Adan

Adan

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11 - 15 von 52
Adan vor 10 Jahren 13 4
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Mainstreaming als Stilmittel?
Ich fand Amouage als Dufthaus schon immer recht interessant, ich hab einige Zeit auch Reflection Man rauf und runter getragen bis ich mir eingebildet habe, davon Kopfschmerzen zu bekommen (manchmal hab ich aber auch einfach übertrieben damit) und hab ihn dann wieder verkauft.

Was ich an Amouage super interessant finde ist, dass viele Düfte ziemlich komplex sind und zumindest ich mich oft hinsetze und mich frage "Was in diesem Düft verlieht ihm diesen Charakter?". Gleichzeitig sind die meisten Düfte sehr kraftvoll, vor allem Memoir Man und Interlude Man sind gute Beispiele dafür, wie dunkel, düster und grimmig Amouage sein kann.

Gleichzeitig gibt es aber auch Sachen, die "easy to wear" sind, so zum Beispiel Reflection Man oder eben Beloved Man.
Reflection Man riecht für mich sehr sauber, modern und gepflegt, wirkt auf mich aber ein bisschen wie ein harter Traditionsbruch mit Amouage (wobei das wohl beabsichtig sein soll, Reflection Man war der erste Amouage, der unter Christopher Chongs Federführung entstanden ist). Das Ziel war wohl auch zu zeigen, dass man sich nicht auf eine bestimmte kulturelle Identität festfahren will. Allerdings ist mir Relection Man fast schon zu weit weg von Amouage ansich. Soll heißen, wenn man wissen will, worin Amouage wirklich gut ist, dann sollte man Reflection Man vielleicht eher vernachlässigen.

Fate Man zum Beispiel finde ich richtig gut, man hat hier richtig extreme Kontraste, "raw power" und eben so eine himmlische Aura (im englischen würde ich das Wort "celestial" benutzen, nicht "heavenly", ich denke "celestial" hat noch so eine Tendenz zum Überirdischen, zum Göttlichen). Aber der Duft ist eben sehr polarisierend und nicht wirklich "easy to wear".

Beloved Man schafft irgendwie diesen Spagat zwischen dem "einfach zu tragen" und den Wertevorstellungen, die Christopher Chong hat, nämlich dass ein Duft nicht nur eine gute Komposition seiner Bestandteile ist, sondern auch eine Geschichte und/oder Emotionen transportieren soll.

Beloved Man eröffnet für mich frisch und holzig, mit einer Combo aus Weihrauch und Zitrus, manchmal auch ein bisschen mit einem etwas bienenwachsartigen Akkord (--> Iris + die süßen Komponenten wahrscheinlich). Der Charakter dieses Openings wirkt glasklar und definiert, danach geht Beloved Man ins Süßliche und Weiche über.
Ich kann verstehen woher dieser Vergleich mit 1Million kommt, aber wirklich ähnlich sind die Düfte meiner Meinung nach jetzt trotzdem nicht, dafür wirkt Beloved Man zu erhaben und ist von der Lautstärke her viel gesetzter.

Die Hölzer, die Süße (es ist keine Vanille, ich würde mal auf Tonkabohne/Coumarin und/oder Heliotropin tippen) und der ganze Rest sind mehr oder weniger zu einer recht generisch wirkenden und schwer definierbaren Einheit vereint. Wahrscheinlich dadurch kommen immer mal wieder die Vergleiche zu anderen Düften auf. Ich hab heute beim Tragen von Beloved Man ab und zu mal Hitzewallungen bekommen, wobei die Süße dabei ziemlich gut feuert, manchmal musste ich da sogar an Le Male denken).
Dennoch hat Beloved Man eben so eine gewisse Amouage-DNA, die man aus den anderen holzigeren oder weihrauchlastigeren Düften kennen mag.

Ich würde Beloved Man als Duft empfehlen, wenn man ein Beispiel dafür haben will, worin Amouage gut ist und welches sich dabei auchnoch locker tragen lässt ohne Naserümpfen bei anderen hervorzurufen.

Gleichzeitig wirkt Beloved Man irgendwie "einlullend" auf mich, der Duftverlauf transportiert für mich auch wirklich ein Gefühl: dieser Moment, an dem man eine bestimmte Erkenntnis gewinnt und endlich Klarheit über einen Umstand herrscht, sodass man endlich wieder den Kopf abschalten und ruhig schlafen kann. Das könnte ein Geistesblitz im Labor sein, der das Assay endlich zum Laufen bringt und einem ein schönes Ergebnis liefert, es kann aber auch dieses wohlige Gefühl nach einem Date sein, wenn man die Bestätigung bekommt, dass das Mädel auch auf einen steht (und man abends dementsprechend mit einem Schmunzeln im Gesicht einschläft).

Beloved Man schafft es, irgendwie magisch zu wirken ohne dabei besonders anstrengend zu sein.

Dennoch muss ich loswerden, dass der Ladenpreis absolut lächerlich ist, den würde ich freiwillig niemals bezahlen, egal wie gut der Duft oder das Storytelling dahinter ist.
Aber wenn man einen guten Deal für Beloved Man bekommt, kann man da ruhig mal zuschlagen, verglichen mit anderen Amouages wirkt er recht idiotensicher. Aber dass er der teuerste Amouage ist, ist wirklich schade, denn ich finde, er wäre der ideale Duft um jemanden in das Haus von Amouage einzuführen.
4 Antworten
Adan vor 10 Jahren 20 6
10
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Florales Root Beer Float
Also, wenn ich meine alten Kommentare mal durchlese, finden wir bei Escada Magnetism Cherry Coke, bei Invasion Barbare finden wir Thomas Henry's "Spicy Ginger Ale" und bei Pure Malt die Braumeister-Limos von Eichbaum (ich hoffe das wird nicht als Schleichwerbung für Getränke missverstanden).

Mit Sweet Redemption habe ich jetzt einen Vergleich zu Root Beer gefunden.

Root Beer (auch bekannt als "Sarsaparilla") ist ein sehr süßes Getränk, so ähnlich wie Cola, aber eben mit so einem gewissen Bubblegum-Geschmack, den viele als Mundwasser bezeichnen. Die amerikanischen Varianten sind extrem süß und zuckerlastig dank ihrer dicken Fruktose-Konzentrate. In Taiwan allerdings ist es das Nationalgetränk, weniger süß und intensiver in seiner Bubblegum-Charakteristik. Auch wenn es bizarr klingt, oft wird noch eine Prise Salz hinzugegeben, das intensiviert den Geschmack und gibt dem Körper in der brütenden Hitze etwas Salz zurück.

Jedenfalls erinnerte mich Sweet Redemption genau daran.

Man bekommt zu Beginn Orangenblüte, allerdings keine erfrischende wie in jedem Neroli-Wässerchen, nein, es ist eine durch Jasmin eingedickte und schwere Art von Orangenblüte, die eher benebelnd als erfrischend wird.

Das ganze ist untermauert von Vanille und Benzoe als süße Komponenten, wobei ich es dem Benzoe zuschreibe, dass die Süße etwas ungreifbar wird, sie riecht vanillig, ist aber eben nicht eindeutig vanillig. Die Weihrauchkomponenten Myrrhe und Weihrauch sind auch nur sehr mild gehalten und auch nicht eindeutig erkennbar, verleihen dem Duft aber einen etwas trockenen und holzigen Aspekt, man kann regelrecht die Textur von Weihrauchstäbchen riechen.

Genau daher fühlte ich mich an ein Root Beer Float erinnert, das ist ein für Europäer wohl etwas perverses Dessert aus Amerika, es besteht im Grunde aus einem Glas Root Beer und dazu 1-2 Kugeln Vanilleeis (so ist übrigens Vanillacoke entstanden, weil diesen Float gibts auch in der Cola + Vanilleeis-Ausführung).

Die Paralelle, die ich hier zu dem Float sehe ist, dass man etwas Erfrischendes (die Orangenblüte, die Cola/das Root Beer) nimmt und mit Vanille (bzw. Vanilleeis) zu etwas schwerem, zu einer Kalorieenbombe transformiert.
Sweet Redemption ist für meinen Horizont bisher der einzige Duft, bei dem Orangenblüte bis zum Maximum ins Orientalische gepusht wurde.
Weiterhin findet man hier einen Kontrast zwischen Rauh (Weihrauch, Myrrhe) und Weich (Vanille, Benzoe), den man schon entfernt in "Love" riechen kann (hier findet man dieses "rauhe" Element ebenfalls).

Der Duft selbst hat eine wahnsinnig gute Performance und zieht eine phänomenale Duftspur hinter sich, Köpfe werden sich beim Vorbeilaufen garantiert drehen. Ich finde aus der Distanz riecht Sweet Redemption im ein Vielfaches besser als aus der Nähe.

Sweet Redemption ist für mich das Highlight aller Kilians und die Zahlen hier auf Parfumo bestätigen, dass es ein wunderschöner Unisex-Duft ist (32 Leute haben Sweet Redemption, die Hälfte Frauen, die Hälfte Männer). Sauber, Leute! Aber meiner Meinung nach müssen einfach mehr Leute Sweet Redemption besitzen.

Ich gehöre jetzt jedenfalls auch dazu, und die nächste Frau zieht sicher mit. ;)
6 Antworten
Adan vor 10 Jahren 36 3
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Einfach weiter "pour Homme" drauf stehen lassen, dann passt das!
Bevor ich auf das Parfum eingehe, muss ich noch kurz mein kleines Glück einwerfen, denn meine Eltern waren letzte Woche in Frankreich in Urlaub (Provence, Lavendelfelder usw.) während ich im Labor vergammelt bin. Und da ich im Labor während der Inkubationszeiten immer Scheiße im Internet mache, bin ich dann auch zwangsläufig über den Dior Homme Parfum Hype gestolpert. Also meinem Vater direkt mal eine WhatsApp Nachricht geschickt "Schau mal bitte danach und bring mit!" und am nächsten Tag ein Bild zurückgeschickt bekommen "Habs.". Das war simpel. :)

Aber nun zum Parfum. Dior hat ja schon für Eau Sauvage und Fahrenheit Parfum-Versionen herausgebracht und ich finde beide verdammt solide. Daher war ich guter Dinge und wurde auch nicht enttäuscht. Was ich ganz cool finde ist, dass Dior dadurch auch im "Mainstream"-Segment Parfums (also so richtig, Extrait de Parfums) für Männer herausbringt, obwohl Extrait de Parfums - zumindest im "Mainstream" - als etwas typisch weibliches angesehen wird. Ich denke immernoch, dass die ursprünglichen Dior Hommes (also Dior Homme und Dior Homme Intense) einfach ein guter Marketing Schachzug waren, da manche Leute diesen Duft nicht als stereotyp-mänlich betrachten würden, anders als den See an sportlich-frischen Procter & Gamble Wässerchen, die zusammen den Mainstream formen. Aber wenn man "Homme" draufschreibt, dann funktioniert das eben doch.

Richtig deutlich wird es für mich bei Dior Homme Parfum.

Anders als Showdown es beschrieben hat, würde ich sagen, dass ich persönlich hier eher Dior Homme Intense wiedererkenne als Dior Homme.

Die Beschreibung wird sehr synästhetisch ausfallen, denn Dior Homme Parfum wirkt wie eine "dunklere" Version von Dior Homme Intense, weniger süß, mehr Gewicht auf dem Iris-/Lippenstift-Akkord und eingehüllt in Weihrauch/Myrrhe und Orange, wobei die Orange hier sehr süßlich und "warm" wirkt.

Man wird hier nicht an frisch gepressten Orangensaft denken, sondern an diese getrockneten Scheiben, die man sich im Winter auf die Heizung legt oder die mit Zimt und Nelken halt so rumliegen und gut riechen.

Dieses Element, Zitrus auf eine schwere, orientalische Basis zu zimmern, hat mich - auch vom Geruch her - an Guerlain's Shalimar erinnert.
In Shalimar findet man auch viel Vanille, einen Leder-Lippenstift-Akkord und ein bisschen Zitrus, die dem ganzen am Anfang etwas die Schwere nimmt.

Dior Homme Parfum würde ich konzeptuell als Hybrid aus Shalimar und Dior Homme Intense sehen, wobei hier eben noch mit Hölzern (vielleicht eine synthetische Oud-Base? Es ist auf jeden Fall ein Holz, aber für mich nicht identifizierbar, welches) und irgendetwas Rauchigem (Weihrauch/Myrrhe?) das ganze Thema vom Weiblichen weggeholt wird.

Weiterhin sehe ich eben durch die Kombination aus "Hölzern" und dem "rauchigen" Element eine Ähnlichkeit zu 24 Gold, nur, dass man eben diese balsamische Amber-Basis komplett gekickt hat und ein in der Süße geschrumpftes Dior Homme Intense eingesetzt wurde.

Was ich auch noch denke, erriechen zu können, ist Vetiver. Zumindest nach dem Duschen verblieb auf meiner haut noch eine gewisse knackige, grüne Note, die ich aus Dior Homme, Dior Homme Intense und auch aus Chanel's Edition Blanche kenne und die in diesen dreien für mich definitv und unmissverständlich auf Vetiver (bzw. genauer Vetiverylacetat?) zurückzuführen ist. Und es ist meistens genau diese Note, bei der Frauen sagen "Ja hm, da ist aber schon was herbes, männliches drin." und tragen den dann leider nicht. Und wie gesagt, ich meine genau das auch in DHP herausriechen zu können, auch wenns nicht in der Pyramide drin steht (ist sowieso nur 'ne Orientierung).

Von der Performance her ist Dior Homme Parfum extrem langlebig, aber von der Lautstärke her nur moderat aber angenehm, ist perfekt um mit irgendeiner Perle im Bett/auf der Couch zu chillen und n' Film zu schauen, für'n Club möglicherweise sogar n' bisschen zu gesetzt. Aber eben sehr langlebig, wie gesagt, ich kann nach dem Duschen noch Teile davon riechen.
Vielleicht könnte ich mich da aber auch einfach irren und räucher in Wirklichkeit alle anderen im Büro aus, werde ich noch herausfinden und ggf. ergänzen. Irgendwann wenn wirklich Herbst/Winter ist.

Insofern findet sich in DHP etwas Neues und etwas Altes, aber die Qualität ist sehr gut. Ich habe für nahezu keinen Duft in meiner Sammlung den Ladenpreis bezahlt wenn es sich vermeiden lässt (sowas wie Nasomatto z.B. wird man nie billiger finden), aber die Dior Hommes finde ich alle so gut, dass ich freiwillig mehr bezahlen würde. Das hätte den Bonus, dass den dann nochmal weniger Leute tragen. :D

Aber meine Erwartungen an einen grundsoliden Duft wurden erfüllt, von daher bin ich glücklich damit (außerdem haben mir meine Eltern das Teil beim Dior-Counter im Printemps Marseille besorgt, ich hab das Ding in voller Dior-Aufmachung, also Geschnenkverpackung, Tüte und Proben) auf meinem Schreibtisch vorgefunden. Es ist zwar nur Marketing, aber ich hatte doch kurz dieses Gefühl, ein Stück Prestige als Urlaubsmitbringsel bekommen zu haben.

Achja, Frauen: Bitte ausprobieren! Wird wunderbar an euch funktionieren, ganz sicher!
3 Antworten
Adan vor 10 Jahren 12 6
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Olivier Polge zitiert sich selbst.
Ich war positiv überrascht, als ich Valentino Uomo gerochen habe, denn der erste Eindruck war "Oh, ein richtig schöner, solider Duft! Halt wie Dior Homme eben!".

Irgendwie hat das auch die initiale Begeisterung direkt gedämpft. Vor allem dass der Duft von Olivier Polge ist, war für mich irgendwie ein Mindfuck (sorry wenn das zu vulgär sein sollte). Vielleicht bin ich auch einfach nur schwer geschädigt von meinem Parfum-Hobby hier, aber ich habe mich eine ganze Weile gefragt, was so die Idee zu Valentino Uomo war. War Olivier Polge einfach nur zu faul, sich etwas neues auszudenken? Waren die Auftraggeber faul und meinten einfach so "Ey Oli, mach mal sowas wie Dior Homme, war geil!"?

Ein möglicher Hintergrund könnte sein, dass die Formel für Dior Homme mit dem Wechsel von Dior's Bezugsquellen für Rohmaterialien auf Francois Demachy übergegangen ist, mit welcher Dior Homme - meiner Meinung nach zur Perfektion - reformuliert werden konnte/musste.

Ein Vergleich zu Dior Homme ist jedenfalls unvermeidbar, da in beiden Parfums diese Kakao-Iris-Combo innewohnt, also damit auch dieser "Lippenstift-Akkord", der in Valentino Uomo etwas runtergedimmt ist. Dazu noch andere Sachen wie dieser leichte Hauch "Traubenzucker" zur Vanille.

Was man in Uomo allerdings nicht findet ist Vetiver, welcher Dior Homme noch so eine knackig-grüne Nuance verpasst. Valentino Uomo hingegen wirkt da eher wie eine Kalorieenbombe. Ich empfinde VO als eine süßere Dior Homme Version mit weniger Kontrast, weniger Ecken und Kanten. Ich würde sagen, VO ist genau für die Leute, die Dior Homme wegen seines ausgeprägten Lippenstift-Akkordes nicht mögen oder für Leute, die ein kleines Stück vom alten Dior Homme zurückhaben wollen (denn dieser hatte für mich ebenfalls so'ne Art Traubenzucker-Note drin).

So gesehen ist Valentino Uomo meiner Meinung nach ein sehr guter Duft, auch wenn ich irgendwie nicht verstehe, weshalb man eine seiner eigenen Kreationen kopiert, vor allem wenn man schon etwas anderes gutes wie Spicebomb gezaubert hat.
Aber unter'm Strich wirkt VO einfach "lässiger" als Dior Homme. Und als solcher hat er sicher Crowd-Pleaser-Potenzial.

Und achja, der Flakon gefällt mir persönlich sehr, ich fühle mich da irgendwie an diese Grossmith Flakons erinnert. Hat so'n gewissen Old-World-Charm.
6 Antworten
Adan vor 10 Jahren 8 4
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Minty Iris
Als ich Luna Rossa zum ersten Mal gerochen habe, kam er mir recht bekannt vor, und ich habe ihn dann recht schnell als generisch abgestempelt.

Erst vor Kurzem ist mir bei weiterem Reinriechen mal die Minze in Luna Rossa aufgefallen, die mich an den Marokkanische-Minze-Tee erinnert, den ich so gern trinke. Erfrischend, aber keineswegs zu kaugummiartig, medizinisch oder funktional (also an Zahnpasta erinnernd).

Weiterhin scheinen fast alle Prada Düfte so eine Iris-Basis gemeinsam zu haben, vielleicht mag man an dieser Stelle von so'ner Art "Prada-nade" (angelehnt an die "Guerlinade", die in allen Guerlain Parfums enthalten sein soll) sprechen. Was ich damit meine ist dieser kühle, blumige, entfernt an Lippenstift erinnernde Akkord, wahrscheinlich auf Ambrettolide zurückzuführen.

Ich hab dem Duft dann mal eine Chance auf meiner Haut gegeben, und so ansich finde ich ihn nicht weltbewegend, aber doch irgendwie solide genug (und das wider Erwarten), dass es mich dazu bringt, diesen Kommentar verfassen zu wollen.

So als Büroduft habe ich immer auf Cartier's Roadster geschworen, ebenfalls mit Minze, sehr dezent, frisch und elegant (und außerdem hab ich jahrelang von der korrespondierenden Uhr dazu geträumt).
Aber Roadster fängt auf meiner Haut an, irgendwie etwas bitter und seifig zu riechen, während Luna Rossa seine Frische behält.

Allgemein dachte ich mir, dass diese "Prada-DNA" eigentlich toll für Leute ist, die Parfums dezent und elegant bevorzugen. Und von welchem Parfümeur kenne ich das nur zu gut? Jean-Claude Ellena! Und gerade dieser Gedanke entschlüsselte für mich, wieso mir Luna Rossa bekannt vor kam: in ihren Kopfnoten riechen sich L'Eau d'Hiver und Luna Rossa ziemlich ähnlich, man stelle sich Luna Rossa einfach als L'Eau d'Hiver mit Minze vor.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Luna Rossa so mein Labor-Arbeits-Duft wird (in meinem letzten Prakikum hat sich ein Doktorand kurz dazu geäußert, dass manche meiner Parfums ihn ziemlich wegflexen würden), einfach weil er diesen Büroduft-Charakter hat.

Die Combo aus Iris und Minze finde ich in Luna Rossa sehr gut, da sie irgendwie einen seltsamen Spagat zwischen "extrem langweilig" und "zeitlos elegant" schafft und trotzdem eine in sich stimmige Komposition, nämlich einen frischen, aquatischen Duft schafft.
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