L'Instant de Guerlain 2003 Eau de Parfum

Mirabell
16.09.2013 - 08:03 Uhr
42
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft

Feuchtes Klopapier, das den Intimbereich nicht reizt...

So. Also gut. Ich trau mich mal, das hier ist also meine erste Bewertung. Gleich vorweg: Liebe Liebenden von L´Instant, mein Text ist rein subjektiv! Und meine Überschrift rein provokativ. ;D

Auf meiner Suche nach einem, wie ich erfahren habe zu Neudeutsch „Skinscent“, der nach Haut, Wärme und Geborgenheit, aber nicht nach Glukosesirup und triefigen Früchtchen riecht, wurde mir unter anderem dieses Wässerchen ans Herz gelegt (edit: eswar L´Instand magic, der mir ansHerz gelegt wurde...). Da L´Instant kein Nieschenduft ist, bin ich also direkt mal in den Müller getrabt, schnuppern. Limitiert. Eingestellt. Bei solchen Adjektiven klingelt es in mir...

Ohne Teststreifen, das verfälscht eh immer meiner Erfahrung nach, habe ich zwei großzügige Spritzer aufs rechte Handgelenk gesprüht. Zunächst rochs irgendwie erstmal unspektakulär. Hm, ja, Blümchenwasser, dachte ich so für mich. Kaum aus der Drogerie und den diversen Parfumwolken entfleucht, schnupperte ich von rechts unten … feuchtes Klopapier. Ähm... Handgelenk zu mir. Tatsache. Es roch pudrig, sauber. Nicht sauber im Sinne von „clean“. Sauber im Sinne von nach Benutzung frisch geputzer, mit nicht reizenden Feuchttüchern bearbeiteter Babyarsch incl. ordentlich Puder. Ich kann nicht einmal sagen, dass mich der Geruch abgeschreckt hat. Ne. Ich war einfach irritiert, erstaunt. Das gibts billiger. What the... Ok. Abwarten. Bahn verpasst. Halbe Stunde später sitze ich also noch am Bahnsteig und rieche wieder. Nicht aktiv am Handgelenk. Ich rieche den Duft überall um mich rum. Ein bohrendes, geradezu monotones Fiepen von Magnolie klopft kopfschmerzverdächtig an meine Stirn, zwischen meine Augen. Heute morgen habe ich mit DuschDas Magnolie geduscht. Wenig weise Duschgelkaufentscheidung. Sehr viel synthetischer, billiger, klar, nicht vergleichbar. Aber ich weiß zumindest, dass es die Magnolie sein muss, die wie ein Hämmerchen an meinen Schläfen klopft. Das ist überhaupt nicht hautmäßig. Das ist auf einmal schwer, träge und ein olfaktorischer Tinnitus, ganz leicht muffelig im Hintergrund. Die Bettwäsche im Paradies lag zu lange nass in der Trommel. Mir ist es unangenehm so zu duften, ich ziehe in der Bahn lange verstaubte wenngleich prächtige pupurne Parfumschlieren wie eine Schleppe hinter mir her. Zum Verständnis: Ich bin gekleidet in Jeans, Longsleeve, Holzkette, Natralista Schuhen und einem dicken alten Deuter Rucksack. Kaum geschminkt, im „Heute will ich mal unauffällig sein“-Modus. Pustekuchen. Bilde ich mir das ein oder sehe ich bei meinem Gegenüber erneut geblähte Nüstern? Findest Du das etwa fein? Ja, die junge Dame mit Rucksack, gekleidet in überladenem Blumenbrokat gegenüber duftet so.

Nix wie nach Hause. Mittagessen. 2 Stunden später. Der Duft hat meinen Schädel nicht platzen lassen. Das liegt daran, dass er inzwischen gefällig sanfter und pudriger riecht. Ich rieche deutlich Ylang Ylang heraus. Die Magnolie ist noch da, aber nicht in dieser von mir erlebten brachialen Intensität. Es riecht ein bißchen vanillig. Keine Vanille die mich kickt. Sie riecht nett, untenraus irgendwie. Nett bei Vanille ist aber eben...naja. Unspektakulär. Moschus umwabert die Gesamtkomposition wie ein wolkiger Kokoon, vermischt sich mit etwas, was der Honig sein könnte. Sehr süß,bißchen würzog, gerade zusammen mit den exotischen Blumen, in seiner Spitze abgefedert von der starken Pudrigkeit.

Ihr Lieben, die ihr mir so helfen wolltet bei der Suche nach -meinem- Skinscent. Das ist er nicht. Ich werde jetzt unverschämt. Es ist so: Wenn ich den Duft rieche, dann denke ich an eine Frau Mitte 20, lange dunkle Haare, Sonnenbank, schwarze Lederstiefel die der schicke Freund ihr gekauft hat, der Typ mit den nach hinten gegelten Haaren, der immer so ernst guckt und sich für sein Auto verschuldet hat, an dem er lässig lehnt, während er auf ihre Rückkehr aus dem Nagelstudio wartet. Sie trägt die enge Hose in den Stiefeln, der PushUp schnürt Gitti und Erika bis knapp unters Kinn, sie trägt aber Rundhals mit Goldkette, soll ja exklusiv wirken, der camelfarbene Pulli von H&M der nach Angora aussieht. Sie trägt viel zuviel Mascara, ist frisch geduscht und nutzt nach jedem Klogang das komplette Sauberfrau Equipment: Feuchtes Toilettenpapier, Feuchte Intimpflegetücher, Püderchen, Duftkerze, leichte Lotion gegen Rasurbrand, nach irgendwas riechendes Klopapier, Sagrotan, was weiß denn ich...Sie will bemüht unauffällig unglaublich sauber wirken und wie ein wohlduftendes Vorzeigeweibchen. Immer bereit, immer entgegen der zickigen Ahnung der exotischen Blüten, wohlgepudert und weich. Für ihn. Für alle Männer. Sie will dazugehören zur Horde der Vanillemumus. Sie riecht auch nett, keine Frage. Aber bemüht. Etwas ordinär. Durchschnittlich. Nett, echt. Inzwischen habe ich nix mehr gegen sie. Sie liebkost mein Handgelenk, sie klimpert mich an und ich denke „Mäuschen, netter Versuch“. Im Laufe des Tages wird L´Instant schon eher etwas in die Richtung, wie ich mir „hautnah“ vorstelle. Weicher, sanfter, wattig. Und doch, es bleibt für mein Gehirn ein wohlduftendes, frisch gepudertes Popöchen. Und das stundenlang.
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