30.10.2020 - 05:18 Uhr
Cravache
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Cravache
Top Rezension
Vertrautheit und die abendliche Essenz des erlebten Tages
Ich bin schon in früher Jugend mit den olfaktorischen Schätzen des Abendlandes in Berührung gekommen. Ein jugendliches Schlüsselerlebnis war ein längeres persönliches Gespräch mit Jean-Paul Guerlain. Ein weiteres Schlüsselerlebnis durfte ich vor etwa 8 Jahren erleben: die Entdeckung der Düfte von Hind al Oud aus Dubai. Während sich hochpreisige Düfte aus dem arabischen Raum in der Regel ganz oder weitgehend an der europäischen (oder vielmehr spezifisch an der französischen) Parfumtradition orientieren, sind die preisgünstigen und oft auch die mittelpreisigen Düfte aus dieser Region leider meist von eher mässiger Qualität. Und oft alles andere als eine olfaktorische Offenbarung.
Hind al Oud orientiert sich selbstbewusst am Kunsthandwerk der arabischen Parfumerie, ohne Kompromisse hinsichtlich Qualität einzugehen. Für europäische Nasen sind die Düfte bei der ersten Begegnung zweifelsohne ungewohnt, fremd, überraschend, faszinierend, aufregend - vergleichbar mit der erstmaligen Lektüre des Gilgamesch-Epos. Lässt man sich auf die olfaktorischen Schätze der arabischen Duftkultur ein, lässt man sich von ihnen verführen, lässt man den vorurteilsbehafteten Begriff des olfaktorischen Orients fallen, so wird man mit einer wundervollen Horizonterweiterung in eine Region, welche auch die Wiege unserer abendländisch-europäischen (Duft-)Kultur ist, belohnt.
Na'em Al Oud weckt Bilder von einer grossen Kuhweide, auf der man rasten möchte. Umgeben von duftenden weiten Matten in satten Sommerblumenfarben, am Horizont der ewige Schnee der Alpengipfel, tiefblau der Himmel. Auf der Kuhweide haben bis vor kurzem majestätische braune Kühe und einige Hasen gegrast. Man sitzt im Abendkleid oder Smoking an einem sonnigen Tag entspannt am Rande der warmen und sommerlichen Kuhweide. Riecht ein altes, mit Blumen geschmücktes, prächtiges Emmentaler Bauernhaus, dessen Holz die Geschichte von Generationen erzählt. Die Sonne wärmt das Gesicht, die Haare, die Weide, das alte dunkelbraune Holz des Bauernhauses. Der Duft von Holz, der Weide, der Kühe, der Blumen kuschelt einen in die sommerwarme Wohligkeit der voralpinen Natur.
Mag man diese Richtung von Oud, wird man Na'em Al Oud sehr anziehend finden. In dieser Art von warmem Oud wohnt die Magie von Liebe inne. Mag man solches Oud nicht, wird man den Duft als abstossend wie ein unfreiwilliges Bad in Kuhfladen empfinden. Der Parfumeur von Na'em Al Oud muss ein Tierfreund - oder ein Freund animalischer Personen (hatte Minotaurus eine kuhäugige Schwester?) sein. Wer im Grossraumbüro arbeitet oder von einer Vegetarierin angeknabbert werden möchte, sollte Na'em Al Oud vermutlich nicht verwenden.
Die körperwarme, animalische Oud-Note ist der rote Faden durch den Duftverlauf. Na'em Al Oud startet warmwürzig. Schwarzer Pfeffer betont die angenehm reizende, animalische Note des Ouds nach dem Auftragen. Wenn der Pfeffer nach einigen Minuten in der Sommerluft verflogen ist, entwickelt sich der Duft in eine frischwürzige Richtung (Safran, fruchtig wie kussrote Lippen). Rasch tritt Moschus dazu.
Zu Beginn des Duftverlaufs ist der Moschus merklich animalischer, ohne in eine mephistophelische Animalik abzudriften. Der Moschus bildet die Brücke zu den typisch arabischen floralen Noten: Eine rote Rose mit animalischen Aspekten und etwas lüsternen Körperstellen sowie Jasmin - elegant, warm, sinnlich, mit leichten Heu-Noten. Jasmin hat noch nicht geduscht, die Haut und Haare riechen aus einer Mischung von Vertrautheit und der abendlichen Essenz des erlebten Tages. Sie setzt sich im dunklen Abendkleid auf das grosse weisse Moschusbett. Zwischen ihren Lippen hat sie ein paar schwarze Beeren. Man versucht, die Beeren mit den Lippen zu stibitzen.
Zur Basis hin wird Na'em Al Oud wärmer, holziger und erdiger - was die animalische Oud-Note wieder etwas stärker betont. Die erotische "Nutzfläche" von Na'em Al Oud ist beachtlich: das Parfumöl hält auf der Haut ewig, die Sillage ist stark.
Hind al Oud orientiert sich selbstbewusst am Kunsthandwerk der arabischen Parfumerie, ohne Kompromisse hinsichtlich Qualität einzugehen. Für europäische Nasen sind die Düfte bei der ersten Begegnung zweifelsohne ungewohnt, fremd, überraschend, faszinierend, aufregend - vergleichbar mit der erstmaligen Lektüre des Gilgamesch-Epos. Lässt man sich auf die olfaktorischen Schätze der arabischen Duftkultur ein, lässt man sich von ihnen verführen, lässt man den vorurteilsbehafteten Begriff des olfaktorischen Orients fallen, so wird man mit einer wundervollen Horizonterweiterung in eine Region, welche auch die Wiege unserer abendländisch-europäischen (Duft-)Kultur ist, belohnt.
Na'em Al Oud weckt Bilder von einer grossen Kuhweide, auf der man rasten möchte. Umgeben von duftenden weiten Matten in satten Sommerblumenfarben, am Horizont der ewige Schnee der Alpengipfel, tiefblau der Himmel. Auf der Kuhweide haben bis vor kurzem majestätische braune Kühe und einige Hasen gegrast. Man sitzt im Abendkleid oder Smoking an einem sonnigen Tag entspannt am Rande der warmen und sommerlichen Kuhweide. Riecht ein altes, mit Blumen geschmücktes, prächtiges Emmentaler Bauernhaus, dessen Holz die Geschichte von Generationen erzählt. Die Sonne wärmt das Gesicht, die Haare, die Weide, das alte dunkelbraune Holz des Bauernhauses. Der Duft von Holz, der Weide, der Kühe, der Blumen kuschelt einen in die sommerwarme Wohligkeit der voralpinen Natur.
Mag man diese Richtung von Oud, wird man Na'em Al Oud sehr anziehend finden. In dieser Art von warmem Oud wohnt die Magie von Liebe inne. Mag man solches Oud nicht, wird man den Duft als abstossend wie ein unfreiwilliges Bad in Kuhfladen empfinden. Der Parfumeur von Na'em Al Oud muss ein Tierfreund - oder ein Freund animalischer Personen (hatte Minotaurus eine kuhäugige Schwester?) sein. Wer im Grossraumbüro arbeitet oder von einer Vegetarierin angeknabbert werden möchte, sollte Na'em Al Oud vermutlich nicht verwenden.
Die körperwarme, animalische Oud-Note ist der rote Faden durch den Duftverlauf. Na'em Al Oud startet warmwürzig. Schwarzer Pfeffer betont die angenehm reizende, animalische Note des Ouds nach dem Auftragen. Wenn der Pfeffer nach einigen Minuten in der Sommerluft verflogen ist, entwickelt sich der Duft in eine frischwürzige Richtung (Safran, fruchtig wie kussrote Lippen). Rasch tritt Moschus dazu.
Zu Beginn des Duftverlaufs ist der Moschus merklich animalischer, ohne in eine mephistophelische Animalik abzudriften. Der Moschus bildet die Brücke zu den typisch arabischen floralen Noten: Eine rote Rose mit animalischen Aspekten und etwas lüsternen Körperstellen sowie Jasmin - elegant, warm, sinnlich, mit leichten Heu-Noten. Jasmin hat noch nicht geduscht, die Haut und Haare riechen aus einer Mischung von Vertrautheit und der abendlichen Essenz des erlebten Tages. Sie setzt sich im dunklen Abendkleid auf das grosse weisse Moschusbett. Zwischen ihren Lippen hat sie ein paar schwarze Beeren. Man versucht, die Beeren mit den Lippen zu stibitzen.
Zur Basis hin wird Na'em Al Oud wärmer, holziger und erdiger - was die animalische Oud-Note wieder etwas stärker betont. Die erotische "Nutzfläche" von Na'em Al Oud ist beachtlich: das Parfumöl hält auf der Haut ewig, die Sillage ist stark.
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