Hmmm....
Ich kann ja verstehen, dass man vor den Kopf gestoßen ist, wenn jemand einen sehr negativen Begriff für ein Parfum benutzt, das man selbst sehr mag. Aber gleichzeitig finde ich es schon wichtig, zu unterscheiden, ob die Person wirklich ihre Wahrnehmung von dem Duft beschreibt oder nur verletzen will.
Vor vielen Jahren sagte mir mal eine Freundin: „Was ist DAS denn? Bist DU das? Das stinkt nach Insektenvertilgungsmittel.“ Im ersten Moment war ich schockiert, aber schon im nächsten Moment war ich ihr dankbar für diese Rückmeldung. Ich hatte damals gerade eine Miniatur geschenkt bekommen, die ich testete und gar nicht so schlimm fand. Aber im Nachhinein gebe ich ihr Recht. LouLou roch auch in meiner Nase nach Insektenspray. Ich hatte mich da nur so über das Geschenk an sich gefreut, dass ich das nicht wahrhaben wollte.
Naja, heute würde mir das so wohl nicht mehr passieren - ist wirklich schon sehr lange her.
Aber auch von anderen, kontrovers beurteilten Düften, die ich selbst im Gegensatz zu LouLou sehr gern mag, bin ich froh zu wissen, dass sie offensichtlich für andere anders duften. Dann weiß ich, dass ich so einen Duft nicht gerade dann auflege, wenn Menschen meiner Gegenwart zwangsweise ausgesetzt sind, oder wenn es mir sehr wichtig ist, einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Deshalb bin ich auch für negative Rückmeldung, sofern sie sich auf den Duft bezieht, sehr dankbar.
Neulich testete ich Bracken und bekam mehrere extrem kontroverse Rückmeldungen, von denen eine mir den Duft, den ich faszinierend und beeindruckend interessant finde, so sehr, dass ich erwogen hatte, ihn mir zu kaufen, etwas verdorben hat. Insofern kann ich Deinen Frust wirklich verstehen, Marusya. Dennoch bin ich froh, diese sehr negative Rückmeldung (riecht nach Mottenkugeln und Naphtalin) bekommen zu haben. Wahrscheinlich ist es wie im Journalismus: Einer schreibt einen Leserbrief, aber Jounalisten wissen, wenn einer es schreibt, gibt es noch 1000 weitere, die genauso empfinden, ohne sich die Mühe zu machen, einen Brief zu verfassen.
Das ist dann eine wichtige Information. Und als solche nehme ich diese Rückmeldungen.
Zu Deinem Beispiel: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Parfum für jemanden nach Katzenklo riecht. Katzenklos haben einen ganz speziellen Geruch. Ich habe zwei Katzen und drei Katzenklos. Je nach Streu und ob Kater oder Katze, riecht es minimal unterschiedlich, aber dennnoch charakteristisch (und für mich, ehrlich gesagt, gar nicht so schlimm wie mach‘ anderer Geruch).
Ich finde persönlich bestimmte Düfte auch vollkommen furchtbar. So schlimm, dass ich mich frage, wieso andere sie als Duft empfinden. Einer, der nicht ganz so schlimm für mich ist, aber schon auf diese Richtung verweist, ist ein sehr beliebter Duft hier in der Community: Jicky.
Für mich riecht er unglaublich nach Fäkalien, wobei für mich sehr interessant, diese Note auf meiner eigenen Haut extrem widerlich herauskommt, während sie, wenn meine Freundin den Duft trägt, eher im Hintergrund ist und der Duft für mich somit bei ihr o.k.
Da spielen also so viele Faktoren zusammen: Anosmien, Teilanosmien, das Gegenteil von Anosmien im Sinne von sehr intensiver Wahrnehmung bestimmter Stoffe, dann unterschiedliche Entwicklung auf unterschiedlicher Haut/Luftfeuchtigkeit/Temperatur, unsere mit Gerüchen verknüpften Erinnerungen etc..
Ich möchte dazu anregen, die vehemente Ablehnung von Düften durch andere nicht persönlich zu nehmen. Manchmal lässt sich zwar nicht immer ganz unterscheiden, ob da nicht doch ein Seitenhieb auf die Trägerinnen Absicht war, aber sich wirklich negativ auf die Trägerinnen eines Duftes beziehende Kommentare finde ich hier bei Parfumo nur sehr selten.