Avantgardist

Avantgardist

Rezensionen
6 - 10 von 42
Avantgardist vor 12 Monaten 7 1
4
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Haptischer Albtraum, olfaktorische Offenbarung
Beginnen wir mit dem Negativen, denn das ist schnell aus der Welt geschafft :

Dieser billige, beflockte Samtflakon sieht billig aus, fühlt sich billig an, die Formgebung ist langweilig und der Verschluss... ihr habt es erraten : billig. Gut, mit der Einordnung kann ich vermutlich nicht direkt einen Adjektiv-Handel eröffnen, aber es stimmt halt leider. Wirkt halt alles wie ein 15-Euro Duft. UND DAS IST ER AUCH!

Die inneren Werte jedoch... holy smokes! (höhö, verstehste, verstehste? Weihrauch und Rauch, höhö)

Die Kopfnote würde ich mit Rauch, Tanne, Würzigkeit (Tabak?) angeben und damit der Duftpyramide nicht ganz recht geben. Die ersten 10 Minuten etwas synthetisch, fallen die einzelnen Bauteile schnell an ihre Plätze und es entfältet sich eine trockene Wärme, fast schon Hitze, die ich ähnlich nur beim Vanilla Edesia erlebt habe (ohne die beiden Düfte sonst miteinander vergleichen zu wollen).

Ein großartiger orientalischer Duft, der einen mit seiner Würze, Süße, aber auch Schärfe gedanklich auf einen Souk oder in ein Beduinenzelt entführt und dort mit den ganz besonderen Gerüchen dieses Ortes umsorgt.

Gib dem braunen Flokati-Kameraden weitere 10 Minuten und die Duftnoten haben nicht nur ihren Platz gefunden, sondern auch ihre Werkzeuge und fangen an zu arbeiten. Ich rieche bei jedem Schnuppern eine andere Note raus. Mal ist es der Pfeffer, dann ein Hauch Weihrauch, Safran (nur ganz entfernt und vermutlich auch nur, weil er in der Duftpyramide steht, ansonsten ginge das unter) - und immer wieder eine Harzigkeit, die den Majd al Sultan zusammen mit dem Pfeffer und Rauch davor bewahrt, einfach nur einer von vielen zu sein. Nochmal : das alles für unter 20 Euro! Da schlackert sogar Niki Lauda mit den Ohren!

Direkt nach dem Aufsprühen eine 6.5, dann nach 10 Minuten eine 7.0 - 7.5 und nach weiteren 10 Minuten eine 8.0

Komplett im Vakuum betrachtet : super Duft!

In Relation zum Preis : Absolut unglaublich, Bundesverdienstkreuz, Blind-Buy-Empfehlung!

Und blind sollte man schon sein, wenn man sich den Flacon ansieht :-) Ja, das war jetzt eine gehässige Schlussbemerkung. So bin ich nun mal druff!
1 Antwort
Avantgardist vor 12 Monaten 4
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Ja, pfui Teufel, ist der ekelhaft!
... so meine erste Reaktion. Kirsche und Pfingstrose in der Kopfnote? Von wegen. Ja, hier könnte die Geschichte enden, wenn der Thara Al Oud Supreme Intense (was für ein Name!) keine eingebaute Zeitmaschine hätte :

Von einer mittelalterlichen Gerberei mit ledrig-stechendem Kopfwehpotential wird man binnen 20 Minuten in die Gegenwart katapultiert, direkt in eine Modeboutique mit feinsten Lederwaren.

Ledrig, keine Frage, aber auch fruchtig. Himbeere? Kirsche? Nicht ganz eindeutig für mich zu benennen, aber eine Verwandtschaft zum Tuscan Leather Eau de Parfum ist eindeutig vorhanden.

Jedoch ist der Thara Al Oud Supreme Intense BESSER. Nicht, WEIL er sich deutlich gefälliger entwickelt - sondern TROTZDEM. Nach den angesprochenen 20 Minuten ist die Reise noch nicht vorbei. Die Ledernote bleibt, aber das Drumherum wird immer weicher, fast schon cremig. Einfach wunderbar! Dabei bleibt er auf der "maskulinen Seite", ist aber auch von einer Frau gut zu tragen.

Haltbarkeit und Sillage sind ok (4-6 Stunden, je nach Menge 4-5 Meter).

Der Preis jedoch : my dear Mr. Singing Club!

Man neigt ja dazu, bei solch einem niedrigen Preis "gnädig" zu sein und bewertet den Duft vielleicht ein bisschen besser, als er wäre, einfach, weil das P/L-Verhältnis so gut ist. Aber : der ist WIRKLICH so gut, ganz ohne den Preis in die Gleichung einfließen zu lassen. Absolut Nischenniveau zum Preis von zwei Dönern. Heftige Ansage - einen Vergleich zu einem Tuscan Leather oder Ombre Nomade muss er qualitativ nicht scheuen.

Den holprigen Start bringen andere Nischendüfte auch mit, dafür ziehe ich keine Punkte ab - zumal man hier nicht Stunden auf Besserung warten muss, sondern nichtmal ne halbe.

Wer Lederdüfte mit ner fruchtigen Note mag : kaufen!

P.S. : ich dachte nach Ansicht der Duftnoten zunächst, hier würde vielleicht ein bisschen auf den Mandorle Extrait de Parfum gezielt. Dem ist nicht so. Wie gesagt sehe ich leichte Parallelen zum Tuscan Leather. Der Thara Al Oud Supreme Intense ist jedoch ein absolut eigenständiger Duft - eine Verwechslungsgefahr ist zu keinem Zeitpunkt gegeben.
0 Antworten
Avantgardist vor 1 Jahr 8 6
7
Flakon
2
Sillage
2
Haltbarkeit
5
Duft
Och, kommt schon!
Jaaaaa, es ist ein Designer, schon klar. Dennoch darf man mehr erwarten als dieses Wässerchen ohne Eigenschaften.

Gerade beim "Meisterstück" hatte ich mir auch wegen der Assoziation zum luxuriösen Schreibgerät und auch der Fokussierung auf nur zwei Duftnoten viel erwartet! Serge Lutens beschreitet ähnliche Wege und das mit großem Erfolg. Möglich ist es also.

Das Ergebnis in diesem Falle jedoch ist noch nicht mal ernüchternd, auch, wenn man die Ansprüche runterschraubt.

Kurz gesagt gibt es auch fast nichts zu sagen (was ich gleich sehr wortreich tun werde) :

Den "Duft" muss man mit der nasalen Lupe suchen, vom Weihrauch merke ich rein gar nichts, weder auf dem Teststreifen noch auf der Haut. Ambrofix ist gelistet, durchkommen will auch davon nichts. Ich habe selber einige dieser Duftchemikalien zuhause und traue mir zu, sie zu riechen. Entweder ist die Konzentration einfach zu niedrig oder es liegt an etwas anderem. Insgesamt eine ganz leichte Süße, ein Hauch von Holzigkeit. Das war's... und das kann man nun mögen oder nicht und das muss auch nicht schlecht sein, wenn wenigstens Haltbarkeit und Sillage passen würden.

Die Sillage ist fast nicht vorhanden : ich und auch der Verkäufer mussten schon wirklich auf ca 10 cm ran, um den Duft wahrzunehmen. Wohlgemerkt : gleich nach dem Aufsprühen.

Ein Duftverlauf findet nicht statt, es bleibt alles so wie beim Aufsprühen und wird minütlich schwächer.

Auch die Haltbarkeit ist miserabel. Ich war etwa eine Stunde in der Parfumerie und fuhr danach nach Hause. Zuhause angekommen nahm ich auch direkt in Hautnähe fast nichts mehr wahr. Kann sein, dass das am Zusammenspiel aus meiner Haut und dem Duft lag, aber auf dem Teststreifen bot sich dasselbe Bild.

Das Schönste an der ganzen Sache ist der Flakon, der wirklich schön aussieht, haptisch aber auch nicht ganz mithalten kann. Auch da ist man aus dem Hause Montblanc Besseres gewöhnt... wobei, wenn das einzige positive bei einem Parfum ist, dass der Flakon, obwohl qualitativ Mittelmaß, recht hübsch aussieht, ist das schon ein olfaktorischer Offenbarungseid.

Für den Preis eine echte Enttäuschung. : viel Geld für einen Hauch von Nichts. Vielleicht wären ein paar mehr komplementäre Duftnoten und eine höhere Konzentration derselben doch besser gewesen?

Fazit : Nur, weil man einen Montblanc Meisterstück sein Eigen nennt, schreibt man eben nicht automatisch Spitzennoten. Die Substanz muss auch passen.
6 Antworten
Avantgardist vor 1 Jahr 18 6
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Currywurst mit Pommes oder Safranschaumsüppchen mit Kaviar?
Es ist natürlich absolut unerlässlich mit den eigenen Kochskills ordentlich zu flexen. Nur die teuersten Zutaten müssen mit effektträchtigen Zubereitungsmethoden veredelt werden. Flambieren ist da mal das Minimum. Besser : Molekularküche!

... so ungefähr kommt es mir bei manchen Parfumeuren auch vor. Hauptsache ostlaotisches Oud Orpur, westanatolische bleiche Schwertlilie Absolue und noch 43 andere Zutaten, die kein Mensch kennt oder überhaupt wahrnimmt. Ganz wichtig : Veilchenblatt darf nicht fehlen. Sozusagen als Deko am Tellerrand.

Paris - Mon Amour geht hier andere Wege. Sozusagen eine Luxus-Currywurst mit Pommes. Simpel und dabei doch auf subtile Weise so wahnsinnig raffiniert. Man erhält hier eine absolut edle Melange, bei der keine Duftnote selbst wahrnehmbar ist, sondern jeweils für eine Facette des Gesamteindrucks zuständig ist. Keine unnütze Effekthascherei, sondern ein himmlischer Duft, von dem man nicht genug kriegen kann und dessen man auch nicht überdrüssig wird.

Ein Crowd-Pleaser auf Nischen-Niveau, dabei simpel und raffiniert zugleich.

Wunderschön cremig, sahnig, süß, gourmandig und gleichzeitig druckvoll-stark und trotzdem luftig und zart. Ganz schwer zu beschreiben.

Ein absoluter Geht-immer-zu-jedem-Anlass-gute-Laune-Duft.

Haltbarkeit und Sillage sind top, der Flakon ist... ja, nicht gerade so luxuriös wie ich das bei dem Preis gerne hätte und die Umverpackung sieht aus wie eine alte Laura-Ashley-Tapete mit dem ganzen Blümchen-Schnickschnack. Der Sprühkopf hingegen taugt mir gut.


Er bietet nicht den Oud-Punch eines "Ceylon | XerJoff" , die übergriffige Präsenz eines Interlude 53 , polarisiert nicht so krass wie ein Gladiator Oud ...

... und dafür bin ich dankbar.

Beim "Paris Mon Amour" empfinde ich stattdessen das gute Gefühl, angekommen zu sein und nichts zu vermissen. Mit Dir kann ich alt werden.
6 Antworten
Avantgardist vor 1 Jahr 12 7
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Hier muss man stark sein.
Fisherman's Friend als Geruch. Das Wort "Duft" wäre hier fast schon fehl am Platze.

Heftiger Rauch. Kalt, dicht, sehr medizinisch - sicher der Safran. Die Süße, die sich erst nach 30 Minuten zeigt, ist zu Beginn noch nicht mal zu erahnen. Ich hatte mal als Jugendlicher eine Weißheitszahn-OP und bekam mit einen mit irgendeiner Tinktur getränkten Wattebausch in den Mund. So ähnlich - bloß mit heftigem Rauch - oder vielmehr Teer - ist der Moonlight Ceremony.

Unendlich tief, düster und so mächtig, dass er sich selbst in einer frequentierten Parfumerie stark ausbreitet. Ich vergebe selten 10er Bewertungen - und doch : bei Haltbarkeit und Sillage habe ich bisher nichts kennengelernt, das stärker wäre. Ich habe den Duft auf meinen Handrücken aufgesprüht und hierbei geriet wohl ein bisschen davon unter meine Armbanduhr. Zwei Tage später nahm ich den Duft immer noch wahr, trotz mehrfachem Duschen.

Dabei ist der Moonlight Ceremony keine Bestie. In seiner eigenen Welt, die zu großen Teilen aus verbranntem Wald besteht, ist er gut komponiert - und wie gesagt : nach einer halben Stunde tritt eine Süße, die man nicht vermutet hätte, zutage.

Das allein.... schwierig. Aber der Moonlight Ceremony ist kein Ritual, das für sich alleine steht.

Der Grund, warum ich ihn kaufte, war : zum Layern. Ernsthaft.

Ich kombinierte ihn mit Aventus, Lost Cherry, Alexandria II... jedesmal gab er diesen Düften eine unglaubliche Tiefe und enorme Ausstrahlung. Verglich ich die gelayerten Düften mit ihrem unverfälschten Ich, so kam es mir vor, als vergliche ich "My Little Pony" mit einem Film von Tim Burton. Ein bisschen Wahnsinn, ein bisschen dunkles Genie. Doch Vorsicht : das Verhältnis sollte zwischen 1:10 und 1:5 gewählt werden, soll er den Duft, dem er Profil verleihen soll, nicht vollends verzehren.

Eine Naturgewalt in einer wunderschön ungewöhnlichen Flasche im Retro-Stil. Der Sprühkopf jedoch ist nicht gerade der Beste und neigt zum verhaken. Da hätte ich mir mehr gewünscht.

Insgesamt ist es schon bemerkenswert, solch ein Parfum für so "kleines" Geld zu bekommen. Der einzige Vergleich, der dem Moonlight Ceremony gerecht wird - und der auch überhaupt Sinn macht, ist Swedish Leather .
7 Antworten
6 - 10 von 42