DerJulian

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1 - 5 von 7
DerJulian vor 2 Jahren 4
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Eine erfreulich gelungene Frischzellenkur eines frischen Klassikers
Sicherlich stellt das originale Acqua Di Gio einen der wichtigsten Meilensteine moderner Männerparfüms dar, hat es sich doch den "klassischen" Männerdüften, die grün, animalisch, würzig oder anderweitig "rau" daherkamen (ich denke an YSL Kouros, Jacques Bogarts One Man Show, Irisch Moos oder Tabac Original), als Gegenpol in den Weg gestellt und dabei mit seiner frischen und aquatischen Art den modernen "Büroduft" mit etabliert, wenn es ihn nicht sogar für die Masse erfunden hat.

Kein Zweifel also, dass sich Armani den Erfolg, den ihnen dieses Original einbrachte, eindeutig verdient hat, obgleich es von der Haltbarkeit und der Sillage immer ein wenig ausbaufähig war.

Dass sie Acqua Di Gio im Laufe der nachfolgenden Jahre mit Flankern wie Profumo oder Essenza immer wieder neu dachten, liegt für mich nahe, weil die DNS dieses Duftes sich meiner Meinung nach für Variationsreichtum stark anbietet, und auch Zeitgeist-Spielereien wie das Invictus-"inspirierte" Absolu sind zumindest von der Idee her verständlich.

Keine große Überraschung also, dass Armani ADG - ihren Maßstab für jeden frischen Duft - auch als "blauen Duft" im Fahrwasser von Sauvage, BDC oder Coach for Men auf den Markt bringen wollten.

Für mich ist dieser Plan auch durchaus zufriedenstellend umgesetzt worden, denn in vielerlei Hinsicht hat diese Frischzellenkur dem Duft gut getan. Profondo verfügt über eine bessere Haltbarkeit und Sillage als das Original und besitzt für mich angenehm modernere Kopf- und Herznoten mit leicht zurückgefahrenen Zitrusnoten, ohne jedoch die Frische von Bergamotte, die das Original zum Erfolg machte, zu verlieren oder die DNS dieser Duftreihe zugunsten einer allzu starken Anbiederung an die Ambroxan-Konkurrenten über Bord zu werfen.

Für mich ist Profondo zu einem meiner meistverwendeten Alltagsdüfte geworden und ich kann ohne Zögern sagen, dass jedem, der das originale Acqua Di Gio mochte, auch Profondo gefallen wird.
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DerJulian vor 4 Jahren 1 1
6
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
"Das soll ein Büroduft sein???"
Das habe ich mich gefragt, als ich, durch einen gewissen Herrn Fragrance zum Kauf motiviert, diesen Duft aus dem Hause Montblanc zum ersten Mal gerochen habe.

Der Grund: In der Kopfnote versprüht er eine so penetrante und für mich stellenweise aggressive Kaugummisüße (wie diese Quader-förmigen Hubba Bubba - Kaugummis, die im Kiosk oft direkt neben dem Regal der Süßigkeiten für die "bunten Tüten" lagen), die er erst in der Herznote ablegt und mit geschmackvolleren blumigen Tönen ansatzweise "zur Ruhe kommt".

Dem ersten Schock folgt also eine "positive Ernüchterung" und die Mischung der anfangs beschriebenen süßen Komponenten mit Veilchen, Amber und zarter Vanille funktioniert erstaunlich gut, obgleich ich von einem Büroduft (diesen Status besitzt dieser Duft meiner Recherche vieler Fora und YouTube-Kanäle nach vorzugsweise) andere Vorstellungen habe (nicht zwangsläufig dezenter, aber definitiv trockener, weniger süß).

Calvin Klein ("Contradiction", "Be" oder direkt die meisten anderen Düfte aus demselben Haus), Lalique (Encre Noire Sport; White), Guerlain (Homme; L'homme ideal Cologne) oder Creed (Himalaya) haben mehrfach gezeigt, wie vielfältig Düfte für diesen Anwendungsbereich sein und sich eine gewisse Süße, Fruchtigkeit oder Frische parallel bewahren können.
Balance ist hier das Stichwort und da muss ich sagen, dass der "Individuel" für mich dafür ein wenig zu kantig daherkommt.

Für den Sommer durchaus zu empfehlen, aber durch seine Wildheit meiner Meinung nach nicht so vielseitig, wie zumindest ich ihn gerne haben würde. Durch den hervorragenden Preis aber durchaus einen Blick wert.
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DerJulian vor 4 Jahren 16 6
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Frisch gebügeltes und mit Perwoll gewaschenes C&A-Hemd für'n Zwanni
Das Preisleistungsverhältnis.

Eine Größe, an der meiner Meinung nach absolut kein Konsumgut vorbeikommt, ganz gleich ob es ein Grund- oder ein Luxusbedürfnis abdeckt. Natürlich kann man Abstufungen erkennen, besonders in der Kosmetik- oder eben Parfümsparte, die man als reinen Luxus bezeichnen kann. Den Kauf der meisten Supermarkt-Eigenmarken kann man spätestens seit deren kontinuierlich gutem Abschneiden bei der Stiftung Warentest und anderen Verbrauchervergleichen gegenüber den teuren Werbemarken mit dem PLV perfekt begründen.

Bei Parfüms fällt dies schon deutlich schwerer, ohne direkt den Kauf eines Parfüms an sich zu hinterfragen ("Warum nicht einfach ein Deo??"). Wie ein Textilkleidungsstück sind Parfüms Status, Ausdruck, Geschmack und daher im Wert (anders als ein Pfund Kartoffeln) vom Träger abhängig. Nur weil ein Parfüm doppelt so viel wie ein anderes kostet, muss es nicht für jeden auch doppelt so gut sein. Manchen reicht eine gewisse eigenständige Variation, um den Preisaufschlag zu rechtfertigen, anderen umso weniger.

Was das nun genau mit dem weißen Lalique zu tun hat? Weil ich ihn mehr als bei jedem anderen Parfüm bisher vor allem aufgrund des Preises gekauft habe. Ich habe mit dem Encre Noir Sport schon gute Erfahrungen gemacht und 125ml für unter 20€? Rein in den Einkaufswagen damit. Wenn er nur halb so gut ist wie ein L'Homme Ideal Cologne oder ein The Dreamer, hat er sich schon bezahlbar gemacht, dachte ich.

Sehr klar und sehr sauber beginnt er, das Zitronenblatt mit Hang zur Zitronenmelisse dominiert und bleibt auch. Über allem schwebt die Assoziation frischer Wäsche, ohne aufdringlich zu werden. Durch die leichten Noten von Pfeffer und Zedernholz wird auch verhindert, dass der Duft allzu süß wird und eine gewisse Balance besitzt.

Haltbarkeit, Sillage und der Duft sowie seine Entwicklung allgemein sind durchgängig sehr ordentlich. Und das zu einem hervorragenden Preis. Ich vergleiche dieses Resultat mit einem C&A-Hemd (mit dieser Assoziation bin ich, wie ich gerade gemerkt habe, wohl nicht der Erste hier). Reißt in Sachen Innovation und Eigenständigkeit keine Bäume aus, will es aber auch nicht, weil man weiß, das seine Stärken woanders liegen, nämlich in seiner Bewährtheit. Alles andere als Ramsch, sondern Qualität gehobenen Mittelstands, zu einem SSV-Preis. Eine sichere Wahl für den Tag, den Sommer, das Büro. Hell und frisch, eine klassische „sichere Sache“ für mich.

Dass sich die Marke Lalique einer großen Beliebtheit erfreut, ist für mich nicht verwundernd, wenn eine derartig ordentliche Qualität zu derartigen Preisen angeboten wird, weshalb ich für die Marke hier keine Lanze mehr brechen muss.
6 Antworten
DerJulian vor 4 Jahren 8 5
9
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Ein echter Gipfelstürmer
Wer an Creed denkt, denkt an Aventus. Wer an Nische denkt, denkt an Aventus.

Diese mittlerweile zu Binsenweisheiten gewordenen Ansichten sind allgegenwärtig und haben auch weiterhin Bestand, wenn man sich nur anschaut, wie groß der Anteil dieses Wässerchens am Gesamtprofit des gesamten Hauses ist. Und doch fällt es mir schwer zu ihm Zugang zu finden.
Der Kauf eines der bekanntesten Aventus-Klone, Armafs "Club de Nuit Intense Man", in der schweren und reichlich protzigen schwarzen Pflasterstein-Flasche, die der Meinung vieler nach ein Parfüm enthalten soll, das zu 90% Aventus entspricht, wollte den Funken auch nur bedingt bei mir herüberspringen lassen. Zweifellos wusste ich sofort, warum diese Duft-DNA so vielen Leuten gefällt und warum er immer noch so erfolgreich ist. Genauso zweifellos war jedoch die Tatsache, dass ich nicht der Typ dafür bin und es auch nicht werde. Diese Mischung aus ledrigem Rauch und spritziger Ananas, gepaart mit einer übersteuerten Sillage (Ich gehe davon aus, dass diese beim Original-Aventus weniger chemisch und damit weniger überlaufend ausgeprägt ist als bei CDNIM, aber die Richtung halte ich für dieselbe) trifft nicht meinen Geschmack.

Ach ja, darüber hinaus hasse ich Ananas. Nicht nur auf der Pizza. Da liegt wohl der Hund begraben...

Nun gut, dennoch gönne ich Aventus seinen Erfolg. Er hat ihn sich definitiv verdient und er hat wohl nicht nur mich zu einem Blick auf das Haus allgemein und auf die anderen Düfte Creeds verführt.

Hier möchte ich nun insbesondere Himalaya hervorheben. Einen Duft, der mir auf ganzer Linie gefällt und zwar nicht einmal wegen seiner augenscheinlichen Duftpyramide, deren Noten für ein 18 Jahre altes Parfüm verblüffend stark eher an einen "blauen" Duft der letzten fünf Jahre erinnern. Vielmehr strahlt dieser Duft mit seiner rauen und belebenden Frische gepaart mit vorsichtiger Fruchtsüße eine Maskulinität aus, die selbstbewusst, aber nicht prahlerisch wirkt und die sich weder für Macho ("Aventus"; "Bentley for Men Intense") noch Softie ("The Dreamer"; Joop-Düfte generell) entscheidet.

Eher erinnert die Frische an einen starken Wind, der einen mit seiner Sillage deutlich zubläst, aber nicht umwirft. Weder ein laues Lüftchen noch ein verheerender Orkan, sondern genau richtig. Ob man diesen nun an der Spitze des Mount Everest oder an einer Leuchtturm-Klippe mit starker Strömung und an ihr zerschellenden Wellen spürt ist gleichgültig, beides passt.

Kurzum: Ein kräftiger, aber nicht taktloser Duschgel-Duft der gehobenen Klasse, der sich vergleichsweise vielseitig gibt (insb. für Büro, Freizeit und Sport) und mein bisheriger Creed-Favorit.
5 Antworten
DerJulian vor 4 Jahren 9 1
4
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Der pure Exzess im Glas, auf der Haut und im Klub!
Was mir an Seiten wie Parfumo ungemein gefällt, ist ihre angenehm fruchtbare Streitkultur, hier besonders in Zusammenhang mit Düften, die polarisieren und die zwischen 4,5 und 6,5 Punkten stehen, nicht etwa weil sie jeder gleich mittelprächtig findet, nein, weil die einen sie abgrundtief hassen und die anderen sie lieben. Ganz besonders merkt man dies bei Designerdüften, die sich einer großen Beliebtheit erfahren (Invictus) bzw. erfahren haben (One Million bzw. Lady Million). Die letzten beiden Beispiele lassen erkennen, dass ganz besonders Paco Rabanne von dieser Situation betroffen ist.

Vor allem One Million, dessen überragender Erfolg sich durch die Parfümgemeinde zieht wie es einst Ed Hardy durch die Modebranche tat. Mit dem gleichen Ergebnis: Irgendwann war man ihn leid, irgendwann konnte man diese Kopfschmerzen verursachende und dekadent überzuckerte DNA nicht mehr riechen. Jedes Licht hat einmal ein Ende, und doch (oder gerade deswegen) hat One Million sowohl finanziell seinen Dienst für das Haus vollkommen erfüllt als auch das Interesse einer ganzen Generation Jugendlicher sowie junger Männer und Frauen an Düften geweckt.

Doppelter Erfolg also für Paco Rabanne, die auch weiterhin zu polarisieren gedenken, wie man an ihren letzten Veröffentlichungen unschwer erkennen kann. So wie One Million und Invictus also seit ihrem Bestehen uns Schnüffler in zwei Lager einteilt, so tut dies auch Pure XS, jener Duft, den ich als meinen ersten bezeichnen würde, den ich entgegen seiner ernüchternden Durchschnittsbewertung leidenschaftlich zu verteidigen gedenke, wie es genug Leute für die obigen beiden Düfte taten.

Gleich vorneweg: Ich halte den Namen dieses EdT für einen meiner absoluten Favoriten: Purer Exzess! Ich liebe das Wort "Exzess", weil es genauso klingt wie das, was es bedeutet. Und ebenso riecht dieser Duft so wie er heißt. Er ist laut, von Beginn an kräftig-süß und samtig und versprüht die Aura eines Klubs, der sich vor tanzenden, schwitzenden Menschen in Schickeria-Abendklamotten, aber auch in einfacher C&A-Kleidung kaum retten kann, in dem an der Bar sowohl Kir Royal als auch Whisky-Cola bestellt wird, in dem der DJ genauso gut Goa zum Raven wie Mallorca-Fetenkracher zum Mitgrölen auflegen könnte. Egal was, egal wie, Hauptsache laut, Hauptsache Abend, Hauptsache Klub.

Hauptsache Exzess!

Man merkt schon, dass ich die Anwendungsgebiete dieses Duftes für relativ begrenzt halte. Im Büro, an der Sonne oder beim Sport macht dieser zugegebenermaßen gewollt penetrante Zuckerschuss keinen Sinn. Man benötigt ein gewisses Selbstbewusstsein ihn zu tragen und sollte es mit dem Sprühen nicht übertreiben, da die Sillage reinhaut und er den ganzen Abend hält. Für mich ist Pure XS nicht mehr und nicht weniger als PRs Antwort auf Eros, einen ebenso lauten Klubduft für den Mann, der Spaß haben will und es sich auch gönnt über die Stränge zu schlagen. Nur ist Eros nicht zuletzt durch die Minze erkennbar frischer, Pure XS wärmer, klebriger.

Ich stehe zu Pure XS und das obwohl ich nie ein großer Freund von One Million war (fragt mich nicht warum, ich weiß es selber nicht). Ein starker und lauter, langanhaltender Duft für den Abend, der sich für seine Colakracher-Attitüde nicht schämt und sie einfach lebt (gab es was besseres in der bunten Tüte vom Kiosk als die Colakracher? Eben!).

Das einzige, was ich nicht an ihm mag, ist der Flakon, dessen Deckel man nicht komplett entfernen kann, sondern der wie bei einem Zippo-Feuerzeug an einer Seite befestigt ist. Das macht es schwierig, den Duft des relativ breiten Flakons an unterschiedlichen Stellen des Körpers aufzutragen. Dies hat man immerhin beim Flanker „Pure XS Night“ gestrichen, dort ist er komplett abnehmbar.
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