Testostérone Sentifique 2012

Dass das Wort Testosteron unter anderem vom - wen wundert’s? - lateinischen ‚testis‘ (= Hoden) abgeleitet ist, hatten wir im Kommentar von Naaase bereits gelernt. Aber ist das alles? Ich fürchte, das ist es nicht…. Ich wittere eine etymologische Verschwörung!

Testa ist ein lateinisches Wort für „Kopf“ – und da sind wir verrückterweise schon wieder bei einem…sagen wir…Testosteron-Booster (wahlweise -Substitut): Nämlich der aus der 80er-Jahre-Serie „Miami Vice“ bekannten Penis-Prothese „Ferrari Testarossa“; der Name *wikipedia ein*, der auf Italienisch „roter Kopf“ bedeutet, leitet sich von den rot lackierten Ventildeckeln des 12-Zylindermotors ab *wikipedia aus*.

Testis = Eier und Testa = Kopf. Ist das vielleicht ein altrömischer Bezug auf Verortung, Befinden und Funktionsweise männlichen Denkvermögens? Bevor ich mich mit weiterem Unfug hier jetzt um Eier und Kragen rede, kommen wir lieber zum Duft. Der ist – dieser letzte Schlenker sei gestattet – ebenso „reduziert-geradlinig“ wie es dem männlichen Denken gelegentlich nachgesagt wird:

Koriander und Cumin scheinen mir für den Auftakt sicher und Kardamom wahrscheinlich. Zu einer Ergänzung aus der Rubrik Gewürz siehe unten. Teer geht nicht nur in Ordnung, er ist unüberriechbar; nicht derart krass wie der frische Straßenbelag aus Rien Intense Incense von Etat Libre d'Orange, aber trotzdem von außerordentlich kräftiger Statur.

Medizinisch. Das passt eigenartigerweise als duft-eindruck-beschreibender Begriff recht gut, obwohl sich mir die Zuordnung zum Gewürz nicht vollends erschließen mag (siehe unten, die 2te). Fraglos schlägt indes die sogenannte Oud-Note jene Richtung ein, fernab des Kuhstalls. Nach zwei Stunden tippe ich zudem auf Zeder.

Regent ist freilich definitiv der Teer, der allmählich noch an Bissigkeit zulegt. Sein ledriger Anteil wird vermutlich von Patchouli aufgeraut. Doch durch den gesamten Nennen-wir-es-Duftverlauf wird er von bitter-spitzem Gewürz zusätzlich zum oben bereits Erwähnten begleitet und erwärmt und ich habe lange daran herumgeraten: Altes Chili-Pulver? Oder abgestandener Cayenne-Pfeffer, der nicht mehr mit ganzer Kraft in die Nase beißt? Ha! Rosen-Paprika! So roch es, wenn Mama in einem vergangenen Zeitalter das entsprechende Gewürzglas öffnete. Das Zeug wurde nicht allzu oft benutzt und war daher etwas ältlich. Medizinische Gewürze? Hm. Wobei oder wogegen olles Paprika-Pulver bloß helfen mag?

Zum Abend hin zeigt sich nahe der Haut noch ein sacht miefig-ungewaschener Eindruck, stinkige Rosengeranie womöglich, die kennt einen solchen Dreh. Mit ein wenig Distanz wirkt das allerdings nicht unästhetisch, sondern bleibt vielmehr weit diesseits der Grenze zum Fiesen.

Fazit: Ein im Nahkampf beinharter Duft mit sehr übersichtlichem Verlauf. In der Projektion jedoch wesentlich runder und gut zu tragen. Jedenfalls von Leuten mit – selbstverständlich rein metaphorischen - Eiern.