18.10.2022 - 04:59 Uhr
Serenissima
1053 Rezensionen
Serenissima
Sehr hilfreiche Rezension
16
Duftspuren
Wenn ich mir meine Duftvergangenheit so anschaue (die Sammlungen hier bieten ja einen guten Überblick) stelle ich fest, dass ich mich doch ziemlich stillos durch diese damalige Welt treiben ließ.
Ich tändelte hier mit diesem, dort mit jenem Duft; wenn ein Flacon gefiel, musste der natürlich auch her, das Taschengeld reichte meist. Zum Glück waren es keine großen Beträge und der eine oder andere Fehlkauf landete dann doch bei meiner Mutti oder bei Freundinnen, unterschiedlich wie wir waren.
So ging es, wenn ich mich recht erinnere, auch mit „Nitchevo“: War doch der Flacon schon ein Hingucker.
Jetzt erinnere ich mich, dass meine Freundin mir diesen brachte: Für sich gekauft, stellte sich schnell heraus, dass sich ihr Kleinkind (vor denen ja bekanntlich gar nichts sicher ist) mit der Spitze etwas verletzt hatte und so hieß es für „Nitchevo“: Umziehen; es wurde ein „Wanderduft“!
Zuerst einmal zu mir.
Toll war der Duft: Roch er doch für mich mit meinen gut zwanzig Jahren nach großer, weiter Welt und weitgereister Dame.
Ach, waren wir noch jung und hatten wir noch Träume!
„Nitchevo“ brachte den Traum des Erwachsenseins, der Dame mit dem großen Auftritt, etwas näher.
Noch gut erinnere ich mich an das würzig-strahlende Entrée; hier haben die Aldehyde bereits bei Beifuß und Koriander ihre ersten Leuchtfeuerchen gesetzt, die die fruchtig-frische Bergamotte in ihre Mitte nehmen und damit der großen Dame Gardenie, die hier in voller Duftschönheit und großer Gala hereingerauscht kommt, eine Bühne bereiten.
Sofort hat sie die nötige Aufmerksamkeit, bei diesem Gefolge kein Wunder!
Dagegen müssen sich die damals schon klassischen Blütendüfte große Mühe geben; was ihnen aber auch gelingt.
Ein ganzes Blumenbeet mit Schönheiten entzückt noch heute; fast alle Jahreszeiten werden abgedeckt.
Fröhlich im Frühlingswind schaukelnde Narzisse; weißer großblumig-sinnlich duftender Jasmin leitet zum Sommer über, dort geben sich die würzigen Gartennelken mit ihren gefiederten Köpfen, die stolzen Rosen und Iris ein wohlduftendes Stelldichein.
Zusammen mit der Kopfnote und deren außergewöhnlicher Kräuterwürze, entsteht eine blumige Mischung, die aus dem üblichen Rahmen fällt.
Strahlende Blütenschönheiten, gemixt mit nicht zu schüchterner Würze: Das hat etwas!
Dagegen scheinen die zeitgemäßen Basisnoten fast schon gewöhnlich, wir kennen sie bereits:
Erdige, feuchte und fruchtbare Aromen aus Moos, Vetiver und Patchouli geboren, treffen auf kräftige Leder- und Bibergeil-Duftbausteine.
Auch hier sorgen warmer, weicher Moschus und eine reiche Ambernuance für ein sinnlich- erotischen, aber äußerst geschmackvolles Finale dieses Duftkunstwerks.
So entsteht ein reicher, leuchtender „Würz-Chypre“ mit sehr eigenem Charakter.
Obwohl nur ein Eau de Toilette/Natural Spray, hat es Juvena damals doch geschafft, einen sehr ausgewogenen, gut komponierten Duft zu präsentieren.
Nur Sillage und Haltbarkeit künden von dieser Duftkonzentration; sie sind ein wenig schwach auf der Brust – eben ein Eau de Toilette!
Und doch wanderte „Nitchewo“ damals weiter zu meiner Mutti; ich bekam diesen Duft nicht durchgewärmt und für die große Hitze meiner Mutti war diese Konzentration ein Segen: Es wurde niemand angesprungen oder sogar erschlagen, wie das bei ihr leider häufig der Fall war.
Dieses „Duftwässerchen“ lebt noch immer, obwohl vom offiziellen Markt verschwunden:
Neulich traf ich beim Einkaufen eine Dame, die mir durch ihr gut frisiertes hellgraues Haar und ihren leuchtend roten Lippenstift schon vorher aufgefallen war.
Sie ging lächelnd an mir vorbei und bei mir läuteten alle Glocken der Erinnerung: Diesen Duft kennst Du doch!
Und ich grub tiefer und tiefer, wurde fündig – wurde ich fündig?
Und wirklich: Sie trug „Nitchewo“ schon seit Jahren, hatte noch einen Vorrat im Schrank und kaufte jeden Flohmarkt-Bestand auf!
Woher ich das weiß?
Nun, ich fragte sie: höflich und interessiert; hatte ich ihrem Äußeren schon meinen Beifall signalisiert, so war das kein Problem mehr!
So sind Frauengespräche im Supermarkt.
Das bleibt für den Moment von „Nitchewo“ zurück:
Die Erinnerung an einen vollmundigen Würzchypre-Duft und eine stilvolle, freundliche Dame, die ihn trug!
Ich tändelte hier mit diesem, dort mit jenem Duft; wenn ein Flacon gefiel, musste der natürlich auch her, das Taschengeld reichte meist. Zum Glück waren es keine großen Beträge und der eine oder andere Fehlkauf landete dann doch bei meiner Mutti oder bei Freundinnen, unterschiedlich wie wir waren.
So ging es, wenn ich mich recht erinnere, auch mit „Nitchevo“: War doch der Flacon schon ein Hingucker.
Jetzt erinnere ich mich, dass meine Freundin mir diesen brachte: Für sich gekauft, stellte sich schnell heraus, dass sich ihr Kleinkind (vor denen ja bekanntlich gar nichts sicher ist) mit der Spitze etwas verletzt hatte und so hieß es für „Nitchevo“: Umziehen; es wurde ein „Wanderduft“!
Zuerst einmal zu mir.
Toll war der Duft: Roch er doch für mich mit meinen gut zwanzig Jahren nach großer, weiter Welt und weitgereister Dame.
Ach, waren wir noch jung und hatten wir noch Träume!
„Nitchevo“ brachte den Traum des Erwachsenseins, der Dame mit dem großen Auftritt, etwas näher.
Noch gut erinnere ich mich an das würzig-strahlende Entrée; hier haben die Aldehyde bereits bei Beifuß und Koriander ihre ersten Leuchtfeuerchen gesetzt, die die fruchtig-frische Bergamotte in ihre Mitte nehmen und damit der großen Dame Gardenie, die hier in voller Duftschönheit und großer Gala hereingerauscht kommt, eine Bühne bereiten.
Sofort hat sie die nötige Aufmerksamkeit, bei diesem Gefolge kein Wunder!
Dagegen müssen sich die damals schon klassischen Blütendüfte große Mühe geben; was ihnen aber auch gelingt.
Ein ganzes Blumenbeet mit Schönheiten entzückt noch heute; fast alle Jahreszeiten werden abgedeckt.
Fröhlich im Frühlingswind schaukelnde Narzisse; weißer großblumig-sinnlich duftender Jasmin leitet zum Sommer über, dort geben sich die würzigen Gartennelken mit ihren gefiederten Köpfen, die stolzen Rosen und Iris ein wohlduftendes Stelldichein.
Zusammen mit der Kopfnote und deren außergewöhnlicher Kräuterwürze, entsteht eine blumige Mischung, die aus dem üblichen Rahmen fällt.
Strahlende Blütenschönheiten, gemixt mit nicht zu schüchterner Würze: Das hat etwas!
Dagegen scheinen die zeitgemäßen Basisnoten fast schon gewöhnlich, wir kennen sie bereits:
Erdige, feuchte und fruchtbare Aromen aus Moos, Vetiver und Patchouli geboren, treffen auf kräftige Leder- und Bibergeil-Duftbausteine.
Auch hier sorgen warmer, weicher Moschus und eine reiche Ambernuance für ein sinnlich- erotischen, aber äußerst geschmackvolles Finale dieses Duftkunstwerks.
So entsteht ein reicher, leuchtender „Würz-Chypre“ mit sehr eigenem Charakter.
Obwohl nur ein Eau de Toilette/Natural Spray, hat es Juvena damals doch geschafft, einen sehr ausgewogenen, gut komponierten Duft zu präsentieren.
Nur Sillage und Haltbarkeit künden von dieser Duftkonzentration; sie sind ein wenig schwach auf der Brust – eben ein Eau de Toilette!
Und doch wanderte „Nitchewo“ damals weiter zu meiner Mutti; ich bekam diesen Duft nicht durchgewärmt und für die große Hitze meiner Mutti war diese Konzentration ein Segen: Es wurde niemand angesprungen oder sogar erschlagen, wie das bei ihr leider häufig der Fall war.
Dieses „Duftwässerchen“ lebt noch immer, obwohl vom offiziellen Markt verschwunden:
Neulich traf ich beim Einkaufen eine Dame, die mir durch ihr gut frisiertes hellgraues Haar und ihren leuchtend roten Lippenstift schon vorher aufgefallen war.
Sie ging lächelnd an mir vorbei und bei mir läuteten alle Glocken der Erinnerung: Diesen Duft kennst Du doch!
Und ich grub tiefer und tiefer, wurde fündig – wurde ich fündig?
Und wirklich: Sie trug „Nitchewo“ schon seit Jahren, hatte noch einen Vorrat im Schrank und kaufte jeden Flohmarkt-Bestand auf!
Woher ich das weiß?
Nun, ich fragte sie: höflich und interessiert; hatte ich ihrem Äußeren schon meinen Beifall signalisiert, so war das kein Problem mehr!
So sind Frauengespräche im Supermarkt.
Das bleibt für den Moment von „Nitchewo“ zurück:
Die Erinnerung an einen vollmundigen Würzchypre-Duft und eine stilvolle, freundliche Dame, die ihn trug!
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