20.05.2025 - 17:58 Uhr

Gaiapurpurea
7 Rezensionen

Gaiapurpurea
Hilfreiche Rezension
4
Der brennende Berg von Cirale und die unvergänglichen Lieben des Koyunbaba
Die Erinnerung: Cirale/Olympos
Endlich! Die letzte Biegung gab den Blick frei auf eine weite, kahle Fläche: es war heiß, kleine Flammen stiegen aus dem Stein des Berges empor und reicherten die Luft sachte, aber stetig mit Ausdünstungen an. Rußschicht um Rußschicht lagerte sich an den Ausgängen der roten Zungen ab und so blickten sie mit schwarzen Iriden und flammenden Pupillen in ygramulischer Viele hinaus aufs Meer. Chimaera soll hier gelebt haben, bis Belerophon sie niederstreckte.
Seit tausenden von Jahren kriechen die brennenden Gase aus dem Stein hervor. Einst sollen sie als Leuchtfeuer gedient haben für die Schiffe der Phönizier, der Griechen - so hoch seien sie gezüngelt.
Von einer lang gezogenen Strandlinie, bewachsen mit uralten erhaben ausladenden Pinienbäumen, schlängelte sich der steinige Trampelfad unwegsam hinauf in die Höhen. Schafe grasten das, was sie in der Hitze des türkischen Sommers auf der Erde noch finden konnten. Zistrose war auch dabei.
Die Weitererzählung des Dufts
Die Sonne geht in einem Farbenrausch hinter dem Berg unter. Sie lodert und flammt, sie leckt und glimmt. Dann flackern die vereinzelten Wolken ein letztes mal leuchtend auf, werden dunkelorange und tieflila. Indigo wandelt sich zu tiefschwarz. Die Nacht legt sich übers Land. Für den Rückweg ist es zu spät.
Ein Mann steigt herab. Stumm dreht er einen großen Stein zur Seite und deutet im Lichtkegel seiner Taschenlampe auf einen Skorpion. Es ist zu gefährlich draußen zu übernachten, Schlangen sind auch nicht weit, auch sie suchen nachts die Körperwärme. Seine Gesten sind eindeutig, eine Einladung ihm zu folgen. Bei ihm ist es sicherer.
Die Kletterpflanzen an seiner kleinen Steinhütte bereiten den Empfang mit unzähligen Blüten: Gartengeißblatt, in den Abendstunden köstlich duftend.
Die Nacht ist sternenklar, die Planeten leuchten auf eine Linie geperlt. Der Wind hat sich gedreht und weht jetzt vom Meer her, bringt kühlere Luft. Grillen zirpen leise und haben das Geschrei der Zikaden abgelöst. Lämmer blöken übermütig bei ihren Bocksprüngen und freuen sich ihres Lebens bis sie müde werden und schlafen. Das Lagerfeuer brennt heiß glühend, duftet aromatisch in noch immer warmer Stille. Dann Knistern. Knacken. Funkenstieben. Das Feuer wird kleiner.
"Kojunbaba", der Schafsvater, wie alle den Einsiedler hier nur nennen, nimmt seine Gitarre zur Hand und schlägt eine Melodie an. Dann bricht es aus ihm heraus und der Stumme beginnt von seiner unerfüllten Liebe wehmütig zu singen: "Dilbera Dersimi", die Schöne von Dersim. Und er singt von seiner erfüllten Liebe zu "Kara Toprak", der schwarzen Erde. Es ist eine harte Liebe, eine tiefe, er erzählt, wie er ihr mit seinen Händen alles abringt und sich immer um sie müht.
So breitet er seine Seele unter dem Sternenhimmel aus, während seine Schafe sich darunter wie unter einer Decke zusammenkuscheln.
___
Alle drei Lieder "Koyunbaba", "Dilbera Dersimi" und "Kara Toprak" werden leidenschaftlich gespielt von Julia Schüler und sie gehen mir nicht mehr aus dem Sinn. Wenn ich sie höre, rieche ich "Battaniye".
Endlich! Die letzte Biegung gab den Blick frei auf eine weite, kahle Fläche: es war heiß, kleine Flammen stiegen aus dem Stein des Berges empor und reicherten die Luft sachte, aber stetig mit Ausdünstungen an. Rußschicht um Rußschicht lagerte sich an den Ausgängen der roten Zungen ab und so blickten sie mit schwarzen Iriden und flammenden Pupillen in ygramulischer Viele hinaus aufs Meer. Chimaera soll hier gelebt haben, bis Belerophon sie niederstreckte.
Seit tausenden von Jahren kriechen die brennenden Gase aus dem Stein hervor. Einst sollen sie als Leuchtfeuer gedient haben für die Schiffe der Phönizier, der Griechen - so hoch seien sie gezüngelt.
Von einer lang gezogenen Strandlinie, bewachsen mit uralten erhaben ausladenden Pinienbäumen, schlängelte sich der steinige Trampelfad unwegsam hinauf in die Höhen. Schafe grasten das, was sie in der Hitze des türkischen Sommers auf der Erde noch finden konnten. Zistrose war auch dabei.
Die Weitererzählung des Dufts
Die Sonne geht in einem Farbenrausch hinter dem Berg unter. Sie lodert und flammt, sie leckt und glimmt. Dann flackern die vereinzelten Wolken ein letztes mal leuchtend auf, werden dunkelorange und tieflila. Indigo wandelt sich zu tiefschwarz. Die Nacht legt sich übers Land. Für den Rückweg ist es zu spät.
Ein Mann steigt herab. Stumm dreht er einen großen Stein zur Seite und deutet im Lichtkegel seiner Taschenlampe auf einen Skorpion. Es ist zu gefährlich draußen zu übernachten, Schlangen sind auch nicht weit, auch sie suchen nachts die Körperwärme. Seine Gesten sind eindeutig, eine Einladung ihm zu folgen. Bei ihm ist es sicherer.
Die Kletterpflanzen an seiner kleinen Steinhütte bereiten den Empfang mit unzähligen Blüten: Gartengeißblatt, in den Abendstunden köstlich duftend.
Die Nacht ist sternenklar, die Planeten leuchten auf eine Linie geperlt. Der Wind hat sich gedreht und weht jetzt vom Meer her, bringt kühlere Luft. Grillen zirpen leise und haben das Geschrei der Zikaden abgelöst. Lämmer blöken übermütig bei ihren Bocksprüngen und freuen sich ihres Lebens bis sie müde werden und schlafen. Das Lagerfeuer brennt heiß glühend, duftet aromatisch in noch immer warmer Stille. Dann Knistern. Knacken. Funkenstieben. Das Feuer wird kleiner.
"Kojunbaba", der Schafsvater, wie alle den Einsiedler hier nur nennen, nimmt seine Gitarre zur Hand und schlägt eine Melodie an. Dann bricht es aus ihm heraus und der Stumme beginnt von seiner unerfüllten Liebe wehmütig zu singen: "Dilbera Dersimi", die Schöne von Dersim. Und er singt von seiner erfüllten Liebe zu "Kara Toprak", der schwarzen Erde. Es ist eine harte Liebe, eine tiefe, er erzählt, wie er ihr mit seinen Händen alles abringt und sich immer um sie müht.
So breitet er seine Seele unter dem Sternenhimmel aus, während seine Schafe sich darunter wie unter einer Decke zusammenkuscheln.
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Alle drei Lieder "Koyunbaba", "Dilbera Dersimi" und "Kara Toprak" werden leidenschaftlich gespielt von Julia Schüler und sie gehen mir nicht mehr aus dem Sinn. Wenn ich sie höre, rieche ich "Battaniye".
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