Conchi2019

Ich träume von einem Amarenakirschbecher, dem Verkäufer rutsch das Glas aus der Hand und mein Eis ist über und über mit diesen Kompott bedeckt. Er schein es gar nicht zu bemerken und drückt mir den triefenden Becher in die Hand. Mit der Frage beschäftigt, wie ich meine Eis essen soll nimmt dieser Traum eine morbide Wendung. Ich bekomme ein leicht mulmiges Gefühl, die Szenerie ändert sich. Wo bin ich hier und woher stammt dieser faulige Geruch – mich erinnert er an Zahnfäulnis. Das Grauen hält Einzug, mir wird angst und bang vor dem, was hinter der nächsten Biegungen auf mich lauert...

Auf einmal spüre ich einen zarten Luftzug, beim Augenöffnen weiß ich nicht, wo ich bin und was war das für mein merkwürdiger Traum. Ich nehme noch einen Hauch von Kirschen und Vanille wahr.

Byzance aus der "La Route de Soie"-Serie von Ormonde Jayne startet mit Johannisbeeren und einem Hauch von Milch. Bis dato konnte ich mir diese Milchnote nicht vorstellen, sie ist aber tatsächlich da. Später wird's etwas weicher, zarter Anklang von Holz und Iris, allerdings ziehen sich die Beeren durch den kompletten Duftverlauf.
Die Basisnoten sind, für mich, kaum wahrnehmbar.
Bei der Namenswahl Byzance habe ich, leider vorbelastet von Rochas Byzances 1987, eine andere Vorstellung, dafür kann dieser hier nichts.

Ich nutze diesen Kommentar um meinen Eindruck der Serie "La Route de Soie" kurz zusammenzufassen.
Es wurden vier Düfte unter dem Titel "Die Seidenstraße" zusammengefasst: Damask, Tanger, Byzance und Levant.
Wer bei diesen Namen an starke Orientale denkt, irrt. Für mich sind alle an warmen Frühlingstage anzusiedeln.
Alle vier sind, obwohl unterschiedlicher Inhaltsstoffe, miteinander verwandt und haben eine Ähnlichkeit. Sie sind weich, rund und harmonisch aufeinander abgestimmt worden. Und obwohl ich mich dafür begeistern kann, trifft es nicht ganz meinen Nerv. Ich habe den Eindruck, hier dürft ihr mich gerne korrigieren, dass die Basisnoten zu schwach sind. Es bleibt fruchtig-blumig, modern, als hätte man einen Weichzeichner darüber gelegt. Vor meinem geistigen Augen erscheinen mir junge Damen aus großbürgerlichem Haus mit Pferdeschwänzen, wunderschönem glatten Teint, rosa-weiß gestreiften Hemden, Skinny-Jeans und Tod's, ach und die Perlenohrringstecker darf man nicht vergessen.

Keine Angst vor der Vanille, sie ist trocken, schön, sehr subtil und wird wunderbar von sanftestem Oud ummantelt. Leider auf der Haut innerhalb von 2 Stunden bei mir verflogen, dafür auf meinem Schal wunderschön.

Das besondere an diesem Duft ist, man bringt ihn unterschwellig mit seinem Träger in Verbindung ohne sofort an Parfum zu denken, daher hat er für mich ein Signaturstellungsmerkmal (ich befürchte, dieses Wort gibt es nicht). Eine nicht ganz günstige zarte Zurückhaltung, die mich mit der Frage zurück lässt, ist weniger mehr?

An einem langweiligen Sonntagmittag stöbere ich in diesem tollen Forum und komme vom Hölzchen auf's Stöckchen und lande bei Amber Musc (for her - war einmal) jetzt for Everybody's Darling. Mir wird ein goldener, schlichter Flakon gezeigt, den ich auf Anhieb sehr ansprechend finde. Duftnoten: Amber, Moschus, Oud, Weihrauch - mag ich, mag ich, mag ich nicht so, mag ich nicht so, bei Amber/Moschus denke ich aber immer an Gaultier². Den mochte ich sehr.

Ich lese einen Kommentar, der in mir großes Begehren weckt. Gleich mal durch eine Suchmaschine gejagt und siehe da, den könnte ich für € 98,- haben. Bisher habe ich keine Blindkäufe gewagt, sollte ich jetzt damit anfangen? Der nächste Kommentar, von einer Frau, warnt mich eindringlich davor, da das Gebräu wohl eine sehr maskuline Seite haben soll. Dann lass ich das mal lieber. 2 Tage später finde ich im Souk eine Probe und diese wird dann auch umgehend bestellt. Und wieder einmal eine sehr nette Bekanntschaft gemacht, nur so am Rande.

Leider hat die Post ewig auf sich warten lassen, wie das immer ist, wenn man sehnsüchtig auf etwas wartet.

4 Tage später ist sie dann endlich da. Deckel ab und mir war klar, warum hier von einer maskulinen Seite die Rede war. Die Enttäuschung war auf eine Skala von 10 ca. 8. Dennoch auf einen Teststreifen aufgesprüht und erschnuppert. Es startet alles sehr moschuslastig, ist da auch Oud mit drin? Gott sei Dank habe ich den Flakon nicht bestellt.

Einen Tag später schnappe ich mir den Teststreifen noch einmal:
Oh Wunder, riecht der jetzt aber herrlich.
Somit ist klar, den muss ich noch einmal ausgiebig testen.
Runde zwei: Die Kopfnote bleibt für mich nach wie vor recht maskulin.
Runde drei: Samstagmorgen 8 Uhr/- 2,0 Grad, ich kratze meine Windschutzscheibe frei und da ist er. Es stöhnt und krächzt, als ob etwas uraltes endlich raus gelassen wird.
Ich denke an Aladins Wunderlampe. Der Dschinn raunt mir zu, endlich gibst Du mir die Luft, die ich zum Atmen brauche.
Er hüllt mich komplett einen. Warm, weich, samtig und rund und ich schwebe den ganzen Samstag in dieser wunderbaren Hülle.
Ja, ich bin verliebt!
Und er in mich, denn er bleibt und bleibt und bleibt….

Und die Moral von der Geschicht, den 98,- Flakon gibt es nicht…. mehr. Verständlicherweise!

Edit: Ich konnte die Wunderlampe nach beharrlichem Suchen doch ergattern und aus dem Flakon riecht er noch viel besser, als aus der Abfüllung. Der Flakon ist eine absolute Augenweide.

Ein Duft von Rammstein, der Kokain heißt, den muss ich testen. Rammstein polarisiert, der Name des Duftes noch mehr. Also beschloss ich, bei nächster Gelegenheit, schlag ich zu. So geschehen am letzten Mittwoch, da ich endlich wieder bei Rossmann zu tun hatte.

Meine Herangehesweise, ist immer die selbe. Erst rieche ich am Sprühkopf, dann einen Teststreifen und danach wird entschieden, ob's auf die Haut darf oder nicht. Man kennt ja die unangenehmen Erfahrung mit Düften, die sich nur schwer wieder abwaschen lassen.
Nun kommt der erste Schnief, nichts...
Der zweite Schnief (Teststreifen), fast nichts...
Der dritte Schnief, volle Ladung auf den Arm... ein Hauch von fast nichts...
Fast macht sich eine Panik breit - Anosmie, ich rieche nichts mehr.
Stopp, nimm eine andere Flasche, mach' eine Gegenprobe - puh, stinkt das Zeug, also doch keine Anosmie.

Rammstein lässt mich hier recht ratlos zurück, anscheinend kann ich diesen Duft einfach nicht richtig riechen. Ich nehme tatsächlich fast nichts wahr. Wie ein Hauch Bodylotion nach 8 Stunden auf der Haut.

Zuhause ankommen, wird der Ehemann zu rate gezogen.
Okay, Kopfnote Kokain/Heroin, was soll da stark riechen. Frei nach dem Motto:
Entschuldigung, kann es sein, dass sie ein Päckchen Kokain einstecken haben - eher ungünstig.
Alles andere, wie Benzin, Leder, Feuer ect.pp, gehört doch eher zu den schweren Geschützen.

Zu guter Letzt kommt mein Mann mit einer Flasche Whiskey aus dem Esszimmer, schmiert mir ein paar Tropfen auf den Oberarm und meint nur, so müsste Rammsteinchens Kokainchen riechen.