Mouson Lavendel
Lavender
1933

Anettmarian
25.10.2020 - 07:54 Uhr
17
Top Rezension
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

SuSu`s Geheimnis

Nein, wir mochten uns nicht, aber sooo was von nicht!
Sie zeigte mir immer die kalte Schulter und damit demonstrativ den Stellenwert, den ich in ihrem Leben hatte, nämlich keinen...
Da solche Art der Ignoranz keinem Ego gut tut, unternahm ich erste Annäherungsversuche. Da diese mit Kratzern im Gesicht und an Händen endeten, machte ich zukünftig einen Riesenbogen um sie und war froh, ihr nicht zu begegnen.
SuSu war die Katze meiner Schwägerin Liz und wohnte in der Parterre unseres Hauses. Sie war klein, hatte rabenschwarzes, langes Fell, riesige gelbgrüne Augen und sprach viel, naja Maunzen und Meckern und in Bezug auf mich Fauchen...
Liz hatte schon lange eine achtwöchige Treckingtour durch Nepal geplant und dann fiel der übliche Katzensitter aus.
Nur mit sehr viel Widerwillen übernahm ich nun die Aufgaben des Dosenöffners, eines Portiers ( Katzenklappe hatten wir nicht ) und der Toilettenfrau.
Der Einfachheit halber zog ich in die Parterre, richtete mich notdürftig ein, funktionierte die Küche zum Büro um und vergrub mich in meine Akten. Es war Sommer, so dass ich sobald ich von der Arbeit kam, die Terrassentür öffnete, damit Madame zu mindestens nachmittags rein und raus konnte, wie es ihr beliebte.
Nach 10 Tagen setzte sie sich öfters mal neben meinen Stuhl, später platzierte sie sich neben den Laptop, versuchte es erst mit Hypnose und dann mit einem Gespräch ;-) D.
Ja, was soll ich sagen, nach 14 Tagen war der Bann gebrochen. Ihren Mittagsschlaf hielt sie nun entweder in meinem Schoss oder wie ein Schal um meinen Nacken gewickelt, während ich glückselig ihrem leisen Schnarchen lauschte.
Nach der vierten Woche wartete ich vergeblich, SuSu war verschwunden.
Während Liz für mich unerreichbar in Nepal herumtreckte , irrte ich jeden Tag bewaffnet mit einer klappernden Leckerchen-Dose und Lieblingsspielzeug durch unser Dorf auf der Suche nach einer Katze, die ich ja eigentlich gar nicht mochte.
Zehn Tage nach ihrem Verschwinden kam ich vom Photoshop zurück mit einem riesigen Stapel an "Steckbriefen", die ich verteilen und aushängen wollte, als ich schon an der Ecke SuSu`s Schimpfen hörte:
"Hast Du eigentlich eine Ahnung, was ich alles durchmachen musste???"
Sie war dünner geworden, war aber äußerst munter und gesprächig und sah sehr gepflegt aus. Das schwarze Fell leuchtete in der Sonne und roch eindeutig nach Lavendel. Das war aber nicht irgendein Lavendel, sondern das edle Mouson Lavendel "Nur echt mit der Postkutsche"... Ein Duft aus meiner Kindheit, mit ihm bin ich aufgewachsen, fast jede ältere Dame in meiner Umgebung roch so.
Nach einem ausgiebigen Mahl schlief SuSu neben mir ein, während ich sie weiter begleitet von ihrem zufriedenen Schnurren "beschmuste".
Erst da entdeckte ich den winzigen in Klarsichtfolie eingepackten Zettel, der an ihrem Zecken-Halsband befestigt war. "Die kleine Maus war vermutlich eine Woche in unserem Gartenhäuschen eingesperrt. Ich habe sie aufgepeppelt und hätte sie gerne behalten. Bella".
SuSu hat Bella auch später noch häufig besucht, der Duft war unverkennbar. Wir haben nie versucht das Geheimnis um Bella zu lüften.
Seit diesem unvergesslichen Sommer ist der Duft von Lavendel untrennbar mit der Erinnerung an eine kleine, ewig meckernde, rabenschwarze Fellnase verbunden.
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