Carlo Corinto 1984 Eau de Toilette

Meggi
24.03.2016 - 13:26 Uhr
14
Top Rezension
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft

Machomäßige Unspaßigkeit

Der Name „Carlo Corinto“ mag für unsere Ohren mediterran-beschwingt klingen, in den Duft hat es nichts dergleichen geschafft. Sofort geht es dunkelkrautig und lediglich gedimmt-floral los. Lavendel? Claro, Carlo! Wenig frisch ist er, zeigt stattdessen eher seine beiden anderen Seiten, nämlich einen gewissen Muff und eine Spur Süße. Außerdem hätte ich spontan auf wässrige Rose getippt. Diese Rosen-Ahnung verfliegt zwar wieder, aber nur vorläufig, wie sich herausstellen wird. Von der Bergamotte bemerke ich nicht viel.

Umso mehr hingegen von der Nelke. Die ergreift bereits innerhalb der ersten Minute das Zepter und bleibt über Stunden hinweg Nucleus des Duftes. Am „Garten-“ davor kann keinerlei Zweifel bestehen. Die würzenden und nadelnden Zutaten können kaum für Milderung sorgen, der Duft ist praktisch vom Start weg tiefernst und geradezu bitter.

Erst zum späten Vormittag hin wird er allmählich wärmer und runder (der Komparativ ist wichtig!). Indes nicht minder kraftvoll, denn mit Wucht kommen von unten her Amber und Moschus durch. Und mir ist erneut wie Rose. Diesmal freilich eine von jener konzentriert-eingedickten Art, die bis ins Ledrige zu reichen scheint. Wie eng das aneinander sein kann, machen heutzutage einige Montales verblüffend deutlich vor.

Als seien irgendwelche Bedenken hinsichtlich der machomäßigen Unspaßigkeit zu zerstreuen, bildet sich ebenfalls im Laufe des Vormittags zudem eine moosig-kartoffelige Unterlage aus, die mir in Bezug auf die verfügbaren Angaben Rätsel aufgibt, keineswegs allerdings stilistisch: Typisch Achtziger, darf sogar ich mit meiner überschaubaren entsprechenden Erfahrung getrost festhalten. Wenn da mal in der Pyramide nicht manches ergänzt werden könnte.

Am Nachmittag wird Carlo zum stabil-verlässlichen und geradlinigen Partner für den maskulinen Mann (den mit dem ganz tief sitzenden, weichen Kern) und natürlich für unsere Damen, denen derartige Einordnungen sonstwo vorbeigehen. Es fällt mir sehr schwer, einzelne Bestandteile naslich zu isolieren. Alles Genannte plus Moos und ein Rest Nadelbaum passt prima, doch nichts sticht heraus. Ein ausdauernder Begleiter bis in den Abend hinein.

Es drängt sich der Eindruck auf, dass der edle Spender der Probe, KC2503 (vielen Dank!), und ich einen reichlich unterschiedlichen Geschmack haben. Ich finde den Herrn Corinto in Ordnung, aber mehr auch nicht, wobei das selbstverständlich rein subjektiv zu verstehen ist.
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