Jpg153
Top Rezension
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Brandstifter! Oder: (m)eine Offenbarung
Im Netz an irgendeiner Stelle (auch basenotes) falsch beschrieben und hier zunächst übernommen, gabs zu Anfang eine nicht zutreffende Duftpyramide.
Da wurden Leder gelistet. Aber Nein! Leder ist nicht drin und nicht dran, nicht vorbeigetragen oder reingesprochen :-D .
Und das ist auch gut so. Die Duftpyramide oben deckt sich weitgehend mit meinen Eindrücken.
Vorsicht beim Testen auf Papier! M.MA bleibt da schon mal in der Kopfnote hängen, insbesondere wenn es etwas kühler ist und man verpasst den ganzen interessanten Rest. Besser gleich auf die Haut. Mut wird belohnt! :-))
Die zitrischen Noten bestimmen den Auftakt. Die Zitrusfrische ist deutlich jedoch ohne Fruchtsäure. Die hat wohl der Jasmin gekappt und der gibt der Kopfnote seine eigene etwas herbe Note und auch eine leichte Süße. Wer Jasmin nicht mag muss sich etwas gedulden.
Flankiert wird die Kopfnote von dem Bestandteil, der diesem Parfüm den Stempel aufdrückt.
Rauch!
Feiner leckerer Rauch.
Zunächst nur als Untermalung der fruchtig-herben Kopfnote schiebt sich der Rauch immer weiter in den Vordergrund und verändert das Duftbild dabei beinahe minütlich.
Mit dem Weihrauch kommt dann eine deutliche Süße durch. Das ist keine vanillige Süße oder Tabaksüße und auch keine Fruchtsüße, obwohl es stellenweise fast wie ein Fruchtbonbon riecht (Nimm 2), das ist eine fast schon kristalline Süße.
Eine derart offensive Süße habe ich noch bei keinem anderen Parfüm, auch nicht Damenparfüm wahrgenommen.
Die Süße lässt, kurz bevor sie mir lästig wird wieder nach. Sie ist aber lange wahrnehmbar.
Alles das vollzieht sich mit Unterstützung des Rauchs, der mal heller mal dunkler scheint.
Die Hölzer unterstützen den Rauch der sich immer mehr ausbreitet. Ich bin manchmal geneigt zu schauen ob sich da nicht doch Rauchschwaden von der Haut erheben, so intensiv ist der Eindruck stellenweise.
Wie ein Schwelbrand auf der Haut.
Die Intensität läßt dann allmählich nach und die Hölzer tragen etwas mehr zum Dufteindruck bei.
Später dann wird dank Moschus und Patchouli der Duft etwas weicher bleibt aber dunkel
und etwas erdig.
Obwohl dem Rauch so langsam die Puste ausgeht, nehme ich auch am Nachmittag beim Aufstehen/Hinsetzen vom/auf den Bürostuhl oder anderen Bewegungen immer wieder mal etwas Rauch wahr.
Auch kommt es mir manchmal vor, als ob sogar die Zitrusfrische und der Jasmin noch von ganz hinten ein wenig mitspielen.
Die Haltbarkeit ist etwa ein Arbeitstag lang. Die Projektion ist zurückhaltend. Bei einer deutlichen Projektion könnte M.MA von Außenstehenden vielleicht als Aschenbecher wahrgenommen werden oder vielleicht suchte man auch den Brandherd und hielte schon nach dem Feuerlöscher Ausschau.
Apropos Aschenbecher: bitte nicht falsch verstehen. M.MA riecht zu keiner Zeit nach Asche oder kalten Zigaretten/Zigarren. Der Weihrauch ist immer weich, aromatisch und lecker. Nie scharf oder bitter
und wirkt immer warm, nie kalt.
Ich bin fasziniert von diesem Parfüm. Es ist sicher nicht perfekt aber nah dran.
Die einzelnen Komponenten sind soweit wenig spektakulär aber in der Mischung ergeben sie ein tolles Bild.
Hätte mir vor einem Jahr jemand ein Weihrauchparfüm empfohlen, ich hätte ihn ungläubig und vorwurfsvoll schauend gefragt: "Welcher Spinner trägt denn Weihrauch als Parfüm?"
Heute weiss ich es. So ein Spinner wie ich :-))
Ach ja, sakral wirkt es auf mich nie. Ich kenne Weihrauch noch recht gut aus meiner Ministrantenzeit - verdammt, ist das lang her - aber hier bei diesem Parfüm habe ich keinerlei Assoziationen zur Kirche.
Keine Ahnung warum mich dieser rauchige Duft so fasziniert. Sind das Ur-Instinkte, die da angesprochen werden:
Rauch = Feuer = Wärme und Licht?
Oder sind das meine Raucher-Sensoren die nach gut 7 rauchfreien Jahren immer noch auf Rauch anspringen?
Aber egal was es ist, ich finde es klasse!
Im Winter unter einem dicken Pulli oder allgemein gut verpackt verliert M.MA seinen Charakter. Da ist kein Feuer und dann auch kein Rauch. Das Feuer des M.MA braucht Luft. Ob ich es im Sommer tragen werde, kann ich noch nicht sagen, aber ich werde es sicher versuchen.
M.MA ist nicht synthetisch. Der Charme des M.MA für mich ist eben diese Komposition aus wenigen ausgewählten natürlichen Komponenten, die sich nie gleich anfühlt, nie gleich riecht. Irgendwie ist M.MA jedes Mal wenn ich es trage ein klein wenig anders.
Wenn es kühl ist und ich mich dick einpacke gefällt er mir gar nicht. Da ist mir dann ein Drogeriemarktduft lieber.
Nebenbei: So ein richtig gutes Parfüm für unters T-Shirt unterm Pullover in der Jacke habe ich noch nicht gefunden...
Trage ich ein Hemd (im Büro ja eher üblich) habe ich immer wieder mal einen würzig-rauchigen Duft in der Nase.
Ich freue mich schon auf die Frühlingstemperaturen. So ab 10/12°C wird es interessant.
Ich werde es sicher häufiger aber nicht zu oft tragen, alleine um mich nicht zu sehr daran zu gewöhnen. Dann ginge dieses Dufterlebnis verloren.
Da lege ich zwischendurch lieber mal einen Drogeriemarktduft auf.
Ach ja, ich habe noch eine freie Übersetzung des Monsieur Mon Amour anzubieten: Mein lieber Scholli!
Für mich passt das ganz gut :o)
Nachdem ich vor geraumer Zeit die Frau Herrera aussortiert hatte, ist dies nun bis auf weiteres mein bevorzugter Duft.
Nachtrag vom 29.04.2013: Der Sprühkopf ist für dieses doch recht teure Parfüm etwas zu billig geraten. Er hakelt gern mal. Schade.
Änderung vom 30.04.2013: Die beschriebene Frische in der Basis ersetzt durch "erdig und dunkel", weil frisch ist das wirklich nicht!
Nachtrag vom 18.12.2013: Der Sprühkopf ist ne Katastrophe. Viel zu billig für so ein teures Parfüm. Da muss ich fast schon an Abwertung denken.