11.10.2016 - 14:19 Uhr
Meggi
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Beworfen statt beballert
Wer angesichts des Duft-Namens eine olfaktorische Ballerei befürchtet, sei beruhigt. ‚Artillery‘ bezieht sich auf ‚Artillery Ground‘, einen historischen Schießübungsplatz, der heute – längst von der Großstadt geschluckt – häufig für (Sport)-Veranstaltungen genutzt wird. Dort in der Nähe, in der Artillery Passage unweit des U-Bahnhofs Liverpool Street in London, befindet sich eines der beiden Angela-Flanders-Ladengeschäfte.
Statt einer Ballerei werden wir beworfen, und das auf’s Schönste: mit aromatischer Zitrus-Frucht. Le Premier bietet einen geradlinigen, köstlich-frischen Cologne-Auftakt, in dem sich, abgesehen vom Rosmarin, sämtliche genannten Noten sofort willig erriechen lassen. Allzu lange lässt sich das Gewürz indes nicht bitten, binnen weniger Minuten wird der Nachzügler plausibel. Ganz allein ist der Rosmarin wohl nicht, da ist eine Spur von Wärme… Zimt?
Als zentraler Frische-Verlängerer fungiert hier freilich nicht Gewürz, sondern Zitronenverbene - mit ihrem Bestandteil ‚Citral‘ ist sie gut geeignet, die Haltbarkeit von Zitrus-Noten zu strecken. Nach fünf Minuten bin ich mir meiner Sache sicher, die Camouflage-Zitrone gibt nämlich außerdem eine gewisse Portion Grün mit in den Duft. Mit entsprechend angespitzter Erwartungshaltung ist sie bei einem zweiten Test von Beginn an zu bemerken.
Trotz dieser Infusion verliert die Zitrusnote jedoch bereits nach kaum einer Viertelstunde rasant an Kraft. Innerhalb der ersten halben Stunde ist Le Premier zu einem zitrisch-grün-luftigen, zunächst noch apart pritzelnden Schleier auf der Haut geworden, garniert mit einem Hauch Weißblüher. Das ist präsenzmäßig gleichwohl selbst für ein Cologne nicht viel. Immerhin hält diese fraglos angenehme Duft-Aura dann ein paar Stunden und erreicht (wenn auch mit Mühe) den Nachmittag.
Zumindest bleibt sie charakterlich lange recht stabil, überwiegend eine gefällige, unpieksig-milde Verbenen-Frische mit einer Prise Würze, die nie hitzig wird. Neroli rundet ab, nach hinten raus durch hellen Moschus ein Stück ins Plüschig-Damenhafte gezogen. Womöglich ist, nahezu völlig versteckt, zudem eine Winzigkeit fixierenden Harzes beteiligt. Mastix vielleicht; ich danke Ronin für den (grundsätzlichen - nicht konkreten) Hinweis.
Fazit: Diese - angabegemäß - Neu-Interpretation von Napoleons Lieblings-Cologne ist ein solides, etwas kurzatmiges Cologne ohne Alleinstellungsmerkmal. Allerdings muss sich der Duft keineswegs hinter diversen anderen seiner Zunft verstecken.
Statt einer Ballerei werden wir beworfen, und das auf’s Schönste: mit aromatischer Zitrus-Frucht. Le Premier bietet einen geradlinigen, köstlich-frischen Cologne-Auftakt, in dem sich, abgesehen vom Rosmarin, sämtliche genannten Noten sofort willig erriechen lassen. Allzu lange lässt sich das Gewürz indes nicht bitten, binnen weniger Minuten wird der Nachzügler plausibel. Ganz allein ist der Rosmarin wohl nicht, da ist eine Spur von Wärme… Zimt?
Als zentraler Frische-Verlängerer fungiert hier freilich nicht Gewürz, sondern Zitronenverbene - mit ihrem Bestandteil ‚Citral‘ ist sie gut geeignet, die Haltbarkeit von Zitrus-Noten zu strecken. Nach fünf Minuten bin ich mir meiner Sache sicher, die Camouflage-Zitrone gibt nämlich außerdem eine gewisse Portion Grün mit in den Duft. Mit entsprechend angespitzter Erwartungshaltung ist sie bei einem zweiten Test von Beginn an zu bemerken.
Trotz dieser Infusion verliert die Zitrusnote jedoch bereits nach kaum einer Viertelstunde rasant an Kraft. Innerhalb der ersten halben Stunde ist Le Premier zu einem zitrisch-grün-luftigen, zunächst noch apart pritzelnden Schleier auf der Haut geworden, garniert mit einem Hauch Weißblüher. Das ist präsenzmäßig gleichwohl selbst für ein Cologne nicht viel. Immerhin hält diese fraglos angenehme Duft-Aura dann ein paar Stunden und erreicht (wenn auch mit Mühe) den Nachmittag.
Zumindest bleibt sie charakterlich lange recht stabil, überwiegend eine gefällige, unpieksig-milde Verbenen-Frische mit einer Prise Würze, die nie hitzig wird. Neroli rundet ab, nach hinten raus durch hellen Moschus ein Stück ins Plüschig-Damenhafte gezogen. Womöglich ist, nahezu völlig versteckt, zudem eine Winzigkeit fixierenden Harzes beteiligt. Mastix vielleicht; ich danke Ronin für den (grundsätzlichen - nicht konkreten) Hinweis.
Fazit: Diese - angabegemäß - Neu-Interpretation von Napoleons Lieblings-Cologne ist ein solides, etwas kurzatmiges Cologne ohne Alleinstellungsmerkmal. Allerdings muss sich der Duft keineswegs hinter diversen anderen seiner Zunft verstecken.
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