08.05.2016 - 14:25 Uhr
Buchmensch
20 Rezensionen
Buchmensch
Sehr hilfreiche Rezension
11
Dupe Dupe Hurra!
Eigentlich kaufe ich keine Dupes. Nicht, weil ich mir zu gut dafür bin, oder weil ich zu arrogant wäre für billige Düfte, aber weil ich keine Plagiate mag. Ich möchte nicht, dass meine Texte plagiiert werden, dann möchte ich auch niemanden dafür bezahlen, dass er anderleuts Düfte nachmacht. Die paar Dupes, die ich besitze, waren Fehlkäufe auf Ebay in einer Zeit, als ich noch wenig über Parfums wusste und alles gekauft habe, was erschwinglich war und halbwegs interessant klang - und ich habe viel Geld dabei aus dem Fenster geworfen, weil das vermeintliche Schnäppchen dann einschließlich Porto mehr gekostet hat, als wenn ich es einfach in der Drogerie erstanden hätte. Lehrgeld eben. Ich habe früher auch Bücher gekauft, die ich heute nicht mehr kaufen würde. Der einzige Dupe, den ich mir bewusst und absichtlich gekauft habe, ist »Papaver«. Und ich würde es nicht noch einmal tun.
Ganz oben auf meiner Parfum-Wunschliste, und das seit Jahren, ist »Opium«. Das geht schon beim Namen los - eine gewisse Faszination für Rauschgifte kann ich nicht verleugnen, und Opium hat eine lange Tradition als Dichter-Droge erster Wahl - und hört beim Duft selbst noch lange nicht auf. Als ich mich das erste Mal in eine Parfumerie getraut habe (da gab es lange gewisse Berührungsängste von meiner Seite), war der allererste Duft, den ich mir zur Probe aufgesprüht habe, »Opium«. Gut, es war nicht wirklich eine Parfumerie. Es war der Duty-Free-Shop der Fähre von Calais nach Dover. Aber es war das echte »Opium«. Und ich war vom ersten Schnüffler an begeistert. Das! Muss! Ich! Haben! Schnell zurück zum wartenden Mann, und ihm zeigen, was ich großartiges entdeckt hatte … Und der Mann fing an zu röcheln.
Ich hatte ja mit vielem gerechnet. Mein Mann mag nicht jeden Duft, es sei ihm zugebilligt, eine eigene Meinung zu haben. Aber mit »Opium« war das etwas anderes. Ich hielt ihm mein Handgelenk unter die Nase, und er bekam einen Asthmaanfall. Irgendwas ist in »Opium«, auf das mein Mann allergisch reagiert. Und da uns noch drei Stunden Autofahrt ins Haus standen, in einem kleinen Wagen, wo der Mann nicht weglaufen kann, stand ich bald schweren Herzens am Waschbecken der Fährtoilette und schrubbte mir den wunderbar großartigen Opiumduft wieder ab. Selbst danach roch mein Arm noch toll für den Rest des Tages, zumidest wenn ich die Nase richtig fest dagegen presste. Aber es war kein Vergleich zu dieser wunderwolkigen Duftpracht.
Mein Herz war gebrochen. Vorübergehend trug ich mich mit dem Gedanken, den Mann laufen zu lassen und das Parfum zu wählen - immerhin, dann hätte ich auch endlich eine Katze haben können, da ist er nämlich auch allergisch drauf. Aber letztenendes siegten Vernunft und Liebe. Ich kann versuchen, ein Dupe vom Opium« zu finden. Ein Dupe von meinem Mann ist hingegen schwerer aufzutreiben. So recherchierte ich, welcher der einschlägigen Dupe-Produzenten - Creation Lamis, La Rive, Dorall, etc. - das beste Opiumimmitat im Angebot hat, und blieb am Ende bei »Papaver« von Creation Lamis hängen. Da ist schon der Name ein regelrecht intellektuelles Wortspiel - Papaver Somnium ist der botanische Name des Schlafmons, aber weiß das der durchschnittliche Dupe-Käufer? Papa Wer? Aber ich habe das natürlich verstanden, fühlte mich ergo persönlich angesprochen, und kaufte.
Oberflächlich ist »Papaver« keine schlechte Kopie. Der Duft beginnt mit einer Seifigkeit, die an das Original erinnert, wird dann zimtig und würzig und orientalisch, und es riecht, das muss ich zugeben, sehr, sehr gut. Aber trotzdem kann der Duft nicht verleugnen, dass er ein Billigheimer ist. Die Sillage ist so schwach, dass mein Mann auf sämtliche Komponenten allergisch sein könnte und es nicht merken würde, wenn ich ihm nicht gleich das Handgelenkt in die Nase ramme. Tatsächlich riecht »Papaver« eine halbe Stunde nach dem Auftragen ungefähr so intensiv wie mein »Opium«-Arm, vier Stunden nachdem ich ihn mit Wasser und Seife geschrubbt hatte. Und auch wenn auf den ersten Blick alles da ist, bleibt »Papaver« flach und eindimensional - etwas, das man »Opium« wirklich nicht nachsagen kann. Und die Verpackung, knatschrotes Glas und billiges, klappriges Plastik - nichts daran ist so edel, wie es tut, und was die chinesischen Schriftzeichen (wenn es denn überhaupt welche sind) in Wirklichkeit bedeuten, will ich gar nicht wissen.
Ich trage »Papaver« nicht, um nach »Opium« zu riechen - das würde ohnehin niemand wirklich wahrnehmen. Ich trage ihn als Gedächtnisstütze, um mich daran zu erinnern, was »Opium« für ein toller Duft ist, aber je länger es her ist, dass ich zuletzt am Original riechen durfte, desto mehr verfliegt auch der Zauber von »Papaver«. Ich habe mich noch nicht getraut, einen neuen Versuch mit der Kombination Opium/Mann zu machen. Ich weiß nicht, ob ich damals auf dem Schiff das Original getestet habe oder die reformulierte Version, ob das Eau de Toilette oder Eau der Parfum, und auch nicht, worauf mein Mann damals eigentlich so allergisch reagiert hat. Und es ist mir eigentlich auch egal. Da ich »Papaver« nur für mich selbst trage, könnte ich mir ebensogut auch »Opium« kaufen und es nur für mich tragen oder an Orten, wo ich ohne meinen Mann bin. Der nächste Originalduft, den ich mir leiste, eine Belohnung für den nächsten Buchvertrag, den ich tatsächlich täglich in der Post erwarte, wird »Opium«. Hab ich mir verdient.
Ansonsten: Lektion gelernt. Dupes funktionieren als Gedächtnisstütze, als Gutschein, als Platzhalter. Aber je komplexer das Original ist, desto weniger sind sie in der Lage, damit mitzustinken.
Ganz oben auf meiner Parfum-Wunschliste, und das seit Jahren, ist »Opium«. Das geht schon beim Namen los - eine gewisse Faszination für Rauschgifte kann ich nicht verleugnen, und Opium hat eine lange Tradition als Dichter-Droge erster Wahl - und hört beim Duft selbst noch lange nicht auf. Als ich mich das erste Mal in eine Parfumerie getraut habe (da gab es lange gewisse Berührungsängste von meiner Seite), war der allererste Duft, den ich mir zur Probe aufgesprüht habe, »Opium«. Gut, es war nicht wirklich eine Parfumerie. Es war der Duty-Free-Shop der Fähre von Calais nach Dover. Aber es war das echte »Opium«. Und ich war vom ersten Schnüffler an begeistert. Das! Muss! Ich! Haben! Schnell zurück zum wartenden Mann, und ihm zeigen, was ich großartiges entdeckt hatte … Und der Mann fing an zu röcheln.
Ich hatte ja mit vielem gerechnet. Mein Mann mag nicht jeden Duft, es sei ihm zugebilligt, eine eigene Meinung zu haben. Aber mit »Opium« war das etwas anderes. Ich hielt ihm mein Handgelenk unter die Nase, und er bekam einen Asthmaanfall. Irgendwas ist in »Opium«, auf das mein Mann allergisch reagiert. Und da uns noch drei Stunden Autofahrt ins Haus standen, in einem kleinen Wagen, wo der Mann nicht weglaufen kann, stand ich bald schweren Herzens am Waschbecken der Fährtoilette und schrubbte mir den wunderbar großartigen Opiumduft wieder ab. Selbst danach roch mein Arm noch toll für den Rest des Tages, zumidest wenn ich die Nase richtig fest dagegen presste. Aber es war kein Vergleich zu dieser wunderwolkigen Duftpracht.
Mein Herz war gebrochen. Vorübergehend trug ich mich mit dem Gedanken, den Mann laufen zu lassen und das Parfum zu wählen - immerhin, dann hätte ich auch endlich eine Katze haben können, da ist er nämlich auch allergisch drauf. Aber letztenendes siegten Vernunft und Liebe. Ich kann versuchen, ein Dupe vom Opium« zu finden. Ein Dupe von meinem Mann ist hingegen schwerer aufzutreiben. So recherchierte ich, welcher der einschlägigen Dupe-Produzenten - Creation Lamis, La Rive, Dorall, etc. - das beste Opiumimmitat im Angebot hat, und blieb am Ende bei »Papaver« von Creation Lamis hängen. Da ist schon der Name ein regelrecht intellektuelles Wortspiel - Papaver Somnium ist der botanische Name des Schlafmons, aber weiß das der durchschnittliche Dupe-Käufer? Papa Wer? Aber ich habe das natürlich verstanden, fühlte mich ergo persönlich angesprochen, und kaufte.
Oberflächlich ist »Papaver« keine schlechte Kopie. Der Duft beginnt mit einer Seifigkeit, die an das Original erinnert, wird dann zimtig und würzig und orientalisch, und es riecht, das muss ich zugeben, sehr, sehr gut. Aber trotzdem kann der Duft nicht verleugnen, dass er ein Billigheimer ist. Die Sillage ist so schwach, dass mein Mann auf sämtliche Komponenten allergisch sein könnte und es nicht merken würde, wenn ich ihm nicht gleich das Handgelenkt in die Nase ramme. Tatsächlich riecht »Papaver« eine halbe Stunde nach dem Auftragen ungefähr so intensiv wie mein »Opium«-Arm, vier Stunden nachdem ich ihn mit Wasser und Seife geschrubbt hatte. Und auch wenn auf den ersten Blick alles da ist, bleibt »Papaver« flach und eindimensional - etwas, das man »Opium« wirklich nicht nachsagen kann. Und die Verpackung, knatschrotes Glas und billiges, klappriges Plastik - nichts daran ist so edel, wie es tut, und was die chinesischen Schriftzeichen (wenn es denn überhaupt welche sind) in Wirklichkeit bedeuten, will ich gar nicht wissen.
Ich trage »Papaver« nicht, um nach »Opium« zu riechen - das würde ohnehin niemand wirklich wahrnehmen. Ich trage ihn als Gedächtnisstütze, um mich daran zu erinnern, was »Opium« für ein toller Duft ist, aber je länger es her ist, dass ich zuletzt am Original riechen durfte, desto mehr verfliegt auch der Zauber von »Papaver«. Ich habe mich noch nicht getraut, einen neuen Versuch mit der Kombination Opium/Mann zu machen. Ich weiß nicht, ob ich damals auf dem Schiff das Original getestet habe oder die reformulierte Version, ob das Eau de Toilette oder Eau der Parfum, und auch nicht, worauf mein Mann damals eigentlich so allergisch reagiert hat. Und es ist mir eigentlich auch egal. Da ich »Papaver« nur für mich selbst trage, könnte ich mir ebensogut auch »Opium« kaufen und es nur für mich tragen oder an Orten, wo ich ohne meinen Mann bin. Der nächste Originalduft, den ich mir leiste, eine Belohnung für den nächsten Buchvertrag, den ich tatsächlich täglich in der Post erwarte, wird »Opium«. Hab ich mir verdient.
Ansonsten: Lektion gelernt. Dupes funktionieren als Gedächtnisstütze, als Gutschein, als Platzhalter. Aber je komplexer das Original ist, desto weniger sind sie in der Lage, damit mitzustinken.
3 Antworten