15.10.2018 - 15:15 Uhr
Anarlan
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Anarlan
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Ein geheimes, silbriges Feuer
Feu secret habe ich während meines letzten etwas länger dauernden Nordkalifornien-Aufenthaltes entdeckt, genauer gesagt bei einem Besuch bei Tigerlily in San Francisco. Ein sehr liebevoll gestalteter und schrummelig-hippie-esker Laden, der eine fantastische Auswahl an Nischen- und Indie-Parfüms bereit hält und einen Schwerpunkt seines Sortiments in einer feinen Auswahl von Werken von lokalen Bay Area-Parfümeuren hat, von denen Bruno Fazzolari mittlerweile zu den Bekannteren zählt.
Der Laden liegt etwas versteckt auf der Valencia Street im Mission District, einer vor einigen Jahren noch ziemlich abgefuckten Gegend, in der es damals jede Menge Thrift Stores und miefige Second Hand-Läden neben billigen traditionellen Mexican Restaurants gab. Mittlerweile ist dieser Teil der Stadt wie viele andere auch nach Strich und Faden durchgentrifiziert. Der Look der ganzen urbanen Hipster-Läden, Restaurants und Bars, die sich nun dort aneinander reihen, gibt sich zwar immer noch handgemacht und bodennah, die Preise, welche für den Bedarf des urbanen Lifestyles aufgerufen werden, sind es aber schon lange nicht mehr.
Ein Laden wie Tigerlily, der quasi ausschließlich die nischigsten Nischenparfüms verkauft, passt da eigentlich ganz hervorragend hin.
An einem Sommernachmittag hatte ich also kürzlich das Vergnügen, mich durch das Sortiment zu schnüffeln. Mir zu Hilfe kam dabei ein dem Tigerlily-Inventar entstammendes elbenhaftes Geschöpf in ornamental bedruckter Flatterkleidung in Waldfarben, nennen wir ihn der Einfachheit halber Legolas. Mein Duft-Elb kannte sich selbstverständlich bestens im Bereich der local perfumery heroes aus und um es kurz zu machen, der frühe Nachmittag endete wie zu erwarten in einem Shopping-Exzess. Drei sehr unterschiedliche Düfte lokaler Parfümeure, einer davon war Feu Secret, wanderten am Ende in meine Tasche und viel Geld über den Tresen.
An Feu Secret faszinieren mich mehrere Dinge. Zunächst werte ich ihn als so etwas wie Bruno Fazzolaris Duft-gewordene Liebeserklärung an die nördlichen Bay Area. Dabei bildet ein Bestandteil das Zentrum des Duftes: Irisbutter. Es ist nicht leicht, diesen für Feu charakteristischen Duft zu beschreiben. Meine erste Assoziazion war eine kleine silbrige Blechdose, die bei meinem Großvater in einer Schublade in einem alten Sekretär lag, in der sich Pastillen befanden, möglicherweise waren es Veilchenwurzelpastillen. Ich habe die Dose immer heimlich geöffnet und nie danach gefragt. Der Duft war ein wenig medizinisch, erdig, leicht pudrig und wie aus einer anderen Zeit stammend, weich, blumig, unsüß, sanft, dennoch herb. In Feu wird ein sehr ähnlicher und spezieller Duft mit einer Spur Würze, in Anklängen bitter, garniert. Pfeffrig-wurzelig und trocken.
Zunächst aber startet Feu mit Anklänge an die lichtdurchfluteten und nebeligen Euklyptus- und Fichtenwälder in den Hügeln Nordkaliforniens und ihren typisch erdigen, etwas rauchig-brandigen Duft, wenn die Sonne spät am Tag die ätherischen Öle regelrecht aus dem Laub und den Rinden brennt und sich weiter unten bereits wieder die Nebelbänke über den Pazifik Richtung Festland schieben. Es gibt in Feu diese grüngrauen brandigen Anklänge, das Ganze wird aber so subtil verwoben, dass man dennoch nicht den Eindruck von Rauch oder Asche hat.
Birkenteer schließlich sorgt für eine maskuline Akzentgebung, die sich in der Basis mit unsüßen, vanilligen, floralen, eher femininen Noten verbindet. Das alles ist äußerst fein abgestimmt, für mich kaum auseinanderzuhalten, immer wieder schließt sich der Duft zu einem eleganten Ganzen, versteckt sein geheimes silbriges Feuer vor der direkten Verortung, und schließt sich schwerelos zu einem geschlossenen Gesamtkunstwerk. Es gibt nichts Plumpes oder Harsches, alles wirkt edel, distinguiert, subtil, unangestrengt klassisch und dennoch sehr modern. Der Duft ist mehr oder weniger gleich zu Beginn vollständig präsent, im Verlauf ergeben sich nur noch weiche Akzentverschiebungen. Der klassischen Aufbau in Kopf, Herz und Basis ist eher angedeutet als klar dargestellt. Haltbarkeit und Projektion sind eher überdurchschnittlich.
Feu ist schön im klassischen Sinne, für Frauen und Männer gleichermaßen tragbar und eine Ode an eine der schönsten Gegenden, die ich kenne.
Der Laden liegt etwas versteckt auf der Valencia Street im Mission District, einer vor einigen Jahren noch ziemlich abgefuckten Gegend, in der es damals jede Menge Thrift Stores und miefige Second Hand-Läden neben billigen traditionellen Mexican Restaurants gab. Mittlerweile ist dieser Teil der Stadt wie viele andere auch nach Strich und Faden durchgentrifiziert. Der Look der ganzen urbanen Hipster-Läden, Restaurants und Bars, die sich nun dort aneinander reihen, gibt sich zwar immer noch handgemacht und bodennah, die Preise, welche für den Bedarf des urbanen Lifestyles aufgerufen werden, sind es aber schon lange nicht mehr.
Ein Laden wie Tigerlily, der quasi ausschließlich die nischigsten Nischenparfüms verkauft, passt da eigentlich ganz hervorragend hin.
An einem Sommernachmittag hatte ich also kürzlich das Vergnügen, mich durch das Sortiment zu schnüffeln. Mir zu Hilfe kam dabei ein dem Tigerlily-Inventar entstammendes elbenhaftes Geschöpf in ornamental bedruckter Flatterkleidung in Waldfarben, nennen wir ihn der Einfachheit halber Legolas. Mein Duft-Elb kannte sich selbstverständlich bestens im Bereich der local perfumery heroes aus und um es kurz zu machen, der frühe Nachmittag endete wie zu erwarten in einem Shopping-Exzess. Drei sehr unterschiedliche Düfte lokaler Parfümeure, einer davon war Feu Secret, wanderten am Ende in meine Tasche und viel Geld über den Tresen.
An Feu Secret faszinieren mich mehrere Dinge. Zunächst werte ich ihn als so etwas wie Bruno Fazzolaris Duft-gewordene Liebeserklärung an die nördlichen Bay Area. Dabei bildet ein Bestandteil das Zentrum des Duftes: Irisbutter. Es ist nicht leicht, diesen für Feu charakteristischen Duft zu beschreiben. Meine erste Assoziazion war eine kleine silbrige Blechdose, die bei meinem Großvater in einer Schublade in einem alten Sekretär lag, in der sich Pastillen befanden, möglicherweise waren es Veilchenwurzelpastillen. Ich habe die Dose immer heimlich geöffnet und nie danach gefragt. Der Duft war ein wenig medizinisch, erdig, leicht pudrig und wie aus einer anderen Zeit stammend, weich, blumig, unsüß, sanft, dennoch herb. In Feu wird ein sehr ähnlicher und spezieller Duft mit einer Spur Würze, in Anklängen bitter, garniert. Pfeffrig-wurzelig und trocken.
Zunächst aber startet Feu mit Anklänge an die lichtdurchfluteten und nebeligen Euklyptus- und Fichtenwälder in den Hügeln Nordkaliforniens und ihren typisch erdigen, etwas rauchig-brandigen Duft, wenn die Sonne spät am Tag die ätherischen Öle regelrecht aus dem Laub und den Rinden brennt und sich weiter unten bereits wieder die Nebelbänke über den Pazifik Richtung Festland schieben. Es gibt in Feu diese grüngrauen brandigen Anklänge, das Ganze wird aber so subtil verwoben, dass man dennoch nicht den Eindruck von Rauch oder Asche hat.
Birkenteer schließlich sorgt für eine maskuline Akzentgebung, die sich in der Basis mit unsüßen, vanilligen, floralen, eher femininen Noten verbindet. Das alles ist äußerst fein abgestimmt, für mich kaum auseinanderzuhalten, immer wieder schließt sich der Duft zu einem eleganten Ganzen, versteckt sein geheimes silbriges Feuer vor der direkten Verortung, und schließt sich schwerelos zu einem geschlossenen Gesamtkunstwerk. Es gibt nichts Plumpes oder Harsches, alles wirkt edel, distinguiert, subtil, unangestrengt klassisch und dennoch sehr modern. Der Duft ist mehr oder weniger gleich zu Beginn vollständig präsent, im Verlauf ergeben sich nur noch weiche Akzentverschiebungen. Der klassischen Aufbau in Kopf, Herz und Basis ist eher angedeutet als klar dargestellt. Haltbarkeit und Projektion sind eher überdurchschnittlich.
Feu ist schön im klassischen Sinne, für Frauen und Männer gleichermaßen tragbar und eine Ode an eine der schönsten Gegenden, die ich kenne.
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