CandyScent

Lange Zeit gab es zu "Sì" ein "No" von mir.

Ich erinnere mich noch gut, als der Duft lanciert und in diesem Zuge exzessiv beworben wurde.

Circa ein Jahr muss es damals her gewesen sein, dass uns Julia Roberts erstmals von einem Werbeplakat zu "La Vie est Belle L'Eau de Parfum | Lancôme" entgegenstrahlte. Eine gestandene Frau. Eine gestandene Persönlichkeit.

Nun sollte es als Gesicht der neuesten Kreation aus dem Hause Armani eine ähnlich große Leinwanddiva sein: Cate Blanchett!

Anders als Roberts, die in der Werbung zu LVEB eine Leichtigkeit ausstrahlende und lebensbejahende Person darstellte, verkörperte Blanchett eine eher taffe und etwas unnahbare Businesslady. Eine Grand Dame.

(Natürlich möchte ich mit diesem Vergleich keinesfalls den Eindruck erwecken, es gäbe nur Schwarz und Weiß bzw. eine Person könne immer nur eine der beiden Versionen in sich vereinen. Ich gebe lediglich wieder, wie die beiden Protagonistinnen seinerzeit auf mich gewirkt haben.)

Im Gegensatz zu LVEB hat es tatsächlich eine gewisse Zeit lang gedauert, bis ich mich an Sì "herangetraut" habe. Etwas in mir sagte sich, für diesen Duft bist du noch nicht alt genug. Dieser Duft würde dich tragen und nicht umgekehrt. War es die kühle Schönheit von Blanchett, die mich abschreckte? War es die Stärke, die sie ausstrahlte? Ich vermag es nicht gänzlich auszuschließen...

Zeitsprung in die Gegenwart:

Wie habe ich mich doch geirrt! Heute gehören Sì und einige seiner Flanker zu meinen absoluten Lieblingen. Dank diesem Duft habe ich die Schönheit der schwarzen Johannisbeere als Duftnote für mich entdeckt. Sie vereint in sich eine kühle Säuerlichkeit, ist aber gleichzeitig dennoch warm und süß. Womit wir wieder beim Thema wären - nichts ist nur Schwarz und Weiß!

Sì startet fruchtig, spritzig und macht einfach gute Laune. Die schwarze Johannisbeere hat etwas sirupartiges, wirkt edel und schwer. Im Laufe der Zeit gesellen sich noch ein paar Weißblüher zu dem Spektakel, bevor der Duft mit warmer Vanille und kühlem Patchouli langsam abklingt.

Sì ist für mich ein Duft der Gegensätze. Genau wie das Marketing von LVEB und Sì.

Letztlich stecken dahinter zwei gänzlich verschiedene Düfte und Persönlichkeiten, die man, egal in welchem Alter, genießen kann und sollte. Denn, wer möchte schon jeden Tag dieselbe/derselbe sein?

Ich war äußerst überrascht, als ich zufällig über die Existenz dieses neuen (und limitierten) Flankers gestolpert bin.
Vor gar nicht allzu langer Zeit kam nämlich mit "La Vie est Belle Soleil Cristal | Lancôme" erst die letzte Kreation aus der LVEB-Reihe auf den Markt.

Natürlich höre ich, tief im verborgenen, schon die Unken munkeln: "Tsss, alles nur Geldmacherei. Dieser Mainstreammist und dann auch noch sooo süüüß. PLÖRRE!!!"

Glücklicherweise dürfte sich die Mehrheit der Duftenthusiasten dennoch über diese Neuerscheinung freuen... Sonst wäre LVEB ja schließlich kein weltweiter Bestseller. #isso

So. Nun aber genug der Boshaftigkeiten und schnurstracks zum eigentlichen Grund dieses Textes. Der Duft:

Was für ein Auftakt. Ich rieche die Süße von "La Vie est Belle L'Eau de Parfum | Lancôme", gemorpht mit, haltet euch fest, der Pudrigkeit von "Dior Homme Intense (2011) | Dior"! Was für eine unerwartete und überraschend stimmige Kombi.

Die Iriskeule schwingt die ersten Minuten beachtlich und ich kann meine Nase nicht vom Handgelenk fernhalten. Die unterschwellige Süße verhindert, dass der Duft dabei allzu "staubig" und trocken daherkommt.

Im weiteren Verlauf tritt die Iris ein wenig in den Hintergrund und der Duft verändert sich in eine lieblich blumige, leicht fruchtige Richtung. Von weitem kann man aber schon die Vanille erahnen, die sich später in der Basis noch breiter machen wird.

An dieser Stelle ähnelt der Duft am ehesten dem Ur-LVEB. Allerdings nur bis zum großen Finale, dem Drydown. Hier erwartet uns nämlich ein himmlisch weiches Schmankerl, welches ich jetzt einfach mal "Vanillewattemoschus" taufe.

Der Duft ist nun nicht mehr so laut, wie noch zu Beginn. Vielmehr legt er sich wie ein samtiger Schleier auf die Haut und spendet Wärme und Behaglichkeit.

Ich bin zugegebenermaßen kein großer Fan der reinen Moschusnote. Wird diese aber, wie hier, mit sanften Untertönen von Vanille garniert, ist es um mich geschehen.

Die Haltbarkeit ist zwar im oberen Bereich angesiedelt, jedoch ist der Duft in Sachen Sillage wesentlich ruhiger als andere Brüder und Schwestern der LVEB-Reihe. Ab einem gewissen Zeitpunkt muss man mit der Nase schon etwas näher ran gehen, um das Dufterlebnis wahrzunehmen.

Der Flakon ist, wie üblich, bildschön. Diesmal hat er sein Perlweisslächeln aufgesetzt und erstrahlt in glitzerndem Perlmutt.

Ich freue mich sehr über dieses Schätzchen und bin gespannt, welche Reichweite dieser Release haben wird. Wie anfangs schon erwähnt, handelt es sich hier "nur" um eine Limited Edition. Schade eigentlich.

Die Marke 'Trussardi' ist bisher immer ein wenig an mir vorbei gegangen. Einzig "Inside | Trussardi" konnte mich duftmäßig ansprechen und überzeugen.

Dennoch ist es nun diese Neuerscheinung die es geschafft hat, mich mal wieder zu einer Rezension zu inspirieren...

Die Pandemie hält uns alle nach wie vor in Atem. Gefühlt ist nichts mehr, wie es einmal war. Umso inniger klammern wir uns an die Dinge, die uns gut tun und glücklich machen.

Da unsere Leidenschaft für Düfte durch Ladenschließungen und den Mangel an Testmöglichkeiten stark eingeschränkt ist, neige ich in letzter Zeit vermehrt zu Blindkäufen. Ich kann und möchte einfach nicht auf neue Dufterlebnisse verzichten.

Der hiesige Paketbote hat also Hochkonjunktur und so hatte mein persönlicher "gelber Engel" dieser Tage mal wieder ein ganz besonderes Schätzchen im Gepäck:

Das neue (Meister)Werk von Trussardi besticht nicht nur mit einem optisch super schönen und originellen Design. Auch der Duft selbst hebt sich gekonnt vom olfaktorischen Einheitsbrei ab.

Meiner Nase nach gibt es hier keinen klassisch erkennbaren Verlauf. Vielmehr ist der Duft direkt nach dem Aufsprühen einfach DA!

Cremige, pudrige und leicht ledrige Noten verbinden sich zu einer betörenden Wolke, die ihren Träger/ihre Trägerin gekonnt einlullt.

Hier sticht nichts, hier stört nichts. Alles sitzt, wackelt und hat Luft. (Ich merke gerade das es gar nicht so einfach ist, diesen Duft in Worte zu fassen - geschweige denn ihn mit einem anderen Parfum zu vergleichen.)

Man stelle sich eine reichhaltige und hochwertige Creme vor, die es schafft harmonisch zu wirken und gleichzeitig dennoch Ecken und Kanten aufweist.

Süßnasen werden hier genauso auf ihre Kosten kommen, wie Süßmuffel. Die bereits erwähnte Wolke wabert den ganzen Tag um einen herum - ohne dabei je erdrückend oder aufdringlich zu werden.
Man sollte hier zu jedem Anlass und jeder Jahreszeit gut beduftet sein.

Die zart erdigen und dennoch warmen Farbtöne des Flakons passen übrigens perfekt zum Duft! Hier hat das Marketingteam wirklich ganze Arbeit geleistet.

Ich kann nur jedem dringend ans Herz legen, sich diese Neuerscheinung mal genauer anzuschauen. Auch wage ich einfach mal die Prognose, dass der Duft viele Anhänger finden und allgemeine Begeisterung hervorrufen wird. Er ist nämlich endlich mal etwas anderes!

...oder wie die "coolen Kids" sagen würden: #nofilter

Ich finde es kommt ziemlich selten vor, dass man nahezu jede enthaltene Duftnote eines Parfums wahrnehmen bzw. herausriechen kann.

Am ehesten gelingt das noch in der Kopfnote. Im weiteren Verlauf vermischen sich die Ingredienzien jedoch in der Regel, sodass meist kein eindeutig fließender Übergang auszumachen ist.

Getoppt wird das ganze dann nur noch von schier abenteuerlich anmutenden Duftpyramiden, die wie eine Aneinanderreihung der erlesensten Rohstoffe klingen. Erwartungsvoll aufgesprüht stellt man jedoch oft ernüchtert fest: Joa, riecht vanillig.

Warum ich diese etwas allgemein gehaltene Einleitung gewählt habe? Nun, weil wir es bei "Olympēa Blossom" ganz eindeutig mit einem Duft zu tun haben, der nicht vorgibt etwas zu was er nicht ist.

Die oben angegebenen Noten bilden einen klaren roten Faden:

Kopf: Süßes Rosenloukhoum, untermalt von dezenter Würze, bildet den intensiven Auftakt.

Herz: Saftige Fruchtnoten, dunkel, mehr Johannisbeere als Birne, gesellen sich nach und nach hinzu und bieten der zuckrigen Rose einen gewissen Einhalt.

Basis: Ein zarter Cashmeranschleier legt sich zart auf die Haut, bestäubt mit etwas Vanillepuder und abschließend garniert mit einem einzelnen Patchouliblatt, welches hier und da etwas von seinem Aroma abgibt.

Nun könnte man vielleicht meinen der Duft sei langweilig, da absolut vorhersehbar. Doch weit gefehlt! Vielmehr finde ich es absolut erfrischend dass man hier genau das bekommt, was draufsteht. Ohne Schönung, ohne Schein. Ohne Filter.

Abschließend lässt sich noch anmerken, dass der Duft keinerlei Ähnlichkeit zu Olympēa, Olympēa Intense oder den Olympēa Aquas hat. Im Grunde handelt es sich hier um eine eigenständige Kreation, die man werbewirksam in einem beliebten und bekannten Flakon präsentiert.

Diese Tatsache ist aber letztlich die einzige Vortäuschung.

Vorfreude ist die schönste Freude, sagt man sich im Volksmund...

Ja, nee - is klar! Die letzten 3 Tage waren ein absoluter Albtraum! So 'lange' hat es nämlich gedauert, bis der neue Valentino seinen (postalischen) Weg zu mir gefunden hat. Von Vorfreude jedoch keine Spur... Vielmehr litt ich unter nackter Ungeduld! Voce Viva war eben eine DIESER besonderen Neuerscheinungen, die ich im Vorfeld kaum erwarten konnte.

So viel sei vorab gesagt: Ich bin mir relativ sicher, dass dieser Duft polarisieren wird... In jede Richtung.

Direkt nach dem Aufsprühen, macht sich zunächst eine süße Mischung aus fruchtiger Mandarine und etwas Vanille breit. Hier und da blitzt auch mal die O-Blüte hervor, während der Ingwer für meine Nase non-existent bleibt... Was ich jedoch sehr begrüße.

Der erste Eindruck: Super angenehm, harmonisch und... gefällig! (Hier schlagen jetzt wahrscheinlich schon die Ersten die Hände über dem Kopf zusammen.)

Im weiteren Verlauf wird der Duft durch die zunehmende Vanillenote wärmer und intensiver. Fruchtige Noten schwingen aber weiterhin mit und verleihen der Herznote eine fröhliche Spritzigkeit.

Bei mir macht sich langsam aber sicher eine gewisse Erleichterung breit. Vom oben aufgeführten Moos fehlt bisher jede Spur. Glück gehabt! Bin ich doch nicht unbedingt dafür bekannt, grüne bzw. allzu "naturige" Wald- und Wiesennoten in Düften zu bevorzugen. Selbst dann, wenn sie kristallin sein sollen.

Aber... Moment! Was ist das? Zur Basis hin nehme ich plötzlich eine neue, leicht salzig anmutende Note wahr. Das wird doch nicht...

Doch! Immer mehr macht sich eine minimal grüne Moosigkeit breit, die sich absolut perfekt in die bereits erwähnten spritzig-fruchtigen und vanillig-warmen Noten einfügt. Mit diesem Twist hatte ich nicht gerechnet und zu meiner Überraschung finde ich ihn großartig!

In Sachen H+S kann man übrigens absolut nicht meckern. Der Duft ist nicht erschlagend, schmiegt sich aber mittlerweile schon mindestens 7 Stunden an mich und ist jederzeit gut wahrzunehmen.

Mein Resümee: Ja, der Duft bedient eindeutig den Mainstream. Nein, es handelt sich um keine experimentelle, moosig-würzige Innovation. Den Duft selbst würde ich, neutral gesehen, auch eher in der weiblichen als in der Unisex-Ecke ansiedeln.

Ich kann mir gut vorstellen, dass einige enttäuscht sein werden. Eben jene, die anhand der Duftnoten und der Tatsache, dass ein Designerduft als Unisex angepriesen wird, eine kleine Revolution erwartet haben.
Fans von süßlichen Düften, die im Mainstreambereich mal wieder etwas neues, spannendes suchen, sollten hier aber definitiv auf ihre Kosten kommen! :-)