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Top Rezension
Ein perfekt ausbalanciertes Spiel zwischen Licht und Dunkelheit.
Gestern kam die Abfüllung aus dem Sharing und heute kommt der Kommentar.
"Jetzt kommt schon ein Kommentar, obwohl er diesen Duft erst einmal getragen hat?"
Vielleicht stellt sich der eine oder andere diese Frage, aber ich kann euch sagen, dass ich mich gestern - im Rahmen meines Uni-Home-Office - beinahe ausgiebiger mit dem Duft beschäftigt habe als mit meinem universitären Kram. Ich behaupte daher mal ganz selbstbewusst, dass ich mir jetzt schon einen Kommentar erlauben kann und darf.
Ihr lest hier übrigens den Kommentar einer Person, die den "originalen" Interlude noch nie gerochen hat. Vergleiche kann ich also nicht anstellen. Die Duftbeschreibung wird daher eine völlig vom "Originalduft" losgelöste sein. Das möchte ich zu Beginn noch angemerkt haben.
Im Forum verfasste ich übrigens einen Threat, in welchem ich nach Erwartungen zum neuen "Interlude Black Iris Man" fragte. Selbstverständlich formulierte ich auch meine eigene Erwartungshaltung. Ich erlaube mir mal, mich selbst zu zitieren:
"Als Nichtkenner des "Interlude Man" hoffe ich bei der Neuerscheinung aus dem Hause Amouage auf ein Spiel zwischen Licht und Dunkel. Ich hoffe auf eine hell-blitzende, vielleicht auch saubere Iris, die mit den eher dunkleren Noten, zu denen ich Leder, Weihrauch und Oud zähle, ein schönes kontrastreiches Spiel treibt."
Nun stellt sich unweigerlich die Frage, ob jene Erwartung erfüllt wurde. Also auf zur Duftbeschreibung!
Sprühe ich "Interlude Black Iris Man" auf meinen Hals - der Handrückentest wurde gänzlich ausgelassen - umweht mich zu Beginn eine dunkelholzige, stark rauchige Note, die aber sofort von einer hellen, etwas kratzigen Iris aufgefangen und gezähmt wird. Dieses Rauchige kommt dem Aroma kalter Asche recht nahe, was wohl dem Weihrauch, dem Oud und eventuell auch dem Leder zu verdanken ist. Hier ist die Duftpyramide also nur Formsache und dient der groben Orientierung. Über den tatsächlichen Duftverlauf sagt sie nicht sonderlich viel aus. Übrigens vernahm ich kurzzeitig auch Rosmarin, welches sich dann schnell wieder vom Acker machte.
Die soeben erwähnte Iris erinnert mit ihrer blitzeblanken Kratzigkeit ein wenig an jene in "L'Homme" von Prada, nur dass es hier gänzlich an der blumigen Schönwetterfreundlichkeit fehlt. Die Iris hier ist hell, aber irgendwie auch schmutzig, sehr kantig und für Leute, die mit ihr prinzipiell nicht zurechtkommen, auch definitiv überfordernd. Es gibt sogar eine Phase im Duftverlauf, in welcher die Iris die an Asche erinnernde Rauchigkeit gänzlich verschlingt - aber auch nur temporär.
Mit der Zeit verliert die Iris ihre Kratzigkeit. Sie wird etwas dunkler, ist nun nicht mehr so steril und passt sich ihrem Umfeld ein wenig an. Dieses besticht nun durch eine präsentere Oudnote. Jene ist dunkel, sehr trocken, aber keineswegs fäkal, animalisch oder medizinisch. Wir haben es einfach nur mit dunklem Holz zu tun, bei dem der Weihrauch im Hintergrund ein wenig mitschwingt. Die Asche-Assoziation ist zwar noch immer vorhanden, allerdings nicht mehr in dem Maße wie zu Beginn, als der Duft frisch ausgesprüht wurde.
Auf die schönste Phase müssen wir - und das finde ich etwas schade - circa drei Stunden warten. "Interlude Black Iris Man" wird dann richtig anschmiegsam. Ich als Träger werde von einer rauchigen, holzigen Süße umweht, bei der ich nicht genau weiß, woher sie kommt. Ich bin mir aber sicher, dass es das Zedernholz ist, welches zusammen mit der Zistrose oder auch der Vanille - wer weiß - die gesamte Komposition weicher werden lässt. Die einst kratzige, nun jedoch fast cremige Iris unterlegt all das mit einer dezenten Pudrigkeit, schafft es aber trotz ihres nicht mehr allzu offensiven Zugegenseins, ein bisschen Licht in diesen prinzipiell dunklen Duftnotenverbund zu bringen. Vom Aschenbecher fehlt nun übrigens auch jede Spur - nur so nebenbei.
Natürlich ist "Interlude Black Iris Man" weit davon entfernt, ein süßer Duft zu sein. Der Fokus liegt eher auf einer dunkelholzigen Rauchigkeit und ist darauf ausgerichtet, möglichst kantig und damit auch polarisierend daherzukommen. Die dezente Süße ändert an all dem prinzipiell nichts, schafft es aber, die Duftkomposition angenehm abzurunden. Dem Träger wird hier also ein hochkomplexer Duftverlauf präsentiert, der definitiv jede Langeweile vertreibt. Man erkennt über den Tag immer wieder neue Facetten, durchlebt Phasen, die einem mal mehr und mal weniger gefallen und hat im Allgemeinen einen Duft auf der Haut, dessen DNA sogar als recht alltagstauglich eingestuft werden kann. Die Haltbarkeit ist sehr gut, aber glücklicherweise nicht in der Liga, in dem selbst eine Dusche keine Abhilfe mehr schafft. Die Sillage ist ebenfalls keine erschlagene, solange man mit der Dosierung ein bisschen aufpasst, was aber bei vielen Herbst- und Winterdüften die Regel sein sollte. Das soll ja beim originalen Interlude - jetzt ist hier doch noch ein Vergleich - ein wenig anders sein.
Am Ende des Tages kann gesagt werden, dass Amouage mit dieser Kreation meine Erwartungen und Vermutungen bestätigt hat. Wir haben es mit einem gekonnten, perfekt ausbalancierten Licht-Dunkel-Spiel zu tun, das durchaus viele Freunde hier auf parfumo finden wird. Gerade Irisliebhaber werden auf ihre Kosten kommen, sofern sie keine Schwierigkeiten mit dunklem Holz und Weihrauch haben. Ich persönlich habe den Duft sehr gerne getragen, kann aber noch nicht sicher sagen, ob dieser zu mir passt, weshalb ich auf eine Bewertung nach Punkten vorerst verzichte. Schauen wir also, was die Zukunft bringt.
Nachtrag:
Ich trug den Duft nun die letzten Tage und habe ihn wirklich mögen gelernt. Was ich besonders schätze, ist seine Vielfältigkeit. Außer auf Arbeit kann der eigentlich immer getragen werden, sei es casual, sei es mit Lederjacke oder Anzug. Der Duft ist beinahe ein Alleskönner. So habe ich nun auch eine Bewertung nach Punkten vorgenommen.
"Jetzt kommt schon ein Kommentar, obwohl er diesen Duft erst einmal getragen hat?"
Vielleicht stellt sich der eine oder andere diese Frage, aber ich kann euch sagen, dass ich mich gestern - im Rahmen meines Uni-Home-Office - beinahe ausgiebiger mit dem Duft beschäftigt habe als mit meinem universitären Kram. Ich behaupte daher mal ganz selbstbewusst, dass ich mir jetzt schon einen Kommentar erlauben kann und darf.
Ihr lest hier übrigens den Kommentar einer Person, die den "originalen" Interlude noch nie gerochen hat. Vergleiche kann ich also nicht anstellen. Die Duftbeschreibung wird daher eine völlig vom "Originalduft" losgelöste sein. Das möchte ich zu Beginn noch angemerkt haben.
Im Forum verfasste ich übrigens einen Threat, in welchem ich nach Erwartungen zum neuen "Interlude Black Iris Man" fragte. Selbstverständlich formulierte ich auch meine eigene Erwartungshaltung. Ich erlaube mir mal, mich selbst zu zitieren:
"Als Nichtkenner des "Interlude Man" hoffe ich bei der Neuerscheinung aus dem Hause Amouage auf ein Spiel zwischen Licht und Dunkel. Ich hoffe auf eine hell-blitzende, vielleicht auch saubere Iris, die mit den eher dunkleren Noten, zu denen ich Leder, Weihrauch und Oud zähle, ein schönes kontrastreiches Spiel treibt."
Nun stellt sich unweigerlich die Frage, ob jene Erwartung erfüllt wurde. Also auf zur Duftbeschreibung!
Sprühe ich "Interlude Black Iris Man" auf meinen Hals - der Handrückentest wurde gänzlich ausgelassen - umweht mich zu Beginn eine dunkelholzige, stark rauchige Note, die aber sofort von einer hellen, etwas kratzigen Iris aufgefangen und gezähmt wird. Dieses Rauchige kommt dem Aroma kalter Asche recht nahe, was wohl dem Weihrauch, dem Oud und eventuell auch dem Leder zu verdanken ist. Hier ist die Duftpyramide also nur Formsache und dient der groben Orientierung. Über den tatsächlichen Duftverlauf sagt sie nicht sonderlich viel aus. Übrigens vernahm ich kurzzeitig auch Rosmarin, welches sich dann schnell wieder vom Acker machte.
Die soeben erwähnte Iris erinnert mit ihrer blitzeblanken Kratzigkeit ein wenig an jene in "L'Homme" von Prada, nur dass es hier gänzlich an der blumigen Schönwetterfreundlichkeit fehlt. Die Iris hier ist hell, aber irgendwie auch schmutzig, sehr kantig und für Leute, die mit ihr prinzipiell nicht zurechtkommen, auch definitiv überfordernd. Es gibt sogar eine Phase im Duftverlauf, in welcher die Iris die an Asche erinnernde Rauchigkeit gänzlich verschlingt - aber auch nur temporär.
Mit der Zeit verliert die Iris ihre Kratzigkeit. Sie wird etwas dunkler, ist nun nicht mehr so steril und passt sich ihrem Umfeld ein wenig an. Dieses besticht nun durch eine präsentere Oudnote. Jene ist dunkel, sehr trocken, aber keineswegs fäkal, animalisch oder medizinisch. Wir haben es einfach nur mit dunklem Holz zu tun, bei dem der Weihrauch im Hintergrund ein wenig mitschwingt. Die Asche-Assoziation ist zwar noch immer vorhanden, allerdings nicht mehr in dem Maße wie zu Beginn, als der Duft frisch ausgesprüht wurde.
Auf die schönste Phase müssen wir - und das finde ich etwas schade - circa drei Stunden warten. "Interlude Black Iris Man" wird dann richtig anschmiegsam. Ich als Träger werde von einer rauchigen, holzigen Süße umweht, bei der ich nicht genau weiß, woher sie kommt. Ich bin mir aber sicher, dass es das Zedernholz ist, welches zusammen mit der Zistrose oder auch der Vanille - wer weiß - die gesamte Komposition weicher werden lässt. Die einst kratzige, nun jedoch fast cremige Iris unterlegt all das mit einer dezenten Pudrigkeit, schafft es aber trotz ihres nicht mehr allzu offensiven Zugegenseins, ein bisschen Licht in diesen prinzipiell dunklen Duftnotenverbund zu bringen. Vom Aschenbecher fehlt nun übrigens auch jede Spur - nur so nebenbei.
Natürlich ist "Interlude Black Iris Man" weit davon entfernt, ein süßer Duft zu sein. Der Fokus liegt eher auf einer dunkelholzigen Rauchigkeit und ist darauf ausgerichtet, möglichst kantig und damit auch polarisierend daherzukommen. Die dezente Süße ändert an all dem prinzipiell nichts, schafft es aber, die Duftkomposition angenehm abzurunden. Dem Träger wird hier also ein hochkomplexer Duftverlauf präsentiert, der definitiv jede Langeweile vertreibt. Man erkennt über den Tag immer wieder neue Facetten, durchlebt Phasen, die einem mal mehr und mal weniger gefallen und hat im Allgemeinen einen Duft auf der Haut, dessen DNA sogar als recht alltagstauglich eingestuft werden kann. Die Haltbarkeit ist sehr gut, aber glücklicherweise nicht in der Liga, in dem selbst eine Dusche keine Abhilfe mehr schafft. Die Sillage ist ebenfalls keine erschlagene, solange man mit der Dosierung ein bisschen aufpasst, was aber bei vielen Herbst- und Winterdüften die Regel sein sollte. Das soll ja beim originalen Interlude - jetzt ist hier doch noch ein Vergleich - ein wenig anders sein.
Am Ende des Tages kann gesagt werden, dass Amouage mit dieser Kreation meine Erwartungen und Vermutungen bestätigt hat. Wir haben es mit einem gekonnten, perfekt ausbalancierten Licht-Dunkel-Spiel zu tun, das durchaus viele Freunde hier auf parfumo finden wird. Gerade Irisliebhaber werden auf ihre Kosten kommen, sofern sie keine Schwierigkeiten mit dunklem Holz und Weihrauch haben. Ich persönlich habe den Duft sehr gerne getragen, kann aber noch nicht sicher sagen, ob dieser zu mir passt, weshalb ich auf eine Bewertung nach Punkten vorerst verzichte. Schauen wir also, was die Zukunft bringt.
Nachtrag:
Ich trug den Duft nun die letzten Tage und habe ihn wirklich mögen gelernt. Was ich besonders schätze, ist seine Vielfältigkeit. Außer auf Arbeit kann der eigentlich immer getragen werden, sei es casual, sei es mit Lederjacke oder Anzug. Der Duft ist beinahe ein Alleskönner. So habe ich nun auch eine Bewertung nach Punkten vorgenommen.
14 Antworten


Bin echt gespannt wie der duftet. Morgen sollte meine Abfüllung kommen :-)
Freue mich schon sehr.