Benedikt2019

Benedikt2019

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6 - 10 von 94
Benedikt2019 vor 3 Jahren 19 6
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Haltbarkeit
9.5
Duft
Die Aura
heute an Pfingsten haben wir es leicht diesig und recht kühl für den Mai, der als Türöffner des Sommers schon mehr zu bieten hatte (wettertechnisch). Was die Auswahl eines geeigneten Duftes angeht, ist es erfreulich dann noch einmal zu den "schwereren" Düften greifen zu können, die man eigentlich schon sicher verwahrt hatte. Einer davon war meine Probe "Carved Oud", der mir vor allem den Jahresbeginn mit seiner tollen Duftaura sehr versüßt hat und heute wieder zum Einsatz kommen durfte. Ich habe mir die Probe damals zugelegt, um den Vergleich zum Oud-Wood ziehen zu können und es fällt mir schwer von diesem Vergleich zu berichten, da er mich an meine Grenzen brachte.

Zum Duft:
Carved Oud ist eigentlich kein Parfüm im herkömmlichen Sinne, er lässt sich besser als eine Aura beschreiben. Als etwas, das ausstrahlt, umhüllt und einen eigenen Charakter besitzt und nicht nur den Charakter des Tragenden verstärkt oder besonders betont / in Szene setzt. Auch wird es ihm nicht gerecht, ihn in eine Duftecke zu drängen, ihn mit Titel wie "würzig", "holzig" etc. zu behängen, da alles Festschreibungen sind, über die er erhaben ist. Folglich scheint es sinniger, die Erfahrung zu beschreiben, die man mit ihm machen kann. Sprüht man, ist man sofort umgeben/umhüllt von einer sinnlichen Aura aus allerlei feinst abgewogener Duftkompositionen. Man riecht feiner Gewürze, leicht schwelende Hölzer, vanilliges Oud und alles in genau der richtigen Dosierung. Zudem ist er dabei nicht zu schwer, er behält etwas Leichtes, ja, fast schon etwas Frisches, Spritziges. Die Zypresse schafft es dazu, einen leicht ätherischen Touch zu verleihen, der die Aura um eine medizinische Komponente zu erweitern weiß. Durch jene Komponenten entsteht der Eindruck eines völlig verdichteten Duftes, schwerlich kann man die einzelnen Bestandteile einzeln erriechen, da alles so eng verwoben scheint.

...und ja, er ist unverneinbar ein Zwilling...

Ich muss zustimmen, er riecht auch einfach wie Oud-Wood, der ebenfalls diese tolle Aura sein Eigen nennen darf. Dennoch würde ich beim nächsten Kauf, diesen hier bevorzugen, aber warum?

Der Vergleich:
Eigentlich ist es mehr als simpel, war mich zum Kauf von Carved-Oud bewegen würde: Er hält einfach länger. Mein Oud Wood musste ich immer mit Molecule 01 pimpen, um auf gute 6-8 Stunden zu kommen, was der Carved bei zwei Sprühern locker alleine schafft. Betrachtet man dann die Tatsache, dass die beiden im Preis nahezu identisch sind, scheint meine Kauftendenz nachvollziehbar? Aber, auch beim Duft selbst lassen sich minimale Vorzüge vor dem Ford feststellen. Und zwar ist der Carved etwas mehr "Nischenqualität". Er ist "noch" sinnlicher, noch dichter und ein bisschen dunkler. Auch das Ätherische hat er dem Oud-Wood voraus. Ich möchte aber betonen, dass ich das nur nach mehrmaligem Tragen erriechen konnte und bin überzeugt, dass es ansonsten schwer ist, die beiden zu unterscheiden.

Folglich komme ich zu dem Fazit, dass in diesem Fall die Haltbarkeit doch ein überzeugendes Argument sein kann ;-)

Schöne Pfingsten!

6 Antworten
Benedikt2019 vor 3 Jahren 15 6
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Haltbarkeit
9.5
Duft
Das Gleichgewicht
Hach, ich habe schon so ein paar Düfte in den letzten Monaten - oder sogar Jahren getestet und mein Geschmack hat sich dabei stetig ge- und verändert. Anfangs mochte ich es laut! Ein Dufte musste folglich vor allem dadurch überzegen, dass er ne ordentliche Projektion und ne super Haltbarkeit besitzt. Wenn er dazu noch ein Nischenduft war, umso besser. Danach suchte ich vornehmlich Düfte, die durch ihre extrem herbe Frische zu überzeugen wissen. Nun habe fühle ich mich, als hätte ich mich durch fast alle Höhen und Tiefen getestet, fühle mich im Gleichgewicht in Bezug auf meine Duftvorlieben. Ich mag nun die Mischung, ein Duft sollte vor allem nicht zu komplex sein, also mich nicht überfordern, und eine deutlich maskuline Prägung haben. Wenn er dazu noch ins eher Frische geht, bin ich vollends zufrieden. Betrachte ich meine nun sehr reduzierte Sammlung, finden sich dort nur noch ein paar Düfte, die diesem Raster entsprechen. Sicherlich ist da noch der eine oder andere Blindbuy, der weicht aber meist über die Zeit. Alle meine Amouages, Fords, Creeds etc. sind in der Masse sehr eingeschrumpft. Nunja, warum erzähle ich das alles? Weil es einen Duft gibt, der mich in allen Belangen vollends überzeugt und quasi die Mitte meines Kriterienkatalogs trifft: Allure (1999).

Der Duft:
Ich finde, Allure besitzt alles, was ein Duft besitzten muss, er ist irgendwie Frisch, dezent würzig, nicht zu pfeffrig, anschmiegsam kuschelig, dabei aber durchweg maskulin, elegant sowie casual und vor allem ist er zeitlos! Betrachtet man seine jungen Nachfolger, wird man stets den Zeitgeist wiedererkennen und sie entweder irgendwann zu überladen oder zu jugendlich finden (nur meine Meinung). Bei dem Usprungsallure ist es anders, er ist erhaben über die Zeit und strahlt und seiner Zeitlosigkeit vor sich hin. Auch ist er nicht zu laut, er ist gut auf eine Armlänge wahrzunehmen und verweilt gute 5-6 Stunden auf der Haut des Trägers. Ich denke, mehr muss ein Duft auch gar nicht leisten, außer man steht darauf, Räume einzunebeln.

Bergamotte/Lavendel und Pfeffer sorgen im Übrigen dafür, dem Duft seine zeitlose Eleganz zu verleihen. Mehr als diese Duftstoffbasics braucht man einfach nicht, um einen schönen Duft zu kreieren. Der Pfeffer bringt die maskuline Würze, Bergamotte und Lavendel den fluffig, zitrischen Touch. Gerade letzterer ist im Opening sehr präsent und zieht sich im Duftverlauf jedoch gekonnt zurück. Die vielen anderen Duftstoffe nehme ich in dieser runden Komposition eher im Hintergrund und recht ineinander verwoben wahr. Es ist schwer sie einzeln herauszuriechen. Einzig die Rose tritt hier und da nochmal stechend hervor und verleiht dem ganzen eine verführerische Aura.

Folglich kann festgehalten werden, dass wir es bei "Allure" mit einem Duft zu tun haben, der sich vollends im Gleichgewicht befindet.

Der Name "Anziegungskraft" wurde meiner Meinung nach selten passender Vergeben, ein Hoch auf diesen schönen Klassiker, möge er noch lange verkauft werden.

6 Antworten
Benedikt2019 vor 3 Jahren 9 6
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Auf "Nummer-Sicher" gehen
in den letzten Wochen habe ich viel Zeit damit verbracht, meine Duftsammlung etwas auszudünnen und mich auf die wesentlichen Düfte zu besinnen. Mich hat es irgendwie dann doch gestört, dass ich knapp 30 Düfte hatte, von denen ich manche über Wochen nicht getragen habe. Also habe ich ordentlich ausgedünnt und am Ende festgestellt, dass ich fast nur "Freshys" besitzte, was mich angesichts der nun doch kühlen Wintertemperaturen genervt hat. Und so kam es, dass ich mir immer wieder Herbst-Winterpröbchen von netten Parfumos zukommen ließ, in der Hoffnung, dass der Eine dabei sein wird! So kam es, dass allerlei bekannte Größen bei mir landeten, wie z.B. einige De Marleys, der ein oder andere Creed und ein paar weitere Nischen und Designer. Dabei habe ich durchaus viele Schönheiten mit Potenial am Hals gehabt, aber viele waren mir am Ende doch zu schwülstig und auf Dauer zu nervig-schwer.

Am Ende haben es zwei Düfte ins Finale geschafft:

- Creed's Royal Oud
- Tom Ford's Oud Wood

Am Ende sollte der Ford siegen, aber warum?

Ach Leute, was soll ich sagen, er ist am Ende dann doch schön einfach und simpel elegant. Ein Winterduft, den man - genau wie meine Freshys - einfach immer tragen kann, ohne falsch duftend zu wirken. Auch ist er nicht so komplex, dass er einem auf die Nerven zu gehen droht. Wir haben hier den Standard Oudduft, wie ich finde. Er ist dabei sowohl sinnlich - dank Kardamon und Tonkabohne - als auch dezent mineralisch-frisch. Zudem ist der Duftverlauf schön linear, wie es eher bei den Designern zu finden ist, was ich prinzipiell gut finde. Zu oft habe ich gemerkt, dass die zu komplexen Düfte mich schnell wieder verlassen mussten. Nunja, der Oud-Wood ist eben die "Nummer-Sicher", mit der man im Herbst-Winter einfach nichts falsch macht. Der Creed hat übrigens nur gegen ihn verloren, da mich die pfeffrig-würzige Note zu Beginn einfach gestört hat!

Problemfall Haltbarkeit?
Tatsächlich bin ich mit der Haltbarkeit sehr zufrieden, er hält gute 7 Stunden und performt in den ersten drei Stunden auch recht ordentlich, was will man mehr? Ich pushe die Haltbarkeit oft, indem ich ihn mit meinem Molecule 01 layere, was noch einmal mehr Frische ins Spiel bringt und ihn weitere 2-3 Stunden halten lässt. Aber vor allem wird dadurch die Projektion enorm verstärt!

Fazit:
Ich bin auf meiner Suche nach einem Herbst-Winter-Immergeher mit Oud-Wood auf Nummer-Sicher gegangen. In ihm habe ich einen Duft gefunden, den man zu jedem Anlass tragen kann, der sinnlich,frisch, holzig und maskulin riecht und sicherlich niemandem auf die Nerven geht. Eine ideale Ergänzung für alle, die es minimalistisch und nicht über-komplex mögen. Einziges großes MINUS ist der Preis, der für einen eher Designer-Duft viel zu hoch ist.

Eure Meinung?
6 Antworten
Benedikt2019 vor 3 Jahren 15 5
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Duft
Der melancholische Ritter Percival
...war Teilnehmer der legänderen Tafelrunde rund um König Arthur und scheibar ein eher trauriger Geselle. Warum traurig? Sollte dieser Duft eine Extraktion seiner damaligen Wesenszüge sein, dann, weil auch dieser eine gewisse melancholische Prägung hat. Klar ist er seines Zeichens ein *Freshy*, jedoch irgendwie auch nicht. Wie sein Duftbruder *Fierce* beinhaltet sein Duftwasser etwas, das die Frische durchaus zu beschweren weiß. Es wirkt, als wolle *Percival* den Sommer nicht loslassen, um nicht in eine tiefe Herbst-Winterdepression zu verfallen. Ergo scheint es, als weine er dem Sommer still und leise hinterher...

Das darf er ruhig, denn was dabei herauskommt, ist ein Düfterl, dass zwar das Frische-Sigel trägt, aber eben nicht nur den Hochsommer braucht, um ausgeführt zu werden. Folglich ist man mit ihm auch im Herbst/Winter stets in guter, passender Begleitung, wenngleich sich einige der hier Anwesenden sicherlich dagegen aussprechen werden, Düfte in Jahreszeitengewänder zu verhüllen. Macht nichts, ich tue das trotzdem gerne *Hihi*. Ja, woran liegt diese Alljahrestauglichkeit? Auf jeden Fall an dem kräftigen Unterbau, der würzig und leicht grün ist. Hier riecht es nach einer ordentlichen Pfeffer-Tannengrundierung, die auch dem *Fierce* zu eigen ist. Ins Leichte, Frische gehoben wird der traurige Ritter jedoch durch die zitrischen Akkorde, die zu überzeugen wissen und vom Duftzwilling abheben. Gerade in der ersten Stunde weht mit die Mandarine, die eher eine Zitrone ist, um die Nase und ich habe schon weniger das Gefühl, dass hier beim *Fierce* geklaut wurde. Die Herznoten werden meiner Nase nach von der kräftigen Grundierung erstickt, so dass für mich der Eindruck eines würzig-grünen Frischlings im Herbst-Winterkleid verbleibt.

Warum hat es Percival an die Tafelrunde geschafft?
Das mag wohl daran liegen, dass er eine beachtliche Ausdauer zu besitzen scheint. Einige sprechen spgar davon, dass die Basis noch nach guten 12 Stunden wahrzunehmen ist. Zudem ist er in seinem Umfeld als lauter Halunke bekannt, an dem keine Nase vorbeikommt. Für mich wurde ihm zurecht Zutritt zum erlesenen Kreis der Tafelritter gewährt und nicht dem Bruder *Fierce*. Ist unser *Percival* doch minimal erwachsener, tiefer und handwerklich sauberer.

Ich freue mich, dass der traurige Ritter auch in meinen Stall gefunden hat.
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Benedikt2019 vor 4 Jahren 14 5
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Duft
"Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig" (Der kleine Prinz)
...Dass ich mal einen Rosenduft besitzen wollen würde, hätte ich nie für möglich gehalten, in diesem Fall sollte es aber eine große Liebe werden, eine, die an meine Liebe zum oben zitierten Büchlein herankommt!

Rosendüfte haben mir seit Anbeginn meiner Parfum-Zeitrechnung einen kalten Schauer über den Rücken kriechen lassen. Der mir damals als rein feminin verschriene Duftstoff konnte mich in keinem Männerparfum so recht überzeugen. Selbst die Rosendüfte von Amouage haben es nicht in meine Sammlung geschafft, wenngleich ich diesem Duftstall sehr zugeneigt bin, doch denke ich an Lyrik Man, wird mir wahrhaftig übel :D Nunja, was hat dieser Cartier, dass er bei mir einziehen soll?

Ganz einfach: Die enthaltene Rose wird so richtig schön eingefasst in die anderen Duftstoffe und schafft es nie, zu dominant und aufdringlich zu werden. Sie ist eher zart, weich und samten mit dem Rest verwoben und scheint hier und da mal leicht hervor. Insgesamt ist nur ein schleierhafter Eindruck einer Rose zu vermerken. Zudem ist es ein sehr sinnlicher, romantisch-verspielter und dabei dennoch maskuliner Kuschelduft. Klingt alles komplett gegenteilig, ist es aber nicht. Neben der Rose und dem dadurch blumigen Einschlag besitzt der Cartier eine schöne frisch-würzig und vor allem herbe Grundierung. Diese schwingt die ganze Zeit mit und lässt den Riechenden nicht im Traum daran denken, dass es sich hierbei nicht um einen Männerduft handeln könnte. Hinzufügen möchte ich noch, dass auch der Pfeffer nicht zu präsent ist und man kein Kribbeln in der Nase bekommt. Folglich ist es gelungen, einen Duft zu kreieren, bei dem alles richtig aufeinander abgestimmt wurde und man nicht das Gefühl hat, dass etwas zu stark dominiert. Das Sandelholz kann ich im Übrigen nicht herausriechen! Ihr?

Neben all der Lobhudelei, was den Duft an sich betrifft, muss ergänzend noch darauf hingewiesen werden, dass er auch eine fabelhafte Performance besitzt. Man nimmt ihn selbst gute 8 Stunden lang wahr und das Umfeld bekommt auch immer mal wieder einen Hieb ab, genau passend für ein solches Duftkonzept. Er ist nicht zu aufdringlich, man kann sich ihm aber auch schwerlich entziehen. Meine Versuchskaninchen haben ihn jedenfalls alle riechen können.

Der Anlass ist entscheidend:
Ich würde dennoch betonen wollen, dass dies kein Duft für alles Tages- und Jahreszeiten ist. Gerade im Hochsommer kann er das Umfeld - und einen selbst - schon sehr nerven! Sein Konzept ist es, am Abend zu verführen. Zum herbstlich-abendlichen Essengehen aufgetragen, ist er einfach eine Wucht und verleiht dem Träger eine mystisch-verführerische und selbstbestimmte Aura. Wie schon betont, ist es ein Kuschelduft, der aber dabei markant verbleibt und gewollt männlich wirkt. Laue Sommerabende und der beginnende Frühherbst scheinen mir ideal, um den Cartier auszuführen, aber das muss jeder selbst beurteilen ;)

Abschließend verbleibe ich wie der kleine Prinz: "Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig"! Denn so habe ich den Duft kennen und lieben gelernt, indem ich ihn immer und immer wieder getestet habe und feststellen musste, mensch, den trägst du ja echt oft, der sollte wohl bei dir einziehen.

Auf die Rose! ;)
5 Antworten
6 - 10 von 94