Christian Lacroix

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Vielleicht war es ihm einfach nicht genug, dass er eine legendäre Modemarke saniert und somit vor dem Vergessen bewahrt hat. Vielleicht wollte er selbst eine neue, eigene Modemarke... Weiterlesen
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Wissenswertes
Vielleicht war es ihm einfach nicht genug, dass er eine legendäre Modemarke saniert und somit vor dem Vergessen bewahrt hat. Vielleicht wollte er selbst eine neue, eigene Modemarke mit eben solch einem Erfolg gründen. Vielleicht wollte er aber auch nur einem überragenden kreativen Talent die Chance geben, seine Ideen adäquat zu präsentieren.

Doch ganz gleich was es war: Bernard Arnault, dem illustren Retter der Marke ’Dior’ und Vorstandsvorsitzenden von LVMH, ist es jedenfalls geglückt: So wie es dem Finanzier Marcel Boussac zusammen mit Christian Dior im Jahre 1947 glückte, wurde durch Arnaults Hilfe exakt 40 Jahre später Christian Lacroix mit nur einer Kollektion als hellster neuer Stern am französischen Haute Couture Himmel etabliert, und seine Kreationen sollten für die nächsten Jahre richtungweisend in der internationalen Modewelt sein.

Dabei steckte Ende der 1980er Jahre die französische Bekleidungsindustrie in einer Sackgasse. Die schrille, kitschige amerikanische Mode provozierte als Gegenentwurf dazu den Aufstieg des strengen, reduzierten japanischen Minimalismus. Allerdings wollten jene, die zu dieser Zeit zu Wohlstand kamen, ihren Reichtum durch geschmackvolle Mode zeigen, der man gleichzeitig die unverschämt hohen Preise ruhig ansehen durfte.

Doch der Glamour der etablierten französischen Couture war zu jenem Zeitpunkt schon längst verblasst.

Da waren die Visionen von Christian Lacroix die Lösung. Hemmungslos mixte der 1951 in Arles geborene Lacroix die farbenprächtige Lebensfreude seiner südfranzösischen Heimat mit dem überbordenden Exzess der aristokratischen Kleidung vergangener Jahrhunderte. Zusätzlich wilderte er noch in den Kulturen aller Herren Länder - und bekam es trotzdem hin, dass seine Kreationen den begehrten französischen Chic besaßen.

Solch eine Ausnahmecouture hatte natürlich ihren Preis. Von Anfang an lautete das Motto: ‘Je kostspieliger, desto besser’. Schließlich sollte vor allem das international betuchte Klientel angesprochen werden.

Jedoch barg diese Strategie ein Risiko. Zwar wurde die Marke ‘Christian Lacroix’ unter anderem mit einer Zweitlinie, mit Kinder- und Herrenkollektionen sowie Parfum ausgebaut, aber das Modehaus konnte in 20 Jahren nie schwarze Zahlen schreiben.

Der erfolgsverwöhnte Unternehmer Arnault wurde wieder aktiv. Er verkaufte 2005 die Marke ’Christian Lacroix’ - ohne die Person Christian Lacroix überhaupt darüber zu informieren. Christian Lacroix blieb noch vier Jahre Chefdesigner bei dem von ihm geschaffenen Unternehmen, jedoch gründete er zeitgleich eine neue Firma mit Namen XCLX, in die er parallel seine kreative Kraft steckte. 2009 war dann das einstige glanzvolle Haute Couture-Haus ‘Christian Lacroix’ endgültig pleite.

Nach der Insolvenz schied die Person Christian Lacroix aus dem Unternehmen aus, die Marke ‘Christian Lacroix’ wurde umstrukturiert und besteht bis heute. Diesmal liegt der Schwerpunkt in ihrem Portfolio allerdings im Heimdekor, in der jener typische wilde Farben- und Stilmix vom Namensgeber weiterlebt, sowie in diversen Lizenzgeschäften und Parfums.

Die Person Christian Lacroix ist ebenso nach wie vor ein äußerst gefragter kreativer Kopf. Seine Ideen finden sich in den Kostümen großer Opernhäuser und Theater, in Innendesigns von Hotels sowie in Straßenbahnen französischer Städte. Die Uniformen des Air France-Personals werden wie schon seit Jahren weiterhin von ihm entworfen, er hat eine eigene Parfumlinie bei Avon und sogar die französische Münzprägeanstalt hat ihn als kreativen Berater angestellt.

Christian Lacroix mag nicht mehr einem eigenen Haute Couture-Haus vorstehen, aber die Nachfrage nach seinem eklektischer Mix aus verschiedenen Epochen, Kulturen und unterschiedlichsten Materialien, verschmolzen mit seiner ihm typischen südfranzösischen Lebensfreude, ist trotz allem bis heute ungebrochen.
Recherchiert und verfasst von BirdeeBirdee