Kopfnote 
Herznote 
Basisnote 
13.02.2016 - 10:21 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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28
Kapitän zu Land
Umkommentierte Düfte No. 68
Zugegeben: Hier handelt es sich eigentlich um eine kleine, hoffentlich verzeihliche Schummelei, diesen Duft als umkommentiert zu bezeichnen. Eigentlich gibt es bereits einen guten Kommentar von Cappelusman zum Eau de Toilette, das mir ebenfalls bekannt ist, - aber ich besitze nunmal nur das After Shave in größeren Mengen und halte mich deshalb vorwiegend an dessen Beurteilung. Zum Vergleich werde ich jedoch auch auf das EdT eingehen.
Dass dieser Duft bereits 1975 lanciert wurde, merkt man ihm kaum an. Bei einem Blindtest hätte ich ihn in den 80ern verortet, deren Stil und Lebensart er viel mehr verkörpert als die meisten anderen holzigen, patchoulilastigen oder alkoholischen Düfte der 70er. Häuser wie Molyneux waren ihrer Zeit stets ein wenig voraus. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb der Duft m.E. nie die Aufmerksamkeit erhielt, die er verdient hätte: born too soon.
Das After Shave liegt fast ganz auf der Linie des EdT (weshalb ich mich auch frage, warum es hier gesondert aufgeführt wurde; vielleicht deshalb, weil hier auf Parfumo beim EdT die erste reformulierte Version gemeint ist, die dem Original nicht mehr entspricht) und strahlt zunächst einmal warm, weich und golden. Die ozeanisch-maritimen Assoziationen, die sich bei Flakon und Namen sofort einstellen, scheinen kaum zu passen.
Frische Kopfnoten (Eisenkraut?), falls sie jemals vorhanden waren, fehlen fast ganz, was jedoch durch die typisch alkoholische Note des After Shaves gemildert wird. Beim Original-EdT findet sich eine deutlich hellere Zitronennote; das Eisenkraut ist klar erkennbar.
Auch die angegebenen Nadelholzakzente lassen sich im After Shave, ganz im Gegensatz zum EdT, nur gering dosiert wahrnehmen. Sehr schnell stellen sich dagegen eine warme Sandelholznote, krautige Akzente und Eichenmoostöne ein. Eine Tabaknote, die im EdT erkennbar ist, kann ich dagegen im AS nicht ausmachen.
Über den Flakon und die Umverpackung, zu denen ich Fotos eingereicht habe, streiten sich die Geister. Ich selbst finde beide großartig. Für mich ist das sogar einer der stärksten Kreationen der 70er-Jahre. Ich gebe zu, dass ich auf den Duft zunächst - erstmals vor 20 Jahren - wegen seines Flakons aufmerksam wurde. Das Design könnte von Verner Panton oder einem anderen Vertreter der skandinavischen Schule stammen, auch die Umverpackung passt hier ins Bild.
Die Haltbarkeit ist bei einem After Shave naturgemäße bescheiden, enttäuscht hier aber auf ganzer Linie, denn bereits das EdT glänzte nie durch eine starke Aura. Ich persönlich interessiere mich jedoch nicht im Geringsten für Haltbarkeit. Im Gegenteil finde ich Düfte widerwärtig, die den ganzen Tag an mir haften. Da lege ich lieber mit dem gleichen oder gar einem anderen, neu ausgewählten Duft nach.
Alles in allem gibt es deshalb an diesem wunderbar runden, harmonischen und seriös-stilvollen Herrenduft nur eines zu bemängeln: Das maritime Konzept rund um den Duft (Kapitän / Captain, blau-weiß-maritime Umverpackung, Blauglas-Flakon) führt in die Irre, so optisch gelungen es auch sein mag. Hier geht es nicht um einen Kapitän zur See, sondern um einen (englischen) Lord mit Landsitz: ein Kapitän zu Land.
Genau an dieses Konzept schloss ein anderer, legendärer Herrenduft von Molyneux an, der in der gleichen Glasflasche (lediglich mit dunklerer Farbe) angeboten wurde: Lord. Der jedoch überzieht das Konzept seinerseits und wirkt eher wie ein halbseidener Gentlemanbetrüger, mehr Schein als Sein, mehr Wucht als Stil.
Das aber ist eine andere Geschichte.
Im direkten Vergleich lassen sich zudem tatsächlich einige markante Unterschiede zwischen AS und Original-EdT ausmachen, die eine gesonderte Aufführung rechtfertigen. Zu fragen bleibt jedoch, ob nicht noch zusätzlich zwischen dem Original-EdT und der ersten Reformulierung differenziert werden müsste.
Hier ist übrigens deshalb ausdrücklich von einer ersten Reformulierung die Rede, weil der Duft jüngst (2015) noch einmal, also zum zweiten Mal, aufgelegt wurde. Offenbar folgt man hiermit der Mode der Neukreation legendärer Düfte (Le Galion, Patou etc.). Auf Fragrantica ist diese jüngste Variante stark umstritten. Einige billigen ihr Ähnlichkeit mit dem Original von 1975 zu, andere bestreiten das vehement.
Näheres wird auch hier zu prüfen sein.
Alles in allem wird dieser fast verschollene Captain von 1975 von nicht wenigen schmerzlich vermisst, was die stabil steigende Preisentwicklung auf einschlägigen Internetseiten beweist.
Adieu Capain!
Zugegeben: Hier handelt es sich eigentlich um eine kleine, hoffentlich verzeihliche Schummelei, diesen Duft als umkommentiert zu bezeichnen. Eigentlich gibt es bereits einen guten Kommentar von Cappelusman zum Eau de Toilette, das mir ebenfalls bekannt ist, - aber ich besitze nunmal nur das After Shave in größeren Mengen und halte mich deshalb vorwiegend an dessen Beurteilung. Zum Vergleich werde ich jedoch auch auf das EdT eingehen.
Dass dieser Duft bereits 1975 lanciert wurde, merkt man ihm kaum an. Bei einem Blindtest hätte ich ihn in den 80ern verortet, deren Stil und Lebensart er viel mehr verkörpert als die meisten anderen holzigen, patchoulilastigen oder alkoholischen Düfte der 70er. Häuser wie Molyneux waren ihrer Zeit stets ein wenig voraus. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb der Duft m.E. nie die Aufmerksamkeit erhielt, die er verdient hätte: born too soon.
Das After Shave liegt fast ganz auf der Linie des EdT (weshalb ich mich auch frage, warum es hier gesondert aufgeführt wurde; vielleicht deshalb, weil hier auf Parfumo beim EdT die erste reformulierte Version gemeint ist, die dem Original nicht mehr entspricht) und strahlt zunächst einmal warm, weich und golden. Die ozeanisch-maritimen Assoziationen, die sich bei Flakon und Namen sofort einstellen, scheinen kaum zu passen.
Frische Kopfnoten (Eisenkraut?), falls sie jemals vorhanden waren, fehlen fast ganz, was jedoch durch die typisch alkoholische Note des After Shaves gemildert wird. Beim Original-EdT findet sich eine deutlich hellere Zitronennote; das Eisenkraut ist klar erkennbar.
Auch die angegebenen Nadelholzakzente lassen sich im After Shave, ganz im Gegensatz zum EdT, nur gering dosiert wahrnehmen. Sehr schnell stellen sich dagegen eine warme Sandelholznote, krautige Akzente und Eichenmoostöne ein. Eine Tabaknote, die im EdT erkennbar ist, kann ich dagegen im AS nicht ausmachen.
Über den Flakon und die Umverpackung, zu denen ich Fotos eingereicht habe, streiten sich die Geister. Ich selbst finde beide großartig. Für mich ist das sogar einer der stärksten Kreationen der 70er-Jahre. Ich gebe zu, dass ich auf den Duft zunächst - erstmals vor 20 Jahren - wegen seines Flakons aufmerksam wurde. Das Design könnte von Verner Panton oder einem anderen Vertreter der skandinavischen Schule stammen, auch die Umverpackung passt hier ins Bild.
Die Haltbarkeit ist bei einem After Shave naturgemäße bescheiden, enttäuscht hier aber auf ganzer Linie, denn bereits das EdT glänzte nie durch eine starke Aura. Ich persönlich interessiere mich jedoch nicht im Geringsten für Haltbarkeit. Im Gegenteil finde ich Düfte widerwärtig, die den ganzen Tag an mir haften. Da lege ich lieber mit dem gleichen oder gar einem anderen, neu ausgewählten Duft nach.
Alles in allem gibt es deshalb an diesem wunderbar runden, harmonischen und seriös-stilvollen Herrenduft nur eines zu bemängeln: Das maritime Konzept rund um den Duft (Kapitän / Captain, blau-weiß-maritime Umverpackung, Blauglas-Flakon) führt in die Irre, so optisch gelungen es auch sein mag. Hier geht es nicht um einen Kapitän zur See, sondern um einen (englischen) Lord mit Landsitz: ein Kapitän zu Land.
Genau an dieses Konzept schloss ein anderer, legendärer Herrenduft von Molyneux an, der in der gleichen Glasflasche (lediglich mit dunklerer Farbe) angeboten wurde: Lord. Der jedoch überzieht das Konzept seinerseits und wirkt eher wie ein halbseidener Gentlemanbetrüger, mehr Schein als Sein, mehr Wucht als Stil.
Das aber ist eine andere Geschichte.
Im direkten Vergleich lassen sich zudem tatsächlich einige markante Unterschiede zwischen AS und Original-EdT ausmachen, die eine gesonderte Aufführung rechtfertigen. Zu fragen bleibt jedoch, ob nicht noch zusätzlich zwischen dem Original-EdT und der ersten Reformulierung differenziert werden müsste.
Hier ist übrigens deshalb ausdrücklich von einer ersten Reformulierung die Rede, weil der Duft jüngst (2015) noch einmal, also zum zweiten Mal, aufgelegt wurde. Offenbar folgt man hiermit der Mode der Neukreation legendärer Düfte (Le Galion, Patou etc.). Auf Fragrantica ist diese jüngste Variante stark umstritten. Einige billigen ihr Ähnlichkeit mit dem Original von 1975 zu, andere bestreiten das vehement.
Näheres wird auch hier zu prüfen sein.
Alles in allem wird dieser fast verschollene Captain von 1975 von nicht wenigen schmerzlich vermisst, was die stabil steigende Preisentwicklung auf einschlägigen Internetseiten beweist.
Adieu Capain!
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Floyd
Cappellusman
