Daniel1323

Ich besitze den Duft mittlerweile seit 3 Jahren und erinnere mich noch daran wie ich damals zum ersten Mal daran gerochen habe. Für meine damals noch sehr unerfahrene Nase war der "Radical Brown | Armaf" einfach zum Dahinschmelzen:
Süße und weihnachtlich anmutende Würze gepaart mit gerade genug Zitrik um der Sache den gewissen Kick zu verleihen - ein Opening für die winterlichen Götter.

Auch heute noch hat sich meine Meinung dazu nicht geändert. Allerdings kommt mit der verstrichen Zeit auch Erfahrung und diese hat mich gelehrt, dass ein gutes Opening nur die halbe Miete ist (vermutlich sogar eher 20 %). Denn was der "Radical Brown | Armaf" danach abliefert ist für diese Preisklasse zwar mehr als nur passabel, allerdings keinesfalls auf demselben Niveau:
Die hochgelobte weihnachtlich-zitrische Würze weicht blumigen Noten und Tabak, die in dieser Kombination fast ein bisschen pudrig wirken. Eine kleine Stange Zimt kommt ab und zu zurück, ein wenig Amber gesellt sich dazu.

Das klingt vermutlich alles ganz interessant, aber es reicht insgesamt schlichtweg nicht, um an meine anfangs weit übertroffene Erwartungshaltung heranzukommen. Ich will den Duft wirklich lieben, aber ich kann es leider nicht; sei es nun durch die mangelnde oder auch falsch geleitete Tiefe.

Wer an einer etwas anderen low-budget Alternative für "Herod | Parfums de Marly" und "L'Homme Idéal (Eau de Parfum) | Guerlain" interessiert ist, der wird hier mit Sicherheit sehr glücklich. Ich denke vor allem für Einsteiger wie mich damals, ist der Duft wirklich etwas ganz Tolles. Jeder der schon etwas länger dabei ist, wird sich vermutlich ein bisschen unterfordert fühlen.

Ich bin bei einer Sammelbestellung im Souk zufällig zu einem sehr guten Preis auf einen ordentlich vollen Présence gestoßen. Die Duftpyramide riss mich nicht vom Hocker, denn die altbekannte Kombination von süßen, fruchtigen und würzigen Noten ist alles andere als spektakulär. Aber im Endeffekt war sie doch interessant genug um zuzuschlagen, was bestimmt auch den guten Rezensionen hier verschuldet war.

Beim ersten Mal aufsprühen war ich positiv überrascht, da Présence zu Beginn deutlich würziger anmutet als erwartet. Die fruchtig-frische Süße schleicht sich erst hinterher in die Mischung ein. Die Mischung von Apfel, Zimt und Ingwer erinnert mich hierbei etwas an Lakritze, aber auf eine gute Art. Parfumos die gerne Mal eine Shisha rauchen werden wissen was ich meine (klassischer Doppel-Apfel). Im Verlauf wird das Ganze angenehm durch ein paar holzige Noten ergänzt, welche allerdings so schnell wieder verschwinden, dass sie kaum der Rede wert sind. Womit wir auch zum großen Problem von Présence kommen:
Die Haltbarkeit ist leider fürchterlich schlecht. Ich weiß bei bestem Willen nicht wie der hier aktuell auf eine Wertung von 7,2 kommt. Gerade wenn man denkt es geht richtig los, was die Duftentwicklung angeht, verfliegt der Gute auch schon wieder. Die Sillage ist anfangs angenehm stark, aber lässt im doch sehr kurzen Verlauf massiv nach. Schade eigentlich, denn schlecht ist der Duft nicht. Da hilft dann leider nur regelmäßiges nachsprühen.

Insgesamt ist Présence in Ordnung, wenn man einen Duft will, der sich im Einheitsbrei fruchtig-frischer Parfums nicht allzu sehr abhebt, aber dennoch eine gewisse Einzigartigkeit mit sich bringt. Leider bricht ihm seine Performance meiner Meinung nach die Beine. Wer es jedoch finanziell verschmerzen kann regelmäßig zum Flakon greifen zu müssen wird hier sicher nicht unglücklich.

Vor einiger Zeit gab es bei mir mal wieder einen Armaf, um die paar Euro zum kostenlosen Versand zu überbrücken. Ich hatte eigentlich kaum Erwartungen, weil ich die 100 ml Flasch für schlappe 9 € bekommen hatte. Aber die durchaus passable Bewertung ließ mich doch neugierig werden.

Bevor ich zum Duft komme muss ich erstmal über diesen merkwürdigen Flakon sprechen. Ich will gerne die Drogen, die der Designer dieser Speerspitze hatte. Das Ding ist so grotesk, dass es durch seine Einzigartigkeit fast wieder cool wird... oder eben auch nicht. Ich bin ehrlich gesagt hin und her gerissen. Aber bei einem Duft für diesen Preis kann ich über die Verpackung hinwegsehen. Immerhin eignet der sich wirklich gut um Einbrecher abzuschrecken oder sich vielleicht am Rücken zu kratzen. Naja wie auch immer...

Ein guter Freund von mir trägt häufig den originalen Stronger With You und ich muss sagen, dass er anfangs wirklich verblüffend ähnlich ist! Das ging nicht nur mir so, auch meine Mitbewohner haben sich gefragt, ob ich mir den Armani nachgekauft hätte. Auf lange Sicht verwandelt Victory sich dann doch ein wenig zu einem Einheitsbrei und hat wenig mir der eleganten und süßen Würze seines Paten zu tun. Man merkt nun mal, dass man es hier mit einem Klon zu tun hat. Der hier geht meiner Meinung nach eher in Richtung gourmand und wird durch eine gehörige Portion Birne ergänzt, was aber keinesfalls schlimm ist; massig Komplimente hab ich trotzdem bekommen. Eine platonische Freundin meinte einmal zu mir der Duft würde sie ganz verrückt machen, auf die gute Art versteht sich.

Wer also ein paar Abstriche bei der Qualität machen kann und darüber hinwegsieht ein Hohlspitzmantelgeschoss in seinem Regal stehen zu haben findet hier für SEHR wenig Geld eine wirklich akzeptable Alternative.

Ich habe mir diesen Duft blind zugelegt, da er wirklich sehr erschwinglich zu erhalten ist und ich mit den Düften von Armaf bisher meistens nicht allzu schlechte Erfahrungen gemacht habe. An dieser Stelle muss ich anmerken, dass ich GIT als Paten dieses Duftes nicht kenne und Cool Water nach anfänglichen Startschwierigkeiten schätzen und lieben gelernt habe. Ich war also gespannt und optimistisch gestimmt was Tres Nuit betrifft.

Unser erster Kontakt war überraschend positiv: Etwas Frisches hier, etwas Grünes dort, gepaart mit einer ganzen Menge Iris, die ich so von Cool Water nicht kannte. Eine interessante Duftkomposition, die mir so erstmal wirklich gefiel. Nach einem ersten Praxistest musste ich jedoch feststellen, dass mich irgendetwas stört. Es hat vermutlich ein Dutzend weitere Versuche gebraucht bis es mir kam: Im Verlauf schleicht sich eine Süße ein, die den Duft zunächst unterschwellig bereichert, jedoch auf Dauer penetrant wirkt. Zudem verliert der Duft für mich durch die doch recht starke Iris-Note gewissermaßen die Duschgel-Frische, die ich bei Cool Water zu schätzen gelernt habe. Die Düfte haben gewisse Berührungspunkte, aber ich würde sie aufgrund dieser Erkenntnis nicht einmal als ähnlich bezeichnen. Ich würde gerne mal an GIT schnuppern, um zu wissen ob das ein Fehler seitens Armaf ist oder so gehört.

Unabhängig davon ist Tres Nuit nicht schlecht. Sehr schönes Opening, geschmeidige Übergänge, angemessene H/S und verdammt gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn da nur nicht diese verdammte Süße wäre...

Um mich vorneweg den anderen Kommentaren anzuschließen: Der Namenszusatz "Acqua" ist hier wirklich fehl am Platz. Aquatisch ist an diesem Flanker wirklich gar nichts. Was man hier hingegen bekommt ist ein durchaus gelungener Frischling, der gewissermaßen aus der Masse heraussticht. Was Artisan Acqua für mich nämlich besonders macht ist eine gewisse metallische Note die ihn im Verlauf immer mal wieder begleitet, auch wenn die Duftpyramide an keiner Stelle darauf schließen lassen würde. Diese Note ist nie penetrant genug, um die Sache unrund zu machen, aber doch immer präsent genug, um dem Duft einen ganz eigenen Charakter zu verleihen. Ansonsten darf man sich hier auf eine starke und vor allem maskuline Zitrik freuen, die im weiteren Verlauf durch ein paar blumig-grüne Noten verfeinert wird.
Die Haltbarkeit ist leider wirklich nicht die beste, vor allem wenn man bedenkt wie die Preise bei den Düften von John Varvatos seit Einstellung der Produktion hochgeschossen sind. Wer an dieser Stelle auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis Wert legt, ist hier leider falsch. Wer jedoch einen etwas anderen Frischling sucht, der auch noch mit einem verdammt schicken Flakon daherkommt, wird mit Artisan Acqua sicherlich glücklich.