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Top Rezension
Das Mädchen in der S-Bahn
Hamburg. Es war ein Samstag so gegen 10.00 Uhr. Ich fuhr mit der Linie S3 Richtung Pinneberg. Zwischen Veddel und Hammerbrook ist der Waggon bis auf den letzten Platz belegt, viele Reisende müssen stehen. Kennt Ihr diese Situation ? Jeder ist für sich allein, Augen starren ins Leere. Niemand benutzt ein Handy ( was war da los ?!?! ). Es riecht bahntypisch, säuerlich-metallisch, muffig-abgestanden. An der Station Hammerbrook steigen noch einige Personen zu. Plötzlich erreicht ein Dufthauch meine Nase und andere Fahrgäste scheinen ihn auch wahrzunehmen.
Äußerst dezent, holzig, süß, mit der Zeit immer deutlicher, schwerer, dunkler. Einige schliessen die Augen und schnuppern. Niemand sagt etwas, aber vielen entweicht sogar ein Lächeln. Ich schaue mir jeden der Mitreisenden an und versuche zu erraten wer wohl die Quelle ist. Wir erreichen den Hauptbahnhof, der Waggon leert sich, ich suche mir einen neuen Platz. Der Duft beschäftigt mich und ich empfinde ihn als immer komplexer und fremder.
In der Reihe schräg-gegenüber sitzt ein Mädchen und liest gedankenverloren in einem Buch. Orientalin, kurze schwarze Haare, kaum geschminkt, kein Schmuck. Dafür ein beiges Sportsakko mit dezentem lila Überkaro und Pennyloafer. Sie schlägt die Buchseiten zu, blickt kurz aus dem Fenster, greift in ihre Sakkotasche und sprüht sich einen Spritzer Parfüm in den Nacken. Der Flakon eckig, mit dunklem Inhalt und unnatürlich großer Verschlußkappe. Ich konnte nur noch staunen. Sie stieg aus, ich blieb sitzen, schüttelte den Kopf und lächelte.
Was haben wir nicht schon alles über diesen Flakon gelesen. Ich habe ihn auch schon getestet. Ich kann ihn nicht tragen. Er paßt nicht zu mir.
...zu Ihr schon.
Für diesen einen Moment, der niemals wiederkommt gibt es 100 %
Wir neigen dazu über Düfte so zu schreiben, wie wir sie an uns empfinden. Schreibt doch mehr darüber, wie Ihr sie an anderen Menschen empfindet. Das macht das Leben bunter.
Äußerst dezent, holzig, süß, mit der Zeit immer deutlicher, schwerer, dunkler. Einige schliessen die Augen und schnuppern. Niemand sagt etwas, aber vielen entweicht sogar ein Lächeln. Ich schaue mir jeden der Mitreisenden an und versuche zu erraten wer wohl die Quelle ist. Wir erreichen den Hauptbahnhof, der Waggon leert sich, ich suche mir einen neuen Platz. Der Duft beschäftigt mich und ich empfinde ihn als immer komplexer und fremder.
In der Reihe schräg-gegenüber sitzt ein Mädchen und liest gedankenverloren in einem Buch. Orientalin, kurze schwarze Haare, kaum geschminkt, kein Schmuck. Dafür ein beiges Sportsakko mit dezentem lila Überkaro und Pennyloafer. Sie schlägt die Buchseiten zu, blickt kurz aus dem Fenster, greift in ihre Sakkotasche und sprüht sich einen Spritzer Parfüm in den Nacken. Der Flakon eckig, mit dunklem Inhalt und unnatürlich großer Verschlußkappe. Ich konnte nur noch staunen. Sie stieg aus, ich blieb sitzen, schüttelte den Kopf und lächelte.
Was haben wir nicht schon alles über diesen Flakon gelesen. Ich habe ihn auch schon getestet. Ich kann ihn nicht tragen. Er paßt nicht zu mir.
...zu Ihr schon.
Für diesen einen Moment, der niemals wiederkommt gibt es 100 %
Wir neigen dazu über Düfte so zu schreiben, wie wir sie an uns empfinden. Schreibt doch mehr darüber, wie Ihr sie an anderen Menschen empfindet. Das macht das Leben bunter.
18 Antworten


Danke für diesen ungewöhnlichen und schönen Kommentar!