25.06.2014 - 08:03 Uhr

Naaase
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Naaase
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Aufregung beim Waldspaziergang ?
Aufregung beim Waldspaziergang ?
Unser heutiger Testkandidat ist "Tumulte Pour Homme" aus dem Jahre 2005, von Nathalie Gracia-Cetto kreiert, aus dem Hause "Christian Lacroix". Wie bereits hier erwähnt steht der französische Begriff "Tumulte" für das verwirrende und lärmende Durcheinander aufgeregter Menschen sowie den Auflauf lärmender und aufgeregter Menschen. Oder -kurz- für ein "Chaos". So zeichnet sich ein "Chaos" dadurch aus, dass ein Ablauf gerade nicht plangemäß verläuft. Das kann man auch von dem Leben des berühmten Meisters Christian Lacroix behaupten.
1.
Christian Lacroix ist am 16. Mai 1951 in Trinquetaille, einem Stadtteil von Arles, geboren. Seine Großeltern, bei denen er aufwuchs, prägten ihn dahingehend, dass er sich bereits sehr früh für Stil und Eleganz interessierte. Nach dem Studium der Französischen Literatur zog er nach Paris und studierte an der "Sorbonne" Kunstgeschichte. Wollte er anfangs noch Museumskurator werden sollte es jedoch ganz anders kommen: Er lernte nämlich in Paris seine (spätere) Frau kennen. Diese war zu diesem Zeitpunkt Beraterin bei "Hermès". Unter anderen auf ihre Vermittlung hin arbeitete Lacroix ab 1978 als Zeichen-Assistent in der Modeabteilung von "Hermès". Von 1981 bis 1987 kreierte er die Haute-Couture-Kollektion von "Jean Patou", wobei er hierfür 1986 vom "Council of Fashion Designers of America" den Sonderpreis als einflussreichster ausländischer Designer erhielt. Ab 1987 (bis 2009) war Lacroix Chef-Designer seiner eigenen Modemarke. Neben diesen Tätigkeiten entdeckte er auch immer wieder die Liebe zum Kostümdesign. Nicht nur für Theater, Oper oder Ballet; so schuf er auch die Tournee-Outfits für Mireille Mathieu und Madonna. Als wenn das noch nicht genügen würde kreierte er im Jahre 2004 die Uniformen für das gesamte in Kundenkontakt stehende "Air France"-Personal. Außerdem stammt das Design des Innenraums derjenigen TGVs, die seit 2007 die Strecken Frankfurt-Saarbrücken-Paris und Stuttgart-Straßburg-Paris befahren, von Christian Lacroix. Letztlich gestaltete er in der Französischen Stadt Montpellier eine Straßenbahn-Linie im "Meeres-Design".
2.
Doch, wonach duftet "Tumulte" denn eigentlich ? Verläuft dieser Duft "chaotisch" - wie sein Name verspricht ? Man darf gespannt sein:
Zunächst ist "Tumulte Pour Homme" ziemlich kühl. Anders als bei so vielen Düften begegnet uns hier keine einzige Zitrusfrucht. Und dennoch ist der Beginn erfrischend. Erfrischend kühl. Dafür sorgt die distanzierte Kälte von Wacholder. Leicht würzig durch Lorbeer angehaucht begrüßt er uns. Fast schon unnahbar und distanziert. Aber zugleich erfrischend und reinigend. Durch den Lorbeer wirkt dieser kühle Beginn zugleich interessanter und tiefer, da der Lorbeer im Hintergrund unserer Wacholderbeere eine ebenso würzige wie interessante Note verleiht; ihr mithin Tiefe gibt.
Und es wird nicht wärmer. In der Herznote wartet Weihrauch auf. Zwar nicht dieser unnahbar-kühle Weihrauch aus "Bois d'Encens" (Armani Privé). Aber immerhin noch kühl genug. Darf bei "Bois d'Encens" der Weihrauch noch (fast) die alleinige Hauptrolle spielen, so ist dies unserem Weihrauch hier bei "Tumulte Pour Homme" nur für sehr kurze Zeit vergönnt (und dann auch nur im Zusammenspiel mit der bereits eingangs erwähnten würzigen Wacholderbeere). Denn: Ich muss den Vor-Kommentatoren recht geben: Wir betreten sogleich einen Wald. Genauer gesagt: Einen Zedernwald. Und noch genauer gesagt: Einen Zedernwald, in dem ein Weihrauch-Lüftchen weht. Es ist richtig: Hier handelt es sich in der Tat um einen Zedernwald im Frühling. Ich vermag an diesem Wald nichts Regnerisch-Feuchtes zu erkennen. Erst recht keine Modrigkeit. Ich denke, dieser Eindruck (bei mir !) kommt noch von der nach wie vor leicht präsenten Wacholderbeere, die uns (zusammen mit dem Lorbeer) in der Kopfnote dieses Duftes so kühl und distanziert begrüßt hatte. Nun ja, und unser Weihrauch-Hauch darf ja auch noch mitspielen.
Wir sind also in einem dichten Wald. Es ist Frühling. Es hat schon lange Zeit nicht mehr geregnet. Die Erde ist trocken; nicht jedoch (hoch-) sommerlich ausgedörrt. Die dichten Baumkronen lassen nur vereinzelte Strahlen der noch zaghaften Frühlingssonne zu uns vordringen. Doch diese wenigen Strahlen kitzeln unsere Nase, die ohnehin von dem kühlen Weihrauch-Hauch umschmeichelt wird. Es ist Morgen. Die Kühle der vorausgegangenen Nacht ist noch nicht ganz verschwunden. Liegt vielmehr noch wie ein grauer Schleier über unserem Zedernwald. Beruhigend wirkt dieser auf uns. Wir vergessen Raum und Zeit. Sind gefangen in unseren einsamen Gedanken und gefangen in der Einsamkeit des Waldes. Eines kühlen, eines unnahbaren Waldes. Und so verbringen wir mehrere Stunden in angenehmer Einsamkeit. Diese Einsamkeit können wir dann zu der Überlegung nutzen, ob und in welchem Umfang "Atlas-Zeder", "Chinesische Zeder", "Texas-Zeder" und "Virginia-Zeder" in unserem Frühlingswald angesiedelt sind - wie uns die Duftpyramide glauben lassen möchte. So sehr ich mich indes bemühe, diese verschiedenen Zedern-Arten olfaktorisch nach ihrer Herkunft und damit Ihrer Heimat zu sortieren, will mir dieses Unterfangen irgendwie nicht so recht gelingen. Mein Näschen scheint für derlei Kunststücke noch zu ungeübt zu sein. Und so belasse ich es mit der Feststellung eines frühlingshaft-kühlen Zedern-Waldes.
Mein Fazit:
Ein wirklich gut gemachter Duft. Vermittelt ein sehr sehr schönes Stimmungsbild. Nur, ist es das Stimmungsbild eines "Tumultes" ?
Zugegeben, der Duft ist sexy. Aber ob deswegen von diesem Duft magnetisch (oder gar erotisch) angezogene Personen um dessen Träger ein verwirrendes und lärmendes Durcheinander oder gar einen lärmenden und aufgeregten Auflauf veranstalten ? Nochmals: Der Duft ist verdammt gut gemacht. Aber im Falle eines "Tumults" um dessen Träger nur wegen des Duftes wäre es -um es mit William Shakespeare zu sagen- "Viel Lärm um Nichts".
Unser heutiger Testkandidat ist "Tumulte Pour Homme" aus dem Jahre 2005, von Nathalie Gracia-Cetto kreiert, aus dem Hause "Christian Lacroix". Wie bereits hier erwähnt steht der französische Begriff "Tumulte" für das verwirrende und lärmende Durcheinander aufgeregter Menschen sowie den Auflauf lärmender und aufgeregter Menschen. Oder -kurz- für ein "Chaos". So zeichnet sich ein "Chaos" dadurch aus, dass ein Ablauf gerade nicht plangemäß verläuft. Das kann man auch von dem Leben des berühmten Meisters Christian Lacroix behaupten.
1.
Christian Lacroix ist am 16. Mai 1951 in Trinquetaille, einem Stadtteil von Arles, geboren. Seine Großeltern, bei denen er aufwuchs, prägten ihn dahingehend, dass er sich bereits sehr früh für Stil und Eleganz interessierte. Nach dem Studium der Französischen Literatur zog er nach Paris und studierte an der "Sorbonne" Kunstgeschichte. Wollte er anfangs noch Museumskurator werden sollte es jedoch ganz anders kommen: Er lernte nämlich in Paris seine (spätere) Frau kennen. Diese war zu diesem Zeitpunkt Beraterin bei "Hermès". Unter anderen auf ihre Vermittlung hin arbeitete Lacroix ab 1978 als Zeichen-Assistent in der Modeabteilung von "Hermès". Von 1981 bis 1987 kreierte er die Haute-Couture-Kollektion von "Jean Patou", wobei er hierfür 1986 vom "Council of Fashion Designers of America" den Sonderpreis als einflussreichster ausländischer Designer erhielt. Ab 1987 (bis 2009) war Lacroix Chef-Designer seiner eigenen Modemarke. Neben diesen Tätigkeiten entdeckte er auch immer wieder die Liebe zum Kostümdesign. Nicht nur für Theater, Oper oder Ballet; so schuf er auch die Tournee-Outfits für Mireille Mathieu und Madonna. Als wenn das noch nicht genügen würde kreierte er im Jahre 2004 die Uniformen für das gesamte in Kundenkontakt stehende "Air France"-Personal. Außerdem stammt das Design des Innenraums derjenigen TGVs, die seit 2007 die Strecken Frankfurt-Saarbrücken-Paris und Stuttgart-Straßburg-Paris befahren, von Christian Lacroix. Letztlich gestaltete er in der Französischen Stadt Montpellier eine Straßenbahn-Linie im "Meeres-Design".
2.
Doch, wonach duftet "Tumulte" denn eigentlich ? Verläuft dieser Duft "chaotisch" - wie sein Name verspricht ? Man darf gespannt sein:
Zunächst ist "Tumulte Pour Homme" ziemlich kühl. Anders als bei so vielen Düften begegnet uns hier keine einzige Zitrusfrucht. Und dennoch ist der Beginn erfrischend. Erfrischend kühl. Dafür sorgt die distanzierte Kälte von Wacholder. Leicht würzig durch Lorbeer angehaucht begrüßt er uns. Fast schon unnahbar und distanziert. Aber zugleich erfrischend und reinigend. Durch den Lorbeer wirkt dieser kühle Beginn zugleich interessanter und tiefer, da der Lorbeer im Hintergrund unserer Wacholderbeere eine ebenso würzige wie interessante Note verleiht; ihr mithin Tiefe gibt.
Und es wird nicht wärmer. In der Herznote wartet Weihrauch auf. Zwar nicht dieser unnahbar-kühle Weihrauch aus "Bois d'Encens" (Armani Privé). Aber immerhin noch kühl genug. Darf bei "Bois d'Encens" der Weihrauch noch (fast) die alleinige Hauptrolle spielen, so ist dies unserem Weihrauch hier bei "Tumulte Pour Homme" nur für sehr kurze Zeit vergönnt (und dann auch nur im Zusammenspiel mit der bereits eingangs erwähnten würzigen Wacholderbeere). Denn: Ich muss den Vor-Kommentatoren recht geben: Wir betreten sogleich einen Wald. Genauer gesagt: Einen Zedernwald. Und noch genauer gesagt: Einen Zedernwald, in dem ein Weihrauch-Lüftchen weht. Es ist richtig: Hier handelt es sich in der Tat um einen Zedernwald im Frühling. Ich vermag an diesem Wald nichts Regnerisch-Feuchtes zu erkennen. Erst recht keine Modrigkeit. Ich denke, dieser Eindruck (bei mir !) kommt noch von der nach wie vor leicht präsenten Wacholderbeere, die uns (zusammen mit dem Lorbeer) in der Kopfnote dieses Duftes so kühl und distanziert begrüßt hatte. Nun ja, und unser Weihrauch-Hauch darf ja auch noch mitspielen.
Wir sind also in einem dichten Wald. Es ist Frühling. Es hat schon lange Zeit nicht mehr geregnet. Die Erde ist trocken; nicht jedoch (hoch-) sommerlich ausgedörrt. Die dichten Baumkronen lassen nur vereinzelte Strahlen der noch zaghaften Frühlingssonne zu uns vordringen. Doch diese wenigen Strahlen kitzeln unsere Nase, die ohnehin von dem kühlen Weihrauch-Hauch umschmeichelt wird. Es ist Morgen. Die Kühle der vorausgegangenen Nacht ist noch nicht ganz verschwunden. Liegt vielmehr noch wie ein grauer Schleier über unserem Zedernwald. Beruhigend wirkt dieser auf uns. Wir vergessen Raum und Zeit. Sind gefangen in unseren einsamen Gedanken und gefangen in der Einsamkeit des Waldes. Eines kühlen, eines unnahbaren Waldes. Und so verbringen wir mehrere Stunden in angenehmer Einsamkeit. Diese Einsamkeit können wir dann zu der Überlegung nutzen, ob und in welchem Umfang "Atlas-Zeder", "Chinesische Zeder", "Texas-Zeder" und "Virginia-Zeder" in unserem Frühlingswald angesiedelt sind - wie uns die Duftpyramide glauben lassen möchte. So sehr ich mich indes bemühe, diese verschiedenen Zedern-Arten olfaktorisch nach ihrer Herkunft und damit Ihrer Heimat zu sortieren, will mir dieses Unterfangen irgendwie nicht so recht gelingen. Mein Näschen scheint für derlei Kunststücke noch zu ungeübt zu sein. Und so belasse ich es mit der Feststellung eines frühlingshaft-kühlen Zedern-Waldes.
Mein Fazit:
Ein wirklich gut gemachter Duft. Vermittelt ein sehr sehr schönes Stimmungsbild. Nur, ist es das Stimmungsbild eines "Tumultes" ?
Zugegeben, der Duft ist sexy. Aber ob deswegen von diesem Duft magnetisch (oder gar erotisch) angezogene Personen um dessen Träger ein verwirrendes und lärmendes Durcheinander oder gar einen lärmenden und aufgeregten Auflauf veranstalten ? Nochmals: Der Duft ist verdammt gut gemacht. Aber im Falle eines "Tumults" um dessen Träger nur wegen des Duftes wäre es -um es mit William Shakespeare zu sagen- "Viel Lärm um Nichts".
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