Duftsucht

Duftsucht

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16 - 20 von 137
Duftsucht vor 4 Jahren 28 11
10
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Manchmal habe ich einfach Sehnsucht…

…. Sehnsucht nach Harmonie, nach Schwelgen, nach süßen Träumen. Manchmal bin ich es müde, mich permanent für etwas einzusetzen oder bei etwas anderem dagegenzuhalten. Manchmal will ich Dinge ohne Ecken und Kanten, ohne Hintersinn, ohne Wenn und Aber.
Und so kommt es, dass J‘Adore L’Or bei mir eingezogen ist, obwohl es so gar nicht meinem sonstigen Duftgeschmack entspricht. Die goldene Liebe startet mit einem fruchtig-süßen Fanfarenstoß, ein wenig wie eine Kreuzung aus Orange und Quitte. Wenig zitrische Schale, viel frisch gepresster Saft vollreifer, saftiger Früchte. Die Süße ist die tiefe schwere Süße exotischer Blüten, bei denen man fast darauf wartet, dass die klebrigen Staubgefäße gleich Nektar zu Boden tropfen lassen. Nicht weniger beeindruckend geht es weiter: ein Trommelwirbel von Jasmin und Ylang, ungeniert, satt, warm und feucht. Die Rose, nicht minder präsent, hält mit üppiger Würze und zarter Frische dagegen. Und so fallen sie, die unzähligen Blütenblätter, hinein in ein pudriges Bett dunkler Vanille, die wolkenweich aufstäubt und alles umhüllt.
Und doch, bei all dieser Blütenfülle, Süße und geradezu schamloser Opulenz, die J’adore vor mir ausbreitet, bleibt der Duft stets auf der Seite von Eleganz und Erotik und driftet nicht ab in billiges Glitzern oder offen zur Schau Stellen.

Ein Duft, um sich fallen zu lassen, um über die Stränge zu schlagen, um das Denken auszuschalten und nur noch zu fühlen.
Einfach perfekt.
11 Antworten
Duftsucht vor 4 Jahren 27 12
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Die Beschwörung des Wüsten-Dschinns

Schon der Name „Taklamakan“ lässt in Kombination mit dem goldenen, luxuriösen Flakon in meiner Phantasie ein Duftbild entstehen. Warm wird er sein und trocken, den mineralischen Geruch von Sand und vielleicht von Rauch mit sich führen. Ist da ein Brunnen oder eine Oase in der Nähe? Nein, so klingt das Wort für mich nicht, sondern nach Weite, Leere, Erhabenheit. Möglicherweise ist es ein Duft der Nacht, wenn der Sternenhimmel über der reinen Wüstenluft in manchen Nächten so hell leuchtet, dass ich meinen eigenen Schatten betrachten kann? Oder wohnt in dem Flakon vielleicht doch der Dschinn, den ich in Parfums fürchte – nämlich Oud, das ich selbst noch in Spuren errieche und das (bisher, aber ich bezweifle, dass sich das noch ändern wird) mich regelmäßig die Flucht ergreifen lässt.

Ich bin sicher nicht die einzige, die sich allein aufgrund des Namens, des Flakons oder auch der Farbe eines Duftes ein bestimmtes Bild macht, wie der Inhalt wohl riechen wird. Und Taklamakan erfüllt meine Erwartungen, spielt mit ihnen, übertrifft sie und lässt gleichzeitig Sehnsucht nach mehr offen. Das muss man als Duft erst mal schaffen.
Beim Aufsprühen denke ich spontan: „Harz-Patchouli“ – also schon mal nicht verkehrt für meine Duftvorlieben. Gleichzeitig schwingt aber sofort ein Hauch von Frische und etwas Krautig-Aromatisches mit, das den ersten Eindruck öffnet und auf mehr hoffen lässt.

Zwei Düfte, die ich bisher kennengelernt habe, gehen für mich in eine ähnliche Richtung: Bois d’Arménie von Guerlain und Coromandel von Chanel. Und doch unterscheiden sich die drei fundamental. Bois d’Arménie ist viel holziger, weniger harzig-aromatisch und die Frische, die in Taklamakan verborgen liegt, fehlt mir hier völlig. Mit Coromandel teilt der Wüstenduft das Patchouli. Bei Coromandel ist es um einiges naturbelassener und präsenter, erdiger, mehr kühler Keller, während Patchouli in Taklamakan in einen weichen Mantel aus süßem Harz und Vanille gehüllt ist. Vielleicht ist Taklamkan daher auch für Leute, die keine ausgesprochenen Patchouli-Fetischisten sind, einen Versuch wert. Für alle, die Oud so fürchten wie ich, eine erfreuliche Botschaft. Ohwohl in Taklamakan durchaus etwa Schmutziges, Dunkles, leicht Verstörendes verborgen ist, das fast ins Animalische geht, ist es so unterschwellig, das es sogar für mich Animalik-und Oud-Memme nicht zu viel, sondern schlicht wunderbar ist!

Die Art, wie Patchouli in Taklamakan fein verwoben ist, bringt mich gleich zum nächsten Punkt: Die Süße. Auch hier überrascht der Duft. Er ist gleichzeitig süß und trocken – oder vielleicht ja doch unsüß-vanillig und süßlich-aromatisch-harzig? Je nachdem, worauf sich meine Wahrnehmung konzentriert, treten unterschiedliche Schichten des Duftes in den Vordergrund, wie ein Wüstenwind, der aus allen Himmelrichtungen Gerüche von weither herbeiträgt. Mal ist es das mineralische Klirren von heißem Sand, der einen charakteristischen Geruch hat, den man fast mehr schmeckt als riecht, zum Schweben gebracht durch ätherischen durchscheinenden Rauch. Das Harz verkrüppelter kleiner Büsche, die in der sengenden Sonne würzige Aromen freisetzen, mischt sich darunter und fast scheint es mir, als wären auch mitunter Blumen der weit entfernten Oase zu erahnen.

Nun sollte man meinen, dass, nach dieser, wie ich gerne zugebe, vor Begeisterung etwas überschwelligen Lobeshymne Taklamakan sofort zu meinem neuen Liebling aufgestiegen sei, der mich von nun an oft begleitet, mein träumerischer Wüstenwind. Und doch ist dem nicht so. Es ist (wieder einmal) für mich ein Duft, den ich bewundere, nach dem ich aber nicht als Person den ganzen Tag lang riechen will. Dann ist er mir zu viel, zu präsent und auch zu lange in einer Phase verharrend.
Aber am Wochenende, auf das Handgelenkt gesprüht, um bei einem Spaziergang, beim Einkaufen oder beim Lesen ab und an einen tiefen Atemzug zu tun, um von der gleißenden Sonne zu träumen, von fernen Ländern, von unerfüllten Sehnsüchten und von den Möglichkeiten, die hoffentlich noch vor mir liegen: Ja, da ist er genau der Duft, nach dem mein Herz sich sehnt!
12 Antworten
Duftsucht vor 4 Jahren 7 9
Karamellisierte Curry-Zwiebeln…

Direkt nach dem Aufsprühen rieche ich bei „Warszawa“ eindeutig Essbares – aber nicht etwa Süßes, sondern Herzhaftes. Nun bin ich ein Mensch, der gerne kocht und meine Assoziation war sofort das Rezept meiner Süßkartoffelsuppe: Da werden zu Beginn Zwiebelchen in Butter angedünstet – mit einer ordentlichen Portion Curry dazu. Es ist mir ein völliges Rätsel, was in dem Parfüm für mich so riechen könnte: Es ist würzig, aber nicht richtig scharf – und tatsächlich buttrig. Unter dieser Würze liegt dann deutlich Blumiges - aber mit einer stechend-süßen, irgendwie überreifen Komponente. Ein Blumenstrauß mit heftig duftenden Blumen, die aber die beste Zeit schon hinter sich haben – und bei dem man bei jedem Betreten des Zimmers überlegt, ob man ihn nicht schon entsorgen sollte.
Für mich übertönt aber diese eigenartige Würze, die mich so stört, jede weitere Entwicklung des Duftes. Im Laufe der Zeit wird sie zwar schwächer, bleibt aber vernehmbar und löst in mir beinahe Widerwillen aus. Es ist tatsächlich eine Duftkomponente, der ich bisher noch nie begegnet bin –und das macht ja auch wieder neugierig. Irgendwie habe ich den Ginster in Verdacht – und werde mich daher umgehend auf die Suche nach Vergleichsmustern in anderen Düften machen. Schließlich will ein so ungewöhnliches neues Phänomen ordentlich erforscht werden!
9 Antworten
Duftsucht vor 5 Jahren 10 4
8
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Das Urteil wird verkündet...
„Angeklagte, was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?“ „Na ja, Herr Richter, vielleicht war es ja einfach Unzurechnungsfähigkeit, oder wie das heißt….. denn eigentlich hatte ich ja auch nie vor, dem Flakönchen ein Zuhause zu bieten.. eigentlich sind ja diese Xerjoffs auch nicht so wirklich meins, wenn Sie verstehen, was ich meine… Nicht? Na ja, die sind ja schon.. relativ üppig, wie man so zu sagen pflegt… Nein, nein, ich spreche nicht von Ihnen, jeder weiß doch, dass Schwarz aufträgt ….. und diese Perspektive so von unten nach oben…. direkt aufs, ähh unters Kinn…… *zusammenzuck*… ja, aber deshalb müssen Sie doch nicht gleich den Hammer schwingen, ist ja unheimlich… ich komme schon zur Sache. Wissen Sie, Herr Richter, ich denke, der wahre Schuldige ist der Lavendel… ja, ja, man glaubt ja immer, das ist ein ganz unschuldiges Blümchen… beruhigend soll es auch sein. Das könnte ich Ihnen auch einmal empfehlen… *zusammenzuck*… na, jetzt schonen Sie doch mal den armen Hammer… jawohl, der Lavendel. Wenn das in einem Duft drinnen ist, dann verliere ich auch manchmal die Beherrschung… *schuldbewusst-Kopf-hängen-lassen*… und dann habe ich ihn im Souk gesehen.. ganz einsam und traurig sah er aus, da müssen Sie doch verstehen, dass ich nicht anders konnte, als…. ja, stimmt, ich hatte das letzte Mal versprochen, nie wieder blind zu kaufen… es wird nicht wieder vorkommen. Und ich muss schon sagen, der Duft, der ist wirklich etwas ganz Besonderes.. ursprünglich dachte ich ja, er sei so wie Coromandel von Chanel, aber ein wenig lavendelisiert….. und da habe ich Esquel dann eigentlich nur in der Nacht verwendet…. Sie wissen ja, Lavendel beruhigt…*zusammenzuck*…. jawohl, Herr Richter, es ist mir bewusst, dass das fast ein weiterer Anklagepunkt geworden wäre, dass ich den Duft nur in der Nacht aus seinem Flakon ließ… ja, ganz sicher, keine artgerechte Haltung für kostbare Düfte… ich habe ja dann auch meinen Irrweg erkannt und das Parfüm ausführlich am Tage beschnuppert…. und dann erkannte ich, dass der Lavendel zwar wunderschön ist, aber noch viel mehr dahinter steckte… so etwas Würziges, vielleicht ist das ja die geheimnisvolle Myrte….*zusammenzuck*.. nein, nein, Herr Richter, Sie schauen natürlich nicht mürrisch… Myrte….ich weiß ja auch nicht, wie Myrte wirklich riecht… es ist aber hier so ein würzig-blumiger Duft mit einer ganz zarten bitteren Note, die aber nicht unangenehm ist, sondern nur spannend…. vielleicht ist es ja auch das Opoponax, da… *zusammenzuck*… …. nie würde ich mir erlauben, Oh Popo! zu Ihnen zu sagen, Herr Richter…. selbstverständlich auch nicht Opa-Popo… Opoponax, das ist offenbar so ein Harz .... auf jeden Fall riecht es nach Harz und nach Würze und auch irgendwie frisch und gar nicht dumpf…. Es wird auch nicht zu süß, sondern nur ein wenig vanillig und ganz, ganz schön kuschlig und auch so, dass einem ganz warm ums Herz wird…. und dann kann ich echt wieder verstehen, dass ich den zu Beginn als Gute-Nacht-Duft verwendet habe… *zusammenzuck*… ja, sicher doch, ich hab’s ja feierlich versprochen, das dem Duft nicht mehr anzutun, sondern ihm auch Sonnenlicht und Gesellschaft zu gönnen…. Von sträflicher Missachtung kann also keine Rede mehr sein. Ich bitte um ein mildes Urteil!

*zusammenzuck*…. Ja, Herr Richter, das scheint mir äußerst angemessen….. Vier Tage hintereinander Esquel von Morgen bis Abend zu tragen, das Urteil nehme ich sehr gerne an!
4 Antworten
Duftsucht vor 5 Jahren 13 5
8
Flakon
6
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Zeit – und grenzenloser Genuss

Meine Damen, ich bin erstaunt: Null Statements von euch, null Kommentare, niemand von euch besitzt diesen wunderschönen Duft - keine einzige hat ihn auf ihrer Wunschliste. Puuh, jetzt bin ich aber erleichtert, es gibt zumindest einige, die ihn neugierig auf die Merkliste gesetzt haben!

Ich lege allen Lavendelliebhaberinnen sehr ans Herz, dem Duft eine Chance zu geben!

Da „Lavande“ von Monastère Notre-Dame Ganagobie geleert ist, mein „Gris clair“ von Serge Lutens nur noch unter Röcheln magere Tröpfchen von sich gibt und auch „Island Lavender“ von Caldey sich dem Ende zuneigt, hat meine Suche nach einem neuen Lavendelduft auf einmal Auftrieb bekommen. Ich verwende Lavendeldüfte vorwiegend als Einschlafduft, aber das „Pour un Homme de Caron l’eau“ habe ich im vergangenen Sommer oft und gerne getragen. Den original „Pour un Homme de Caron“ habe ich schon lange auf meiner „unbedingt mal testen“-Liste, das einzige, was mich ein wenig abschreckte, war die prominente Erwähnung von Vanille. Vanille und Lavendel, da taucht vor meiner inneren Nase immer gleich „Mon Guerlain“ auf, das für mich einfach zu süß ist – und generell ist Vanille bei mir ein heikles Thema.

Das Caron l’eau fand ich wunderschön – es hätte für meinen Geschmack aber noch etwas lavendeliger sein können. Die Beschreibungen hier beim „Pour Un Homme de Caron Millésime 2014“ klangen so perfekt, dass ich eines Tages die Chance nutzte und im Souk einfach zuschlug. Tatsächlich erfüllt dieser Duft alles, was ich von einem Lavendelduft erträume. Ganze Arme voll getrockneter Lavendel – und das über Stunden.

Die meisten Lavendeldüfte, die ich kenne, sind eher schnell verflogen – oder der Lavendel nimmt nur einen kurzen Platz im Auftakt ein, um rasch von anderen Noten dominiert oder abgelöst zu werden. Das ist bei Millésime anders. Der Start ist krautig, fast harsch. Ein wenig wie eine Überdosis von Herbes de Provence. Doch schon einige Minuten später ist es ein schwebender Lavendelduft, der zart gestützt wird durch einen dunklen Amberton. Vanille rieche ich tatsächlich nur minimal – und sie ist zum Glück nicht süß, klebrig oder zuckrig. Der Duft hat eine erstaunliche Haltbarkeit – sogar, wenn ich ihn nur auf die Haut sprühe. Auf dem Kopfkissen oder auf Kleidung ist er selbst am nächsten Morgen noch zu riechen – als zarter Sauberduft mit immer noch deutlicher Lavendelnote.

Obwohl ich selbst den Duft derzeit vorwiegend am Abend trage, ist er auch ein wunderbarer Begleiter für den Tag – und das ganz sicher auch für Damen! Also nix wie ran an diesen perfekten Lavendel, Ladies!
5 Antworten
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