaubert exakt diese Leichtigkeit in den Alltag.
Ich verbringe seit meiner Kindheit die Strandtage am Cap Ferrat oder in Villefranche. Die Badegäste schmieren sich in der Hochsaison dermaßen mit Sonnenschutzmittel ein, dass sich gegen Nachmittag auf dem Meerwasser oft Schlieren bilden. Der vereinten Pampe aus Monoi-Tahiti-Öl über L´Oréal bis Lancaster auf allen Körpern in meinem Umkreis entsteigen Gerüche, die im Zusammenklang deckungsgleich sind mit Sunshine Women - um so mehr, wenn unterm Sonnenschirm noch geraucht wird. Kurzum, Sunshine Woman löst bei mir auf der Stelle Strandekel aus.
Als ich es am Wochenende im übervollen Bus in Nizza trug, umringt von meist englischen Touristen, wurde mir fast schlecht davon. Ich dachte, alle müssten es riechen, an ranzige, ausgelaufene Sonnencreme denken und sich ekeln.
Das war aber nicht so. Ist alles nur eine Vorstellung im Kopf. Wie meistens bei Parfüm. Ich denke mal, es würde Meghan besser stehen als Grace. Grace hätte es 1955 auf Jamaica aber auch tragen können. Aber wer weiß das schon.
Lediglich eine ältere Dame, die ich kenne, wandte sich mir zu: „Ich bin in meinem Leben öfter Princesse Grace von Monaco begegnet“, sagte sie, „das war eine andere Liga“.
Da keiner auf uns achtete, stopfte sie mir zwei Handvoll Luxusproben zu meiner Kerze hinzu, „für den Sommer“, sagte sie verschwörerisch. Und da war gleich mehrfach Sunshine Women dabei.
Das wollte ich schon immer mal probieren. Würde es mehr zu Grace oder zu Meghan passen?
Und warum löst es so viele Emotionen aus?
Zunächst einmal ist Sunshine Woman eine handwerklich hervorragend zusammengestellte Komposition, die erst im Sekundentakt, dann in längeren, exakt kalkulierten Zeitabständen, eine immer neue Drehung aufs Parkett legt. Erst harmlos zitrisch-mandelig, dann Johannisbeerig-vanillig, dann kriecht der Tabak heraus, dann verbindet sich das Ganze mit Jasmin, Patchouli zu einem Gesamtbild.
Und was soll da nun dran sein?
Ich glaube, es hängt mit den Träumen von einem unbeschwerten Leben und von der jeweiligen Vorstellung vom Urlaubsparadies zusammen. Für den Cocktail am Karibikstrand-Wind im Haar auf dem Kreuzfahrtschiff-Frauentyp ist Sunshine Woman sicherlich eine Offenbarung. Und zaubert exakt diese Leichtigkeit in den Alltag.
Ich verbringe seit meiner Kindheit die Strandtage am Cap Ferrat oder in Villefranche. Die Badegäste schmieren sich in der Hochsaison dermaßen mit Sonnenschutzmittel ein, dass sich gegen Nachmittag auf dem Meerwasser oft Schlieren bilden. Der vereinten Pampe aus Monoi-Tahiti-Öl über L´Oréal bis Lancaster auf allen Körpern in meinem Umkreis entsteigen Gerüche, die im Zusammenklang deckungsgleich sind mit Sunshine Women - um so mehr, wenn unterm Sonnenschirm noch geraucht wird. Kurzum, Sunshine Woman löst bei mir auf der Stelle Strandekel aus.
Als ich es am Wochenende im übervollen Bus in Nizza trug, umringt von meist englischen Touristen, wurde mir fast schlecht davon. Ich dachte, alle müssten es riechen, an ranzige, ausgelaufene Sonnencreme denken und sich ekeln.
Das war aber nicht so. Ist alles nur eine Vorstellung im Kopf. Wie meistens bei Parfüm. Ich denke mal, es würde Meghan besser stehen als Grace. Grace hätte es 1955 auf Jamaica aber auch tragen können. Aber wer weiß das schon.
13 Antworten


Gute Beschreibung der eigenen Wahrnehmung!
Meins ist es auch nicht. Zu üppig für den Sommer.