Wellington Geo. F. Trumper 1876 Cologne
20
Top Rezension
Britisches Trio - Eine Vergleichsskizze
Nachdem ich gestern Wellington aus der Probendose (thematisch treu eine ehemalige Shortbread-Dose) gezogen habe drängte es sich mir geradezu auf, die hier mehrfach ins Spiel gebrachten Zusammenhänge des Trio Infernale von der Insel, namentlich und in chronologischer Reihenfolge Wellington, Blenheim Bouquet und Town & Country, nachzuvollziehen. Die drei liegen jeweils rund ein Vierteljahrhundert auseinander, und während Mode und Geschmack bezüglich mancher Kunstrichtungen um die Jahrhundertwende herum die größten Wandlungen erfuhren - dies nicht zuletzt aufgrund gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen - schien die Entwicklung der britischen Duftvorlieben zu stagnieren.
Denn eine starke Ähnlichkeit zwischen den drei Duftbrüdern kann nicht in Abrede gestellt werden.
Allen dreien ist ein grünlich angehauchter, von Zitronen dominierter hesperidischer Auftakt gemein, eine darunterliegende, beziehungsweise darauffolgende krautige Unterfütterung mit koniferigem Beifang, sowie ein simples Decrescendo mit pudrigen Anklängen als Abschluß.
Und doch lassen sich bei näherer Auseinandersetzung Unterschiede ausmachen.
Zunächst fällt im Direktvergleich auf, daß Wellington über den gesamten Verlauf hinweg deutlich pudriger gefaßt ist als seine Duftvettern.
Und auch inhaltlich lassen sich (vermutete) Differenzen ausmachen. Dabei sind die Pyramiden übrigens keine große Hilfe - sie unterstellen ein komplettes Fehlen zitrischer Noten bei Town & Country, und für Wellington wird kein Lavendel erwähnt. Der ist aber drin, da müßte meine Nase mich schon sehr täuschen.
Mit der Kopfnote beginnend läßt sich erkennen, daß die Zitrone bei Blenheim Bouquet und Town & Country sehr fruchtig-zestig-säuerlich daherkommt und zudem von typisch aromatischer Limette gestützt wird. Wellington hingegen bietet neben der Zitrone reichlich herbgrüne Bergamotte als gleichwertigen Partner, weiterhin klingen leicht orangige Töne an. Und während Blenheim Bouquet und Town & Country - immer innerhalb des sehr ähnlichen, zuvor beschriebenen Rahmens, wohlgemerkt - im Anschluß den Bogen ins Kräuterbeet neben der Küchentür schlagen, wählt Wellington das Blumenbeet in der anderen Richtung. Sehr hintergründig zwar und daher auch nicht weiter zu differenzieren, den angegebenen Maiglöckchen würde ich wohl vertrauen, mischt sich dem Duftgeschehen ein dezentes Blütenpuder unter.
Weiteres läßt sich über die Duftentwicklungen gar nicht sagen, es setzt schon das Basis-Decrescendo ein.
Müßte ich die Zusammenhänge der drei Düfte visualisieren, würde ich dies mit einem spitzen Dreieck tun: Blenheim Bouquet und Town & Country verbunden über die kurze Seite, Wellington an der entfernteren, spitzwinkligen Ecke.
Wellington ließe sich gleichwohl auch mit einem anderen Briten in Bezug setzen - ich denke da an Lords, respektive Douro. Dort finden sich die Noten und Entwicklungen wieder, die Blenheim Bouquet abgehen, als da wären der im Ansatz orangige Auftakt, sowie das blumig angehauchte Herz.
Wellington als das Kind von Blenheim Bouquet und Lords? Unter Berücksichtigung der Zeitrichtung wohl eher umgekehrt, doch thematisch scheint das durchaus plausibel.
Liebhaber anderer Duftrichtungen mögen nun den Kopf schütteln, 'riecht doch alles gleich' - ich habe mir jedoch hiermit die Rechtfertigung für den Besitz aller drei [vier(fünf)] Düfte geschaffen, insofern tangiert mich das nur peripher :)
Denn eine starke Ähnlichkeit zwischen den drei Duftbrüdern kann nicht in Abrede gestellt werden.
Allen dreien ist ein grünlich angehauchter, von Zitronen dominierter hesperidischer Auftakt gemein, eine darunterliegende, beziehungsweise darauffolgende krautige Unterfütterung mit koniferigem Beifang, sowie ein simples Decrescendo mit pudrigen Anklängen als Abschluß.
Und doch lassen sich bei näherer Auseinandersetzung Unterschiede ausmachen.
Zunächst fällt im Direktvergleich auf, daß Wellington über den gesamten Verlauf hinweg deutlich pudriger gefaßt ist als seine Duftvettern.
Und auch inhaltlich lassen sich (vermutete) Differenzen ausmachen. Dabei sind die Pyramiden übrigens keine große Hilfe - sie unterstellen ein komplettes Fehlen zitrischer Noten bei Town & Country, und für Wellington wird kein Lavendel erwähnt. Der ist aber drin, da müßte meine Nase mich schon sehr täuschen.
Mit der Kopfnote beginnend läßt sich erkennen, daß die Zitrone bei Blenheim Bouquet und Town & Country sehr fruchtig-zestig-säuerlich daherkommt und zudem von typisch aromatischer Limette gestützt wird. Wellington hingegen bietet neben der Zitrone reichlich herbgrüne Bergamotte als gleichwertigen Partner, weiterhin klingen leicht orangige Töne an. Und während Blenheim Bouquet und Town & Country - immer innerhalb des sehr ähnlichen, zuvor beschriebenen Rahmens, wohlgemerkt - im Anschluß den Bogen ins Kräuterbeet neben der Küchentür schlagen, wählt Wellington das Blumenbeet in der anderen Richtung. Sehr hintergründig zwar und daher auch nicht weiter zu differenzieren, den angegebenen Maiglöckchen würde ich wohl vertrauen, mischt sich dem Duftgeschehen ein dezentes Blütenpuder unter.
Weiteres läßt sich über die Duftentwicklungen gar nicht sagen, es setzt schon das Basis-Decrescendo ein.
Müßte ich die Zusammenhänge der drei Düfte visualisieren, würde ich dies mit einem spitzen Dreieck tun: Blenheim Bouquet und Town & Country verbunden über die kurze Seite, Wellington an der entfernteren, spitzwinkligen Ecke.
Wellington ließe sich gleichwohl auch mit einem anderen Briten in Bezug setzen - ich denke da an Lords, respektive Douro. Dort finden sich die Noten und Entwicklungen wieder, die Blenheim Bouquet abgehen, als da wären der im Ansatz orangige Auftakt, sowie das blumig angehauchte Herz.
Wellington als das Kind von Blenheim Bouquet und Lords? Unter Berücksichtigung der Zeitrichtung wohl eher umgekehrt, doch thematisch scheint das durchaus plausibel.
Liebhaber anderer Duftrichtungen mögen nun den Kopf schütteln, 'riecht doch alles gleich' - ich habe mir jedoch hiermit die Rechtfertigung für den Besitz aller drei [vier(fünf)] Düfte geschaffen, insofern tangiert mich das nur peripher :)
12 Antworten
Stulle vor 5 Jahren
Es hat gedauert: nach dem dritten Test war ich begeistert von dieser Kühle und Klarheit!
MonsieurTest vor 5 Jahren
Ausgezeichnete und hilfreiche trigonometrische Vermessung dieser englischen Klassikadressen. Dank dafür!
Fittleworth vor 5 Jahren
Sehr guter, sehr informativer Kommentar. Rule, Britannia!
Floyd vor 5 Jahren
Very distinguished stuff. Kam damit allerdings nicht so ganz zurecht. Muss wohl noch wachsen ;-) Toller Kommentar!
Cravache vor 5 Jahren
1
Feine Duftanalyse. Für uns Parfumos sind spitzwinklige Eckendüfte viel zu weit entfernt, um nicht gekauft zu werden. Mit welcher geometrischen Figur wirst Du uns den Kauf von Aventus, L'Aventure, Nero,..., etc. erklären? ;-)
FvSpee vor 5 Jahren
Geometrischer Pokal für diese feinsinnigen tentativen und komparativen Betrachtungen. Ich bleib aber dabei: Das Zeug gefällt mir nicht (BB auch nicht; Douro hingegen schon).
Gschpusi vor 5 Jahren
Bei Zitrone bin ich immer vorsichtig.... Toller Kommi
SchatzSucher vor 5 Jahren
Ich schüttele auch nicht den Kopf darüber, wenn man mehrere Düfte besitzt, die miteinander verwandt sind. Sind es doch gerade die kleinen unterschiedlichen Facetten, die es ausmachen. Feine Beschreibung von dir und diese Duftrichtung ist mir auch sehr lieb.
Pollita vor 5 Jahren
Och, ich besitze doch auch Bois d'Iris, Lye, 450 und will mir auch noch Baiser de Florence kaufen. Alle relativ ähnlich, doch das juckt mich mal überhaupt nicht. Von mir kriegst Du definitiv kein Kopfschütteln, sondern vollstes Verständnis :))
Chizza vor 5 Jahren
Kaum mein Duft aber ein wunderbarer Kommentar, sowohl inhaltlich als auch sprachlich!
NuiWhakakore vor 5 Jahren
Ein super 3-in-1-Kommentar (4-in-1, 5-in-1?) und viel mehr als nur eine Rechtfertigung für den Besitz aller genannten!
Yatagan vor 5 Jahren
Sehr gute und für mich in allen Belangen nachvollziehbare Differenzierung als Grundlage für einen sehr schönen Kommentar!

