Achilles

Achilles

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81 - 85 von 88
Achilles vor 9 Jahren 19 12
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Der Gedanke und die Erinnerung des Rabengottes
Memoir Man ist ein Duft, von dem ich mir gut vorstellen kann, er hätte dem mythologischen Odin gut gestanden. Rabenschwarz ist dieser Duft, und nur ein Gleichnis mit etwas großem wird ihm gerecht.

Odin, in seiner Funktion als Totengott, der die in der Schlacht Gefallenen von Walküren nach Walhalla bringen lässt, röche, wenn überhaupt, nach etwas düsterem und knorrigem, aber besonders elegant und nachdenklich, in sich lauschend, ist er wohl nur auf seinem Thron Hlidskialf in Asgard. Die Tiere des Schlachtfeldes, u.a. die Raben, sind ihm ergeben - so auch Hugin (der Gedanke) und Munin, (die Erinnerung) die er zur Erkundung rausschickt, um Neuigkeiten aus der Welt zu erfahren. Später kehren sie heim, setzen sich auf seine Schultern und sagen ihm ins Ohr, was sie in der Welt erspäht und erlauscht haben.

So "grün-nussig" wie sich die Schale, die Kopfnote präsentiert, so herb und kohlschwarz ist das Herz dieser Komposition. Und so ledrig, moosig und holzig ist ihr Grund.
Die Kopfnote startet mit etwas, das mir extrem nach unreifen Nüssen duftet, und das Kräutercuvee ist hier auch übereindeutig, vor allem der Estragon! Absinth trank ich schon desöfteren, habe aber ehrlich gesagt keine Ahnung, wie der nun wahrhaftig riecht- vielleicht ja eine besondere Sorte Absinth, die ich nicht kenne. Meine grüne Fee schmeckte eben immer besonders gut nach Anis; und dies ist hier nicht gegeben.

Die Herznote ist sehr schön weihrauchig, ganz anders als z.B "Cardinal", aber sehr eindeutig Weihrauch. Rose ist hier maximal in homöopathischen Dosen verabreicht, ich zumindest rieche keine Spur von Rose. Und das ist auch gut so, kann mir in diesem sperrigen, knorrigen Duft keine Rose vorstellen, höchstens eine schwarze Rose *fg* . Etwas blumiges würde den eigenwilligen Charme dieses Kunstwerkes nur unnötig stören. Das Leder gesellt sich hinzu und auch etwas rusiges, schwarzes- Kohlenstaub, gedörrter Lavendel. Ab hier wird es wirklich schön!
Die Basis offenbart dann noch weitere Hölzer und Moose, besonders Vetiver riecht man jetzt sehr deutlich. Für Moschus und Vanille gilt dasselbe wie für die Rose, möglicherweise zügeln diese die schwarzen Tiere hier noch irgendwie, bevor sie das Werk völlig in die dunklen Tiefen reißen. Denn der Duft ist insgesamt zwar trocken, holzig und moosig, dabei aber so gelungen und elegant, vielleicht auch durch die süßen "Weichmacher", das ihn auch Leute mögen könnten, denen diese Duftrichtung eher nicht so zusagt bzw. zu kantig und bitter ist. In der Basis riecht man trotzdem noch sehr stark den Weihrauch, kräftig und würzig. Und er bleibt sehr lange stark, aber sanft, Haltbarkeit ist typisch Amouage, superbe Qualität.

Und so duftet es wohl, so könnte es strömen aus Odins Götterpalast Valaskjalf in Asgard, hinaus in alle neun Welten.

Aber wie es übrigens in Utgard riecht, will ich garnicht wissen.
12 Antworten
Achilles vor 9 Jahren 15 7
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Die Axt im Club
Die 2001er Version von Michael ist eine der besten Leder-Tabak-Kompositionen, die mir je untergekommen sind.

Damals fast ein Blindkauf, die Entscheidung fiel mit der Kopfnote, entwickelte sich dieser schwere, holzige Duft zu einem meiner Alltime-Favourites.

Die Kopfnote startet mit einer Wucht aus Leder und Gewürzen, die es in sich hat. Deutlicher habe ich intensiven Leder-Geruch nirgends so extrem wahrgenommen, wie hier. Gleichzeitig kommt die Bergamotte durch, die keinesfalls stört, eher das die Kopfnote voll, rund macht. (Pfeifen) Tabak riecht man durch den gesamten Duft, der Weihrauch ebenfalls sehr schön integriert, und durch das Trockenobst und Sandelholz sehr verführerisch umgesetzt.

Die Hauptakkorde sind sehr deutlich das Leder, die gedörrte Pflaume und das Leder. Hab ich schon Leder gesagt?!
Bis sich die Basis zeigt bleibt es sehr schön würzig-rauchig-fruchtig, fast schon verraucht/ verbranntes Holz, Glut, Kardamom und die Pflaume harmonieren bestens miteinander.
Patch und weiteres Dörrobst bilden die Basis dieses tollen Winterduftes. Was bleibt, ist ein ledriges Finish mit Akzenten von Sandelholz, das seinesgleichen sucht. Ich habe nie wieder eine so gelungene Umsetzung des perfekten Leders gefunden. Die Reformulierung habe ich noch nicht probiert, kann mir aber gut vorstellen, das sie den kastriert haben. Sollte der die gleiche Opulenz und und das Gewürzcuvee aufweisen wie der "echte" Michael, dann könnte der in meine Sammlung wandern.

Für die 2001er Version gebe ich ob seiner Einzigartigkeit 100 verdiente Prozent. Komplimente kamen eh genug, um wirklich drüber nachzudenken, den zu behalten und im Winter nicht doch wieder auszugraben. So riecht jedenfalls keiner, jedenfalls keine andere Frau, hab aber auch an einem Mann noch nie gerochen, das er den originalen Michael trägt. Die Haltbarkeit ist enorm, man riecht ihn auch noch am nächsten Tag, deshalb ist eine Überdosierung hier schnell eine Katastrophe. Sillage ist mörderisch, gleiches gilt ergo hier. Man zeigt auf jeden Fall Präsenz, wenn man mit Michael auftaucht, ob beim Clubbing oder in ner angesagten Bar, denn für tagsüber ist der nicht wirklich gut tragbar, dazu ist er zu schwer, zu reichhaltig.

Typ Mann (oder Frau, die sich traut) hierfür wäre: Macho, aber mit Manieren. Sehr guter Kleidungsstil, natürliches Alpha-Tier. Einer, der sich und seiner Wirkung bewusst ist und hie und da sich nicht scheut, zuzupacken. Das ganze geht natürlich nicht ohne Eleganz, und so ist Michael auch: Elegant, nicht von jedem tragbar, aber wenn doch: Granate!
7 Antworten
Achilles vor 9 Jahren 6 1
5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Kalorienfreies Schatzkästchen mit allerlei Zuckerzeug
Noch ein Gourmand für die kalten Tage!
Nun habe ich den perfekten Kakao, die anschmiegsamste Vanille, und was fehlt dann noch?! Keks! Karamell! Und Milch, Milch, Milch - ich liebe den Geruch warmer Milch mit Honig. Was liegt da näher als sich eine Abfüllung eines Duftes, der sie alle drei vereint?!

Die Gourmandnoten in der Kopfnote sind wohl Madeleines, diese süßen französischen Küchlein, aber ich sage keineswegs, das es nicht genauso Vanillemuffins mit Frosted Topping und Sprinkles sein könnten. Zitronenrührkuchen, davon die untere Seite, die das Blech berührt hat.

In der Mitte riecht man dermaßen das Karamell, das man meinen könnte, man riecht an einem Lion-Riegel, und an diesem selbstgemachten Karamell aus der Pfanne, bestehend aus Zucker und Kondensmilch, was man gerne mal als Kind gemacht hat. Also bis zu dem Punkt, wo es noch lecker aussah und roch bevor es verbrannte.

Es riecht auch nach Keksbrei, nach Butterkeksen, nach Keksen in lauwarme Milch getunkt. Zuckerwatte gesellt sich hinzu, genauso wie kandierte Früchte - jede Art von Zucker, man findet ihn hier.
Die Basis bildet köstliche Vanille, und wiederum Keksboden.

Ich finde, dieser passt ausgezeichnet zu Weihnachten, ich muss es nicht immer so übertrieben würzig haben, und drauf achten, das auch ja alles in dieser Zeit zimtig-vanillig-orangig und nach 1000 Kräutern duftet. Es tut auch gerne mal ein unkompliziertes süßes Düftchen, das einen beim Spaziergang über den Weihnachtsmarkt umgibt und selbst nach einer leckeren, heimeligen Nascherei duften lässt.

Übrigens sind die Karamell-Zuckerwatte-kandierter Apfel-Noten hier nicht zu vergleichen mit der mörderischen Sillage und Standfestigkeit von z.B "Angel", den ich jetzt mal als Referenzduft für diese Komposition zitiere. Wobei ich letzteren gerne mal an anderen rieche, aber eben in Maßen. In gewisser Hinsicht erinnert er mich auch an "Vanitas", da spielen die selben Komponenten in unterschiedlicher Stärke eine Rolle.
Lait de Biscuit hat jedenfalls sicherlich nicht dessen Durchschlagskraft, aber ist ein sehr warmer und leckerer Duft für die unkomplizierten Gourmandliebhaber.

In der Bucht lese ich öfter mal bei Parfums nebst "Herren" und "Damen" und "Unisex" die Unterkategorie "Kinder", wobei ich mich ernsthaft frage, wofür Kinder parfümiert werden müssen, aber das soll jeder für sich selbst beurteilen- ich sehe dort jedenfalls nie nach, einfach weil ich es unnötig finde. Lait de Biscuit aber könnte als Kinderparfüm durchgehen, insofern es speziell für Kinder deklarierte Düfte gibt (!?) Die Kleinen würden den bestimmt ganz lecker finden.

Fazit: Super für den Winter, ob morgens oder abends, eine willkommene Bereicherung meiner Lieblingsgorumands ohne Schnörkel oder große Ambitionen.
1 Antwort
Achilles vor 9 Jahren 13 7
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Auf einer geteerten Straße in den Orient....
Von diesem kaschmirzarten Orientalen habe ich zum Glück noch eine Abfüllung ergattert, und war sofort hin und weg. Verwunderlich, denn früher hätte ich solche Düfte nicht angerührt, aber nun sind sie mir die liebsten. Parfumo-Syndrom nenne ich es mal ;)

Kalemat startet mit einer gestochen scharfen, "medizinartigen", kristallklaren herbsüßen Anisnote (vielleicht auch Hustenbonbon-mäßig, wie die vom Weihnachtsmarkt) die sich zum Glück schnell legt. Weiterhin riechen die ersten paar Minuten verdächtig nach Teer, so in etwa, als hätte man eine Straße frisch geteert, dortrauf Rosmarin und reife Heidelbeeren verteilt und wäre mit einer heissen Walze drüber gefahren. SO riecht die Kopfnote!

Würde ich das so woanders lesen, wäre mir dieser Duft nie unter die Nase gekommen, iiiihh. Teer. No way! Aber: Übergehend zur Herznote, vermag es diese eigenwillige Kreation sensationell, sich mit Hölzern, Honig und Amber, jeder Menge Amber, zu paaren. Der Übergang ist dermaßen geschmeidig, das man plötzlich diese Teernote umhüllt von kostbaren Ingredienzien zu geniessen lernt. Die Herznote ist insgesamt honigartig, süß, nicht wirklich cremig ,aber sehr kuschelig.
Das gute daran ist, das der Duft jetzt so bleibt und ewig haltbar ist. Abends aufgetragen, riecht man ihn morgens noch immer, auf der Haut (!!!). Über die Haltbarkeit auf den Klamotten brauche ich damit ja wohl nichts mehr zu sagen. Zur Basisnote gesellt sich dann ein wunderbarer fruchtiger Akkord hinzu, sehr ungewöhnlich, und daher auch wirklich schön. Ich weiss nicht, ob es das Honigkraut ist oder noch mal ein paar Heidelbeeren an die Oberfläche treten, aber es ist genial.

Was bleibt, sind eine trocken-vanillige, keksige Note, vielleicht auch Karamell, und rundet dieses orientalische Meisterwerk ab. Amber auchin Bestform! Komisch das Oud oben nicht aufgeführt ist, aber wenn mich meine Nase nicht täuscht, dann ist das sehr wohl enthalten und raffiniert ummantelt, wie ne köstliche Praline.

Kalemat umhüllt mich wie ein edler Kaschmirpullover und sagt holzig-rauchig-honigartig "Hallo" beim bewegen, das liebe ich- und ich rieche ihn über Stunden, was bei vielen anderen Düften bestimmt nicht so ist. Was auch immer Kaschmirholz ist, es ist sagenhaft.

Qualität finde ich spitzenmäßig, er hält länger als der Duftzwilling 24 Gold, und wird für Gelegenheiten benutzt, wie heute zum einfach mal gönnen oder zum ausgehen. Aber wenn ich mal irgendwo nem Flakon begegnete, wüsste ich nicht ob ich ihn ungekauft liesse ;)
Ausgezeichneter Herbst-, eher Winterduft, und eines meiner Highlights 2014.
7 Antworten
Achilles vor 9 Jahren 20 13
9
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Frischer, holziger, unsüßer Allrounder
Selten vermag es ein Duft, trotz Unsüße und ungourmandiger Duftpyramide, so lecker zu duften. Ich mag Oud-Düfte besonders, wenn sich mal kein Parfümeur an einer Art von Rose in der Kombination vergriffen hat und etwas scheußliches daraus kreiert (also für meine Nase).

Dieser Duft ist der attraktivste holzig-würzige, den ich in der (Abfüllungs-)Sammlung habe. Erinnert mich partiell an Blamage, da sind wohl ähnliche Hölzer mit Oud aromatisch aufbereitet worden. Jedoch besitzt Blamage dieses zurückhaltend fruchtige, was hier absolut nicht da ist.

Bitterer Zitrus und Pfeffer geben den Auftakt zu einer holzig-rauchigen, eleganten Symphonie. Ich rieche dann Trockenfrüchte, aber nicht so süß-saftig wie in Michael Kors for men, sondern eher so vor dem Kamin angewärmt. Übergehend zum Rauch könnte ich schwören, das da Weihrauch mitschwingt, kein so würziger, eher so, wie man ihn aus der Ferne riechen kann, wenn man weiss das in der Nähe eine katholische Kirche gerade ne Ostermesse zelebriert.

Auch der Moschus ist hier nicht wärmend, sondern eher verstärkend auf die Zeder und das Sandelholz, was für mich die Hauptnote ausmacht- Oud wird hier richtig elegant umschmeichelt, so dass es anschmiegsam wird.

Sehr zu empfehlen als Gentlemen-Duft, bei Business Meetings, gehobenen Veranstaltungen mit Black Tie, Offiziersbälle, Weinverkostung-passt eher zum Weißwein denn zum Cognac oder Whisk(e)y, aber auch zu einem Arbeitstag, an dem man einfach elegant und dezent duften möchte. Kann ich mir sehr gut als Allrounder für mich vorstellen, wenn man dann und wann einfach nicht weiss, was es werden soll aber auf Nummer sicher einfach gut duften will.

Die Haltbarkeit ist gut, er macht locker seine 8 Stunden. Die Sillage ist ordentlich. Er könnte denjenigen gefallen, die an unsüßen, würzig-herben Ouds Gefallen haben, und es linear und raffiniert zugleich mögen. Vor allem die Herren, die es leid sind, in fast jedem Oud Rose und pappige Südfrüchte kombiniert zu haben ;) Für die ein oder andere Dame mag der Duft vielleicht zu maskulin sein, aber mir ist er an einem nebeligen frischen Novembermorgen gerade recht. Würde ihn eher für die Herren einordnen denn Unisex. Aber tragen soll, wer was will, so ist es, und so lebe ich es.

Nachtrag: Den hätte ich gut zur Bestattung eines lieben Familienmitgliedes letzten Montag tragen können, denn wenn bei sowas schon Parfum, dann was würdevolles, dezentes, unaufdringliches - da ich aber mit keinem meiner Düfte ein trauriges Ereignis verbinden wollte, verzichtete ich tagelang auf Parfum. Royal Oud wäre nichtsdestotrotz der einzige Kandidat dafür gewesen. Aber dank dieser Maßnahme verbinde ich ihn weiterhin mit einem runden, gepflegt elegantem Trageerlebnis.
13 Antworten
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