80 % kaufen Düfte, weil sie "in" sind???

Meine Ma hat vor Kurzem dem Vortrag eines Parfumeurs gelauscht und wusste hinterher Erstaunliches zu berichten:

Laut einer Umfrage tragen 80 Prozent aller Parfum-Besitzer die Düfte, die gerade "in" sind (und gemeint ist damit wohl nicht das Parfumo-"in", wo sich die coolen Kids streiten ob jetzt der Andy oder der Serge das Rennen macht) und entscheiden eher weniger nach persönlichem Geschmack.

Ich wollte das nicht glauben.
Soviel hab ich hier gelernt, dass Drogerie-Düfte irgendwie massen-kompatibler, unkomplizierter sind und ich merke auch in meinem Umfeld, dass die meisten Leute mit Riechvermögen das höchstens zu 50% ausschöpfen -
- aber so viele Personen, die ein Parfum kaufen weil Julia Roberts/Johnny Depp dafür gegrinst hat oder die Cosmopolitan/Mens Health beschlossen hat, so hat mensch jetzt beim Sex zu riechen, das kann ich mir nicht vorstellen.

Hat schon mal jemand von dieser oder ähnlichen Statistiken gehört oder kann sich sonst irgendwie einen Reim darauf machen?

Ich glaube, ich verstehe die Frage nicht so ganz.

Ich vermute, viele Menschen kaufen einen Duft, weil sie einen Duft haben wollen. Die gehen in die Parfümerie, lassen sich beraten - oder sie kennen La vie est belle aus der Werbung. Die testen keine zwünfhundertdrölf Düfte, bevor sie einen kaufen. Dann sind die "Klassiker" wie "Le Male" oder "Light Blue" auch noch massentauglich und gefällig - zack, gekauft.

Ja, genau, so kann ich mir das vorstellen, die These klang aber in meinen Ohren wie "auch entgegen den eigenen Duft-Vorlieben entscheiden sich Leute für den Trend".
Ich habe mir das so vorgestellt, wie manchmal Leute Klamotten kaufen: Röhrenjeans is Trend, wird gekauft, ob sie bequem ist und (zu) einem passt ist sekundär.
Das konnte ich mir bei Geruch nicht vorstellen, weil der ja unmittelbarer sein soll.

In deiner Version klingt es wie: Ich beschäftige mich zu wenig mit einer Sache um einen dezidiert eigenen Geschmack zu entwickeln.

In meiner Version sollte es klingen wie: Ich geh ins Geschäft und kauf mir die erstbeste Jeans aus dem Schaufenster, die mir einigermaßen gefällt. Wir hingegen kaufen 100 Jeans, die alle supertoll sind und die man ggfs. erst aus dem Tschad importieren muss manche wollen einfach was zum anziehen, andere suchen in Parfum einen Ausdruck ihrer Persönlichkeit.

Dass man entgegen dem eigenen Geschmack einen Duft aussucht, nur weil er ein Pantydropper sein soll (sorry! ) kann ich mir nicht vorstellen, aber kann auch sein!

Ein Bekannter hat sich One Million gekauft OHNE IHN ZU TESTEN, weil es damals der meistverkaufte Duft bei Douglas war.

Hippster-Sch...., quasi. Immer dem aktuellen Trend hinterlaufen, egal ob es gut ist, oder nicht. Das machen wirklich viele Leute.

Ich denke, dass das Umfrageergebnis ins Schwarze trifft. Die Masse tickt eben so und kauft das, was ihnen als "beste", "längste", "gesündeste", "Deutschlands meistgekaufte", "von führenden Dentisten empfohlen" und "von George Clooney getrunken" angepriesen wird.
Aber was interessiert mich die Mehrheit, sofern es nicht um politisch relvante Entscheidungen geht?
Das Angebot wird knapper, teurer und qualitativer und auch individueller, wenn sich nicht mehr alle für das gleiche interessieren.

Ich muss zugeben, ich habe mir damals "Hugo Just Different" auch gekauft, weil Jared Leto dafür Werbung gemacht hat. So ein heißer Typ kann einfach keinen schlechten Duft tragen

Da junge Männer sich einen Gucci- oder Armani-Brustbeutel umschnallen, weil es "in" ist, glaube ich das mit dem Parfüm auch sofort...

Ich glaube auch, dass viele Leute Düfte kaufen, die gerade "in" sind oder für die viel Werbung gemacht wird. Warum sonst würde man z. B. fast überall La Vie est Belle riechen. Welche Düfte werden den "normalen" Kunden, die in einer Parfümerie beraten werden wollen, meistens gezeigt? Genau diese Düfte.

Das kann ich auch nur bestätigen. Habe erlebt, wie gesagt wurde:
"Chanel? Nee, das ist was für meine Mutter und alte Damen.
Das riecht so altbacken, von der Abteilung halte ich mich fern."
Bei der Suche nach einem Duft wurde um Rat gebeten. Also ersteinmal Präferenzen checken und dann ein paar schöne Düfte herausgesucht... Verdeckt hielt ich ihr eine Probe von Chanel unter die Nase und es hat sofort gefallen.
Gekauft wurde aber vorher, was gerade in der Werbung war oder allgemeinen Hipe auslöste.

Düfte werden gekauft, weil sie in sind? Glaub ich sofort.
Ohne den persönlichen Geschmack zu berücksichtigen? Denke nicht.

Niemand läuft mit als Stinker empfundenem Duft herum, nur weil der in ist. Es ist eher so, dass aus der Masse der stark beworbenen Düfte das getragen wird, was einem gefällt. Natürlich könnte man den eigenen Geschmack mittels diverser Duft-Tests weiter ausloten, aber dazu hat halt nicht jeder Lust.
Ich mag auch nicht zehnmal bei unterschiedlichen Temperaturen und anderen Stimmungslagen das gleiche Parfum testen, nur weil ich eventuell doch noch einen Zugang dazu finde. Zwei- oder dreimal reicht.

Das ist für ein paar Leute sicherlich unverständlich, aber wenn man andere Themenbereiche mit einbezieht, macht das wohl jeder - oder ist hier jeder Whiskyexperte, Weinkenner, Schokoladenconnaisseur? Ich wage zu behaupten, dass auch in diesen Bereichen sich ein Großteil der Konsumenten mit Discounter-Wein und Milka-Schokolade zufrieden gibt.

Leider konsumiert die breite Masse, ohne viel nachzudenken.
Sei es jetzt der Duft, der gerade groß beworben wird und in ist,
oder die Mode, die gerade angesagt ist.
Musik, die gerade in der Hitparade läuft, die muß ja schließlich toll sein...
Leider gibt es viele Menschen, die ohne vielnachzudenken konsumieren
was gerade am wirksamsten beworben wird.
Und dann gibt es auch Menschen, die lassen sich nicht so sehr beeinflussen (etwas natürlich schon), testen
Parfums aus, die gerade nicht so sehr in sind, oder haben ihren ganz eigenen Modestil,
ihren ganz eigenen Musikgeschmack.
Ich gebe ja zu, auch ich habe genug Mainstream-Düfte zuhause, aber nicht nur.
Ich teste diese aber vorher aus ob mir ein Duft persönlich zusagt und ob der jetzt der letzte Schrei ist oder nicht fällt als Kaufkriterium für mich nicht ins Gewicht.
Aber kein Mensch bleibt von der Werbung unbeeinflusst.
Man kann aber selber entscheiden, ob man alles kritiklos in sich aufsaugen will oder nicht.

Ich hatte in letzter Zeit viel Gelegenheit (weil viel Wartezeit), in verschiedenen Frauenzeitschriften zu blättern.
Und da ging's dann auch immer mal wieder um die neuen Düfte.
Und dann wurden eben aus jeder Duftrichtung (blumig, holzig, orientalisch, frisch) einige neue Düfte vorgestellt.
Ältere Düfte werden da gar nicht mehr empfohlen.
Und aus denen wählt Frau Müller dann halt den aus, der ihr am besten zusagt. Ist tatsächlich ähnlich wie beim Hosenkauf - man pickt sich aus dem aktuellen Angebot halt das raus, was am besten (bzw. am wenigsten schlecht) passt.


Diese Lust hab ich auch nicht unbedingt.
Ich probier bei meinen Düften schon mal aus, ob sie auch bei anderen als den gewohnten Gelegenheiten tragbar sind; aber wenn mir ein Parfum beim Testen schon nicht zusagt, muss ich es nicht noch zwanzigmal probieren, um vielleicht doch noch Gefallen dran zu finden.
Gab zwar auch schon Düfte, die mir erst im zweiten oder dritten Anlauf gefallen haben, aber das ist eher die Ausnahme.

Jein. Natürlich interessiert mich nicht alles so wie Parfüm, aber ich probiere immer gerne neues aus und bin vielseitig interessiert. Mein Geldbeutel ist schlicht nicht groß genug, um immer den Whisky, die Schokolade oder die Mode zu kaufen, die ich gerne hätte. Aber ich versuche bei allem auch ein wenig über den Tellerrand hinauszublicken und wenn ich eine größere Anschaffung plane, kaufe ich sicher nicht das, was gerade am meisten beworben wird, sondern ich informiere mich ausführlich, was genau für mich ideal ist.

Den Vergleich zur Mode find ich ganz erhellend in diesem Zusammenhang. Die Straßen sind doch voll von Menschen, die versuchen mit ihrer Kleidung einem bestimmten Image zu folgen. Das krasseste Besispiel sind die seit vielen Jahren nicht wegzukriegenden HipHopperHosen (zu groß, tief hängend, Unterhose exponierend). Das ist unbequem, unpraktisch, ruiniert optisch die Figur, man kann sich damit nicht ungehemmt bewegen (z.B. normalgroße Schrtitte machen, bücken, hinsetzen und aufstehen), aber es ist bei Jungs und jungen Männern ungebrochen "cool". Glaube ich da, dass Menschen ein Parfum tragen, dass sie bei näherer Betrachtung und eigenständigem, wohlabgewogenen Urteil niemals mögen können? Ja sicher.

Ich dachte, insgesamt geht der Trend zur Nische in den letzten Jahren?

Was mich so gewundert hat:

Jeder muss irgendwas anziehen, bevor er auf die Strasse geht. Wenn dann Leute, die keine Lust haben sich gross mit Schnitten, Stoffen etc zu beschäftigen (weil sie die Zeit gern für was anderes frei hätten) nicht lang fackeln sondern fast jeden Tag eine Levis 501 mit nem blauen Hemd kombinieren finde ich das total nachvollziehbar.
Jeder sollte auch duschen. Da gibts dann auch die Fraktion "perfektes Duschbad suchen" und "Egal-Was".

Aber Parfum muss ja keiner tragen und soweit ich gehört habe ist der Geruchssinn schon zickig, deshalb fand ich den Übergang von "Ich will ein Parfum, da nehme ich einfach eins, das jetzt alle haben" so komisch...

Vllt versteh ich das einfach nicht, weil ich nicht riechen kann und mein ganzes Wissen über Geruch in den letzten Jahren von euch Nerds bezogen habe und mein Bild von Parfümträgern jetzt völlig verschoben ist

O-Ton Schwiegertochter vor 1 oder 2 Jahren: Ich habe kein Parfum mehr, ich muss mal zu KIK da sind die billig...
Zwischendurch habe ich sie mit dem einen oder anderen Mainstreamduft versorgt, solange es süß-fruchtig-blumig ist, nimmt sie so ziemlich alles.
Mein Sohn ist da etwas wählerischer, aber das Interesse für Nische kommt erst ganz langsam - auch weil die Preise auf den ersten Blick doch sehr hoch sind...

Es rennen im Freundeskreis sicher genug Leute herum, die nach dem gleichen Parfum riechen - das wird am Wochenende probeweise bei der Freundin / beim Kumpel aufgesprüht, für gut befunden (da eh auf Gefälligkeit ausgelegt?) und gekauft.

Aber ich glaub, der Durchschnitts-Parfumo ist wirklich nicht mit anderen Parfumträgern zu vergleichen. Das ist ein ganz anderes Kaliber.

Ja, das meinte ich. Man hat halt einen Duft, so wie man auch ein Deo hat oder ein Duschgel. Und wenn das leer ist, wirds nachgekauft oder ein anderes.

Meine Freundinnen verstehen auch nicht, warum ich 70 Parfums "brauche". Eines reicht doch, das man jeden Tag tragen kann. Die sehen das einfach komplett anders, ist doch auch okay so. die eine riecht jeden tag nach "Valentina". Ich wollte gestern tagsüber unbedingt nach "Reminiscence" riechen, am Abend musste es "Alien" sein. Versteht keine von den Mädels, passt schon

"Ich nehme einfach ein Parfum welches alle haben" - das stimmt nicht ganz so.

Naturlich testet Jeder (oder fast jeder) vor dem Kauf ein Parfum und nimmt solches, welches er mag. Im Endeffekt gefällt genau dieses Parfum auch der Masse. Denn ich meine, bevor ein trendiges Parfum auf den Markt rausgebracht wird, muss es erforscht werden, was der Konsument aus der Masse so kaufen würde, und welche Zielgruppe soll getroffen werden. Soll es eher süßer Duft werden, unaufdringlich/oder eine Duftwolke, usw.

Die meisten Verbraucher nehmen einen angenehmen Duft, ohne über Duftnoten nachgedacht zu haben und welcher auch gut ankommen würde. ("ich möchte das gleiche Parfum wie XY").
Natürlich spielt auch die Werbung eine Rolle bei der Parfumwahl, woher soll der Duft sonst bekannt werden? : )

O ja, habe ich auch schon oft gehört .

Meine relativ parfum-affine Schwägerin nimmt auch am ehesten das, was gerade in der Werbung ist und was ihr zusagt. Eine zeitlang hatte sie "Montana80" getragen und dabei oft befriedigt festgestellt, dass das mal was Anderes sei... Und sie fuhr voll auf den m. M. nach ziemlich nischigen "Sensuous Noir" ab. Potential ist also da .

Edit: Menno, warum klappt das Verlinken nicht :

aber wie soll das gehen? Ich kann mir zwar ne Jeans kaufen, die ich hässlich finde und sie trotzdem tragen solange sie bequem ist, denn ich seh mich ja nicht ständig selbst darin. Aber ein Parfum kaufen, nur weil es in ist auch wenn es mir nicht gefällt? Wie soll man das aushalten, man riecht es dann ja den ganzen Tag.

Ich denke, da zeigte sich eben der Unterschied zwischen Parfum als "Gebrauchsgegenstand" und Parfum als Hobby bzw. als Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit auszudrücken oder zu unterstreichen.

Ich kenne z. B. auch Menschen, Die Kleidung wie Jeans quasi nur tragen um auf der Straße nicht nackt rumzulaufen.

Und genau so gibt es Menschen, die Parfum nutzen, weil man das so macht, es gehört einfach dazu. So wie sie z. B. auch Duschgel und Shampoo nutzen. Natürlich tragen diese Menschen auch keine Düfte, die sie furchtbar finden, aber die werden dann ähnlich ausgewählt wie das Duschgel:
1. Ist was im Angebotsprospekt?
2. Ist etwas neu rausgekommen, das Neugier geweckt hat?
3. Tante Anni sagt, Produkt XY sei schön.
4. Pulle auf, Rüssel dranhalten bzw. einmalig kurz auf einen Streifen gesprüht. Riecht okay, wird gekauft, fertig.

Die meisten Nutzer hier haben eine ganz andere Herangehensweise als die gerade beschriebenen Menschen, aber ich denke, beides hat seine Berechtigung.

genau so!

So mache ich das auch, das erklärt die Größe meiner Sammlung.