vor 11 Jahren
Ich finde es überaus unvernünftig, eine unter zwinglianischen Gesichtspunkten vernünftige Sammlung zu besitzen.
Mit anderen Worten, es ist unvernünftig, eine kleine Sammlung (i.e. unter 29'434 Düfte) zu besitzen. Weshalb? Nun, man trägt, zumindest wenn man noch eine gewisse Restattraktivität besitzen will, auch nicht eine Signaturunterhose. Oder ein Paar Signatursocken.
Selbst ein Computer-Nerd oder, noch schlimmer, Journalist wird 10 Paar Jeans, 10 Hemden, 10 Pullis, 8 Polos, 5 Jacken, 2 Anzüge und ggf. sogar Schuhe besitzen (wer zur Signaturunterhose neigt, kann nun zweifelsohne die Zahl der möglichen Kombinationen ausrechnen). Weshalb sollte man lediglich 10 Düfte im Schrank stehen haben, wenn Bill Gates 1978 gleich viele Hemden, jedoch noch 10 Paar Jeans, 10 Pullis, 8 Polos… besass?
Zudem ist der Parfumo ein Notenfetischist. Dies betrifft nicht nur die Banknoten, mit denen er sein Laster (Tugend?) finanziert, sondern vor allem Duftnoten. Seine Leidenschaft sind die Nuancen, nicht der Holzschnitt. Der Parfumo möchte für jeden Anlass (Kastration der Katze, Hochzeit, zweite Hochzeit, dritte Hochzeit etc.) DEN perfekten Duft. Es ist für den Parfumo unendlich reizvoller, statt Morgensex, Morgenkaffee, pünktlich zur Arbeit (= Zeit, die als lästige Unterbrechung der Parfum-Tests&Käufe empfunden wird) oder zur vierten Hochzeit etc. zu erscheinen, den richtigen Duft auftragen zu können. Mit einem Greifarm aus dem eigenen Parfumschrank.
Die Parfumleidenschaft ist die Leidenschaft zur Nuance. Man möchte sich nicht den olfaktorischen Holzschnitt übers Leben knallen, sondern im Rausch der Duftnotennuancenunterschiede (und ggf. im Hautchemieimpactdelirium) schwelgen. Das geht mit einer unvernünftig grossen Sammlung vernünftiger und besser.