20.10.2016 - 15:44 Uhr
Meggi
1019 Rezensionen
Meggi
Top Rezension
20
Mission abgeschlossen
Das gilt im doppelten Sinne. Einerseits beende ich mit „Tuberose“ meine neun-teilige Angela-Flanders-Testreihe. Andererseits lese ich als Text zum Duft: „In India, the Tuberose flower is known as … Queen of The Night. Angela’s soliflore rendering epitomizes the intoxicating warmth of this night scented flower, evoking its creamy, waxy, animalic perfume.” Und dieser Anspruch darf als durchweg erfüllt gelten.
Cremig-wächserne, kraftvolle Tuberose. Ich bin zunächst nicht sicher, ob sie die sogenannten animalischen Noten nicht womöglich ganz alleine stemmt. Nach einigem Hin und Her denke ich, dass Castoreum mit im Spiel ist. Außerdem wittere ich zusätzlich einen Camouflage-Animalismus, nämlich eine Spur Teer mit einem kaum spürbaren, bitter-mürben, fast modrig-stinkigen Anklang. Doch das ist alles Beiwerk, ebenso wie der Anflug von Fußbodenreiniger-Rose (die mit dem ‚General – Sorte Sommerfrisch‘ tanzt), wie ich sie von Montale kenne.
Dieser Duft gehört der Tuberose. Und damit gehört er zugleich meiner Lieblings-Kollegin. Sie ist total vernarrt in Tuberosen-Düfte und der hier ist ihr endlich mal kräftig und geradlinig genug. Ihr hatte ich das Pröbchen aus London mitgebracht, verbunden einzig mit der Bitte, mir ein Tröpfchen zum Kommentieren zu lassen. Ich bekam das Röhrchen gut gefüllt zurück, denn ein Test hatte genügt - sofort wurde die Als-ob-Schwiegertochter vergattert, während eines glücklicherweise kurz bevorstehenden London-Urlaubs einen Bembel zu besorgen.
Im Laufe der Zeit zeigt der Duft freilich noch andere Seiten. Nach einer halben Stunde ist er zwar weiterhin cremig-wächsern, aber das Wachs ist unter der markanten Oberfläche tatsächlich warm und rund und erinnert mich gar an die heimeligen gelben Echtwachs-Kerzen. Auch der Campino-Fruchtbonbon-Dreh darf nicht fehlen, ihn hake ich gegen Ende der zweiten Stunde ab. Wie bei einem sich aufschichtenden Akkord sind jetzt alle Nuancen an Bord und der Duft ist sacht-wächsern-floral-fruchtig geworden. Zur Aufrechterhaltung der Fruchtigkeit ab dem späten Vormittag dürfte Pfirsich dienen.
An Intensität verliert „Tuberose“ bereits merklich, zudem ist er vergleichsweise brav geworden. Was ich indes nahezu völlig vermisse, ist ein cremender Beitrag von Moschus. Da ist allenfalls eine Prise drin, in erster Linie verbleibt eine floral-wächserne Schicht auf der Haut. Das finde ich prima - Moschus hätte, denke ich, mehr geschadet als genützt. Stattdessen ist am Schluss eine versteckte, wächserne Amber-Note wahrscheinlich.
Bei meinen Tests hielt der Duft rund fünf Stunden, bis besagte Wachs-Schicht erreicht war, welche mich wiederum den ganzen Nachmittag begleitete. Bis abends umwehte dann und wann ein Rest-Hauch die Nase. Die Haltbarkeit wird sich mittels stärkerer Dosierung ausdehnen lassen, ich wollte bloß im Büro die Kollegen nicht überfordern.
Fazit: Ein feiner Stoff für Tuberosen-Fans, trotz der überschaubaren Kernphasen-Haltbarkeit. Alle anderen könnten ihn (sofern keine ausgeprägte Tuberosen-Abneigung besteht) erstaunlicherweise ebenfalls mögen, weil er doch mehr Facetten bietet, als vielleicht zu erwarten war.
Vielen Dank an alle, die bis hierhin durchgehalten haben! Ein persönlicher Besuch eines der beiden Angela-Flanders-Geschäfte sei wärmstens ans Herz gelegt, auch wenn die Grande Dame selbst leider nicht mehr unter uns weilt.
Cremig-wächserne, kraftvolle Tuberose. Ich bin zunächst nicht sicher, ob sie die sogenannten animalischen Noten nicht womöglich ganz alleine stemmt. Nach einigem Hin und Her denke ich, dass Castoreum mit im Spiel ist. Außerdem wittere ich zusätzlich einen Camouflage-Animalismus, nämlich eine Spur Teer mit einem kaum spürbaren, bitter-mürben, fast modrig-stinkigen Anklang. Doch das ist alles Beiwerk, ebenso wie der Anflug von Fußbodenreiniger-Rose (die mit dem ‚General – Sorte Sommerfrisch‘ tanzt), wie ich sie von Montale kenne.
Dieser Duft gehört der Tuberose. Und damit gehört er zugleich meiner Lieblings-Kollegin. Sie ist total vernarrt in Tuberosen-Düfte und der hier ist ihr endlich mal kräftig und geradlinig genug. Ihr hatte ich das Pröbchen aus London mitgebracht, verbunden einzig mit der Bitte, mir ein Tröpfchen zum Kommentieren zu lassen. Ich bekam das Röhrchen gut gefüllt zurück, denn ein Test hatte genügt - sofort wurde die Als-ob-Schwiegertochter vergattert, während eines glücklicherweise kurz bevorstehenden London-Urlaubs einen Bembel zu besorgen.
Im Laufe der Zeit zeigt der Duft freilich noch andere Seiten. Nach einer halben Stunde ist er zwar weiterhin cremig-wächsern, aber das Wachs ist unter der markanten Oberfläche tatsächlich warm und rund und erinnert mich gar an die heimeligen gelben Echtwachs-Kerzen. Auch der Campino-Fruchtbonbon-Dreh darf nicht fehlen, ihn hake ich gegen Ende der zweiten Stunde ab. Wie bei einem sich aufschichtenden Akkord sind jetzt alle Nuancen an Bord und der Duft ist sacht-wächsern-floral-fruchtig geworden. Zur Aufrechterhaltung der Fruchtigkeit ab dem späten Vormittag dürfte Pfirsich dienen.
An Intensität verliert „Tuberose“ bereits merklich, zudem ist er vergleichsweise brav geworden. Was ich indes nahezu völlig vermisse, ist ein cremender Beitrag von Moschus. Da ist allenfalls eine Prise drin, in erster Linie verbleibt eine floral-wächserne Schicht auf der Haut. Das finde ich prima - Moschus hätte, denke ich, mehr geschadet als genützt. Stattdessen ist am Schluss eine versteckte, wächserne Amber-Note wahrscheinlich.
Bei meinen Tests hielt der Duft rund fünf Stunden, bis besagte Wachs-Schicht erreicht war, welche mich wiederum den ganzen Nachmittag begleitete. Bis abends umwehte dann und wann ein Rest-Hauch die Nase. Die Haltbarkeit wird sich mittels stärkerer Dosierung ausdehnen lassen, ich wollte bloß im Büro die Kollegen nicht überfordern.
Fazit: Ein feiner Stoff für Tuberosen-Fans, trotz der überschaubaren Kernphasen-Haltbarkeit. Alle anderen könnten ihn (sofern keine ausgeprägte Tuberosen-Abneigung besteht) erstaunlicherweise ebenfalls mögen, weil er doch mehr Facetten bietet, als vielleicht zu erwarten war.
Vielen Dank an alle, die bis hierhin durchgehalten haben! Ein persönlicher Besuch eines der beiden Angela-Flanders-Geschäfte sei wärmstens ans Herz gelegt, auch wenn die Grande Dame selbst leider nicht mehr unter uns weilt.
14 Antworten