Chnokfir

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191 - 195 von 198
Chnokfir vor 11 Jahren 9 2
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Blumen für den Herren
Es gibt da so Momente im Leben eines Mannes, da weiss man(n) nicht so recht, was er denn jetzt tun soll. Einer dieser Momente ist, wenn er in breiter Öffentlichkeit einen Strauss Blumen überreicht bekommt, zum Geburtstag oder zu einem Firmenjubiläum beispielsweise. Man weiss nicht, wie einem geschieht und was man jetzt damit anfangen soll.

So ähnlich erging es mir anfangs mit diesen Duft. Dabei verstecken sich hinter seiner wahrgenommenen Blumigkeit überhaupt gar keine Blüten. Der erste ratlose Gedanke beim Testen war dann auch, ob es sich nicht doch versehentlich um den Damenduft handeln würde. Aber nein, denn neben den 'Blümchen' kommen auch sehr schnell zitrisch-frische und fruchtige Noten zum Vorschein und schieben das Bild eines Blumen-Bouquets erst eimal beiseite. Würzige Akzente, besonders Koriander, folgen dann auch bald nach und warten auf die dezenten Auftritte des herben Eichenmooses und der warmen Hölzer.

Das alles sehr ausgewogen und luftig-transparent - vielleicht meint man das ja mit 'Sky-Air-Akkord'. Es haftet einem eine leichte, aber über den gesamten Tag hinweg anhaltende Silage an, die kaum abnimmt und immer wieder in einzelnen Spitzen die unterschiedlichen Komponenten des Duftes dezent in Erinnerung ruft.

Das alles ist dann auch noch sehr schön verpackt, ein schlichter, silber-grauer Karton, aus dem man mit einem ebenso silber-grauen knubbelig-runden Deckel den Flakon entnehmen kann. Ein perfekt abgerundeter Klarglas-Flakon mit klarer Flüssigkeit liegt dann wunderschön wie ein Handschmeichler in der Hand. Der Aufdruck ist präsent, drängt sich aber nie auf. Eine so schlichte und ausgewogene Auswahl an Formen und Farben trifft man heute nur noch selten bei Flakons an.

"Pleasures for Men" ist definitiv kein Duft für den grossen Auftritt, dafür ein verlässlicher und dezenter Partner für eine langen Frühlings- oder Sommertag im Büro. Für den ich zwar keine Blumen, aber immer wieder Komplimente meiner Kolleginnen bekomme.
2 Antworten
Chnokfir vor 11 Jahren 14 2
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
The American Way of Cherry
Ich lebte als Kind zwei Jahre lang in den USA, es war ein sehr unbeschwerter, schöner und süsser Teil meiner Kindheit. An ca. 200 Tagen im Jahr war bestes Badewetter, wir tollten durch die Pools der Nachbarschaft, täglich kam der Eis-Wagen durchgefahren und regelmässig kauften wir unsere Süssigkeiten in der nahen Mall. Einer der Sinneseindrücke, der nicht durch spätere Erlebnisse in Deutschland wieder verwässert wurde war die amerikanische Kirsche: Grösser, roter, praller, saftiger, süsser, künstlicher. Ob nun im Hubba-Bubba, im Slush-Eis, in der Cherry-Coke oder vielen anderen Süssigkeiten, immer die gleiche Farbe, der gleiche Geruch, der gleiche Geschmack einer uniformen Kirsche. Irgendwas muss in diesem Aroma drin sein, was bislang EU-Wächtern arge Bedenken bereitet haben muss, denn bis zu Escadas "Cherry in the Air" habe ich diesen einzigartigen Geruch nicht mehr gerochen.

Im Gegensatz zu mir ist meine Freundin eine Person, die nur einen einzigen Duft besitzt! Ja, sowas gibt es auch! ... und entsprechend begeistert ist sie immer, wenn sie mal wieder etwas Neues für mich ausprobieren muss. Dieser Duft wird definitiv nicht der ihre und nur mit viel gutem Zureden konnte ich sie davon abhalten, sich sofort nach Auflegen von "Cherry in the Air" ausgiebigen rituellen Waschungen hinzugeben. Denn der Duft entwickelte an ihr eine durchaus ansehnliche Silage, die erst nach 4-6 Stunden etwas abebbte, aber doch den Tag über deutlich wahrnehmbar blieb.

Wie nicht anders zu erwarten ist da diese Kirsche, rot, mächtig, süss, synthetisch. Manche Nasen machen da bereits zu, aber wenn man den Rezeptoren ein wenig Luft zum Verschnaufen lässt, dann kommt da noch mehr Süsse und noch mehr Synthetik. Es soll wohl Marshmallow sein. Ich mag das Zeug weder frisch aus der Packung noch traditionell mit Röstaromen vom Lagerfeuer noch wenn es hier am Rummel als Mäusespeck angeboten wird. Aber es könnte wirklich Marshmallow sein, was man riecht, so oder so bleibt es synthetisch. Im Duft schiebt dann noch eine gewisse holzige Note nach, es soll wohl Sandelholz sein, aber leider hat hier meine Nase unter diesem Begriff andere Assoziationen abgespeichert. Ich erkenne es nicht wieder, zu zugekleistert ist zudem die Nase von den anderen süssen Noten.

Jetzt hatte ich mein Dufterlebnis, doch irgendwie passt dieses erzeugte Bild nicht mit der Verpackung bzw. der Werbung zusammen. Da radelt einerseits ein blondes Mädchen beschwingt durch ein Obstanbaugebiet im Frankreich und lässt ihr Haar in der warmen und aromatischen Luft flattern. Auf der anderen Seite sitzt da eine aufgetackelte Blondine in einem air-condishioned American Diner und zieht genüsslich an ihrem Cherry Vanilla Ice Cream Shake. Der Flakon passt 100% zu diesem letzteren Bild, der Farbverlauf, die rote Schleife im Haar, die kleinen Kirschen am Lucky Charm Bracelet. Beide Bilder haben durchaus was für sich, sie passen nur nicht zusammen.

Wenn man denn den American Way of Cherry mag und zwischen 16 und 26 Jahre alt ist, dann kann man mit "Cherry in the Air" seinen unverwechslebaren Duft für Frühling und Sommer 2013 finden. Für alle anderen gibt es andere tolle Düfte ...
2 Antworten
Chnokfir vor 11 Jahren 11 1
2.5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
1
Duft
Schall ohne Rauch
David Garrett ist mir vornehmlich für drei Dinge bekannt: Er ist ein begabter Violinist, der mit seinem schnellen Spiel einige Jahre lang sogar einen Weltrekord inne hielt. Er kokettiert mit seinen langen Haaren und wird in dieser Hinsicht wohl nur von dem Comedian Bülent Ceylan übertroffen. Außerdem sucht er auf sehr expressive Weise die Öffentlichkeit, bei denen er meint, jede wie auch immer geartete Aussage, beispielsweise in einer 90-Jahre-RTL-Chart-Show, mit einem kurzen Spiel auf seiner rein zufällig anwesenden Geige zu untermalen. Ein Hinweis auf seine aktuelle CD darf dabei nicht fehlen.

Den Genuss dieses Parfums verdanke ich dem Geschenk eines Bekannten, obwohl mir immer noch nicht vollkommen klar ist, welchen tieferen Sinn er mit dieser Gabe verfolgte.

Der Flakon kommt kantig und schlicht daher, wenn man einmal von dem protzigen und relativ billig gemachten Rock-Symphonies-Logo absieht. Die klare Flüssigkeit und die Pyramide lassen einen ebenso klaren Duft erwarten.

Die Nase umwehen dann auch erst einmal zitrisch-frische Noten mit ein wenig Frucht, doch schon schnell kommen leicht würzige Akzente nach, die sich jedoch ebenso schnell wieder in Wohlgefallen auflösen. Danach bleibt dann etwas holziges, undefinierbar Süßes kleben, doch auch das verabschiedet sich nach ein paar Stunden. Was ich genau gerochen habe, das kann ich einzig in der Duft-Pyramide nachlesen, die synthetischen Komponenten lassen ein Wiedererkennen zumindest bei mir nicht zu. Ein kurzes Déjà-vu hatte ich wenige Minuten mit dem Make-Up-Entferner meiner Freundin, doch ging auch das glücklicherweise schnell wieder vorüber.

Die Silage ist wie die Haltbarkeit nicht sonderlich ausgeprägt, so dass ich Rock-Symphonies bei allem Wohlwollen als Büro-Duft empfehlen möchte. Dann allerdings auch nur Teilzeitkräften im Büro, denn länger hält er auch bei leichter Tätigkeit nun mal einfach nicht.

Was soll ich sagen? Dieser Duft rockt nicht. Weder wie Metallica oder AC/DC, noch wie Brian Adams oder Reamonn. Und eine Symphonie an Duftakkorden ist es schon mal überhaupt nicht. Dafür ist er so schnell wie David Garretts Geigenspiel wieder verflogen. Aber zum Glück ist der Duft auch nicht so aufdringlich wie die Show-Auftritte des Stehgeigers.
1 Antwort
Chnokfir vor 11 Jahren 14 1
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Vatis explodierter Tabakbeutel
Nun, da steht sie, die Spicebomb! Eine silbern-schwarze Granate aus Glas und Metall mit einem neckischen Sicherungssplint. Liegt gut und griffig in der Hand, dennoch überkommt mich ein zwanzigjähriger Reflex, das gute Stück so schnell und weit wie möglich von mir zu schleudern und mich hinter den nächsten Verkaufstresen zu ducken. Als Reserve-Offizier hat man so gewisse Reflexe und auch Aversionen - die Handgranate gehörte immer zu den Waffen, die mir am meisten Respekt einflösste. Vielleicht möchte ich diesen Flakon deshalb nicht zwingend als Zierde meiner Sammlung willkommen heissen. Vielleicht auch, weil ich diesen Flakon ebenso als überkompensierte Männlichkeit ansehe wie die Hantel oder den Goldbarren der Konkurrenz. Wohl aber, weil ich eher auf klassisch-schlichte Flakons stehe.

Ein Spritzer aufs Handgelenk ist dann wirklich der Beweis, woher der Name kommt. Alle Geruchsstoffe zünden gleichzeitig zu einem imposanten, übermächtig-süssen und lauten Feuerwerk, bei dem ich zunächst so meine liebe Not habe, einzelne Noten zu lokalisieren. Die frischen Elemente einer Beramotte suche ich noch immer, statt dessen ist da eine zuckersüsse Grapefruit, die jeden zitrischen Begeschmck vermissen lässt. Schnell kommt da auch der Tabak und das Leder - eine Mischung, die ich aus vielen Jahren meiner Kindheit kenne, in denen mein Vater seinen Pfeifentabak von Borkum Riff und Danske Club in kleinen Wildlederbeuteln aufbewahrte. Diese Note bliebt dann auch, süss, schwer und mächtig liegen, umschmeichelt einen, wird dabei allerdings niemals aufdringlich oder gar agressiv. Nach einer Stunde etwa schiebt dann noch etwas würziges nach, eine leichte Schärfe der Chilli und des Pfeffers und ein Hauch Zimt, glücklicherweise ohne jemals an Weihnachtsbäckerei erinnern zu wollen.

Eine Bombe erzeugt eine Explosion, die sich rasend schnell und laut ausdehnt, seine Wirkung erzeugt, einige Zeit eine Rauchwolke stehen lässt und ein wenig nachhallt. So ist auch die Spicebomb. Nach dem ersten Sprühen ist man fast schon versucht, sich wieder unter die Dusche zu stellen, zu übermächtig könnte die Silage sein, so langeanhaltend der Duft. Hat man die erste Viertelstunde nach dem behutsamen Auftragen, am besten alleine in seiner Kemenate, verbracht, so schwillt das Dufterlebnis dann auf ein Maß ab, dass es einen erlaubt, sich auch unter hierauf unvorbereitete Mitmenschen zu mischen. Der Duft ist dann für die Umwelt noch deutlich, aber wieder erträglich und angenehm wahrzunehmen. Nach knappen vier Stunden bleibt eine leicht-würzige Süsse übrig, leider ohne erkennbare Akzente.

So fällt mein Fazit am Ende ein wenig verhalten aus:
Klassische Noten modern interpretiert, leider nach hinten raus ein wenig schwach auf der Brust, verspricht der Beginn doch eher ein langes Feuerwerk.
1 Antwort
Chnokfir vor 11 Jahren 8 2
10
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Red Light
Wie eine rote Ampel sticht dieser Flakon im Regal zwischen den anderen Hugo Boss Düften heraus. Der knallrote Flakon hält, was der ebenso knallrote Karton verspricht – die Farbe der Boss Corporate Identity. Der schwarze Drehverschluss am schwarzen Bändchen bildet einen schönen Kontrast. Das rot lackierte Glas fühlt sich gut an. Doch dann kommt für den Unbedarften ein kleiner Schock: Das Rot des Flakons scheint fleckig. Dreht man den Flakon dann in den Händen, um nach mehr solcher Schadstellen zu suchen, so werden es ganz schnell immer mehr. Man stellt den Flakon weg, sucht an den Fingern nach Abfärbungen ... Nein, da ist nichts! Dafür ist der Flakon auf einmal nicht mehr fleckig, sondern wieder ebenmässig rot. Der Trick: Der Flakon hat eine thermische Beschichtung, die bei Handwärme etwas heller wird. So was kennt man vielleicht von Kaffeebechern, die bei heissen Getränken Bilder und Schriftzüge offenbaren. In manchen Parfümerien wird der Clou mit den verfärbenden Flakons wohl nicht funktionieren, zu aufgeheizt sind die Räume und oft stehen die Flakons ja in beleuchteten Glasgestellen, die die Flakons schon annähernd auf Körpertemperatur bringen. Dass so was auf Dauer nicht gut für die Tester und die Ware sein kann, ja, das ist wieder ein ganz anderes Thema ...

Der Duft selber kommt gleich zu Beginn recht zitrisch-frisch daher, ich bin froh, dass nicht eine ganz so derbe Grapefruit verwandt wurde. Schnell schieben die Ananas und wohl auch der Rhabarber ihre Süsse nach. Von hinten kommen dann noch ein paar leicht würzige Noten. Wohl der Pfeffer oder was man als „metallische Noten“ bezeichnet. Doch für mich nicht greifbar oder benennbar. Schnell tritt dann auch wieder die Grapefruit ab und bietet der Nase Platz für ganz weiche Töne, wie Tonka und Zeder. Wüsste ich es nicht, ich hätte auch hier nichts eindeutig benennen können.

Das ganze ist an sich recht rund abgestimmt, gefällig, aber vielleicht auch ein wenig einfältig. Keine Beleidigung, aber auch kein Kompliment, kein Anreiz, keine Liebe. So sollen die Worte Mittelmass und Durchschnittlichkeit nicht abwertend gemeint sein. Vielmehr spricht es dafür, beispielsweise im Büro, im Besprechungsraum, im Theater und Kino nicht aus der Masse hervorzustechen und eine unpassende Duftnote zu verbreiten.

Ich kann den Duft weder mit der Farbe noch dem Namen in Verbindung bringen. Der Duft kommt weder laut noch eindringlich daher. Der Verlauf ist beginnt leicht, steigert sich nicht, hält sein Niveau. Das passt dann auch vortrefflich zur Silage, die ich nur als unaufdringlich und leicht bezeichnen kann. Wie zu erwarten war, ist auch die Haltbarkeit nicht übermässig, man kommt zwar irgendwie über den Tag, kann jedoch am Abend nicht mehr unbedingt erahnen, was man am Morgen verwandt hatte, wenn man sich fertig gemacht hatte – fürs Grossraumbüro. Ja, für mich wird dies ein neuer Büroduft.

Und dieser Leisetreter bekommt einen dermassen knalligen Namen und Flakon verpasst? Braucht er auch, denn ohne diese optische Signalwirkung würde man Hugo Red wohl kaum wahrnehmen.
2 Antworten
191 - 195 von 198