26.02.2013 - 12:42 Uhr
Palonera
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Weihrauch, Gold und Myrrhe
...waren die Gaben, mit denen der Überlieferung zufolge die heiligen drei Könige dem soeben zur Welt gekommenen Jesus und seinen irdischen Eltern ihre Aufwartung machten.
Zweitausend Jahre und noch ein paar mehr ist das jetzt her – und fast noch mehr als alles andere an dieser aus heutiger Sicht dem Kitsch gefährlich nahe kommenden Geschichte hat mich von Kindesbeinen an die Frage beschäftigt, wie diese Mischung aus Weihrauch und Myrrhe wohl geduftet haben mag, damals im Stall.
Als Kind kannte ich Weihrauch ausschließlich in seiner kalten, betäubenden, ehrfurchtgebietenden Form in wenig anheimelnden katholischen Kirchen, mit denen ich heute wie damals harte Bänke, kalte Steinfußböden und strenge Atmosphäre verbinde.
Kaum vorstellbar, daß Jesus sich dort besonders wohl gefühlt hätte.
Ebenso unvorstellbar, daß es im Morgenland, der Heimat unserer Könige, jemals so abweisend gerochen haben könnte.
Nicht einmal vor zweitausend Jahren.
Wir schreiben das Jahr 2013.
Ein freundlicher Mensch hat mich für würdig erachtet, "Classic Myrrh" kennenzulernen, eine Kreation aus mir bisher unbekanntem Hause – "Von Eusersdorff" klingt für mich nach feinem Hamburger Herrenausstatter, jedoch nicht nach deutschstämmiger Parfummanufaktur mit Sitz im quirligen New York, die auf eine fast dreihundert Jahre alte Tradition zurückblicken kann.
Und die es mit einem Sprühstoß schafft, eine seit fast vier Jahrzehnten gewälzte Frage zu beantworten, jene eben, wie es nach Ankunft der Könige im Stall zu Bethlehem geduftet haben mochte.
Weihrauch, Gold und Myrrhe.
Strahlend hell und zugleich so sanft, so weich entfaltet sich auf meiner Haut der vielleicht schönste Weihrauch, dem meine Nase und ich bisher begegnet sind – eine Ahnung von Orange schwingt mit und verleiht dem Weihrauch einen Hauch unwiderstehlicher Süße, wärmt und würzt, beschwingt und straft jede Vorstellung von ausschließlich sakral und abweisend wirkendem Weihrauch Lügen.
Einige Minuten lang schwebe und schwelge ich, ungläubig staunend, doch bevor ich gänzlich den Boden unter den Füßen verlieren kann, weben sich behutsam holzige Anklänge in den fliegenden Duftteppich und führen ihn sacht auf festeren Untergrund.
Warm ist es dort, sicher und freundlich und einladend, ich fühle mich willkommen und gut aufgehoben.
Unmerklich für meine Nase müssen Weihrauch und Myrrhe einander begegnet und eine untrennbare Liaison eingegangen sein – unmöglich für mich zu sagen, wo die Grenzen verlaufen, wo die eine Note aufhört und andere ins Spiel kommen, zu perfekt ist die Verschmelzung aus harzig-balsamisch-süßen und zugleich tiefen, rauchigen Noten, umgeben von warmem, trockenem, mattem Licht, das mich an den dunklen Schimmer alten Goldes denken läßt.
"Classic Myrrh" gewinnt über viele Stunden hinweg an Tiefe, an stiller Würde, ohne jemals seinen freundlichen und verbindlichen Grundzug zu verlieren, ohne auch nur annähernd Kirchen- und Klosterassoziationen aufkommen zu lassen.
Ein Duft für Könige, für Königinnen.
Und vielleicht der Duft jener Nacht in Bethlehem.
Zweitausend Jahre und noch ein paar mehr ist das jetzt her – und fast noch mehr als alles andere an dieser aus heutiger Sicht dem Kitsch gefährlich nahe kommenden Geschichte hat mich von Kindesbeinen an die Frage beschäftigt, wie diese Mischung aus Weihrauch und Myrrhe wohl geduftet haben mag, damals im Stall.
Als Kind kannte ich Weihrauch ausschließlich in seiner kalten, betäubenden, ehrfurchtgebietenden Form in wenig anheimelnden katholischen Kirchen, mit denen ich heute wie damals harte Bänke, kalte Steinfußböden und strenge Atmosphäre verbinde.
Kaum vorstellbar, daß Jesus sich dort besonders wohl gefühlt hätte.
Ebenso unvorstellbar, daß es im Morgenland, der Heimat unserer Könige, jemals so abweisend gerochen haben könnte.
Nicht einmal vor zweitausend Jahren.
Wir schreiben das Jahr 2013.
Ein freundlicher Mensch hat mich für würdig erachtet, "Classic Myrrh" kennenzulernen, eine Kreation aus mir bisher unbekanntem Hause – "Von Eusersdorff" klingt für mich nach feinem Hamburger Herrenausstatter, jedoch nicht nach deutschstämmiger Parfummanufaktur mit Sitz im quirligen New York, die auf eine fast dreihundert Jahre alte Tradition zurückblicken kann.
Und die es mit einem Sprühstoß schafft, eine seit fast vier Jahrzehnten gewälzte Frage zu beantworten, jene eben, wie es nach Ankunft der Könige im Stall zu Bethlehem geduftet haben mochte.
Weihrauch, Gold und Myrrhe.
Strahlend hell und zugleich so sanft, so weich entfaltet sich auf meiner Haut der vielleicht schönste Weihrauch, dem meine Nase und ich bisher begegnet sind – eine Ahnung von Orange schwingt mit und verleiht dem Weihrauch einen Hauch unwiderstehlicher Süße, wärmt und würzt, beschwingt und straft jede Vorstellung von ausschließlich sakral und abweisend wirkendem Weihrauch Lügen.
Einige Minuten lang schwebe und schwelge ich, ungläubig staunend, doch bevor ich gänzlich den Boden unter den Füßen verlieren kann, weben sich behutsam holzige Anklänge in den fliegenden Duftteppich und führen ihn sacht auf festeren Untergrund.
Warm ist es dort, sicher und freundlich und einladend, ich fühle mich willkommen und gut aufgehoben.
Unmerklich für meine Nase müssen Weihrauch und Myrrhe einander begegnet und eine untrennbare Liaison eingegangen sein – unmöglich für mich zu sagen, wo die Grenzen verlaufen, wo die eine Note aufhört und andere ins Spiel kommen, zu perfekt ist die Verschmelzung aus harzig-balsamisch-süßen und zugleich tiefen, rauchigen Noten, umgeben von warmem, trockenem, mattem Licht, das mich an den dunklen Schimmer alten Goldes denken läßt.
"Classic Myrrh" gewinnt über viele Stunden hinweg an Tiefe, an stiller Würde, ohne jemals seinen freundlichen und verbindlichen Grundzug zu verlieren, ohne auch nur annähernd Kirchen- und Klosterassoziationen aufkommen zu lassen.
Ein Duft für Könige, für Königinnen.
Und vielleicht der Duft jener Nacht in Bethlehem.
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