Thé Vert Roger & Gallet 2000
17
Top Rezension
Über Nacht war der Frühling gekommen.
Sie wußte es von dem Augenblick an, in dem sie die Augen aufschlug.
Etwas war anders im Zimmer, anders als gestern abend, als sie zu Bett gegangen war, fröstelnd in der kühlen Nachtluft, die zum Fenster hereingeströmt war und an den Vorhängen gezerrt hatte.
Rasch war sie unter die Daunen geschlüpft und froh gewesen, den flauschigen Biber der Laken auf der Haut zu spüren, der sonst spätestens zu Ostern in den hintersten Winkel des Schrankes verbannt wurde.
Doch Ostern war in diesem Jahr weiß gewesen, weißer als Weihnachten – statt der Wanderschuhe hatte sie Skier an den Füßen gehabt auf ihrem traditionellen Osterspaziergang.
Irgendetwas mußte sie an der globalen Erwärmung falsch verstanden haben.
Doch nun war es anders.
Noch wußte sie nicht, was es war – schwer und warm lag das Federbett auf ihr, hüllte sie in einen Kokon außerhalb von Zeit und Raum, die Schwelle des Schlafs nur einen Atemzug entfernt.
Leise drang das Gezwitscher eines Vogels zu ihr durch, ein zweiter antwortete, hell und klar, eine dritte Stimme anlockend – und plötzlich war sie wach, lauschend, horchend, still, um keinen dieser ersten Töne zu verlieren, die auf sie einströmten wie eine halbvergessene Melodie aus Kindertagen.
Ein leichter Windhauch blähte die Gardinen, strich über ihre noch vom Schlaf erhitzten Wangen, kitzelte in der Nase, füllte wie von selbst ihre Lungen.
Überrascht begann sie zu schnuppern: Kühl und klar war die Luft, glatt und fein wie Seide, grüne und goldene Funken blitzten hier und dort auf und vertrieben die letzten Schleier aus ihrem Gehirn.
Mit einem Satz war sie aus dem Bett und an das Fenster getreten – blaßblau spannte sich der Himmel über den noch kahlen Bäumen, weiße Wattefetzen hatten das Grau der langen Monate verloren, milchiges Gold ergoß sich über das Schwarzbraun der Erde, die noch gestern nie mehr aus dem Winterschlaf zu erwachen schien.
Winzige grüne Sprengsel durchbrachen die eintönige Fläche, aus der gerade ein Amselmännchen einen fetten Wurm zu zerren begann.
Weiter hinten schoben sich die gelben Spitzen der Blüten aus jenem Strauch, dessen Namen sie sich nie merken konnte.
Sie ging in die Küche, setzte Wasser auf und füllte die Teekanne mit ihrer ganz eigenen Mischung – ein Teil Lung Ching, ein Teil Jasmintee.
Sie liebte die leichte Frische des Drachenbrunnens, dessen feines Aroma an Maronen erinnerte und das sich wie kein anderes mit der floralen Süße des Jasmintees verband.
Die Morgensonne hatte die Töpfe mit ihren Küchenkräutern erreicht, deren Duft die Luft erfüllte und sich mit den Zitronen in der Glasschale vermischte.
Sie tauchte die Hände in den Lichtstrom, spürte die Wärme der Strahlen, die so ganz anders war als die Heizungsluft der vergangenen Monate.
Es kribbelte – schon spürte sie die feuchte, fette Erde an Handflächen und Fingerkuppen, ahnte das Schwarz unter ihren Nägeln und die kleinen Schnitte und Kratzer, die ihre helle Haut am Abend zieren würden.
Freesien und Maiglöckchen würde sie pflanzen, der wilde Jasmin mußte beschnitten werden – etwas Erde würde sie besorgen müssen und noch dieses und jenes...
Eilig huschte der Bleistift über das Papier, während die Liste länger und länger wurde.
Doch zunächst würde sie den Biber vom Bett verjagen.
Etwas war anders im Zimmer, anders als gestern abend, als sie zu Bett gegangen war, fröstelnd in der kühlen Nachtluft, die zum Fenster hereingeströmt war und an den Vorhängen gezerrt hatte.
Rasch war sie unter die Daunen geschlüpft und froh gewesen, den flauschigen Biber der Laken auf der Haut zu spüren, der sonst spätestens zu Ostern in den hintersten Winkel des Schrankes verbannt wurde.
Doch Ostern war in diesem Jahr weiß gewesen, weißer als Weihnachten – statt der Wanderschuhe hatte sie Skier an den Füßen gehabt auf ihrem traditionellen Osterspaziergang.
Irgendetwas mußte sie an der globalen Erwärmung falsch verstanden haben.
Doch nun war es anders.
Noch wußte sie nicht, was es war – schwer und warm lag das Federbett auf ihr, hüllte sie in einen Kokon außerhalb von Zeit und Raum, die Schwelle des Schlafs nur einen Atemzug entfernt.
Leise drang das Gezwitscher eines Vogels zu ihr durch, ein zweiter antwortete, hell und klar, eine dritte Stimme anlockend – und plötzlich war sie wach, lauschend, horchend, still, um keinen dieser ersten Töne zu verlieren, die auf sie einströmten wie eine halbvergessene Melodie aus Kindertagen.
Ein leichter Windhauch blähte die Gardinen, strich über ihre noch vom Schlaf erhitzten Wangen, kitzelte in der Nase, füllte wie von selbst ihre Lungen.
Überrascht begann sie zu schnuppern: Kühl und klar war die Luft, glatt und fein wie Seide, grüne und goldene Funken blitzten hier und dort auf und vertrieben die letzten Schleier aus ihrem Gehirn.
Mit einem Satz war sie aus dem Bett und an das Fenster getreten – blaßblau spannte sich der Himmel über den noch kahlen Bäumen, weiße Wattefetzen hatten das Grau der langen Monate verloren, milchiges Gold ergoß sich über das Schwarzbraun der Erde, die noch gestern nie mehr aus dem Winterschlaf zu erwachen schien.
Winzige grüne Sprengsel durchbrachen die eintönige Fläche, aus der gerade ein Amselmännchen einen fetten Wurm zu zerren begann.
Weiter hinten schoben sich die gelben Spitzen der Blüten aus jenem Strauch, dessen Namen sie sich nie merken konnte.
Sie ging in die Küche, setzte Wasser auf und füllte die Teekanne mit ihrer ganz eigenen Mischung – ein Teil Lung Ching, ein Teil Jasmintee.
Sie liebte die leichte Frische des Drachenbrunnens, dessen feines Aroma an Maronen erinnerte und das sich wie kein anderes mit der floralen Süße des Jasmintees verband.
Die Morgensonne hatte die Töpfe mit ihren Küchenkräutern erreicht, deren Duft die Luft erfüllte und sich mit den Zitronen in der Glasschale vermischte.
Sie tauchte die Hände in den Lichtstrom, spürte die Wärme der Strahlen, die so ganz anders war als die Heizungsluft der vergangenen Monate.
Es kribbelte – schon spürte sie die feuchte, fette Erde an Handflächen und Fingerkuppen, ahnte das Schwarz unter ihren Nägeln und die kleinen Schnitte und Kratzer, die ihre helle Haut am Abend zieren würden.
Freesien und Maiglöckchen würde sie pflanzen, der wilde Jasmin mußte beschnitten werden – etwas Erde würde sie besorgen müssen und noch dieses und jenes...
Eilig huschte der Bleistift über das Papier, während die Liste länger und länger wurde.
Doch zunächst würde sie den Biber vom Bett verjagen.
10 Antworten


Stimmungsvoll und informativ hat er mich auf zauberhafte Weise in den Tag getragen.
Duftbeschreibungen dieser Art, machen Parfumo zu einem besonderen Ort. Ich danke Dir.
bei dem Wort Freesie, muss ich jetzt immer lach( Herr Ergo ist schuld;)