Atanarjuat

Atanarjuat

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26 - 30 von 32
Atanarjuat vor 4 Jahren 7 1
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Erste Sonnenstrahlen!
Ja, er ist linear und ja, es mag nichts nasenscheinlich Besonderes an ihm sein. Für mich ist „Tonka 25“ aber besonders schön. Und er bildet einen schönen Gegenspieler zu meinem „Botany Bay“, dessen schlichtes Arrangement als leicht-würziger Freshie vor allem im Frühling bis Herbst zum Tragen kommt.
Mit „Tonka 25“ im Namen nimmt Le Labo Bezug auf eine im Inventar abgefüllte Tonkabohne. Wie schon öfters bei dieser Marke, erahne ich vielleicht mit Mühe den einen Teil des Namensgebers, oftmals sind andere Ingredienzien vorherrschend. Hier ist es für mich deutlich die Zeder als Feingeist, bestimmend und holzig-frisch, die 24 übrigen Korrelate stellen sich hinten an.

Die Kunst dieser Komposition liegt meines im Wechselspiel einer leisen Orangenblüte mit einer zögernden Süße – verwoben in der leichten Zeder. Die Orangenblüte ist sanft, weit weniger pfiffig als etwa bei „Terra Bella“ von Dior. Die beiden Düfte dürfen also durchaus nebeneinander bestehen. „Tonka 25“ ist kein Orangenblütenduft. Schön ist, dass diese Orangenblüte subtil bleibt und sich niemals in den Vordergrund drängelt.

Dies tut dann fürwahr die angesprochene Süße. Ich denke dabei an eine leichte Vanille- oder Tonkanote, holzig, niemals nervig werdend. Zu bedenken sei, dass dieser Duft bestimmt kein Sommerfreshie ist, ich trage ihn gerne genau jetzt, 5 Grad und Regen und stelle mir vielleicht dabei einen Sommer vor, wie er dieses Jahr werden könnte. Ein Ich-wünsche-mir-den-Sommer-herbei-Parfüm! Dazu kommen immer wieder ein paar Moschuswinde vorbei, leuchten kurz erhellend auf und verschwinden wieder.

Überhaupt ist „Tonka 25“ geprägt von einer innewohnenden Wärme, dessen Zufriedenheit erste irisierende Sonnenstrahlen abzugeben vermag.
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Atanarjuat vor 5 Jahren 17 4
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Polaris
Die gedachten Durchstoßpunkte der verlängerten Erdachse durch das Himmelsgewölbe nennt man gemeinhin Himmelspole. Und in ganz in der Nähe des Himmel-Nordpols steht ein Stern zweiter Größe, den man Polaris oder auch Polarstern nennt. Da er – im Gegensatz zu seinen anderen Gefährten – kaum kreist, ist er am Himmel ein guter Orientierungspunkt.

Als Stern mit einer scheinbaren Helligkeit der zweiten Größe fällt er nicht sofort ins Auge bzw. unter die Nase und ist keineswegs - wie oftmals irrtümlich angenommen - der hellste von der Erde sichtbare Stern des Nachthimmels. Als Orientierung ist er hinsichtlich des Typus´ Lavendelpflanzenidee aber durchaus eine Bauart-Bereicherung in den Weiten des Duftmarktes. Ein wenig oldschoolig und trotzdem mit kleinen eigenen Ideen, leuchtet er uns jetzt den Weg.

Der Flakon ist toll, passt auch zum Thema und hat tatsächlich etwas polarsternartiges.

Der Duft ist nicht der Hellste, der Stärkste, der Neuste. Er möchte gar kein Superlativ sein. Dieser Polarstern ist – wie oben beschrieben – ein guter Duftorientierungspunkt in seinem Metier.
Er startet recht frisch, etwas zitrisch. Dann natürlich Lavendel, ein ganz toll gemachter - krautig-frische Facetten. Ein Mittelmeerraumlavendel, den ich die letzten Jahre hier und da im Süden Frankreichs wahrnehmen konnte. Eine Seelenpflanze. Anspruchslos, auf Felsen wachsend – winterstark. Letzteres unterstützt durch die Spur abrundende Tonkabohne (ich nehme zudem etwas Zimtiges wahr, Kokos auf meiner Haut eher nicht), mit der er ausklingt: ein Seelenduft. An der Luft mit Nasenabstand etwas würziger, pudrig. Ganz hautnah mit der Nase an der Hand wieder frischer, lavendelpieksender.

Am Ende des Himmelspols leuchtet Polaris mir den Herbst schön - kaum kreisend, sich nicht in den Vordergrund drängend.

Mein Stern zweiter Größe.
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Atanarjuat vor 5 Jahren 9 2
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Hier mein Berg!
Wenn das intensive Grün des Malachits - das man in der Natur verspürt - an die Heilkraft, das Wohlbefinden und das üppige Grün der endlosen Nadelwälder des Urals erinnern soll – dann, ja, dann bist du hier richtig, wenn du es frisch, lavendelig, grün-holzig magst und vielleicht einen Fougére suchst, der modern und zeitlos zugleich ist….

Ganz unvermittelt traf mich beim Sampling (dem olfaktorischen) neuerdings der Schlag! War „Orage“ für mich die (Grün-)Entdeckung 2018 – seitdem wohne ich euch hier aktiv bei und bedanke mich nebenbei und doch sehr nachdrücklich für jedwede Hilfe, Tipps und einfach überragend nette Kontakte – sollte 2019 ein weiterer Frischgrüner dazukommen.

Mr. Dublee – herzlichen Dank! – schickte mir unlängst einige Proben zu. „Malakeos!? Nimmste mal mit in den Warenkorb, die „Le Gemmes“ lachen dich schon länger an und Jacques Cavallier-Belletrud hat schließlich „deinen“ Orage produziert.“

Ich kann euch jetzt schon sagen, dass einen der erste Sprühstoß wahrlich nicht umhaut, vielleicht wird sich der ein oder andere Parfumo wundern, was an dem Duft denn jetzt genau so überragend sein soll!?

Nun, ich weiß es womöglich selbst nicht. Er ist einfach genau das, was ich gesucht habe. Malakeos ist ohnezitronefrisch, stellt sich recht traditionell auf #fougére und setzt das Ganze auf einen modernen Sockel, interpretiert neu. Vielleicht durch mein Empfinden von trockener Kühle. Das trifft es vielleicht am besten. Russische Ural-Waldkühle im Sonnenschein!
Ich war jetzt noch nicht in den Wäldern des Urals unterwegs, habe mir aber einmal ein paar Bilder dazu angesehen. Assoziationen weckend: „Saftige Nadeln, dampfende Moose, sich im Wind neigende Heide“. Sinnlich grüne Pflanzenfrische. Kann natürlich auch der Barbierladen sein. Oder Rasierschaum. Rasierschaum mit Lavendel – unsüß-frisch, hintenheraus ein wenig Grünholz.

In meinem Statement schrieb ich zudem recht lyrisch „dort ein Fluss, hier mein Berg.“ Jo, wenn ich mir den Flakon einmal so ansehe und ihn in der Hand wiege, bringt der mehr als ein Pfund Hack auf die virtuelle Schätzwaage. Was für ein Klotz. Schön: Der Sprühkopf an sich zerstäubt wunderbar. Platz 3 nach Vuitton und Dior. Und für Lars: dat Dingen ist magnetisch!! Nein. Doch! Ohhh!

Ich habe meinen Grünen 2019 gefunden, dieses Mal ein recht klassisch aufgestellter, sehr vielseitig tragbarer. "Hier mein Berg"!


2 Antworten
Atanarjuat vor 5 Jahren 10 1
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Xīwángmǔ
Durch die Orientierung am Dao können die Menschen die Gesetzmäßigkeiten und Erscheinungsformen des Weltprinzips kennenlernen, indem sie den Lauf der Welt beobachten, in welchem sich das Dao äußert. Durch das Wirken des Dao werden entgegengesetzte und dennoch aufeinander bezogene Kräfte geschaffen.

Es mag sein, dass das höchste Yin - nach taoistischer Auffassung - die Krönung der Weiblichkeit darstellt. Xīwángmǔ ist das höchste Yin, ihr männliches Gegenstück, Tung Wang-Kung, das aktive männliche Prinzip Yang.

Symbolisch vermag "Tian Di" (ab jetzt sind wir beim Parfum!) beides recht eindrucksvoll widerzuspiegeln. Ich vernehme hier vom Auftakt weg eine ähnliche Zweiheit, aus derem Wechselspiel von Sonnenrauch und Pfirsichen das Wandeln, Werden und Wachsen Tian Dis in Erscheinung treten. Dabei kann ich sicherlich behaupten, dass die Pfirsiche hier per se nicht wirklich feminin wirken, das chinesisch anmutende Räucherwerk nicht eindeutig männlich.

Tian Di geht tatsächlich seinen eigenen - recht asiatisch-exotischen - Weg und ist vor allem ein meditativ und in sich ruhender Duft, dem - seltsamerweise aus Argentinien stammend - der Geist einer chinesischen Seele innewohnt.

Alle 3000 Jahre sollen die heiligen Pfirsichbäume Xīwángmǔs Früchte tragen - und wer davon kostet, erlangt Unsterblichkeit....
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Atanarjuat vor 5 Jahren 13 8
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Pomeranzen-WM um den Sonnenpokal

- Ob die verschiedenen Vertreter nun dieselbe Gewichtsklasse vertreten, sei einmal dahingestellt, sie hatten Lust auf die Pomeranzen-WM.
- Gewinn: der Sonnenpokal!

Auf zum Nerolisprint.

Direkt vom Start weg können sich „Neroli Portofino Acqua“, „Mandarino di Amalfi Acqua“ und das „Mugler Cologne“ absetzen. Das Neroli ist direkt da, die Kopfnotenmotoren laufen auf Hochtouren.

Auf halber Strecke kommt die Aufholjagd in Gang. „Sun Song“, „Le Vestiaire – Saharienne“ und auch der Ferrari kommen langsam in Blütendestillat-Fahrt und legen ordentlich zu.

Ein verspäteter Bremspunkt lässt das italienische Rennpferd in Ambrox-Kurve 1 jedoch geradeaus fahren. In Anbetracht der Tatsache, dass hier der Preis ein recht sensationeller ist, fährt „Bright Neroli“ in dieser Gewichtsklasse einen sehr respektablen Platz 6 ein. Eine Ikone, die auch noch ein wenig nach „Icon“ riecht – Sieger der internen Dunhill-2015er-Ausscheidung. Respekt.

Ein kapitaler Motorschaden verhindert das Weiterkommen des „Mugler Cologne“ – insgesamt etwas schwachbrüstig, hat das Morillas-Eau de Toilette am Ende des Tages keine Chance und landet auf Platz 5. Und das im Konzert der Großen! Top.

Jetzt wird es doch noch eng im Konzert der Zitrusfruchtgranden. „Sun Song“ stellt sich den Etablierten mit breiter Zitrusbasis - in Form von Cavallier-Belletrud´scher Zedrat-Zitrone, auch Zedernapfel genannt - entgegen. Der Vuitton ist strahlend hell, fruchtig wie frisch zugleich. Er ist einfach fröhlich-schön und verbreitet allzeit gute Linear-Laune. Allerdings hat „Sun Song“ - wie seine Gegner aus dem Hause Tom Ford - seine Konditionsprobleme. Ob es bei dem Preis dann nicht auch ein Ferrari tut, muss jeder für sich entscheiden, der Anderssein-Ansatz mit der Zedernfrucht gelingt nur bedingt.
Am Ende ermöglicht „Sun Song“ seinem Fahrer einen guten vierten Rang. Die Zitronatzitrone ist gegen das (Synth-)Pomeranzen-Neroli der anderen Vertreter nicht dynamisch genug.

„Neroli Portofino Acqua“ verabschiedet sich mit schwacher Haltbarkeit und bejubelt die Bronzemedaille, bevor es mit Amalfi und Saharienne auf die Schlussgerade geht.

Hier gewinnt „Mandarino di Amalfi Acqua“ hauchdünn vor dem YSL-Ableger aufgrund seines etwas kreativeren Ansatzes innerhalb der Pomeranzen-WM und nimmt freudestrahlend den Sonnenpokal entgegen. Für mich ist es das etwas Frischherb-Saure, das den endgültigen Ausschlag gibt. Saharienne hat dagegen einige Neroli-PS mehr im Tank als die Fords, etwas positiv-kratziger als N. Portofino A.

So endet der ungleiche Vergleich für „Sun Song“ nicht einmal so ganz ernüchternd, wie vielleicht befürchtet und Louis V. darf während der Siegerehrung der Sonnenpokalgekührten wenigstens den Sonnensong singen, während ich gerne auf das Wasser der Sonne Positanos warte.











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