Kopfnote 
Herznote 
Basisnote 
26.02.2016 - 12:30 Uhr
Yatagan
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Yatagan
Top Rezension
20
Leichtmatrose
Unkommmentierte Düfte No. 69
Nachdem ich in der vorletzten Woche den Original-Captain Molyneux kommentiert hatte, war ich sehr gespannt, wie die neuformulierte Version dieses Duftes ausfallen würde. Erst vor Kurzem hatte ich festgestellt, dass man Captain im vergangenen Jahr noch einmal neu aufgelegt und in einer eleganten eckigen Glasflasche in dunklem Blau auf den Markt gebracht hatte. Ich erwähne das deshalb, weil der Ursprungs-Flakon von Captain, der in ähnlicher Farbe und mit grob ähnlichem Schriftzug versehen war, geschwungene Linien aufweist, die tatsächlich ein wenig an einen stehenden Männerkorpus erinnern; eben einen Kapitän in blauer Uniform. Dieser Flakon ist ein kleines Kunstwerk und ich mag ihn besonders. Natürlich steht diese Form auch für das Design und die Mentalität der 70er Jahre, erinnert an Verner Pantons Kreationen, schwedisches oder finnisches Design aus dieser Zeit und an die fließenden, organischen Formen des Wassermann-Zeitalters.
Der neue Flakon dagegen ist ebenfalls ein klares Statement: ein Bekenntnis zur Weltanschauung der Funktionalität, dem Credo des neuen Jahrtausends. Das ist konsequent und nachvollziehbar und vielleicht ebenso sympathisch im Ergebnis, wenn auch nicht in der Idee.
Die Frage, die uns hier jedoch beschäftigen sollte, ist die Frage nach dem Duft an sich: Ist es gelungen, die Idee dieses Parfums in die Gegenwart zu retten, ohne das Konzept des Duftes gänzlich aufzugeben, sozusagen die DNA zu retten, die Gestalt jedoch, ähnlich wie den Flakon, geschickt zu variieren?
Um es abzukürzen und vorweg zu nehmen: Das Ergebnis ist weder gelungen noch verständlich. Captain in seiner Ursprungsversion war ein Duft, der eher warme Noten (Sandelholz- und Moostöne) mit einer Eisenkrautnote im Auftakt verband. Der Duft war weniger aquatisch-kühl-frisch als eher aromatisch. Das passte vielleicht weniger zum Konzept des Kapitäns zur See, jedoch gut zur Idee des markanten, aufrechten Seemannes.
Vermutlich lag es den Machern nun daran, die ozeanisch-maritimen Assoziationen, die sich bei diesem Namen natürlich zu allererst einstellen, zu bedienen, um aktuellen Erwartungen entgegenzukommen.
Die Kopfnote ist ein wenig scharf und hell zitrisch (Bergamotte), ist gut mit Lavendel ausbalanciert (wie das allerdings derzeit bei ca. 50% aller Herrendüfte auf dem Markt der Fall ist: nämlich Bergamotte und Lavendel Fifty-Fifty in der Kopfnote) und wird von einer etwas beliebigen Holznote grundiert. Das Herz schlägt nicht am rechten Fleck, sondern enthält Divers-Undefinierbares, offenbar ein schwachbrüstig-florales Nichts. Das erinnert sehr stark an neuere Boss- und Chanel-Düfte, die verwechselbar und in keiner Weise originell sind. Bloß nicht auffallen. Der Duft könnte ja aus dem Rahmen fallen und den durchschnittlichen Kunden (kaufende wie beschenkte Männer) irritieren.
Was bleibt von jenem kantigen Seebären, der 1975 geboren wurde und schon vor Jahrzehnten die Segel strich?
Nichts.
Der Kapitän steht nicht am Steuer, sondern in der Reihe.
In Wahrheit ist er ein Leichtmatrose.
Nachdem ich in der vorletzten Woche den Original-Captain Molyneux kommentiert hatte, war ich sehr gespannt, wie die neuformulierte Version dieses Duftes ausfallen würde. Erst vor Kurzem hatte ich festgestellt, dass man Captain im vergangenen Jahr noch einmal neu aufgelegt und in einer eleganten eckigen Glasflasche in dunklem Blau auf den Markt gebracht hatte. Ich erwähne das deshalb, weil der Ursprungs-Flakon von Captain, der in ähnlicher Farbe und mit grob ähnlichem Schriftzug versehen war, geschwungene Linien aufweist, die tatsächlich ein wenig an einen stehenden Männerkorpus erinnern; eben einen Kapitän in blauer Uniform. Dieser Flakon ist ein kleines Kunstwerk und ich mag ihn besonders. Natürlich steht diese Form auch für das Design und die Mentalität der 70er Jahre, erinnert an Verner Pantons Kreationen, schwedisches oder finnisches Design aus dieser Zeit und an die fließenden, organischen Formen des Wassermann-Zeitalters.
Der neue Flakon dagegen ist ebenfalls ein klares Statement: ein Bekenntnis zur Weltanschauung der Funktionalität, dem Credo des neuen Jahrtausends. Das ist konsequent und nachvollziehbar und vielleicht ebenso sympathisch im Ergebnis, wenn auch nicht in der Idee.
Die Frage, die uns hier jedoch beschäftigen sollte, ist die Frage nach dem Duft an sich: Ist es gelungen, die Idee dieses Parfums in die Gegenwart zu retten, ohne das Konzept des Duftes gänzlich aufzugeben, sozusagen die DNA zu retten, die Gestalt jedoch, ähnlich wie den Flakon, geschickt zu variieren?
Um es abzukürzen und vorweg zu nehmen: Das Ergebnis ist weder gelungen noch verständlich. Captain in seiner Ursprungsversion war ein Duft, der eher warme Noten (Sandelholz- und Moostöne) mit einer Eisenkrautnote im Auftakt verband. Der Duft war weniger aquatisch-kühl-frisch als eher aromatisch. Das passte vielleicht weniger zum Konzept des Kapitäns zur See, jedoch gut zur Idee des markanten, aufrechten Seemannes.
Vermutlich lag es den Machern nun daran, die ozeanisch-maritimen Assoziationen, die sich bei diesem Namen natürlich zu allererst einstellen, zu bedienen, um aktuellen Erwartungen entgegenzukommen.
Die Kopfnote ist ein wenig scharf und hell zitrisch (Bergamotte), ist gut mit Lavendel ausbalanciert (wie das allerdings derzeit bei ca. 50% aller Herrendüfte auf dem Markt der Fall ist: nämlich Bergamotte und Lavendel Fifty-Fifty in der Kopfnote) und wird von einer etwas beliebigen Holznote grundiert. Das Herz schlägt nicht am rechten Fleck, sondern enthält Divers-Undefinierbares, offenbar ein schwachbrüstig-florales Nichts. Das erinnert sehr stark an neuere Boss- und Chanel-Düfte, die verwechselbar und in keiner Weise originell sind. Bloß nicht auffallen. Der Duft könnte ja aus dem Rahmen fallen und den durchschnittlichen Kunden (kaufende wie beschenkte Männer) irritieren.
Was bleibt von jenem kantigen Seebären, der 1975 geboren wurde und schon vor Jahrzehnten die Segel strich?
Nichts.
Der Kapitän steht nicht am Steuer, sondern in der Reihe.
In Wahrheit ist er ein Leichtmatrose.
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Globomanni
Yatagan
